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Beiträge zum Thema

»Kann man mit der neuen Rechtschreibung leben?
Wege zur Schmerzresistenz«

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Walter Lachenmann
Waakirchen

Dieser Beitrag wurde am 20.08.2005 um 23.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#238


Schreie in der Nacht und kleine Stromschläge

(wie Frau Pfeiffer-Stolz schrieb) erleben bei der Lektüre reformierter Texte vielleicht wirklich nicht nur die mit besonderer »skripturaler Sensibilität« (in Abwandlung des Begriffs von Herrn Jochems) begnadeten oder davon geplagten Leser. Aber die anderen, denen die Reform im Prinzip auch nicht gefällt, und das ist die Mehrzahl der deutschsprachigen Bevölkerung, stören sich daran jedenfalls nicht so, daß sie Anlaß sähen, sich dem Problem zu entziehen oder dagegen etwas zu tun. Wir können doch nicht gut die Augen davor verschließen, daß heute die meisten Schriftstücke, Drucksachen, Zeitungen und leider auch viele Bücher aus völlig freien Stücken in einer Orthographie gehalten werden, die sich für reformiert hält oder so recht und schlecht es eben geht den neuen Regeln zu entsprechen versucht. Man sollte sich auch darüber im klaren sein, daß eine Rücknahme der Reform in der Öffentlichkeit zum jetzigen Zeitpunkt großen Protest hervorrufen würde, aus den unterschiedlichsten Gründen. Daß die »Süddeutsche Zeitung« die angekündigte Rückkehr zu den alten Regeln nicht vollzogen hat, lag nicht zuletzt daran, daß sich die Mehrheit der Redakteure (!) dagegen ausgesprochen hat. Beim »Spiegel« scheint die Situation ähnlich zu sein. Von einigen Buchverlagen weiß ich, daß die Meinungen in den Lektoraten und bei den - meist jüngeren - Autoren auch in diese Richtung gehen.

In Regensburg gibt es ein gemischtes Gewerbe- und Wohngebiet, das aussieht, als hätten es sich professionelle »Urbanisten« von der Mentalität etwa unserer Rechtschreibreformer ausgedacht, die sich an ihren Liniertischen bei abstrakte Phantasien beflügelndem Normlicht ihre Köpfe darüber zerbrochen haben, wie das Leben in Arbeitsplatznähe für das berufstätige Volk sowohl praktisch als unter komfortablen und ästhetisch beglückenden Gegebenheiten vonstatten gehen sollte. Es ist sichtlich von vorn bis hinten durchdacht und mit viel designerischem Willen gestaltet, aber das Ergebnis ist schrecklich. Alles was der Mensch so braucht, ist in Reichweite: Banken, Ärzte, Parkhäuser, Spielplätze, Lokale zum Essen, die »Bistro« heißen oder »Stüberl«, die aber so trostlos aussehen und in so öder Umgebung liegen, daß man sich nicht mal davor im Freien hinsetzen mag. Besonders praktisch: die integrierte Bäckerei/Metzgerei unter einem Dach mit Extratheke nach draußen für den Straßenverkauf. Drinnen riecht es linker Hand am Tresen mit den Backwaren nach den gegrillten Ripperln und der Gulaschsuppe der gegenüber liegenden Fleisch- und Wursttheke, dort hinwiederum wehen von drüben Düfte nach frischgebackenem Zwetschgendatschi herüber. Dazwischen stehen Tische, an denen das mittagspausierende Volk die erworbenen Leckerbissen zu sich nimmt und dabei kräftig raucht. Auf den von tristen Zweckbauten umgebenen und geometrisch perfekt mit Blumenrabatten verzierten Grünflächen schieben Muttis ihre Kinderwägen herum oder schreien den herumlärmenden kleinen Baseballkappenträgern zu, was sie tun oder womit sie unbedingt und zwar sofort aufhören sollen.

Die Menschen wirken hier nicht unzufriedener als anderswo, eher im Gegenteil. Sie scheinen im Gefühl zu leben, ihre Wohngegend hätte ganz besondere Vorzüge. Sie vermissen offenbar überhaupt nicht das, was jemand, der an seine Lebensverhältnisse etwas differenziertere Ansprüche stellt, dort vergeblich sucht. Es ist eben »ihre« Wohngegend, und wenn man dort nicht unglücklich sein will, ist es am besten, man findet sie einfach prima.

