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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.02.2006
 

Vitamine, Sinalco
Wie trennen?

Auch bei neoklassischen Wortbildungen sollte die morphologische Trennung bevorzugt werden.
Allerdings stellt sich bei den doch sehr unklassischen Bildeweisen von Produktnamen und auch mehr oder weniger barbarischen Fachausdrücken die Frage, wie weit man es damit treiben soll. In meiner "Normalen deutschen Rechtschreibung" ist noch ganz brav "Glut-amat" usw. getrennt, aber nicht ohne Bedenken. Im 19. Jahrhundert, als Bildung fast dasselbe war wie humanistische Bildung, achteten auch die Naturwissenschaftler und besonders die Mediziner (Virchow z. B.) darauf, daß auch die Neubildungen den klassischen Regeln folgten. Wir haben heute ein anderes, nicht zuletzt durch den angloamerikanischen Filter gefördertes Verhältnis zu den alten Sprachen, und die Bausteine aus ihnen werden mit einer gewissen Unbekümmertheit verwendet. Unklassische Wortbildung befreit gewissermaßen von klassischer Silbentrennung.



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Kommentare zu »Vitamine, Sinalco«
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.02.2006 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=423#2709

Bei Uhu stellt sich die Frage zum Glück nicht mehr.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.02.2006 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=423#2713

Vitamine und Sinalco sind nicht direkt vergleichbar: Bei Vitamin ist sehr zu beklagen, daß die bisherige wortbestandteil und wissenschaftlich richtige Trennung Vit-amin gar nicht mehr erlaubt und jetzt nur noch Vita-min erlaubt sein soll. Aber Sinalco ist ein Warenzeichen, und bei Namen gelten wohl andere Regeln, es wurde schon immer Si-nalco getrennt, obwohl es sin(e) alco(hol) = ohne Alkohol bedeutet. Vielleicht wollten die Namenserfinder nicht, daß es an englisch sin = Sünde erinnert (the sin alcohol).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2006 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=423#2714

Abgesehen davon, daß der Duden natürlich gar nichts mehr zu "erlauben" hat, führt die letzte Auflage auch die klassische Trennung noch ausdrücklich an, und die Ausgabe von 1996 verweist immerhin auf R 132, wo dasselbe steht. Ich hatte nur auf die unklassische Form neoklassischer Wortbildungen hingewiesen, und gerade in dieser Hinsicht unterscheiden sich die modernen Fachwörter nicht grundsätzlich von den Markennamen.
 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 18.02.2006 um 22.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=423#2718

| Unklassische Wortbildung befreit gewissermaßen von klassischer Silbentrennung.

Bei manchen Neubildungen wäre eine klassische Trennung nach Wortbestandteilen ziemlich schwer. Mir fällt hier das "Fax" ein (ehemals ein "fac simile" = mach ähnlich). Das Wort ist produktiv, es gibt dazu das Verbum "faxen".

Manches ehemals griechische oder lateinische Wort wird im "Amerikanischen" verballhornt. Aus dem Schraubenflügler "Heliko-pter" ist im Amerikanischen "Copter" geworden, und auch dieses Stummelwort ist produktiv. Soll man wirklich "Medico-pter" trennen?

Mich beißen Trennungen wie "Res-taurant" und "Ins-tanz" ganz gewaltig. Ich bin der Auffassung, daß derart leicht durchgliederbare Wörter nach ihren Bestandteilen getrennt werden sollten, und zwar ausschließlich so.

Bei manchen Fachwörtern schwanke ich: Ist eine Trennung "Pädi-atrie" schon tolerabel? Wie sieht es mit "Dema-goge" aus?Das Wort "Par-odontologie" trenne ich nur so und spreche es auch so. Wie aber sieht es mit der "Endodontologie" aus? Ich habe noch niemanden gefunden, der dieses Wort analog "End-odontologie" spricht oder trennt.

Ich finde, man sollte einem Laien keinen Strick aus solchen Feinheiten drehen, wenn schon der Fachmann sich nicht sicher ist.
 
 

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