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»Darf man so sagen – oder schreiben?«
Beiträge zum Thema
»Schweizer Deutsch«
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 11.01.2007 um 07.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=103#1311
Buchbesprechung Schweizer Wörterbuch wieder aufgelegt
4000 Schweizer Besonderheiten Das Verhältnis der Schweizer zur deutschen Sprache ist zwiespältig: Als Dialekt lieben sie sie, als Schrift- oder Hochdeutsch ist sie fremd. Lieselotte Schiesser (SDA)
Das Herausgeld im Laden, der Landjäger auf dem Teller, der Quästor im Verein, die währschafte Suppe für die Zügelmänner, die Vorfenster am Haus - vermehrt wächst die Erkenntnis, dass es ein allgemeingültiges, eigenständiges «Schweizer Deutsch» gibt. Gerade in Zeiten häufig wechselnder Duden-Rechtschreibung erweisen sich viele Ausdrücke als besonders resistent. Als Schweizer Form einer Standardsprache wird dieses Deutsch vermehrt auch in Schulen wieder angewandt. Dieser Tendenz kommt die Wiederauflage eines seit längerer Zeit vergriffenen Nachschlagewerks entgegen.
Der Frauenfelder Huber-Verlag hat den ehemaligen Duden-Titel «Wie sagt man in der Schweiz?» von Kurt Meyer unter dem Titel «Schweizer Wörterbuch» wieder aufgelegt. Nach Angaben des Verfassers hat er für diese Neuauflage das 1989 erstmals erschienene Werk leicht überarbeitet und ergänzt. Zu den Ergänzungen gehört auch ein Aufsatz des Sprachwissenschafters Hans Bickel, der sich mit dem «Standarddeutsch in der Schweiz» auseinandersetzt. Er bezeichnet darin das Schweizer Deutsch als eine vollwertige Standardsprache und kein «minderes oder unreines» Deutsch. Meyer wiederum listet in seinem Buch gut 4000 speziell in der Schweiz gebräuchliche Begriffe auf und erklärt sie. Bei Wörtern, die sowohl zum Schweizer als auch zum Hochdeutsch gehören, konzentriert er sich auf die vom Hochdeutsch abweichende Schweizer Bedeutung.
Abweichende Bedeutungen
Das gilt beispielsweise für «immatrikulieren». Das Wort bedeutet in der Schweiz eben auch, ein Auto oder Boot zum Verkehr zuzulassen, während es sonst nur das Anmelden zum Studium bezeichnet. Für Schweizer Leserinnen und Leser wird bei vielen Begriffen überraschend sein, dass sie überhaupt eine Besonderheit sind. Für Nicht-Schweizer dagegen ist das Buch eine gute «Übersetzungshilfe». Sie können beispielsweise nachlesen, dass mit «Flaschendepot» kein Flaschenlager, sondern das Flaschenpfand gemeint ist. Schweizern wiederum wird klar, dass ein «Flaumer» woanders ein «Mopp» ist. Manchmal allerdings schiesst Meyer im Bemühen, Schweizer Besonderheiten zu finden, übers Ziel hinaus. Der aus dem Englischen stammende «Flirt» und «Lyoner (Wurst)» beispielsweise heissen auch in Deutschland so und werden auch gleich ausgesprochen.
Kleine Schwächen
Hin und wieder weicht Meyer auch vom selbst gewählten Weg ab, aufgelistete Wörter zu erklären. So ist die Anmerkung, der «Berchtelis-, Bertelis-, Berchtoldstag» habe nichts mit einem Heiligen Berthold zu tun, richtig, aber wenig hilfreich. Die Ergänzung, dass der Tag seinen Namen «Perchta», der Gattin des Germanengotts Wotan, verdankt, hätte mehr genützt.
Meyer belegt seine Erläuterungen sehr oft mit Zeitungs- oder Literaturzitaten. Diese allerdings sind zum grössten Teil unverändert aus der ersten Ausgabe des Buches übernommen worden. Ihnen hätte teilweise eine Aktualisierung gut getan. So liest beispielsweise schon lange kein Sprecher der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) mehr die Radionachrichten.
Kurt Meyer: Schweizer Wörterbuch, Huber-Verlag, Frauenfeld, 2006, 336 Seiten, 48 Franken.
(Der Zürcher Oberländer, vermutlich 8. Januar 2007)
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Dieser Beitrag wurde am 06.02.2010 um 12.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=103#6031
Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.02.2010 um 15.44 Uhr
Wir hatten die Diskussion schon einmal, siehe etwa hier: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=516#5695
Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.02.2010 um 15.25 Uhr
Ein starkes Präteritum bei schwachen Verben ist unproduktiv: buk, frug usw., keine Neubildungen. Dagegen ist ein starkes Partizip II bei schwachen Verben produktiv. Wie so oft beeinflußt die (hier die süddeutsche, Schweizer, österreichische) Umgangssprache allmählich die Hochsprache. Jedenfalls liest man solche Formen immer öfter.
Kommentar von Robert Roth, verfaßt am 02.02.2010 um 14.11 Uhr winken, wank, gewunken
... wenn jemand das nicht kennt (war mal in der Deutschen Sprachwelt), stelle ich’s hier noch mal rein.
Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 02.02.2010 um 13.26 Uhr
Was meinen Sie mit "immer häufiger", lieber Germanist? Der "Grimm" nennt für gewunken (Eintrag "winken") Belege unter anderem schon bei Uhland (Tübingen/BW).
Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.02.2010 um 12.29 Uhr
Aus dem Schweizer Umgangshochdeutsch kommen "gewunken", "geblunken" usw. immer häufiger ins bundesdeutsche Hochdeutsch.
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