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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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03.06.2017
 

Ikonismus
Zum Gestaltungsprinzip der "Abbildung"

Hermann Paul und Wilhelm Havers – um nur diese beiden zu nennen – haben besonders hervorgehoben, daß gewissermaßen "unterhalb" der grammatisch-logischen Disziplinierung der Sprache (vor allem der schriftlichen) die alten psychologischen "Triebkräfte" fortwirken.

Das hat die Semiotik neuerdings wieder stärker beachtet. Roland Posner hat viel dazu geschrieben und herausgegeben, z. B.
Bouissac, Paul/Herzfeld, Michael/Posner, Roland (Hg.) (1986): Iconicity. Essays on the Nature of Culture. Fs. f. Thomas A. Sebeok on his 65th birthday. Tübingen.

Zusammenfassend auch Claus Pusch:
www.romanistik.uni-freiburg.de/pusch/Download/publikationen/2001_Ikonizitaet.pdf

Hier gab es auch schon verstreute Bemerkungen: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1509#27050

"Die Sprache malt nicht." (Bühler)

Oft aber doch. Das Abbilden, Vorführen, Zeigen ist vor- und unbegrifflich, es umgeht die Abstraktionsleistung, die jeder Benennung zugrunde liegt. Dabei ist es gleichwohl spezifisch menschlich. Tiere zeigen nicht, malen nicht (pace Desmond Morris), führen nichts pantomimisch vor. (Darum sprechen sie nicht.)

Ich komme noch einmal auf das halb totgerittene Beispiel zurück:
Sie heirateten und bekamen ein Kind. / Sie bekamen ein Kind und heirateten.
Logisch sind die beiden Sätze gleichwertig, weil sich der Wahrheitswert aus dem der Teilsätze errechnen läßt. Die Reihenfolge der Konjunkte ist gleichgültig. In der Allgemeinsprache wird sie ikonisch interpretiert, als Reihenfolge der Ereignisse.

Am meisten erörtert ist neben der Reihenfolge die Tatsache, daß Pluralformen länger als Singularformen oder wenigstens nicht kürzer sind.

Der Ikonismus kann recht subtil sein:

Schwesig aß Würste in Neubrandenburg, diskutierte über Frauenrechte in Heringsdorf, traf alle Direktkandidaten. (spiegel.de 30.5.17)

Die Zusammenhanglosigkeit deutet ikonisch an, daß sie alles mögliche tat. Die Tatsache, daß die Politikerin in Neubrandenburg Würste aß, wäre keine Mitteilung wert, weil fast alle Menschen in Neubrandenburg gelegentlich Würste essen.



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Kommentare zu »Ikonismus«
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Kommentar von R. M., verfaßt am 04.06.2017 um 01.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35261

Daß »Pluralformen länger als Singularformen oder wenigstens nicht kürzer sind«, wird in der Regel wohl stimmen, aber Gegenbeispiele lassen sich leicht finden, z. B. occhio/occhi.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2017 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35262

Danke für den Hinweis! Es gibt auch noch die bekannte Subtraktion von Phonemen, wenn schon nicht von Silben im luxemburgischen Plural (frend – frenn).

Überhaupt ist die vielgenannte Pluralbildung nicht unbedingt das beste Beispiel, weil Pluralformen gegebenenfalls abgeleitet und damit "markiert" sind. Die größere "Fülle" ist ein Nebeneffekt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.06.2017 um 20.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35268

Wenn Beispiele aus anderen Sprachen angeführt werden dürfen, dann auch, daß in einigen slawischen Sprachen der Genitiv Plural vieler femininer und neutraler Substantive der reine endungslose Wortstamm ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.06.2017 um 21.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35269

gebräuchliche Synonyme für schnell und langsam:

1-silbig: schnell, flink, flott, fix, flugs, rasch, forsch
2-silbig: hurtig, hastig, geschwind, rasant, stürmisch; eilig, zügig, rasend, schleunig(st)
3-silbig: behende