So ähnlich wird es wohl auch dem deutschen Rechtschreibvolk gehen; es geht ihm jetzt schon so, wie das Abstimmungsergebnis der SZ-Redakteure zeigt und wie man es bei manchen professionell Schreibenden erleben muß, die einen glatt für überkandidelt halten würden, wenn man ihnen erzählte, die Lektüre ihrer Texte lösten bei einem selbst Assoziationen an Schreie in der Nacht oder an Stromstöße aus. Es hilft nun mal alles Wehklagen nichts: Vernunft ist Unsinn geworden und Wohltat Plage – und gegen Dummheit ist seit altersher kein Kraut gewachsen, wo wollte man es ausgerechnet jetzt hernehmen?

Drum fröhlich ans Werk! Wenn wir Geduld haben, helfen uns vielleicht ja Gottes Mühlen in der Form des Rechtschreibrates. Der Müller soll doch ein sowohl frommer als auch listiger Mann sein. Helfen wir ihm und seinen tüchtigen Müllergesellen nach besten Kräften, so daß sie die Nichtsnutze bald aus der Mühle jagen und ordentliches Mehl mahlen können.
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Helmut Jochems
Kreuztal

Dieser Beitrag wurde am 21.08.2005 um 11.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#239


Walter Lachenmanns Parabel von den glücklichen Bewohnern des Regensburger Liniertisch-Urbanisten-Wunderlands sollte uns den Blick öffnen für eine unvoreingenommene soziologische Sicht des gegenwärtigen deutschen Rechtschreibdilemmas. Es trifft sich gut, daß die Besucher von "Schrift & Rede" anschließend im Nachrichtenteil auf Kurt Reumanns Essay über Theodor Ickler stoßen:

Mit Munske, der anfänglich zu den Reformern zählte, verbindet Ickler eine Herzensverwandtschaft: Beide pochen darauf, daß zumal Dinge, die im Wandel sind, historisch erarbeitet und erklärt werden müssen, beide fassen Orthographie als Entdeckungsform und Sprachkultur auf, beide protestieren daher gegen Festschreibungen, die der Geschichte, der Entwicklung und dem Sinn von Wörtern und Sprache entgegenlaufen [...] Doch sind beide auch weit davon entfernt, einzelne Fehler und Haarspaltereien der alten Rechtschreibung zu verteidigen. [...] Zur Empirie und Genese gesellt sich als drittes der Vergleich. Ickler studiert die deutsche Sprache nicht nur in ihrer Entwicklung (quasi von innen), sondern auch von außen – so wie ihr Ausländer begegnen, und mit Ausländern hat er mehr, viel mehr Kontakt als die Rechtschreibneuerer.

Diese Charakterisierung Theodor Icklers wird kaum die SPIEGEL-Leser erreichen, die vor kurzem Alexander Smoltczyks Feature gelesen haben. Wären sie aber daran interessiert gewesen, und hätten sie diese Darstellung überhaupt verstanden? Besucher dieser Webseite werden dankbar begrüßen, daß Kurt Reumann sich ebenfalls als "Gründler" betätigt hat. Einen Kommentar benötigen sie nicht.

Reumann schließt mit Was machen die Kultusminister wohl noch und was machen sie wohl? - und schickt uns zurück in die schwierige deutsche Rechtschreibwirklichkeit. Mein Neues Testament mit Psalmen von 1937, meine Senfkorn-Bibel aus der ersten Nachkriegszeit und unsere Hochzeits-Bibel von 1959 zeigen in Psalm 37, 5 übereinstimmend "...er wird's wohl machen". 1545 stand im letzten Druck der "Gantzen Heiligen Schrift" zu Lebzeiten Luthers Befelh dem HERRN deine wege / vnd hoffe auff jn / Er wirds wol machen. Kontinuität und Wandel - das ist übrigens ein Grundaxiom der Kulturgeschichte. Progressiv Gesonnene lassen nur letzteres gelten, Traditionalisten halten sich ausschließlich an ersteres. Beide Sichtweisen sind undialektisch. Ob nun die deutsche Rechtschreibnormalität sich erst nach Jahrzehnten in spontaner Entwicklung wieder einstellt, oder aber früher schon von echten Reformern wie Theodor Ickler ins Werk gesetzt wird - ohne ein Gespür für "dynamische Stabilität" geht es nicht. (Dieser Ausdruck stammt übrigens - horribile dictu - von Klaus Heller.)
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Walter Lachenmann
Waakirchen

Dieser Beitrag wurde am 21.08.2005 um 20.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#244


»Jedes Ding an seinen Ort, erspart viel Müh und böse Wort«.

Eingedenk dieser mir seit Kindesbeinen eingetrichtertern Ermahnung will ich die Diskussion dort weiterführen, wo sie hingehört, nämlich nicht bei den Kommentaren zu Herrn Reumanns Artikel, sondern hier im Diskussionsforum.

