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»Rechtschreibung und -reform«
Beiträge zum Thema
»Medien zur Rechtschreibreform
Das Seltsame ist das Seltsame«
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Charlotte *
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Dieser Beitrag wurde am 19.09.2009 um 18.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#5384
Der "TrierischeVolksfreund" am 18.09.09 in der Rubrik "Leser fragen – die Chefredaktion antwortet" zum Thema sog. RSR: Link
Die Meinung der Leser ist auch gefragt.
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Karsten Bolz
Hofheim
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Dieser Beitrag wurde am 30.07.2009 um 16.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#5196
Heute ein kleiner Seitenhieb auf die RSR in SPIEGEL ONLINE zur Einführung der Automarke Infiniti (Hervorhebung von mir):
"Die Regeln der Rechtschreibung folgen, wie vieles auf Erden, dem Prinzip beständigen Wandels. Wie sollten sie demjenigen verbindlich erscheinen, der sich der Unendlichkeit verschreibt?
Der japanische Autohersteller Nissan, inzwischen mit Renault vereint, unterhält seit nunmehr 20 Jahren eine Luxuswagenmarke namens Infiniti. Die korrekte englische Schreibweise mit Ypsilon am Schluss hatte zuvor schon ein Hi-Fi-Produzent als Warenzeichen schützen lassen. So kam denn Nissans Noblesse mit orthografischer Unwucht zur Welt. [...]"
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 24.07.2009 um 18.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#5175
Am Mittwoch 22.7.2009 erschien der unten verlinkte Artikel im schweizerischen Tages-Anzeiger. Als Reformgegner ginge mir hier wirklich der Hut hoch, wenn ich einen aufhätte. Die vielen Halbwahrheiten, (bewußten?) Verdrehungen, eigenartigen Urteilen wie der angebliche "Fortschritt" durch die RSR, das Herunterspielen der Reformen der Reform ("geringfügig modifiziert"), nicht zuletzt der alleinige Bezug auf den Duden klingen für mich fast so, als wäre der Autor ein Promotor des Dudens in der 25. Auflage. Außerdem: Die Schweizer Orthographische Konferenz, deren Empfehlungen er als "chancenlos" diskreditiert, schreibt sich so (mit ph) und nicht mit f (orthografisch), das paßt zum ganzen Stil. Und dann die Behauptung, die Veränderungen seien längst angenommen und die neuen Schreibungen seien "jetzt sprachlicher Alltag". Da meint er wohl seine eigene Schreibe und die der angepaßten Presseorgane. Der Autor scheint außerdem außer seiner eigenen keine anderen Produkte seines Berufsstands zu lesen, sonst würde er nicht behaupten, das Schreibchaos sei nicht eingetreten. Dabei ist für jeden, der die in angeblicher Reformschreibung gedruckten Texte liest, genau dies allgegenwärtig. Die Beispiele in diesem Forum belegen dies in vielfältiger Weise. www.tagesanzeiger.ch
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Rominte van Thiel
Röttenbach
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Dieser Beitrag wurde am 13.05.2009 um 17.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#4954
"... läß(ss)t er sich E-Mails in die alte Orthograph(f)ie übersetzen ..."
Dann verstehe ich nun überhaupt nicht mehr, warum er sich seine Texte von Rowohlt in eine geradezu potenzierte Reformorthographie übersetzen läßt.
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)
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Dieser Beitrag wurde am 12.05.2009 um 22.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#4952
»Eine Minute gegen das Einwohnerinnen-und-Einwohner-Meldeamt
In Zeiten downgeloadeter E-Papers leidet einer ganz besonders: der Sprachkritiker Wolf Schneider. Als Leiter der Henri-Nannen-Schule hat er viele Jahre dem journalistischen Sprachgefühl gewidmet. Damit der Niedergang des schönen Worts nicht im Internet besiegelt werde, bekämpft er nun den Feind an Ort und Stelle: per Video-Blog unter www.sueddeutsche.de. Jeden ersten Montag im Monat formuliert der „Sprachpapst“ – so nennt die „Süddeutsche“ ihren Star – sechzig Sekunden lang grammatisch einwandfreie Sätze zum Zustand des Deutschen. Der Auftakt gilt dem Verbalfeminismus: „Frauen“, sagt Schneider und schaukelt ruhelos in die Unschärfe, „sind in der Sprache benachteiligt.“ Ein Ein woh ner in nen- und- Ein woh ner- Mel de amt findet er gleichwohl zu umständlich. Recht hat er! Wofür die Zeit leider nicht reicht, sind private Auskünfte zur Geschlechtergerechtigkeit. Im Interview berichtet Schneider sonst gern: Als Verächter sowohl der digitalen Technik als auch der Rechtschreibreform lässt er sich E-Mails von seiner Frau in die alte Orthografie übersetzen und dann ausdrucken. Hut ab! Das ist natürlich überhaupt nicht umständlich. Neben dem Schneider-Clip bietet die „Süd deutsche“ eine ihrer unvergleichlichen Bildergalerien an: „Die 23 besten Tipps, um Ihre Mitmenschen in den Wahnsinn zu treiben.“ Passt!«
(Neue Osnabrücker Zeitung, 06.05.2009)
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 16.02.2009 um 19.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#4612
Uwe Justus Wenzel schreibt anläßlich des 80. Geburtstags von Christian Meier in der NZZ, dieser habe sich »in seiner Amtszeit als Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vehement gegen die Unsinnigkeiten der (bisher letzten) Rechtschreibreform« gewandt. Tatsächlich allerdings hat sich Meier gegen den Unsinn der Rechtschreibreform schlechthin verwahrt. Das ist ein Unterschied.