1-silbig: lahm, faul
2-silbig: langsam; säumig, tranig, gemach, ruhig, schläfrig, träge
3-silbig: allmählich, pomalo (-i), saumselig, gemächlich, zögerlich, behutsam, behäbig; langwierig; bedächtig

Anzahl nach steigender Wortlänge (Silben):
schnell: 7 -> 9 -> 1 (13 kurz-, 4 langvokalisch)
langsam: 2 -> 7 -> 9 (2 kurz-, 15 langvokalisch, 1 gemischt)

Die Liste ist sicher nicht vollständig, ich habe auch Zusammensetzungen mit schon enthaltenen Wörtern vermieden, aber sie zeigt statistisch eine deutliche Ikonizität, sowohl hinsichtlich der Wortlänge als auch der Vokallänge.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.06.2017 um 10.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35280

Hell hat einen hellen Vokal, dunkel einen dunklen.
Ist das reiner Zufall?
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 06.06.2017 um 15.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35281

finster, sinister. Hat das englische dark einen hellen oder einen dunklen Vokal? Lateinisch lux (luzide!) hat einen dunklen Vokal, tenebrae nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2017 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35282

Mit der Lautsymbolik befaßt sich neuerdings besonders Hilke Elsen, hat auch kürzlich ein Buch dazu berausgebracht. Vgl. kurz hier mit Bibliographie:

https://lipp.ub.lmu.de/index.php/lipp/article/download/4848/2728

S. a. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#33812

Es gibt eine wahrscheinlich universale, jedenfalls reale Tendenz zur Lautmalerie und -symbolik, daneben auch viel Einbildung besonders unter Muttersprachlern, die ja gern glauben, jedes Ding heißt ganz angemessen so.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 06.06.2017 um 19.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35283

Die konkrete Lautgestalt der Wörter dürfte ganz überwiegend durch (rein phonetische) lautgesetzliche Entwicklungen und innergrammatische Eigenheiten bestimmt sein, mit nur marginalem Einfluß der Semantik.
Im Englischen die "Große Vokalverschiebung": must, do, knew. Ein Wort wie moor kann je nach Dialekt mit [o:] oder [u:] gesprochen werden, vgl. auch deutsch Moor, niederländisch moeras (letzteres wieder mit [u:]).
Unser Ablautsystem führt dazu, daß in einem Lexembereich die verschiedensten Vokale vorkommen können: dreschen, drisch, drosch, Drusch oder noch dazu mit grammatischem Wechsel ziehen, zog, Zug oder gar schneiden, schneidig, Schneid, Schneide ~ schnitt, schnittig, Schnitt, Schnitte.
Sprachen mit Vokalharmonie haben wieder ihre eigenen Systemzwänge. In den keltischen Sprachen führen die Anlautmutationen dazu, daß "harte" und "weiche" Laute miteinander wechseln: Zu capall (= Pferd, eine merkwürdige Übernahme aus dem Lateinischen) gehört die Behörde bord na ngCapall (das c ist stumm und wird nur orthographisch mitgeführt).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.06.2017 um 21.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35284

Wenig Einfluß der Semantik, na ja, schade eigentlich, ich hatte mich schon gefreut, ein paar vermeintliche Beispiele für Ikonismus gefunden zu haben. Dabei ist mir natürlich klar, daß einzelne Wörter nicht viel besagen, aber was meinen Sie, lieber Herr Strowitzki, zur Synonymsammlung von schnell und langsam, ist da nicht ein deutlicher Trend zu erkennen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2017 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35288

Vor längerer Zeit habe ich in einem Aufsatz über Pseudowissenschaft mal etwas ziemlich Verrücktes von Rudolf Kassner zitiert, der einst als bedeutender Schriftsteller galt:

Auch die Sprache wird von Kassner physiognomisch gedeutet, und zwar lautsymbolisch. Er drückt dabei in naiver Weise aus, was der gewöhnliche Sprachteilhaber aufgrund langer Vertrautheit mit den Wörtern empfindet. Demnach können zwei, deux usw. gar nicht anders lauten, bei vier oder tessara "schmecke" man das "Quadratische" auf Zunge und Lippen usw.