Meine durch viele Gespräche und Beobachtungen genährte Vermutung, eine Rücknahme der Reform würde in der Öffentlichkeit nicht nur Zustimmung finden, sondern auch großen Protest hervorrufen, unterstellt überhaupt nicht, daß sie in der Bevölkerung wirklich so gut angenommen wäre, daß man sie »sich nicht mehr nehmen lassen« wollte. Die Zeiten, als man sie mit einiger naiver Begeisterungsfähigkeit noch als »neu, aufregend, modern« erleben mochte, sind, sofern es sie jemals gegeben haben sollte, doch längst vorbei. Es dürfte überhaupt kaum jemanden geben, insbesondere unter den Journalisten und beruflich viel Schreibenden, die noch eine richtig gute Meinung über sie hätten, und daß irgendjemand im Zusammenhang mit dieser Reform ein »erhebendes Gefühl gelebter Fortschrittlichkeit« erlebt, kann wohl ausgeschlossen werden. Sie wird ja auch von denen, die an ihr festhalten wollen, kaum noch inhaltlich verteidigt. Selbst die Schulbuchverleger vertreten die Ansicht, sie sei zwar »lästig, aber nun einmal da« und deshalb müsse man mit ihr leben, wegen der Planungssicherheit, der »Verlässlichkeit«, und dergleichen sachfremden Platitüden (Verlagsfunktionär Störiko-Blume vom VdS-Bildungsmedien im Börsenblatt, aus dem Gedächtnis zitiert).

Die Assoziationen mit »Schreien in der Nacht« und den »Stromstößen« sind für unsereins sicherlich gut nachvollziehbar, wobei man sich diesen Torturen am besten dadurch entzieht, daß man solche Texte einfach nicht liest - sie sind in der Regel auch von ihrem Inhalt her verzichtbar - und beim Lesen solcher, die man unbedingt zur Kenntnis nehmen muß, die Augen zumacht. (So wie Poldi seine Sekretärin anweist: »Bitte schreiben Sie diesen Brief ab, aber ohne ihn zu lesen, er ist nämlich streng vertraulich«. Es geht also.) Wir dürfen es aber niemandem verübeln, wenn er aufgrund seiner persönlichen Lebensform eine so ausgeprägte Sensibilität der Sprache gegenüber nicht hat, und leider ist das eben bei mehr Menschen der Fall, als uns recht sein kann.

Der Protest gegen eine Rücknahme der Reform ist nämlich von ziemlich vielen Betroffenen zu erwarten, denen man nicht unbesehen Charakterschwächen wie übermäßiges Devotsein oder dergleichen vorwerfen sollte. Sie würden sich nach der Belästigung durch die Einführung der Reform, mit deren Zumutungen sie sich nolens volens und so gut es geht jetzt mühsam vertraut gemacht und abgefunden haben, durch ihre Rücknahme ein weiteres Mal nachhaltig belästigt und verschaukelt fühlen, und das nicht ohne Berechtigung.

Daß der Wunsch nach einer unseren Vorstellungen entsprechenden Orthographie in weiten Bevölkerungskreisen so brennend wäre, daß die minderwertige Reformschreibung schon allein deshalb keine Chance zu ihrer Durchsetzung hätte, entspricht eben leider nicht der Wirklichkeit. Selbst viele Berufsschreiber sind ziemlich unempfindlich gegen das, was unsereinen so ärgert und können unsere Beharrlichkeit nicht verstehen. Nicht wenige Menschen können sich eben mit viel Mediokrität arrangieren, fühlen sich damit sogar vielleicht besonders wohl, weil es ihrem eigenen Naturell entspricht. Dagegen ist schwer anzukommen.
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

Dieser Beitrag wurde am 28.08.2005 um 12.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#250


Wie nu mancherlei Anfechtung ist wider alle Gepot, also gehet's hie auch, daß wir unter viel Leuten leben müssen, die uns Leid tuen, daß wir Ursach kriegen, ihnen feind zu sein: Als wenn Dein Nachbar siehet, daß Du besser Haus und Hof, mehr Guts und Glücks von Gott hast denn er, so verdreußt’s ihn, neidet Dich und redet nichts Gutes von Dir. Also kriegst Du viel Feinde durch des Teufels Anreizung, die Dir kein Guts weder leiblich noch geistlich gönnen.
Martin Luther, Großer Katechismus (1529)

Bei aller Vorsicht gegenüber einem so alten Text:
Das neue kleine „du“ verflacht die persönliche Ansprache, das neue falsche „Leid tun“ für „leid tun“ stellt hier dem Verständnis eine Falle, das neue falsche „Feind sein“ macht aus einem feindlich Gesonnenen einen eindeutigen Feind. Es kann sogar gelesen werden als „wir sind für die Leute zum Feind geworden“.

