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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Beobachtungen eines Radiohörers«

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Gunther Chmela
Raubling

Dieser Beitrag wurde am 24.02.2016 um 22.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=306#11305


Ja, Herr Markner, bei dem von Ihnen zitierten Beispiel empfinde ich das Plusquamperfekt durchaus als richtig. In den von mir beanstandeten Fällen lagen die zeitlichen Zusammenhänge jedoch stets anders. Dort war kein Bezug zu einer aktuellen Meldung vorhanden.
Ich sehe ein, ich werde versuchen müssen, konkret zu zitieren.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 24.02.2016 um 22.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=306#11304


Zu Punkt 1: Das Plusquamperfekt verstärkt den Gegensatz zwischen der aktuellen Meldung und den voraufgegangenen Ereignissen, die noch einmal in Erinnerung gerufen werden. »Bundeskanzlerin Angela Merkel legt heute beim UN-Nachhaltigkeitsgipfel in New York die deutsche Sicht zur Erhaltung der Lebensgrundlagen in der Welt dar. Dabei wird sie sich unter anderem für die Eindämmung der Erderwärmung und die Gleichberechtigung von Frauen stark machen. Gestern hatte sie die Erhöhung der deutschen Mittel für Entwicklungshilfe um mehrere Milliarden Euro in den nächsten Jahren angekündigt.« (dpa)
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Gunther Chmela
Raubling

Dieser Beitrag wurde am 24.02.2016 um 20.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=306#11303


Seit längerer Zeit schon fällt mir – meist unangenehm – auf, daß sich in der Sprache vor allem von Rundfunkjournalisten (bei Nachrichtensprechern deutlich seltener) etwas seltsame Entwicklungen geradezu verfestigen. Ich bitte jetzt um Nachsicht dafür, daß ich meine Beispiele nicht mit konkreten Quellenangaben versehe. Ich höre Radio beim Kochen, beim Essen, beim Abspülen usw. Es wäre mir unmöglich, jedesmal Sender, Uhrzeit und womöglich noch den Namen des Sprechers zu notieren. Außerdem sind diese Veränderungen inzwischen so allgegenwärtig, daß sich jeder, der möchte, jederzeit selbst davon überzeugen kann. (Ich höre vor allem BR 2, BR 5 und DLR.)

1. Eine geradezu inflationäre Tendenz des Gebrauchs des Plusquamperfekts auch dort, wo nach vernünftigem Sprachgebrauch das Perfekt stehen müßte, weil gar keine vor einem vergangenen Ereignis liegende Zeit gemeint ist.
"Gestern hatten sich Vertreter von ... in München getroffen."
Könnte es sein, daß es sich hier um versteckte Anglizismen handelt? Im Englischen gebraucht man das Perfekt doch, wenn die Handlung bis in die Gegenwart hereinreicht. Wenn also das Treffen in München bereits beendet ist...

2. Noch auffälliger: Es werden immer häufiger Wörter auf einer anderen Silbe betont, als sie nach bisher üblicher Regel betont werden müßten.
(Ich verwende für meine Beispiele der Einfachheit halber den Apostroph vor der betonten Silbe als Betonungszeichen.)
'Helikopter (statt Heli'kopter), welt'weit (statt 'weltweit), nach'haltig (statt 'nachhaltig) usw. Ja, selbst Te'nor habe ich schon gehört, wo 'Tenor gemeint war.
Manche dieser neuartigen Betonungen sind geradezu widersinnig. Zu 'weltweit beispielsweise gibt es die sinnvollen Gegensätze 'europaweit, 'deutschlandweit. Aber zu welt'weit? Etwa welt'nah?

Es scheint mir, daß solche modischen Erscheinungen (anders kann ich das nicht nennen) irgendwann spontan entstehen (vielleicht sogar aus Versehen, vielleicht aber auch aus Effekthascherei), dann aber wieder und wieder nachgeahmt werden, so lange, bis sie von vielen Sprechern ohne nachzudenken als richtig empfunden werden.
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