"Man möchte ausrufen: kann das Ei anders lauten als Ei oder das Auge anders als Auge oder Ohr anders als Ohr? Oder nehmen wir Mund oder Nase oder Lippe. Oder terra und cielo. Wie ist cielo nicht blau und wölbt sich oder wie ist darin nicht Wölbung enthalten!
Wie ist die Form des Apfels oder die der Birne oder aller anderen uns geläufigen Früchte nicht in Apfel, pomme, in Birne, poire, in cérise, Kirsche, ciliegi usw.! Woran die Tatsache, daß Kirsche aus Kerasos, einer kleinasiatischen Stadt (cérise) stammt, nichts ändert. Wie ist aber nicht das deutsche Gesicht, der deutsche Mund in Apfel oder Birne und der französische in pomme oder poire!"

Geradezu politisch wird die lautphysiognomische Spekulation in folgender Ableitung:

"Nie kann Zar Weltherrscher bedeuten, immer nur Herrscher über alle Russen. Dafür aber kann der Kaiser neben dem Papst bestehen, muß es, während der Zar den Papst geschluckt hat."

Oder philosophisch:

"Man nehme Ding und Sache. Ding ist runder, abgeschloßner, abgerundeter, Rücken und Brust geeint, kugeliger als Sache. Kant mußte vom Ding und nicht der Sache an sich reden. Sache sieht wie ausgeplättet daneben aus."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2017 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35292

Mir scheint auch der Imperativ ikonisch gebildet zu sein. Er ist meistens einsilbig und zumindest umgangssprachlich wird zur Verkürzung auch noch das abschließende -e weggelassen:

gehen -> gehe! -> geh!
lesen -> (lese!) -> lies!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2017 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35293

Bei den schwachen Verben, allerdings ist der Unterschied heute verwischt, wie auch die Beispiele zeigen.

Wohl richtig, aber was bildet der nackte Satmm eigentlich ab? Vielleicht die Unpersönlichkeit? Oder die Nichtwirklichkeit des erst noch zu Tuenden? Oder die Barschheit der Aufforderung?

Man hat auch gesagt, daß der Infinitiv des Befehls (Aufstehen!) gerade wegen Fehlens jeglicher Person-Markierung besonders unhöflich wirkt, geradezu wie ein Kommando für den Hund.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.06.2017 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35295

Es mag überraschen, aber im Serbischen und Kroatischen hieß auch der (verhaßte) Habsburger Kaiser "car [tsar]".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2017 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35297

Im Gegenteil, das ist vom Altbulgarischen her zu erwarten, als slavische Fortsetzung von Caesar.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 08.06.2017 um 20.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35307

Daß man zum Ausdruck der Schnelligkeit ein "schnelles" Wort benutzt, ist nicht unplausibel. Allerdings kommt es doch auf die Einträge der Liste an; die Ausdrücke sind ja nicht völlig synonym. (Was ist pomalo?) Bei anderen Wörtern klappt es auch nicht. kurz ist nicht kürzer als lang, groß nicht größer als klein.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.06.2017 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35336

pomalu: tschech., poln. langsam
pomalo: serb. ein bißchen
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 13.06.2017 um 18.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35344

Ach so, vielen Dank. Noch nie gehört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2017 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#36488

Die Reihenfolge der Adjektivattribute bildet bekanntlich die inhaltliche Nähe zum Substantiv ab. Ganz links und am weitesten entfernt stehen die Artikelformen, also grammatische Elemente, die am wenigsten mit der Sache selbst zu tun haben.
Bei den Suffixen ist es ebenso, logischerweise dann in umgekehrter Reihenfolge. Zuerst kommen die Numerusmorpheme, denn man sieht ja, ob es sich um ein Kind oder mehrere handelt. Dann kommt die Kasusendung, etwas rein Grammatisches: Kind-er-n.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2017 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#36709

