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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Vom Englischen ins Deutsche
Entsprechungen gesucht«

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Dieser Beitrag wurde am 19.12.2007 um 10.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#2693


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 18.12.2007 um 22.31 Uhr

Mal eine andere Frage, die mich nicht losläßt: "Bei einem «Weltraumspaziergang» haben US- Astronauten einen Defekt an einem Sonnensegel der ISS untersucht." (Welt.de-Newsticker, 18.12.2007, 19:04)
Bei einem "space walk" handelt es sich ganz sicher um keinen Spaziergang. Aber was entspräche dieser so kernigen amerikanischen Zweisilbenbezeichnung im Deutschen? "Ausgang" ist schon für anderes vergeben und würde zu falschen Assoziationen führen. Ein einfaches "Raumgang" ebenfalls. Ich bin zerschmettert und nicht nur zum Scheine! Es muß doch was Besseres da sein als «Weltraumspaziergang», muß, muß, muß!
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Dieser Beitrag wurde am 19.12.2007 um 10.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#2694


Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 19.12.2007 um 08.14 Uhr

Analog zu "Landgang" wäre "Raumgang" denkbar – oder "-ausflug".
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Dieser Beitrag wurde am 19.12.2007 um 10.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#2695


Kommentar von Kelkin, verfaßt am 19.12.2007 um 08.18 Uhr

Wie wär's mit 'Außeneinsatz'? So einsilbig wie die Anglophonen kriegen wir's im Deutschen eh nicht hin, aber mal ehrlich: Die Leute tun keinen einzigen Schritt, also von 'to walk' keine Spur. Überhaupt ist das ach so provinzielle Deutsch recht geschmeidig bei der Anpassung an eine technisch veränderte Welt. Ich erinnere mich, wie uns im Französischunterricht penetrant die Überlegenheit französischer Wortbildung eingehämmert wurde mit dem Hinweis auf das 'allunir' für das Landen auf dem Mond, bis jemand endlich aufstöhnte: "Aber wir sagen doch nicht 'erden' sondern 'landen'." Und das klappt auf jedem Himmelskörper.
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Rominte van Thiel
Röttenbach

Dieser Beitrag wurde am 27.02.2008 um 10.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#2996


Der Autor bei handelsblatt.com heißt zwar Georg Watzlawek (klingt deutsch), aber er hat keine Lust, aus dem Englischen zu übersetzen, und deswegen gibt er Rätsel auf:
"das Momentum von Barack Obama" und "der Spin der Clinton-Berater".
Zuerst habe ich "Mormonentum" gelesen, dann vermutete ich Latein; das Englisch- wie auch das Latein-Wörterbuch erklären mir annähernd Momentum, aber Spin??? Daß die spinnen, wollte der Autor doch wohl nicht sagen.
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 27.02.2008 um 14.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#2998


Engl. "spin" an sich bedeutet Drall. Allerdings gibt es auch "Zusammensetzungen" mit eigenständiger Bedeutung: "spin-off" bedeutet Abspaltung, Ausgliederung oder auch Nebeneffekt, Nebenprodukt, "spin doctor" bedeutet PR- bzw. Imageberater, auch Schönredner, "a person (as a political aide) responsible for ensuring that others interpret an event from a particular point of view" (Merriam-Webster).

Was der Autor hier genau gemeint hat, ist unklar; ich wage sogar zu bezweifeln, daß ihm das selber klar war. Oder gibt es bereits eine derartige "Redewendung" (Slang)?
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Rominte van Thiel
Röttenbach

Dieser Beitrag wurde am 29.02.2008 um 11.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#3001


Es ist aufschlußreich, daß auch andere bei solchen fremdsprachigen Einsprengseln nicht ganz genau wissen, was eigentlich gemeint sein soll. Ich habe dieses Beispiel auch deswegen zitiert, weil es mir beweist, daß Zeitungen meinen, normale Rechtschreibung sei den Lesern nicht zuzumuten, sprachliche Vernebelung statt klarer und deutlicher Information aber schon.
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Christoph Schatte
Poznan

Dieser Beitrag wurde am 16.03.2008 um 18.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#3034


Da es sich bei einem "space walk" ganz sicher nicht um einen Spaziergang handelt, könnte "Raumgang" kontextgestützt mit einer zweiten Bedeutung besetzt werden.

