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»Sprache und Politik«


Beiträge zum Thema

»National
Sprache, Identität und politische Einstellung«

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Karl-Heinz Isleif
Koganei, Tokyo

Dieser Beitrag wurde am 10.01.2009 um 02.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#4414


Wer schon etwas gelebt hat, kriegt beim Lesen ein Gefühl dafür, wes Geistes Kind ein Schreiber ist. Es gibt darum auch überhaupt keinen Zweifel, daß (zu) viele der Reformgegner ‘rechtslastig’ sind. Von denen halte ich mich fern, denn ich interessiere mich nicht für Identität, Fahnen, Hymnen und Stolz. Ich weiß nicht einmal, wozu dieses Zeug gut sein soll. Ich mag meine Muttersprache, wie ich meinen Weihnachtsbaum mag, und ich möchte verhindern, daß beide von anderen mutwillig verunstaltet werden. Nur darum geht es (mir).

Ich empfehle aber allen, die bei ihrem Protest eben nicht mit den Rechten in einen Topf geworfen werden wollen, ab und zu darauf hinzuweisen, daß man mit dem nationalen Gedöns nichts am Hut hat. Deutlich, damit es jeder versteht.
KHI
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Karin Pfeiffer-Stolz
Düren

Dieser Beitrag wurde am 10.01.2009 um 06.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#4416


Nur wer das eigene schätzt, kann das Fremde achten. Nur wer weiß, wo die eigenen Grenzen sind (auch privat), wird die Grenzen des anderen überhaupt erst erkennen - und wahrscheinlich auch (be)achten.
Die Welt hat viele Farben. Sie ist nicht schematisch aus Schwarz und Weiß zu erklären, wie manche das gerne hätten. DIES ist eine infantile Betrachtungsweise, die im realen Leben immer zu Verfolgungen aller Art führt und die Welt schon oft ins Elend gestürzt hat: wenn niemand mehr weiß, wo das Selbst aufhört und wo das Andere beginnt. Und wenn sich kaum mehr einer Gedanken darüber macht, sondern eifrig nachplappert, was eine Hetzpresse verbreitet.
Merke: "In jedem Wald gibt es eine Maus, die Geige spielt."
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Karl-Heinz Isleif
Koganei, Tokyo

Dieser Beitrag wurde am 11.01.2009 um 13.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#4421


Die Amis und die germanischen Namen

Selbst auf die Gefahr, mit einer weiteren sozialpädagogischen Rüge von einer berühmten Mitstreiterin in den Senkel gestellt zu werden, und auch ohne byzantinische Anbiederung an meinen ehemaligen Lehrer, Herrn Ickler: hier hat er recht. Für den Hinweis auf den Artikel mit der Identität und den Namen bin ich zumindest dankbar. Wem da bei der Lektüre nicht das Messer in der Tasche aufgeht, der hat wahrscheinlich keins.

KHI
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Karl-Heinz Isleif
Koganei, Tokyo

Dieser Beitrag wurde am 11.01.2009 um 14.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#4422


Georg Ringsgwandl in der Online SZ vom 11.1.2009

In der Tat ein 'erfrischender' Artikel. Endlich mal Sätze, weder pasteurisiert noch homogenisiert, also solche, bei denen man nicht schon nach dem zweiten Wort weiß, wie sie enden. Zitat:

"Ernsthafte Gefahr droht der Sprache eigentlich nur von ihren berufsmäßigen Wächtern."

(Der Mann plagiiert mich.) KHI
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 11.01.2009 um 22.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#4423


Es greift natürlich zu kurz, die Bevorzugung jüdischer Vornamen als bloße amerikanische Modeerscheinung anzusehen. Zwei interessante Beispiele von Erwachsenenumtaufen:

Ingrid Hella Irmelinde Kirsch veröffentlichte ihr Gedichtetes »unter dem Vornamen-Pseudonym Sarah, das sie aus Protest gegen den Holocaust im Dritten Reich gewählt hatte« (Wikipedia). Die Anbiederung zahlte sich aus, Marcel Reich-Ranicki nannte die Irmelinde mit der Prinzessin-Eisenherz-Frisur »Drostes jüngere Schwester«.

Die Rundfunkjournalistin Lea Rosh wurde als Edith Renate Ursula getauft. Die Sache flog irgendwann auf, blieb aber den meisten ihrer Zuhörer und -schauer sicherlich bis heute verborgen. »Kritische Berichte über diese Veränderung zu einem jüdisch (sephardisch) klingenden Namen versuchte sie vergeblich gerichtlich zu unterbinden. Zeitungsberichte, wonach sie auch ihren Nachnamen geändert habe, mußten dagegen nach einem Verleumdungsprozeß zurückgenommen werden.« (Wikipedia) Möglicherweise sind Zweifel an der Authentizität der Schreibweise »Rosh« trotzdem erlaubt. (Unbestritten ist übrigens, daß die Schlagersängerin Katja Ebstein als Karin Witkiewicz zur Welt kam.)