Szientifisch als Schimpfwort der Frankfurter Schule bis hin zu Habermas bildet die Scheußlichkeit der Naturwissenschaften lautsymbolisch ab. Der Hörer merkt gleich: Das kann nichts Gutes sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2017 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#37136

Vielleicht habe ich schon mal meine Verwunderung darüber ausgedrückt, daß ein so außergewöhnliches Tier wie die Fledermaus auf englisch einen so gewöhnlichen Namen wie bat hat.
Man glaubt auch seinen Ohren nicht zu trauen, daß der Hunger auf chinesisch è heißt. Was kann da noch kommen? Der Vorrat an Wörtern, die nur aus einem Vokal bestehen, ist ja im Handumdrehen erschöpft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2018 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#37838

Wie Skinner in einem anderswo genannten Aufsatz (http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.590.4344&rep=rep1&type=pdf) und in "Verbal Behavior" bespricht, ist die übliche Geste mit der Bedeutung "Stop!" aus einer nicht-zeichenhaften Bewegung abgeleitet: Man legt oder stößt einem anderen die flache Hand gegen die Brust und hindert ihn mechanisch am Weitergehen. Der Polizist regelt den Verkehr, indem er sich selbst als nun symbolisches Hindernis aufbaut. Mit den seitlich ausgestreckten Armen hält er den Verkehr auf. Warum die Autofahrer ihm gehorchen, ist bekannt.

Entsprechend ist das Signal "Komm her!" als symbolisches Heranziehen entwickelt:

The gesture that means "Come here" is another example. It presumably originated as practical pulling but became effective as a gesture when people who were pulled moved quickly to avoid physical contact. The topography of the gesture still varies with distance, possibly because of its visibility, but also as if some practical work remained to be done: When the parties are far apart, the whole arm is moved; when they are fairly near, only the forearm; and when they are close, only the hand or just a finger.

Die Gesten des Heranwinkens sind beanntlich kulturell überformt: Bei uns Handfläche nach oben, im Süden und in Südostasien nach unten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2018 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#38395

“Some people have a way with words, and other people…oh, uh, not have way.” (Steve Martin)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2018 um 11.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#39651

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix klein... (Kölner Stadt-Anzeiger 25.9.18)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.09.2018 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#39652

eigentlich ein Antiantisemitismusbeauftragter
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2018 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#39764

Logaus bekannten Sinnspruch

Es mangelt nie Gelegenheit, was Gutes zu verrichten.
Es mangelt nie Gelegenheit, was Gutes zu vernichten.


habe ich immer gern als Beispiel von Ikonismus vorgeführt. Der Austausch eines einzigen Lautes macht den ganzen Unterschied.

"Ich habe ein großes Werk zu verrichten." (Seehofer)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.10.2018 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#39766

Spontan beim Lesen dachte ich, es ginge um das fehlende an.
Hat man im 17. Jahrhundert so gesprochen (oder gibt es das sogar jetzt noch?) oder handelt es sich einfach um dichterische Freiheit, hier des Rhythmus wegen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2019 um 19.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40512

Ikonisch sind auch

ff (folgende), pp (Seiten), Hgg. (Herausgeber)

u. a.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2019 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40674

Onomatopoeic words are also iconic signs because they simulate their referents in an acoustic way. Commercially produced perfumes that are suggestive of certain natural scents are likewise iconic, because they simulate the scents in an artificial way. (Thomas A. Sebeok: An Introduction to Semiotics. 2. Aufl. Toronto 2001:10)

Die Simulation anderer Gerüche macht einen Stoff nicht zum Zeichen. Ich erkenne Rosenduft wieder, sonst aber kaum etwas; an den Geschlechtsdrüsen von gewissen Katzen oder dem Darminhalt von Pottwalen habe ich nie gerochen. „Duftbeschreibungen“ führen viele Substanzen an, ohne daß mir immer klar würde, ob Parfums nur daran erinnern oder tatsächlich die Substanzen enthalten (Koriander? Pflaume?). Sind Parfums wegen solcher Ähnlichkeiten Zeichen oder kommt zur bereits etablierten Zeichenhaftigkeit (Zeichen wofür?) die Ähnlichkeit hinzu?