Es ist ja das Bewundernswerte am Englischen, daß es dieselben Etiketten bzw. Laut- und Schreibgestalten mit immer weiteren Bedeutungen verknüpft, wobei weniger wichtige von diesen nach und nach immer weniger "assoziiert" werden. Im Deutschen indessen vermeidet man ängstlich, irgendein "Wort" bzw. Syntagma mit einer weiteren Bedeutung zu "belasten" und bildet statt dessen ebenfalls nicht unbedingt durchsichtige Ungetüme wie "maximale Arbeitsplatzkonzentration", in dem das Wörtchen "Gift" fehlt.

Die neue Bedeutung sollte jedoch in einem von der Erstbedeutung möglichst weit entfernten Bereich funktionieren. So jedenfalls hat das einst Stephen Ullmann erklärt. Diese Bedingung wäre im Falle "Raumgang" erfüllt.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2008 um 22.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#3055


www.welt.de/politik/article1827887/[...]
"Wir brauchen keinen Manager, wir brauchen einen „Leader“[,] und wegen seines ganz besonderen Führungsstils glaube ich an [Barack Obama].”
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 08.07.2009 um 08.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5144


Farewell: "Letztes Lebewohl für eine Legende" paßt als Überschrift für eine Beschreibung der "pompösen Trauerfeier [für den] verstorbenen „King of Pop“ Michael Jackson" wohl doch nicht so ganz. (FAZ.NET, 7.7.09)
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Stephan Lahl
Hemhofen

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2009 um 12.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5248


Wenn man sich für die Politik in den USA interessiert, ist das mit dem Spin völlig klar und keineswegs nebulös.
Es ist der Spin der spin doctors, also der Versuch, eine Sache so darzustellen (zu verdrehen), daß sie für den Mandanten möglichst vorteilhaft klingt.
Eine deutsche Entsprechung für das Wort existiert eigentlich nicht. "Die Ansicht" ist falsch, weil niemand davon ausgeht, ein spin doctor glaube an seine eigenen Worte. Die "Version einer Geschichte" gibt es im Deutschen. Der fehlt aber in den Assoziationen das eindeutig humorvoll-verächtliche, die Faszination ob der Dreistigkeit und Kreativität des Wahrheitsverdrehers und die politische Normalität.
Das Spinning ist ganz normale (und meist sehr ungeschickte, oft unfreiwillig komische) Alltagspropaganda und für politisch interessierte Amis ein wichtiger Bestandteil der Fernsehunterhaltung, ähnlich wie Fachsimpeleien und Interviews in Sportsendungen.
Das ist so normal, daß inzwischen keine politische Satire mehr ohne "Pundits" und "Speaker" auskommt, die selbst dem Wetterbericht ihre politischen Duftnoten mitgeben müssen.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2009 um 13.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5250


Man sollte vielleicht statt von Doktoren von Friseuren sprechen, frisieren sie doch die Geschichten und Meldungen, mit denen sie befaßt werden.
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Stephan Lahl
Hemhofen

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2009 um 14.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5251


Faktenfriseure?
Nicht schlecht. Aber da fällt mir "Wahrheitsverdreher" ein, was den spin doctor nicht schlecht übersetzt.
Je nach Situation kann man die Leute auch als Zitronenhändler, Heißluftgebläse, Quacksalber, Hütchenspieler, etc. betiteln.
Nur für den Spin selbst scheint es kaum brauchbaren Ersatz zu geben. Ich glaube aber auch nicht, daß man überhaupt einen Ersatz braucht.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2009 um 17.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5252


Mir war nie so bewußt, welches Bild hinter "der spinnt wohl" und "das ist ein Spinner" eigentlich steckt. Vielen Dank für die kleine Diskussion hier. Auch an "einem etwas andrehen" sollte man bei diesem "spin" hier vielleicht denken. Unser "verdrehen" ist hier aber am besten, und deshalb ist Wahrheitsverdreher sehr gut. Ebenso Faktenfriseure; das zwingt die Angesprochenen, etwas selbst mitzudenken, — was ja beim Zuhören nie schadet. "Nur für den Spin selbst scheint es kaum brauchbaren Ersatz zu geben." Schade, daß man "die Andraht" nicht verwenden kann. Es würde als (geschaffene) Lehnübersetzung das durchaus neue Verständnis des politischen/rhetorischen "spin" einfangen; aber wer weiß denn bei uns noch, das selbst der Draht was mit drehen zu tun hat.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2009 um 18.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5253


"Nur für den Spin selbst scheint es kaum brauchbaren Ersatz zu geben."

Wenn man die Leute Heißluftgebläse nennen kann, dann ginge ja auch heiße Luft für den Spin selbst.

