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»Sprache und Politik«
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»Das Niederdeutsche und seine Bezeichnung«
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Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 26.02.2007 um 20.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=114#1535
Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.02.2007 um 19.41 Uhr
Zum Schluß: der Name "Niederdeutsch" ist eine holländische Erfindung, um "nederduits" von "nederlands" abzugrenzen. Die Sprecher selbst nannten es "sassisch". Auch der spätere Name "Plattdeutsch" stammt aus dem Niederländischen als das "platte duytsche".
Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.02.2007 um 12.03 Uhr
Vielleicht sollten wir die Wahl einer passenden englischen Bezeichnung für "Niederdeutsch" englischsprachigen Linguisten überlassen.
Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 26.02.2007 um 10.51 Uhr
Low German finde ich auch groß geschrieben nicht gut. Das Englische hat doch durchaus bessere Vorsilben zu bieten: nether (wie in Netherlands, oder in Nethergate).
Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 26.02.2007 um 10.45 Uhr
Geht man bei der "Ortsbestimmung" von Niederdeutsch nicht von falschen Voraussetzungen aus?
Also nicht: Niederdeutsch im Gegensatz zu Hochdeutsch, als eine Variante des Deutschen? Sondern: Niederdeutsch als eine eigene Sprache der Region "Niederdeutschland" (hier bei uns an der Küste... von Ostfriesland bis Meck-Pom... hier in den Niederungen, wo es keine Berge [Barg im Niederdeutschen] und nicht einmal ordentliche Hügel [Knüll bzw. Bült im Niederdeutschen] gibt).
Auch, wenn es Sprachforscher (aber auch gerne mal "Nationalisten") anders sehen wollen, aber "Platt" ist eine eigenständige Sprache, die enger mit Holländisch und Englisch verwandt ist (und natürlich auch Dänisch/Schwedisch/Norwegisch ~ also: das alte Anglo-Sächsisch), und kein "deutscher Dialekt" wie Schwäbisch oder Bayrisch. Es werden die deutschen Worte nicht nur anders ausgesprochen (was bei Bayrisch und Schwäbisch ja auch der Fall ist), sondern es gibt sehr viele rein niederdeutsche Worte.
Ich brauche dazu nur meinen "Sass" oder mein "Wöhrner Wöör" aufschlagen und finde zahlreiche Wörter, die es im Deutschen gar nicht gibt, die dem Durchschnittsdeutschen (mit Fernsehbildung) aber bekannt sind (und damit auch in den Duden als "deutsche Worte" Einzug gehalten haben).
Ein Beispiel gefällig? Maat = Genosse, Kamerad, Kumpel, Matrose... eng verwandt wohl mit mate im Englischen, aber keine echte Entsprechung im Deutschen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Eine Übersetzung mit Low-German oder Lower-German ist eigentlich sinnlos, denn beide Möglichkeiten geben dem (nicht sprachwissenschaftlich gebildeten) englischen Leser nur den Eindruck, daß Niederdeutsch so etwas wie Deutsch ist – ist es aber nicht. Besser wäre wohl ein Begriff wie "Friesisch", doch darüber wären wohl die Platt-Snackers in Mecklenburg-Vorpommern nicht glücklich.
Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.02.2007 um 09.28 Uhr
Daß bei der Übersetzung deutscher Namen in andere Sprachen die Trennung in Adjektiv und Substantiv nicht immer sinngemäß ist, haben z.B. die Tschechen begriffen, die Niederdeutsch eben nicht in dolný nemecký = niederes Deutsch, sondern in dolnonemecký = Niederdeutsch übersetzen. Es geht doch.
Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 25.02.2007 um 19.42 Uhr
"'low' ist im Englischen ein ausschließlich negativ besetztes Wort" (#5718). Naja, das kommt doch wohl doch darauf an, worauf es bezogen ist. Wenn die Sommertemperaturen auf über 100 Grad Fahrenheit steigen (38.5°C), dann sind "lower temperatures" schon willkommen. Und ebenso begrüßt man "lower inflation rates", "the low number of accidents" und "every day low prices".
"Lernen die Kinder "Hochdeutsch" oder "die Standardsprache"?" Gute Frage! Was lernen die Kinder eigentlich? Und: Ich bin schon immer für eine Terminologie, die der Sache so nahe kommt wie möglich, so "that a simple 'rational' action becomes possible with quick decisions" (ich zitiere das auch, damit die Red. nicht wieder Beiträge unbedacht verschiebt). Luther übersetzte die Bibel ins "Hochdeutsche", Bugenhagen übersetzte sie dann ins "Plattdeutsche" oder "Niederdeutsche". Man muß also schon etwas Wissen zur Kultur eines Sprachraums mitbringen, um die Bedeutung bestimmter Bezeichnungen zu verstehen, und darf eben nicht nur vom eigenen Verständnis derselben ohne Rücksicht auf jede Geschichte und den Gebrauch im weiteren Sprachraum ausgehen.
Das mit Herrn Pielenz' "Pfeiftönen" (#5711) finde ich gut, denn dann würden die Kinder fragen — wenigstens die neugierigen —, was denn da eigentlich herausgelassen wurde, und sie könnten durch die Antworten diese Wörter wenigstens kennenlernen. Würde ja in manchen Fällen auch das Familienleben fördern: Eltern und Kinder sprächen etwas miteinander und schauten nicht nur sprachlos und einfach gebannt fern.
Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.02.2007 um 13.12 Uhr
Bei dem Wort "Low German", der amtlichen Übersetzung für "Niederdeutsch", hat es mich richtig gerissen: Wehe, man schreibt "low" statt "Low"! "low" ist im Englischen ein ausschließlich negativ besetztes Wort: niedrig, tief, seicht, gering, kärglich, schwach, gemein, erbärmlich, schlecht. Leider wird "Niederdeutsch" heute auch so gewertet; ob das vom Englischen beeinflußt ist? Dabei kommt "Niederdeutsch" von Niederdeutschland, dem tiefergelegenen Land, genauso wie die Niederlande.
"Hochdeutsch" heißt "High German", aber "Hochsprache" heißt "standard speech". Lernen die Kinder "Hochdeutsch" oder "die Standardsprache"?
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 26.02.2007 um 21.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=114#1536
Eher umgekehrt: Die Bezeichnung nederlands(ch) wurde eingeführt, um die Eigenständigkeit der niederländischen Staatssprache von anderen niederdeutschen Varietäten zu betonen. Im 19. Jahrhundert haben holländische Sprachforscher noch ganz ungerührt von nederduitsch gesprochen und (in erster Linie) das Niederländische gemeint, zum Beispiel Johan Winkler in seinem Algemeen Nederduitsch en Friesch dialecticon (1874).
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