Das wird man bei Dudens wissen. Deswegen steht seit dem Reform-Duden hinter „jmdm. Feind sein“ die Anmerkung „veraltend“ – als zu bewahrheitende Hoffnung: Die richtige traditionelle Sprache wird, da sie nicht mehr gelehrt werden kann, bald von niemandem mehr verstanden, und dann braucht auch die Reform-Schandtat nicht mehr im Wörterbuch aufgeführt zu werden.
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Norbert Schäbler
Hösbach

Dieser Beitrag wurde am 04.09.2006 um 21.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#909


Trendsetting

Ich schaue gerade den großen Deutschtest in RTL. Vom Gefühl her meine ich, daß diesmal weniger Fehler gemacht werden. Momentan läuft die zweite Phase des Fünfkampfes. 21.27 Uhr.
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Norbert Schäbler
Hösbach

Dieser Beitrag wurde am 04.09.2006 um 21.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#910


"Deutschland wird sicher im recht Schreiben"

Etwa um 21.40 Uhr wird bestätigt, daß noch 37 Deutschtest-Teilnehmer im RTL-Studio noch ohne Fehler sind. Außerdem ist die Gruppe der Schüler der Gruppe der Lehrer auf den Fersen, und auch die Zirkuskünstler beweisen Stärke.
Ein Prominenter ist ebenfalls noch fehlerlos, aber es ist nicht Jürgen Rüttgers.
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Norbert Schäbler
Hösbach

Dieser Beitrag wurde am 05.09.2006 um 00.10 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#912


„Senderfallen“

Beim RTL-Deutschtest, ganz speziell im Diktat, hat im RTL-Studio eine Lehrerin gesiegt. Sie hatte „nur“ fünf Fehler im Rechtschreiben. Zweitbeste war eine Zirkuskünstlerin mit „nur“ sechs Fehlern.
Beste Prominente im Gesamttest waren Kathrin Müller-Hohenstein von Antenne Bayern und Chefliteraturkritiker Helmut Karasek mit je 13 Fehlern.
Klippen im Diktat waren weniger die rechtschreibreformrelevanten Veränderungen als vielmehr die rechtschreibschwierigen Wörter, die seit eh und je eine Rechtschreibfalle darstellten (z.B. „ Renommee, krakeelen, hanebüchen, Gecko, Korruption, Kakerlake, Lappalie, Diarrhöe/ neu Diarrhö, dilettantisch, hellicht/neu helllicht, Polyester“ ...).
Ein bißchen „S-Laute“ gab es auch („das, dass, missverstand, schlussendlich, Spieß, Spaß, rostiges, feststellen, mutmaßlich, großen, hysterisch“ ...).
Und auch die Getrennt- und Zusammenschreibung spielte eine Rolle (daheimgeblieben, sturzbetrunken, null Komma nichts, nichtsdestoweniger, stundenlang“ ...).

Berichtigend zu meinen vorhergehenden Aussagen muß ich nachtragen, daß sich der Notendurchschnitt im Vergleich zur Sendung des vergangenen Jahres auf 3,5 verschlechterte (2005 belief sich der Schnitt auf 2,9). Zwischenmeldungen der Jury hatten sich ausschließlich auf die zusätzlichen Wettkämpfe „Grammatik, Groß-Kleinschreibung, Dudenspiel/neu aufgenommene Wörter und Zeichensetzung“ bezogen. In diesen Disziplinen gab es tatsächlich nach der zweiten Runde fehlerfreie Lösungen.

Der Notenschlüssel des Gesamttests wurde zugunsten der Teilnehmer verändert: Note 1: 0-6 Fehler, 2: 7-15 Fehler, 3: 16-24 Fehler, 4: 25-34 Fehler, 5: 35-44 Fehler, 6: 45-114 Fehler. Erschreckend, daß ein Teilnehmer in allen 5 Disziplinen 114 Fehler fabrizierte. Erschreckend auch, daß unter sämtlichen Studioteilnehmern nicht einmal die Note „sehr gut“ erzielt wurde.
Beste im Studio wurde Lehrerin Armgard Steinbrück (Konrektorin in der Pauli-Hauptschule Soest) mit insgesamt 7 Fehlern. Als beste Prominente schnitt Kathrin Müller-Hohenstein ab.