Wer von Duftstoffen angezogen wird, erlebt eine Art Chemotaxis, wendet sich also der Quelle zu und versucht ihr näherzukommen. Manche regen den Appetit an, andere den Geschlechtstrieb. „Die orale Anwendung von Moschus gehört zur chinesischen Volksmedizin, erhöht den Testosteronspiegel und gilt daher als Doping.“ (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2019 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40919

Aus der Augsburger Allgemeinen online (23.2.19):

Augsburger erschießt sich und Kollegen (Überschrift)
Ein Augsburger erschießt auf einer Baustelle in München einen Kollegen und sich selbst. (Fließtext)

In der Titelzeile war kein Platz für selbst, und Augsburger erschießt Kollegen und sich wäre rhythmisch so unbefriedigend, daß eher der Ikonismus der Reihenfolge aufgegeben wurde.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.02.2019 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40921

Für »Kroate« war auch kein Platz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2019 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40922

Als noch gar nichts über Täter und Opfer bekannt war, konnte man schon die divinatorischen Fähigkeiten einer großen Zahl von Lesern (welt.de usw.) bewundern. Immerhin Deutsch-Kroate, ein kleiner Trost.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.02.2019 um 01.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40924

Divinatorisch oder nicht divinatorisch – das ist hier die Frage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.02.2019 um 02.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40925

Die deutschen Bauarbeiter gehen ja traditionell auch immer mit einem Schießeisen auf die Baustelle.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2019 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40926

Ja, diese Ironie ist mir aus den genannten Leserzuschriften vertraut. Sie ersetzt aber nicht die nüchterne Frage, ob Schußwaffen signifikant häufig von Deutschen kroatischer Herkunft mitgeführt werden. Nach meiner Erfahrung mit vielen Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien eher nicht (obwohl ich natürlich nicht weiß, was sie im Gewande führen...)

Die "Kultur" des Verdachts (und das meist mitschwingende "Danke, Frau Merkel!") vergiftet allmählich die öffentliche Meinung.

Konkret: Was bewegt überhaupt 600 Leser angesichts der mageren Nachrichten zur Abfassung solcher Zuschriften? Ich erwarte die Antwort: "Ja, eben! Daß sie es tun, beweist doch, wie schlimm die Lage ist!"
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.02.2019 um 08.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#40928

Ich kenne auch sehr viele Menschen mit nichtdeutscher Abstammung. Weder unter diesen noch unter meinen deutschen Bekannten sind Messerstecher oder Leute, denen ich zutrauen würde, illegal eine Pistole zu tragen und anzuwenden. Wenn es danach ginge, dürfte es also solche Vorfälle überhaupt nicht geben. Ich denke, diese Diskrepanz hat damit zu tun, daß ich in einer Softwarefirma arbeite und nicht auf einer Baustelle.

Warum sind Menschen sehr schnell mit unbewiesenen Verdächtigungen? Das liegt m. E. genau daran, daß sie den Medien nicht mehr trauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2019 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#41288

(Auch zum Haupteintrag)

Die Meinungen zum Thema Affenmalerei gehen auseinander. Unstrittig jedoch ist die ästhetische Qualität der über 400 Bilder, die im Affentropenhaus des Krefelder Zoos entstanden sind. Gemalt wurden sie von Orang Utans. Und das – unübersehbar – mit Verve und Passion. Die Erlöse aus dem Verkauf der Leinwände fließen zurück in die Tierbeschäftigung. (https://www.affenbrut.de/)

Das ist Unsinn. Natürlich ist die ästhetische Qualität nicht unstrittig; es ist vielmehr strittig, ob diese Qualität nicht überhaupt nur im Auge des wohlerzogenen Betrachters liegt, wie bei einem objet trouvé. Unstrittig wäre dann nur die Bereitschaft der Wohlmeinenden, in den Schmierereien Kunst zu sehen.