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
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Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 21.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3755
Wolf Schneider ist der einzige, der öfter im Fernsehen wirksam vor der Kamera gegen die Rechtschreibreform zu Felde ziehen darf. Diesmal tat er es wieder unter großem Beifall. Leider tröstete er sich darüber hinweg, daß in seinem neuen von Rowohlt verhunzten Buch immerhin die ss-Regelung doch ganz vernünftig sei.
Schon vor vier Jahren hatte Schneider bemerkt: „Ich bin nicht in der Lage von Günter Grass u.a. Ich habe mein Manuskript in der guten alten Rechtschreibung abgeliefert, und der Verlag wird schon irgendeinen Computer daransetzen, um den Text zu versaubeuteln.“
Nach der Auffassung des Bundesverfassungsgerichts hat dieses offensichtliche Nötigungspotential der „Rechtschreibreform jedoch keinen berufsregelnden Charakter. Diese bleibt vielmehr auf den Unterricht in den Schulen ausgerichtet und löst kraft der ihr zugedachten Vorbildfunktion lediglich mittelbar Folgewirkungen in allen mit der Schriftsprache befaßten oder konfrontierten Bereichen aus.“
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Rominte van Thiel
Röttenbach
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Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 20.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3753
Diese Anpassung wundert mich jetzt auch. Da Wolf Schneider "reformiert" veröffentlicht, dachte ich bisher, er habe in dieser Hinsicht resigniert und lasse es deswegen zu. Gerade prominente Autoren haben aber durchaus die Möglichkeit, auf nichtdeformierten Texten zu bestehen, wie andere ja immer wieder beweisen.
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Oliver Höher
Braunschweig
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Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 20.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3752
Seltsam an diesem Seltsamen ist für mich zunächst wieder einmal die notorische Gleichsetzung der Rechtschreibreform mit einem Gesetz. Das verwundert mich allerdings bei dem "staatlichen" öffentlich-rechtlichen NDR nicht übermäßig. Wesentlich störender ist vielmehr, daß der Rechtschreibreformgegener (auch als Leser von Mark Twain kann ich gelegentlich solche Monstren gebären) Schneider seine Bücher bei Rowohlt ebenfalls dem Reformschrieb anpaßt. Doch nur das geballte Fäutchen in der Tasche?
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)
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Dieser Beitrag wurde am 11.08.2008 um 19.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3751
In der "NDR Talk Show" war am 1. 8. 2008 auch Wolf Schneider dabei, zu ihm findet man folgende Anmerkung:
"Der streitbare Journalist und Autor ist ein erklärter Gegner der Rechtschreibreform. Seit dem 1. August 2007 ist die dritte Reform per Gesetz verbindlich. Doch Zeitungsverlage haben Wege gefunden, die Reform auszuhöhlen. Und noch immer sorgt die Reform bei der Bevölkerung für Unsicherheit und Unmut. In der NDR Talk Show erzählt Wolf Schneider, warum ihn die Rechtschreibreform noch immer wütend macht, was er mit der Aktion 'Lebendiges Deutsch' bezwecken will und warum 'Geh-Kaffee' besser klingt als 'Coffee to go'."
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)
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Dieser Beitrag wurde am 18.07.2008 um 20.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3625
OE1.ORF.at, Highlights: Netzkultur (ohne Datum)
"ß" oder "ss" Ritchie Pettauer über ein Abstimmungswerkzeug
Das sogenannte Crowdsourcing bekommt schnell einen faden Beigeschmack, wenn die idealistischen Ideen einiger Pionier-Geeks mit Lichtgeschwindigkeit von findigen Marketingstrategen vereinnahmt werden: denn in der Hitze der Begeisterung verwechselt der eine oder andere schon mal gemeinnützige Wertschöpfung mit unbezahlter Sklavenarbeit...