Besonders aussagekräftig war der Test nicht, zumal die Fehler ja größtenteils nicht der Rechtschreibreform selbst anzulasten waren.
Im Verlauf der Sendung gab es einige Gefälligkeitsäußerungen, die vom Publikum mit Beifall bedacht wurden: Rüttgers: „Ich habe mich immer unwohl gefühlt. Das Verfahren sollte außerhalb der Politik stattfinden.“ Karasek: „Die Rechtschreibreform hat Wirrwarr angerichtet. Es sind nur noch ein paar Züge übrig, damit einige Leute ihr Gesicht wahren können.“
Doch insgesamt war die Sendung eine Farce, veranstaltet vom Bertelsmann-Sender RTL. Im Sendungsverlauf gab Dudenchef Scholze-Stubenrecht den Kommentar ab, daß er fürs erste zufrieden sei, und der Moderator Hape Kerkeling verriet im Laufe des schlampig diktierten Diktattestes, daß er gerne nach Soest (gesprochen: „Soost“) fahre.
Daß später eine aus Soest TagessiegerIn wurde, war allerdings eine völlig unfreiwillige Pointe.
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Konrad Schultz
Chemnitz

Dieser Beitrag wurde am 11.01.2007 um 21.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#1328


Macht die neue Rechtschreibung krank? Sei dahingestellt, aber Parkinson-Krankheit zwingt womöglich zur neuen Rechtschreibung. Jedenfalls unterstützen neuere Versionen von Dragon Natural Speaking nur die neue Rechtschreibung. Welche? Vielleicht hilft bei dieser Frage eine Zeitschrift für jene Kranke: Es ist die neueste exakte Rechtschreibung. Naja, honi soit qui mal y pense?
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 11.03.2007 um 00.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#1619


oe1.orf.at (gefunden von news.google.de am 6. März 2007)

Arien von der Leinwand
Das erste Wiener Opernkino

"Eine unheimliche Kraft", die "stärker noch als das gesprochene Wort auf die Seele zugreift" stellt die Oper für Guido Vazansky dar. Die Beschäftigung mit dem gesprochenen Wort hat der ehemalige Deutschlehrer - zumindest beruflich - denn auch hinter sich gelassen. Seinen Lehrauftrag an einem Grazer Gymnasium kündigte er aus Protest gegen die Rechtschreibreform. Nun führt er unter dem Titel "Best Opera Seen" Opernfilme und -aufzeichnungen vor.

[...]

http://oe1.orf.at/highlights/75740.html
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 11.08.2007 um 19.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#2194


Endlich Sicherheit:
"Die deutschen Kanuten haben zum Auftakt der Heim-Weltmeisterschaft vier Mal Gold und zwei Mal Silber gewonnen." (dpa-Meldung, 11. 8.07; 16:16)
"Zuerst Wein und Bier, dann viermal Gold"
(www.sueddeutsche.de/,ra5m3/sport/bundesliga/artikel/910/127705/)
In irgendeiner Hauptzeitung hatte ich hierzu auch was von "vier mal Gold" gelesen; aber ich hatte's mir leider nicht aufgezeichnet. Auf jeden Fall liegt #910 richtig: "Deutschland wird sicher im recht Schreiben".
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Christoph Schatte
Poznan

Dieser Beitrag wurde am 26.08.2007 um 16.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#2243


Horst Ludwig mußte als Beleg für "Endlich Sicherheit" bei dpa und in der SZ lesen:
"Die deutschen Kanuten haben zum Auftakt der Heim-Weltmeisterschaft vier Mal Gold und zwei Mal Silber gewonnen." (dpa)
"Zuerst Wein und Bier, dann viermal Gold" (SZ).
Tritt nun in Märchenanfängen endlich dieselbe Sicherheit ein mit
"Es war ein mal ein König, ..." und
"Es war einmal ein König, ..."?
Wie halten’s fürderhin die Schulschreibpädagogen mit der neuen Schreibqual in der Schreibwahl?
Zur Sicherheit dürfen sie gewiß drei Mal, dreimal oder auch drei mal raten.
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Dieser Beitrag wurde am 07.05.2008 um 23.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=42#3276


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 07.05.2008 um 21.36 Uhr

Eine Frage drängt sich auf:
Wie viele Belege braucht es, um Schreibungen wie: "[...] etwas über sie oder ihr Geschlecht im Allgemeinen wissen könnte, dass sie selbst nicht weiß." als richtig anzuerkennen?
Ich erinnere an die Diskussion "diesen Monats".
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