Wer etwas vornehmer von Schönrednern spricht, der würde den Spin vielleicht schöne/geschönte Worte nennen oder schönes Gerede oder das Schönreden.
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Stephan Lahl
Hemhofen

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2009 um 22.54 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5255


Das kommt eben auf die Situation an. Steinmeiers Deutschlandplan ist beispielsweise nur heiße Luft (als Ex-Zivi weiß ich aus eigener Anschauung, daß die versprochenen Pflegejobs an der für die Pflegeanbieter viel profitableren Billigkonkurrenz der Zivis scheitern).
Vollmundige Steuersenkungspläne auf der Gegenseite dürften wohl auch nur heiße Luft sein.
Aber nicht jeder Spin ist heiße Luft:
Als Friedmanns Sex- und Drogenaffaire durch den Blätterwald ging, ging es viel um Kokain. Friedmann selbst hat sich in schönstem Pathos für diesen Konsum, der ja eigentlich nur ihn angeht, entschuldigt.
Bei diesem schönen Spin wurde der eigentliche Skandal ganz vergessen: Friedmann hatte (meiner Erinnerung nach wissentlich) mit der Bestellung der Nutten von diesem speziellen Anbieter Sklaven geordert!
Es waren Zwangsprostituierte, die man im Ausland in eine Falle gelockt und dann als Sexsklaven nach Deutschland verschleppt hatte.
Und damit war es Vergewaltigung, keine Prostitution. Vergewaltigung von Sklaven. Durch einen Moralapostel mitten im Deutschland des späten 20. Jahrhunderts.
Aber das ist so eine gewaltige Sache, daß die eigentlich lächerliche Drogengeschichte gern genommen wurde.
Hier wäre die passende Entsprechung eine Nebelgranate bzw. das gute alte Ablenkungsmanöver. Die Amis sprechen in solchen Fällen auch gerne vom red herring.

[Die genannten Vorwürfe gegen Michel Friedman (sic) rechtfertigten aus Sicht der Staatsanwaltschaft keine Anklage und müssen hier auch nicht wiederholt werden. – Red.]
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2009 um 23.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#5256


Kontextabhängig muß man natürlich ein und dasselbe Wort manchmal unterschiedlich übersetzen. Es ging ja darum, ob eine Übersetzung überhaupt existiert. Und eine passende findet man wohl immer, oft ist sie länger, wenn man Glück hat (nicht bei spin), auch mal kürzer.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 09.04.2010 um 21.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6240


(Zu #2693, #2695, #3034) Angekündigt dieser Tage bei *Bild.de* zunächst als "Spaziergang im Weltraum", dann aber in der Überschrift im "News-Ticker" selbst: "Shuttle-Astronauten beenden ersten Ausstieg". In einem anderen Kurzbericht finden wir Kelkins "Außeneinsatz" ("ISS: Erster Außeneinsatz").
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 11.04.2010 um 04.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6241


FAZ (7. April) zum Tod von mehr als 70 Angehörigen der indischen Sicherheitskräfte:
"... setzte er Ministerpräsident Manmohan Singh ins Bild, der sich 'traurig und geschockt' zeigte ..."
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 11.04.2010 um 08.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6242


Obwohl das Perfektpartizip "schockiert" genau so kurz ist wie "geschockt", begrüße ich eigentlich hier die Aufnahme des Verbs aus dem Englischen. Selbst die Grimm-Brüder, meine ich mich zu erinnern, beanstandeten schon, daß bei der Übernahme der Verben auf "-ieren" die deutsche Infinitivendung an die französische Infinitivending angehängt worden war. Jetzt ist "-ieren" natürlich da, aber andere Übernahmen (sich einchecken) zeigen, daß es auch kürzer geht — und das relativ leicht. Im Einzelfalle schockt das vielleicht manch einen etwas, und das kann ich auch verstehen, vor allem hier, wo wir ja schon lange ein Wort mit der gleichen Bedeutung haben.
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Rominte van Thiel
Röttenbach

Dieser Beitrag wurde am 11.04.2010 um 11.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6243


Wie so manches, ist auch dieses vielleicht eine Geschmackssache. Ich kann Herrn Achenbachs Unbehagen verstehen. Vor allem im Präsens klingt "schocken" doch etwas seltsam. Und insgesamt muß ich unwillkürlich an schockgefrostete Hähnchen denken ...
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Karsten Bolz
Hofheim

Dieser Beitrag wurde am 11.04.2010 um 11.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6245


Schon sehr lange schüttelt es mich jedesmal ein wenig, wenn sich jemand aufgrund einer Katastrophe angeblich geschockt statt schockiert zeigt. (Auch mir drängt sich da immer der Vergleich mit dem tiefgefrorenen Hähnchen auf.)