Der Schimpanse Congo (* 1954; † 1964) malte im Alter von zwei bis vier Jahren in Experimenten des britischen Verhaltensforschers und Künstlers Desmond Morris gut 400 Bilder im abstrakten Stil. Der Affe erhielt lediglich Zeichenmaterial, er wurde nicht angeleitet. (Wikipedia)

Der Affe malte nicht in einem bestimmten „Stil“. Er malte etwas (wobei schon dieses Verb eigentlich nicht paßt, da es den Rahmenbegriff „Kunst“ voraussetzt), und der menschliche Betrachter beschließt, es derselben Kategorie zuzuordnen wie die Malerei von Menschen. Da es, wie alle tierischen Produktionen, nicht figürlich ist, wird es der abstrakten Malerei zugeordnet – aber das Ganze bleibt Kunst-Simulation und anthropomorphe Analogie.

Vergleiche mit Jackson Pollock usw. sind abwegig, weil diese modernen Künstler am Ende einer jahrtausendealten Entwicklung der Kunst stehen und keineswegs naive Naturkünstler sind. Es bedarf einer großen intellektuellen Anstrengung und auch Nachsicht, ihre Bilder überhaupt als solche zu erkennen, und das ist die raffinierte Absicht dabei: sie sollen wirken wie zufällig, wie – Affenklecksereien.

Die Geschichte der Malerei begann nicht mit so etwas wie den „Gemälden“ von Affen, sondern mit Ornamenten und figürlichen Abbildungen. 50.000 Jahre lang hätten unsere Vorfahren in Affenbildern keine „ästhetische Qualität“ erkannt, und die meisten lassen es sich auch heute nicht einreden.

Dazu:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46171217.html (über Morris und Congo)
https://www.youtube.com/watch?v=uvzGV3LnWIE
https://www.youtube.com/watch?v=UoCvLIdXS8U (Elefant)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2019 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#41831

Affen sind manuell geschickt genug, um gegenständlich abzubilden (Zeichnung, Plastik). Sie tun es aber nicht, und es scheint nicht möglich, sie durch selektive Verstärkung dazu zu bringen. Anscheinend können sie zwischen gegenständlich und ungegenständlich nicht unterscheiden. Dieser Unterschied kann daher nicht als diskriminierender Reiz in die „Kontingenzen“ der operanten Konditionierung eintreten.

Ein kleines Kind freut sich, wenn es etwas zustandebringt, was sich als Gesicht oder als Augenpaar deuten läßt, wie mühsam auch immer. Ein Affe würde sich vielleicht vor einem Augenpaar ängstigen?

Ohne Anleitung würden aber auch wohl unsere Kinder nicht zu malen anfangen. Die Frühmenschen dürften auch lange gebraucht haben, bis sie die Möglichkeit der Abbildung entdeckten. Es ist nichts Einfaches, sondern mit Abstraktionen verbunden. Wahrscheinlich hat man im Ornamentalen irgendwann das Figürliche entdeckt und dies als „Belohnung“ empfunden, woraus allmählich die weitere Entwicklung, dann konventionalisiert und lehrbar, hervorging.

Zeichnungen sind keine Zeichen, sondern Stellvertreter ihrer Originale; sie erfordern Verstellungsverhalten vom Betrachter: er muß in gewissem Grade so tun, als hielte er das Bild für das Original. Ohne die spielerische Komponente würde ihn das Bild vielleicht ängstigen (auch das kommt vor, und es gibt die Abbildungsscheu als Tabuverhalten; Magie, auch als apotropäische Verwendung von Bildern, vermuteter Jagdzauber durch Höhlenbilder).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2019 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#42526

Meine Kinder haben sich immer an meinen Rezitationen skurriler Gedichte erfreut, und zum Beispiel Morgensterns "Gruselett" weiß die ganze Familie auswendig (vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1496#29775)

Natürlich wird das Gruselett auch in Deutschbüchern für den Unterricht verhackstückt, und andere machen sich darüber wieder lustig, z. B. über ein Werk aus dem Verlag Cornelsen (s. Internet).

