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08.11.2010
hinterher
Wandel beim Verbzusatz?
Vor etlichen Jahren fiel mir auf, daß besonders in Kinderbüchern der Verbzusatz "nach" oft durch "hinterher" ersetzt zu sein schien.
Also: "Sie sah ihm hinterher" usw. Ich glaube, in Mundarten ist das schon länger üblich, aber hochsprachlich kam es mir nicht vor. Inzwischen hat es sich rasch ausgebreitet. Heute in der Zeitung: "Trauern wir der analogen Welt hinterher?" (SZ 8.11.10)
Habe ich das richtig beobachtet? Wenn ja, wäre der Grund zu untersuchen. "hinterher" scheint mir weniger abgeschliffen, anschaulicher, konkreter. Vielleicht wird die räumliche Bedeutung gegenüber abstrakteren Verwendungen hervorgehoben. Der Bestand der Präpositionen hat sich ja auch enorm vergrößert, meist im Dienst der Deutlichkeit.
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Kommentar von kelkin, verfaßt am 09.11.2010 um 11.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1361#17069
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Als Nachrichtenkonsument fällt mir die gegenteilige Tendenz auf: Bei Präpositionen und Konjunktionen wird auf Kosten der Klarheit zusehends vereinfacht und geschludert. Wickert schloß stets mit "Bis dahin" und meinte "Bis dann." Bis dahin hat uns Gott gebracht. Ein weiteres Beispiel ist die Medienformel "nach Angaben": Der Beschuldigte beging nach Angaben der Polizei Selbstmord, d.h. die Wachtmeister halfen mit einem Suizid-Leitfaden nach.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2012 um 04.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1361#21675
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Dennoch trauert die junge Frau noch immer ein bisschen der verpassten Chance in ihrer Heimat hinterher. (SZ 12.10.12)
Es kommt mir immer noch kraß vor, aber zugleich ahne ich, daß es sich als Gruppe von neuen Verbzusatzkonstruktionen durchsetzen wird.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.10.2012 um 12.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1361#21677
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»Nun habe der Freistaat [...] zum siebten Mal in Folge einen Haushalt ohne Neuverschuldung vorlegen können. Andere Länder eiferten mittlerweile hinterher. Warum also sollte Bayern, so lautet Seehofers eingängiges Credo, sich nicht ein höheres Ziel stecken?«
(augsburger-allgemeine.de, 07.02.2012)
Eine Kreuzung aus jm. hinterherlaufen und jm. nacheifern?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2012 um 17.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1361#21682
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Eine ähnliche Übernahme aus der Umgangssprache ist meinem Eindruck nach außen vor lassen statt beiseite lassen. Es wird oft von Autoren in dem Sinne gebraucht, daß sie ein bestimmtes Thema nicht behandeln wollen. Vor 20 Jahren war das noch nicht zu beobachten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2014 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1361#26322
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Er trauerte dem verlorenen WM-Finale gegen Deutschland hinterher. (Zeitungen über Maradona, 13.7.14)
Gerade bei diesem Verb kommt mir die Rekonkretisierung ins Räumliche unpassend vor.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2016 um 05.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1361#31136
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Es gibt auch Leute, die dem „alten Mezyan“ keine Träne hinterherweinen. (FAS 3.1.16)
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