Daß die Boulevardpresse diesen Ausdruck benutzt, daran habe ich mich lange gewöhnt. Ich lese diese Blätter normalerweise nicht. Daß die FAZ an dieser Stelle diesen folgt, schockt mich zwar nicht, schön liest es sich meiner Meinung nach trotzdem nicht.
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Urs Bärlein
*

Dieser Beitrag wurde am 11.04.2010 um 13.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6246


Wenn ich schockiert lese, muß ich immer an junge Damen denken, die beim Anblick einer freilaufenden Maus ihre Röcke zusammenraffen oder auf den nächsten Hocker springen. Das Wort hat so etwas Altbackenes und Etepetetiges bekommen, das z.B. zur Charakterisierung der Reaktion auf den Tod von 70 Menschen nicht recht paßt. Dagegen hat der Schock nichts von seiner Heftigkeit eingebüßt; es gibt den Schockpatienten und die Schocktherapie, und man spricht von der Schockwirkung, die Bomben oder Granaten haben. Mir schien geschockt seit dem Aufkommen in der Jugendsprache vor einigen Jahrzehnten immer von diesem Schock abgeleitet, also weiterhin aus dem Französischen.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2010 um 03.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6248


Lieber Herr Ludwig,

mir ging es nicht um Vor- oder Nachteile von schockieren und schocken, sondern um die Stilebene. Die beiden Wörter sind mir einfach zu banal, um eine glaubhafte tiefe Gemütsbewegung zu beschreiben. Manche Menschen finden schon einen kurzen Rock oder einen tiefen Ausschnitt schockierend. Selbst im Englischen kann shocking ähnlich banal sein.

Im Deutschen sagt man, wenn man seine Bewegung über ein tragisches Ereignis ausdrücken will: erschüttert, bestürzt, vielleicht noch betroffen – aber doch nicht geschockt oder schockiert.

So sagt Angela Merkel stilsicher zum Tod des polnischen Präsidenten: "mit großer Bestürzung und Trauer" und "mit Bestürzung und Fassungslosigeit".
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2010 um 07.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6249


Lieber Herr Achenbach, da bin ich durch mein enges Verständnis des Themas hier, "Vom Englischen ins Deutsche / Entsprechungen gesucht", etwas verleitet worden. Zur Stilsicherheit des Englischen für derartige Situation Präsident Obama: "Our thoughts and prayers are with the Kaczynski family, the loved ones of those killed in this tragic plane crash, and the Polish nation. [...] We join all the people of Poland in mourning [the accident victims'] passing."
Was die Wörterbücher für "betroffen/bestürzt" angeben: *filled with / full of consternation* habe ich im Zusammenhang mit dem Ausdruck persönlicher Trauer nie gesehen. "shocked by the news of / the shock of the news of" wären aber mögliche Ausdrücke hier. Und natürlich zeigt deutsch "erschüttert" besseren Stil als "schockiert". Aber schriebe jemand "schockiert" in einem Beileidsbrief, würde ich das nicht beanstanden; schriebe wer jedoch "geschockt", würde ich wie Sie sagen, das ist unangemessen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 17.05.2010 um 00.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6408


"(dpa) [...] Schumacher hatte in Monte Carlo Ferrari-Pilot Fernando Alonso überholt, nachdem das Safety Car am Ende des Rennens in die Boxengasse abgebogen war."
Natürlich ist es im Deutschen "das Auto", aber es ist auch "der Wagen"! Und als ich einmal in Denver, CO, in einem deutschen Klub zum Essen eingeladen war, sprachen die da frei von der Leber weg immer nur von ihrer "car". Bei denen war's also "*die* car". Und es steht ja auch neben dem deutschen "die Karre"! Und "Verfluchte Sicherheitskarre!" könnte man wohl hier auch Schumacher fluchen hören. Aber das hilft dpa nicht, wo "safety car" offenbar nicht in deren englisch-deutschem Computer-Wörterbuch war.
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Roger Herter
Basel

Dieser Beitrag wurde am 08.06.2010 um 12.19 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6491


zu #6241 bis #6249

Geschockt hat ja ein nicht minder klobiges Geschwisterchen, wie mir eben wieder zu Ohren und zu Bewußtsein kommt: Wir waren geschockt und gefrustet. Das haut erst richtig hin! (Womit auch die Stilebene gewahrt wäre.)
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 11.09.2010 um 22.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6852