Viele behaupten ja, die Gruselwirkung beruhe auf dem Spiel mit den Vokalen. Das ist aber immer falsch. Erst einmal wirkt der Inhalt, die Laute können nur ein wenig unterstützen.

Selbst diese wenigen Verse kann man noch falsch zitieren: https://www.bamberger-onlinezeitung.de/2013/11/04/rote-fingur-plausternd-morgenstern-hat-golz-im-sinn-halloween-war-vorvorvorgestern-heute-feiern-wir-mit-einem/

Unterricht tötet. (Frei nach AfD)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.12.2019 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#42560

Lieber Prof. Ickler,

Sie führen hier ein treffendes Beispiel dafür an, daß Unterricht töten kann. Andererseits ist guter Unterricht natürlich auch richtig und notwendig. Der Satz "Unterricht tötet" ist eigentlich eine unzulässige Verallgemeinerung. Deshalb machen Sie ihn sich auch nicht zu eigen, sondern sagen, er sei "frei nach AfD".

Was verallgemeinert die AfD dann in gleichfalls unzulässiger Weise, das diese Bemerkung rechtfertigen könnte? Ich vermute, Sie spielen auf solche oft gehörten Unterstellungen an, wie z. B. daß die AfD behaupte, (alle) Ausländer töteten oder seien kriminell. Die AfD-Forderung, ganz allgemein nur eine wesentlich geringere und viel strenger regulierte Einwanderung zuzulassen, bedeutet aber natürlich noch lange keinen allgemeinen Schuldvorwurf an alle Ausländer. Wie gesagt, eine bloße Unterstellung.

Außerdem, wenn die AfD im Zusammenhang mit Ausländerkriminalität von Töten spricht, dann ist das immer wörtlich gemeint, ganz im Gegensatz zum bildhaften "tödlichen" Unterricht.

Finden Sie dann nicht auch, daß "Unterricht tötet" eine doch allzu freie AfD-Anleihe ist, die als solche höchstens geeignet ist, die Beispiele realer Tötung zu verharmlosen, auf die sich die AfD beruft, erst jetzt wieder in Augsburg? Oder worauf sonst beziehen Sie sich mit "Frei nach AfD"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2019 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#42562

Erinnerungstäuschung meinerseits. "Frei nach NPD" war gemeint. Deren Slogan "Migration tötet" wurde gerade verhandelt.
Natürlich hoffe ich, daß der Unterricht, den ich mein ganze Berufsleben lang erteilt habe, nicht so tödlich war.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.12.2019 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#42566

Oder auch so:
"Unterricht tötet", frei nach der Antiraucherkampagne "Rauchen tötet".
(Auch nicht jeder Raucher stirbt am Rauchen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2020 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#42992

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#37136

Der vielsprachige Paul Deussen mußte nachschlagen, weil er nicht wußte, daß die Fledermaus auf englisch bat heißt. In einer geselligen Runde stellte er dann die Frage danach, und keiner wußte es – bis auf ein unscheinbares Mädchen im Hintergrund. So wurde er zum erstenmal auf seine künftige Frau aufmerksam.

Fledermäuse sind übrigens entgegen ihrem Namen keine Nagetiere (wie Felix Hasler in "Neuromythologie" irrigerweise annimmt). Erstaunlich ist aber, daß ein knappes Fünftel aller Säugetierarten Fledertiere sind, darunter 1000 Fledermausarten, die man doch für krasse Außenseiter halten sollte. Was haben pelzige Säugetiere denn in der Luft zu suchen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2020 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#44714

Abkürzungen wie pp ("Seiten"), ff ("folgende"), cann. ("Canones"), Hgg. ("mehrere Herausgeber") sind auf eine komplizierte Weise ikonisch. Die Verdoppelung steht für "Mehrzahl", versteht sich aber nicht von selbst.