Henryk Broder hat zum Thema »Alle Menschen werden Juden« hübsche Glossen verfaßt; dort weitere Hinweise.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 01.07.2012 um 18.51 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#9185


In Straßburg, wo 1609 die erste überlieferte deutsche Zeitung gedruckt wurde, erscheint nun keine deutschsprachige Zeitung mehr, da die DNA ihre blaue Ausgabe eingestellt haben. Ein glänzender Erfolg der französischen Sprachpolitik.
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Gunther Chmela
Raubling

Dieser Beitrag wurde am 31.08.2012 um 10.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#9393


Rechtschreibreform? Sprachreform?

Mein Beitrag hier ist eigentlich eine Frage an die wirklichen Experten. Ich selbst bin keiner, ich bin nur ein Mensch, der immer sehr an Sprache interessiert war. Die Frage, die mir seit langer Zeit durch den Kopf geht: Ist die Tatsache, daß Deutsch eine plurizentrische Sprache ist, manchen Sprachreformern ein Dorn im Auge? Steckt ein politischer Wille dahinter, die deutsche Sprache bis in die kleinsten Einheiten, die Wörter, hinein zu vereinheitlichen?

Konkret: Woher kommt es, daß Wörter und auch Schreibweisen, die für sehr viele süddeutsche Sprecher und Schreiber zur Hochsprache (!) gehören, mehr oder weniger verdrängt werden – sei es, daß sie in Wörterbüchern gar nicht mehr auftauchen, sei es, daß sie als „bayr.“ [sic!] oder „österr.“ gewissermaßen ins Abseits gestellt werden?

Ich könnte hunderte solcher Wörter nennen, doch soll hier ein einziges harmloses Beispiel das Problem verdeutlichen. Ich bin sehr froh darüber, daß ich in meiner ganzen Schulzeit immer einen sehr guten Deutschunterricht hatte, in der Grundschule und im Gymnasium bis zum Abitur. Und in dieser ganzen Zeit hieß das Satzzeichen, das u.a. einen Imperativ abschließt, ausnahmslos „Rufzeichen“, nicht etwa „Ausrufezeichen“. Blick in die Wörterbücher: Bei Ickler fehlt das Wort Rufzeichen ganz, bei Mackensen wird es mit „öst.“ markiert. Der Duden allerdings macht hier eine Ausnahme, hier erscheint das Wort ohne weiteren Kommentar (was für den Duden eine bemerkenswerte Ausnahme darstellt).

Auch grammatische Aspekte werden ähnlich stiefmütterlich behandelt. Es heißt im Süden Deutschlands „die Schneid“ (für Mut im weitesten Sinn) – ausdrücklich auch in der Hochsprache! Duden: „bayr., österr. die; - (ugs. für Mut, Tatkraft)“. Mackensen kennt zwar die weibliche Form, jedoch nur in einer völlig anderen Bedeutung (Gebirgskamm). Bei Ickler allerdings steht „der/die (Mut)“ ohne weiteren Kommentar.

Ich bin ganz gewiß kein Anhänger irgendeiner Verschwörungstheorie. Trotzdem drängt sich mir die Frage auf: Woher kommt’s? Welche Instanz hat ein Interesse daran, eine absolute Gleichschaltung des Sprachgebrauchs zu erreichen? Von Diktaturen ist bekannt, daß diese Gleichschaltung ein allzeit und überall wichtiges Anliegen ist. Von Hitler weiß man beispielsweise, daß er im Falle eines Sieges die Dialekte verbieten wollte (ein entsprechendes Papier existiert). Doch wir leben in einer Demokratie! Sollte da nicht auch eine gewisse Vielfalt unserer Sprache ein Anliegen sein?

Die Meinung von Fachleuten würde mich sehr interessieren. Ich bitte aber darum, im Falle einer Antwort sich nicht nur an den von mir erwähnten Beispielen zu orientieren! Wie gesagt, bei entsprechender Geduld könnte ich eine lange Liste weiterer Beispiele liefern. Ich bin ja sogar schon schief lächelnd angesehen worden, weil ich in einem Text „benützen“ statt „benutzen“ geschrieben habe.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 28.09.2015 um 08.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=222#11172


Die vielen Hinweise auf bayer. oder österr. Varianten gerade in Rechtschreibwörterbüchern gehen z. T. noch auf die Zeit der eigenständigen Regelbücher zurück. Unterrepräsentiert sind doch eher die west- und norddeutschen Eigenheiten.
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