Auf einmal treudeutsch: Aus der bankrotten Bank Hypo Real Estate, deren Verluste verstaatlicht worden sind, soll die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) werden.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 12.09.2010 um 20.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#6856


Vom prädikativ-tantumen schnellstens zum attributiven Adjektiv: "Sie sind im Moment das absolute Must-Have für die Handgelenke hipper Großstädter." (welt.de, heute) — Wie schriebe man übrigens die prädikative Form des Positivs im Deutschen?
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 06.02.2013 um 14.03 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#9964


Ich bekomme manchmal Briefe oder E-Mails mit Formulierungen wie
- Beiliegend finden Sie ...
- Untenstehend finden Sie ...

Nun liege ich diesen Schreiben weder bei noch stehe ich irgendwo da unten drin, deshalb halte ich diese Ausdrucksweise für verkehrt. Eigentlich meine ich, das gleiche müßte auch im Englischen gelten:

- Attached you will find ...

In LEO steht aber der Eintrag:

attached please find - als Anlage finden Sie / übersenden wir Ihnen

Kann mir jemand sagen, ob das im Englischen tatsächlich guter Stil ist? Oder drückt LEO da ein Auge zu und übersetzt schlechtes Englisch frei in besseres Deutsch, oder ist das im Englischen genauso falsch wie im Deutschen?

(Wobei dieses "als Anlage" genaugenommen auch zweideutig ist.)
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 06.02.2013 um 16.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#9966


Die Sprache scheint da anders zu funktionieren, als unsere feinfühligsten Grammatiker es gern wahrhätten. Auch im Englischen werden Ausdrücke wie "Hopefully, he is coming tonight" immer wieder angegriffen, — immer wieder, also sie sind nicht auszurotten. Es ist natürlich grammatisch sehr schön, wenn sich derartige vorausgestellte Angabe nur auf das Subjekt bezieht; aber vielleicht ist bei den einfachen Muttersprachlern, denen ja auch Luther aufs Maul geschaut hat, eine andere "Regel" am Werke, nämlich: Diese vorausgestellte Angabe bezieht sich im folgenden auf das, was damit am meisten Sinn ergibt (und damit lasse man es gut sein).
Ob sowas "guter Stil ist", ist natürlich eine Stilfrage, und Le style c'est l'homme même usw., und wer von dieser Stilbetrachtung schon öfter gehört hat, vermeidet derartige Ausdrucksweise natürlich und schreibt vielleicht sogar immer wieder hin und wieder einen kleinen Artikel dazu für irgendwas, damit die Leute das doch endlich richtig machten. Ich hab's zuletzt in Readers Digest gelesen. Und bei meinem beschränkten Rechner will ich jedenfalls keine *attachments* finden. "Unten angefügt habe ich ...", "We/I have attached" ist grammatisch und stilistisch in jeder Hinsicht einfach Mozart für mich. Aber dann sagen einige wieder, guter Stil sei, sich mit "I"/"ich" nicht so vorzudrängeln.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 06.02.2013 um 16.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#9967


Attached you will find is just fine . . .
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 11.02.2013 um 07.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#10009


Unsichere Bezüge (vgl. #9966): "Mit 15 lernt Roman Polanski sie kennen und nimmt sie sogleich in seine „notorious collection of Lolitas“ („People“, 1981) auf, und zwar sowohl ins Bett als auch vor seine Kamera." (faz.de, 9.2.13)
Nastassja Kinski war da 15, Roman Polanski dagegen um einiges älter.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 28.02.2013 um 19.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#10062


faz.de, heute: "Brisante Adressliste aufgetaucht NSU-Ausschuss empört über BKA [//] Erst jetzt ist eine Adressliste mit Kontakten der rechtsextremen Terrorgruppe NSU aufgetaucht". Es gibt bei uns doch schon das Kompositum "Adressenliste". Und englisch hat das Wort zwei "d". Aber wir haben ja auch ein "Adreßbuch", nicht wahr?
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 19.05.2017 um 00.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=163#11607


Vorverurteilungen sind zu diesem Zeitpunkt unreif.

(Paul Ryan laut ARD-Tagesthemen vom 18.05.2017)

[Dieser Beitrag wurde erst akzeptiert, nachdem ich die Guillemets im Zitat entfernt hatte.]
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