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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Aus, nach oder unter dem Gesichtspunkt ?«

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Wolfgang Mackowiak
Münster

Dieser Beitrag wurde am 29.01.2009 um 10.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=224#4496


Berufsbedingt habe ich damit angefangen, sprachliche Einheiten zu sieben. Einige bleiben hängen, andere fallen durch. "Aus dem Gesichtspunkt", "nach dem Gesichtspunkt", "unter dem Gesichtspunkt" - im Internetz hängt alles. Aber wohin damit? Richtig schein nur eines, nämlích etwas "aus dem Gesichtspunkt" betrachten, so jedenfalls Johann Georg Sulzer in seinem Buch "Allgemeinen Theorie der Schönen Künste" (1771), stammt doch der "Gesichtspunkt" aus der Zeichenkunst und findet sein Gegenstück im "Augpunkt", Thema: Perspektive. "Vom Gesichtspunkt des ... aus", schreibt auch Wahrig irgendwo. Schließlich das oft gebrauchte "unter dem Gesichtspunkt", wobei der Schreiber vermutlich "Gesichtspunkt" mit "Blickwinkel" verwechselt. Und "nach dem Gesichtspunkt" - nun, wäre das nicht der Versuch, den Platz des Anderen einzunehmen und von dorther zu sehen (und zu urteilen)?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 29.01.2009 um 19.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=224#4498


Ja, "mit" geht doch wohl auch, oder? Und Sommersprossen sind auch Gesichtspunkte. Und meiner ist, vor der "Definition" von Präpositionen zu warnen und lieber einfach hinzuhören, wenn Leute, die klar sprechen, in Frage stehende Wörter benutzen. Manchmal ändert sich der Gebrauch in wenigen Jahrzehnten oder auch schon, wenn man mal ein paar Meilen verreist. Zu englischen Präpositionen sage ich meinen Studenten, daß in ein paar anderen Staaten Leute "wait on other persons, and don't expect a tip." Bei denen hat nämlich "wait on s.o." auch die Bedeutung von unserm "auf j-n warten"! Und "on" hat doch die Bedeutung von "on top of", wie doch wohl jeder weiß, nicht wahr? Und das beweist das Buch "on the table". Aber dann ist das Bild "on the wall" und die Lampe sogar "on the ceiling", wo man doch wirklich nicht mehr von "on top of" sprechen kann, sondern nur von seinem Gegenteil. Und einige Leute haben Ringe "on their fingers" (around), und Shakespeare ist in Stratford-on-Avon geboren, wo doch der Avon voll fließenden Wassers ist und man darauf Städte wohl noch schlechter als auf Sand baut. Und ich stehe da und spreche "on some interesting parts of German grammar." Und wenn jemand mit mir kämpft, weiß ich meist nicht, auf wessen Seite der andere wirklich ist. Dasselbe gilt für diese Kampfsituation auch mit engl. "with".
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