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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Zirkusunternehmen und Leerzeichen«

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Berlin

Dieser Beitrag wurde am 09.02.2007 um 15.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=107#1434


Kommentar von Fulgura frango, verfaßt am 09.02.2007 um 14.49 Uhr

Herr Ludwig sprach dem Imbiß generell jede Pluralform ab, das scheint nicht ganz legitim zu sein.


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.02.2007 um 11.39 Uhr

Wo liegt den bei "Imbiß" eigentlich das Problem? Der Plural lautet "Imbisse". Das weiß doch jedes Kind, und so steht es auch in meinem Duden von 1961.


Kommentar von Fungizid, verfaßt am 09.02.2007 um 09.31 Uhr

Ich vermute, daß das Leerzeichenvirus ebenfalls ein Anglizismus ist.

Was die fehlenden Plurale scheinbarer Nur-Singulare betrifft: Imbiß ist die Bezeichnung für eine Imbißgelegenheit oder auch für ein kleines Essen. Davon können durchaus mehrere Exemplare auf dem Tisch oder in der Straße stehen. Deshalb ist der Plural nötig.

Im Fall von Milch gibt es sogar verschiedene Arten, also Sauermilch, Kuhmilch, Ziegenmilch und so fort. Es ist völlig legitim, dann von Milchen zu sprechen.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 09.02.2007 um 01.49 Uhr

Rominte van Thiel hat an anderer Stelle schon darauf hingewiesen, daß "die Mercedes Fahrkultur" eben eine weibliche Person anführt, die mit Nachnamen "Fahrkultur" heißt und mit Vornamen "Mercedes".

Mercedes-Benz (DaimlerChrysler AG) schreibt allerdings nirgends "Mercedes Fahrkultur" (soweit ich das aus der Ferne feststellen kann). Doch lt. einer Bildunterschrift bei denen zeigt ein Foto "Die neue Mercedes-Benz C-Klasse", und das (sowie "in der Mercedes-Benz Welt", "die neue C-Klasse Limousine") reicht aus, daß ihre Schreibung auch hier Beachtung findet.

Bei "Design-Varianz", "Premium-Automobile", "V6-Motoren", "C-Klasse", "T-Modelle" hat aber auch Mercedes den gewohnten Bindestrich. Doch zu "das AGILITY CONTROL-Paket", "NECK PRO-Kopfstützen" mit seinen fremdsprachigen Markenbezeichnungen in Großbuchstaben paßt nicht ganz "das innovative Intelligent Light System", wo allerdings "System" wie seine zwei Attribute davor offenbar englisch sein soll.

Noch zu "Imbiß": Braucht "Imbiß" eine Pluralform? Wir hätten "Arten von Imbiß", wenn's darum geht, was Mimi ißt, und Imbiß-Buden, Imbißstuben, sogar Schnellimbißrestaurants, wenn Mimi die Besitzerin ist. Und wenn das Geschäft gut geht und eine Kette daraus wird, meinetwegen dann auch Mimis Imbisse. ("Imbiß" ist eigentlich so ein Wort wie "Sport": mein Sport ist... / meine Sportarten sind... [ein "Nur-Singular"])


Kommentar von K. Bochem, verfaßt am 08.02.2007 um 23.15 Uhr

Kelkin: ... Aber es greift immer mehr um sich, daß Geschäfts- und Firmennamen ...

Wenn man genau hinsieht, sind es meist Werbetexte oder -aufschriften, die sich nicht an die Orthographie halten. Die Werbung spielt seit jeher mit der Schrift, den Satzzeichen und der Grammatik, vermeidet dabei jedoch fast immer, regelrecht dumm oder ungebildet auszusehen. Sie versucht mal mehr, mal weniger intelligent mit Lesehindernissen witzig oder provozierend sprichwörtlich aus dem Rahmen zu fallen, damit unser Hirn sich möglichst lange mit der Sinnerfassung beschäftigt (– was ja dann tatsächlich automatisch, bis in unsere Träume hinein, geschieht).

Wie gesagt, das ist nicht neu, und manchmal sogar interessant und anregend. Außerhalb irgendeiner Werbung begegnet mir das weniger und stört mich eigentlich für diesen Bereich nicht.

Allerdings fällt mir seit einiger Zeit ein anderes Phänomen auf: Die Untertitel der Fernsehsender (Phoenix, ARD, ZDF, WDR) sind oft dermaßen verknappt (z.B. "Leiter Personalabteilung Ford" statt "Leiter der Personalabteilung bei Ford" o.ä.), daß das sicherlich ursprünglich gewollte beiläufige Mitlesen richtig anstrengend wird. Ich schreib denen das mal ...


Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 08.02.2007 um 18.57 Uhr

Wie wäre es mit Imbisse?


Kommentar von A. Berger, verfaßt am 08.02.2007 um 17.51 Uhr

Das Leerzeichen-Virus hat auch schon Bildungseinrichtungen erfaßt. Man denke etwa an die "Gottfried Wilhelm Leibniz Universität" in Hannover, die sich erst im vergangenen Jahr so nannte.

Eine Universität müßte es ja eigentlich besser wissen...


Kommentar von Ballistol, verfaßt am 08.02.2007 um 14.33 Uhr

Die Durchkoppelungsverweigerung betrifft nicht nur Firmennamen, sondern macht sich mittlerweile fast überall breit: "Startup Messe", "Brockhaus Enzyklopädie", "Epson Photodrucker"...

Nur bei den Straßennamen setzt sich dann und wann falsche Zusammenschreibung durch: "Konrad-Lorenzplatz"...


Kommentar von Kelkin, verfaßt am 08.02.2007 um 12.15 Uhr

Mit Mimis Imbißstube habe ich keine Schwierigkeiten, sofern alles korrekt geschrieben ist: Wäre 'Mimis' ein mir unbekanntes Hauptwort, müßte es mit dem nächsten Wort zusammengeschrieben oder per Bindestrich verbunden sein. Daraus, daß dies nicht so ist, müßte jeder Leser erkennen, daß es sich um einen vorangestellten Genitiv handelt. Aber es greift immer mehr um sich, daß Geschäfts- und Firmennamen sich als besondere Eigenschaft der von ihnen angebotenen Waren und Dienstleistungen anpreisen und, gerade bei Großfirmen, sich ohne Bindestrich voranstellen: Der AXA Service, die Mercedes Fahrkultur etc...


Kommentar von Ballistol, verfaßt am 08.02.2007 um 10.14 Uhr

Kennt eigentlich jemand den Plural von Imbiß? Imben?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 09.02.2007 um 21.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=107#1437


Zu sagen "Herr Ludwig sprach dem Imbiß generell jede Pluralform ab, das scheint nicht ganz legitim zu sein" scheint mir nicht ganz legitim zu sein. Ich hatte Mimis Imbissen großen Erfolg gewünscht und meiner eingeklammerten letzten Feststellung moderierend das Adverb "eigentlich" hinzugefügt. Bei manchen Substantiven kommt der Plural eben viel schöner anders zur Sprache: "Die Frühstücke da waren sehr gut" vs. "Das Frühstück da war immer sehr gut." Natürlich ist "Sport" ein reines Singulare tantum. Das aber habe ich "eigentlich" für "Imbiß" nicht beanspruchen wollen; — bin ich doch vorsichtig geworden, wo ich doch immer dachte, daß "Sand" ein reines Singulare tantum war, bis ich auf einmal vom Auto aus ein Riesenschild mit der Ankündigung "The Sands of Iowa" las und dann, heimgekommen, in meinem *Duden* von 1948 zu meinem Erstaunen sah, daß "Sand" auch im Deutschen eine Pluralform hat — und sogar, wenn es "Sandbänke" bezeichnet, ein zweite, von der ersten verschiedene, diese mit Umlaut. Das hatte dieses Kind jedenfalls vorher nicht gewußt, — war ihm doch in der Schule immer "Sand" als ein Beispiel für ein wahres deutsches Singulare tantum angeführt worden. Aber wer weiß schon alles zu allen deutschen Wörtern! An den Plural "Wasser" hatte ich mich trotz Lehrerlehren durchs Absingen von "Fremde Wasser dort springen" schon gewöhnt, aber außer in diesem Wanderlied habe ich ihn nie verwendet. Und nichts gegen meine Lehrer bitte!, — drehten die doch niemandem Wasser in Plastikflaschen an. — Und jetzt gehe ich — sehr spät wegen dieses Schreibens hier — in die Mensa, wo ich nicht Mittagsimbisse einnehme, sondern das Mittagessen relativ oft einnehme. wozu ich aber da nie Biere bekomme, ja, nicht mal auch nur eins, denn da gibt es keine oder keins, es spielt keine Rolle, aber was das Sprachliche betrifft: zu "Bier" weiß jedes Kind sofort die Pluralform. Aber schon bei dem zu "Essen" und zu den doch recht kalten "Imbissen" braucht's wohl doch schon einige Gewöhnung. — Ich meine eigentlich abschließend: Schon allein, daß jemand, dem ein Wort wie "Durchkoppelungsverweigerung" ohne Schwierigkeit von der Zunge geht, hier die Frage nach der Pluralform von "Imbiß" stellt, zeigt, daß da mehr am Werkeln ist, als man zunächst annehmen möchte.
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