Mehrere Doktoren sind dagen Drs. und nicht Drr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2020 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#44850

Der Ellenbogenstupser zur Begrüßung wird wohl keine Zukunft haben. Er wirkt eher wie eine Rempelei. Ich bin nicht der einzige, der auf eine zivilisiertere, also berührungsfreie Form des Grüßens setzt. Wozu hat der Mensch die Sprache?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.12.2020 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#44853

Ich glaube und hoffe, daß das Händereichen wiederkommen wird. Es ist auch noch nicht ganz vergessen. Es geht nicht nur ums reine Sichbegrüßen. Die gegenseitige Berührung, das Spürenlassen der eigenen Körperwärme, der feste Händedruck, meinetwegen sogar das Wissen um den unvermeidlichen Bakterienaustausch, all das hat sowohl etwas Vertrauenerweckendes wie auch Vertrauenbeweisendes. Es hilft die Freundschaft zu erneuern. Jede Art von körperlicher Berührung hat etwas, das Sprache tatsächlich nicht ausdrücken kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2020 um 18.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#44854

Dem letzten Satz wird wohl jeder zustimmen. Dem übrigen vielleicht gerade darum nicht...

Aber wie dem auch sei, die Entwicklung geht wohl in die andere Richtung. Gab es nicht eine Umfrage schon vor Corona, wonach die Hälfte der Deutschen bereits vom Händeschütteln absah?

Ich habe gehört, daß im arabischen Raum das richtige Maß der körperlichen Distanz erreicht ist, wenn man den anderen riechen kann. Bekanntlich stehen diese Männer beim Gespräch näher zusammen als wir, woraus sich nicht nur lustige interkulturelle Tanzfiguren ergeben, sondern bestimmt auch unbewußte Befremdung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.12.2020 um 22.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#44855

Ich meinte mit dem letzten Satz nicht die Übertragung von Krankheiten, was Sprache nicht kann, sondern daß Berührungen auch ein weiteres Mittel der Kommunikation sind, über das Sprache nicht verfügt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2022 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#48562

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#35288

Kassners Ausführungen sind Philosophie auf dem Niveau des Kinderscherzes: Die Schweine heißen so, weil sie so schmutzig sind.

Dennett erzählt:

There is a joke about an Englishman who says, “The French call it a couteau, the Italians call it a cotello [richtig coltello], the Germans call it a Messer, and we English call it a knife – which, after all, is what it is!”
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#50244

Lehrerin in Berufsschule getötet – Tatverdächtiger bekam Schulverweis (WELT online 11.1.23)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2023 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#51495

Wenn wir nicht wüßten, woher Blitz kommt, könnten wir es für lautsymbolisch halten. Donner scheint direkt lautmalerisch zu sein, kommt aber ablautend von einer idg. Wurzel (s)ten-, zu der auch stöhnen mit seinen griechischen, altindischen u. a. Entsprechungen gehört. Kluge/Seebold sprechen dennoch von einer „Schallwurzel“ – wieso eigentlich? „Ihr glaubt Wunder, wie stark es in eurem Donner donnert“, sagt der Italiener zum Deutschen in August Wilhelm v. Schlegels „Wettstreit der Sprachen“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2024 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1659#53549

„Der Autor überschreite und erweitere die Grenzen der Literaturproduktion, hieß es in der Begründung der Akademie.“ (Zum Büchnerpreisträger Oswald Egger)
Es sollte wohl heißen: „erweitere und überschreite“. Außerdem stört mich die Phrase von der „Literaturproduktion“, wo allenfalls die Literatur gemeint ist. Und selbst deren Grenzen hat bisher niemand überschritten – wozu denn auch? Aber die Begründungen des Büchnerpreises sind eine Gattung für sich. Jemand soll z. B. „das Problem der Identität“ umkreist haben usw. Sprachloser als diese Akademie kann man kaum sein.
 
 

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