Doch kaum ein Gebiet ist, sieht man mal von den Wörterbuch-Verlagen ab, derart frei von wirtschaftlichen Interessen wie die Rechtschreibung: Was im deutschen Sprachraum seit langer Zeit einem Expertengremium überlassen bleibt, könnte durch kollektive Entscheidungsfindung nun wirklich nicht mehr schlimmer werden.
Das scharfe S
Man nehme etwa das scharfe S her, dem seinerzeit bei der Rechtschreibreform ein für allemal die schmähliche Existenz am oberen "Alt-Gr" Rand deutscher Tastaturen entzogen werden sollte: anstatt fürderhin in den Gefilden von Schrifthistorikern einer bescheidenen Existenz zu frönen, setzte sich jüngst sogar das deutsche Normungsinstitut für eine Großvariante des Exoten ein, die demnächst den Zeichenschatz der Typographen bereichern soll.
Aber wenn schon die Schriftgelehrten das altbekannte Problem, dass aus grammatikalischer Sicht Deutsch die einzige indogermanische Sprache mit bis zu zwei Ausnahmen von der Ausnahme darstellt, nicht in den Griff bekommen können, dann wäre es wohl höchste Zeit, interessierte Bürger aktiv an der Weiterentwicklung der Sprache teilhaben zu lassen - im Zweifelsfall kann man ja über die beliebtere Schreibweise abstimmen lassen.
Social Media als Wahlkampfplattform?
Wie gut solche kollektiven Entscheidungsprozesse funktionieren können, zeigt das Lexikon-Projekt Wikipedia seit Jahren vor. Dass in staatlichen Vorstellungen von digitaler Kommunikation erstmals Probleme wie Sicherheit und digitales Identitätsmanagement auf der ToDo-Liste stehen, muss ja den begleitenden Einsatz von Social Media in der öffentlichen Debatte keineswegs ausschließen - nichts gegen Leserbriefseiten und Call-In Sendungen, aber jeder, der seine Informationen zu einem beträchtlichen Teil aus dem Internet bezieht, weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr Echtzeit-Kommunikation Diskussionen anheizt.
Im Übrigen bieten derartige Plattformen auch eine reizvolle Möglichkeit in Zeiten von Neuwahlen: dass die Spitzenkandidaten nicht mit jedem Wähler persönlich stundenlang chatten können, ist wohl offensichtlich, aber schließlich wählt Österreich im September bekanntlich nicht Kanzler und Vizekanzler, sondern 183 Abgeordnete zum Nationalrat. Und die können sich entweder auf die Politstrategen ihrer Parteien und die Beratung durch Agenturen verlassen, oder Online-Medien und Social Networks nutzen, um mit ihren potentiellen Wählern und Wählerinnen direkt in Kontakt zu treten und ihre eigene Meinung ohne Ghostwriter im Hintergrund zu vertreten.
Was für manche derzeit wie unnötige Technikverliebtheit klingen mag, bietet auf mittelfristige Sicht eine Chance zur Belebung des politischen Diskurses - und das kann in Zeiten sinkender Wahlbeteiligung keinesfalls schaden.
Ritchie Pettauer ist selbstständiger Medienberater und Autor in Wien.
(Bildunterschrift: "Jede Rechtschreibreform generiert, das hat die Letzte gezeigt, die Notwendigkeit für noch mehr Reformen.")
http://oe1.orf.at/highlights/123363.html
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)
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Dieser Beitrag wurde am 15.07.2008 um 15.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3615
Osterhofener Zeitung vom Dienstag, 15. Juli 2008 Die alten Regeln immer noch im Kopf Vor zehn Jahren ist die Rechtschreibreform in Kraft getreten - Sechs Osterhofener stellen sich dem OZ-Test
Von Sabine Süß. Osterhofen. Zehn Jahre wird sie heuer alt, doch einige haben sich noch immer nicht mit ihr angefreundet: Zum 1. August 1998 ist die Rechtschreibreform in Kraft getreten. Laut einer Emnid-Umfrage aus dem vergangenen Jahr kommen über 60 Prozent der Deutschen noch nicht mit den neuen Regeln zurecht. Die Osterhofener kennen die Regeln. Das haben sechs Mädchen, Frauen und Männer bewiesen, die sich mit viel Humor an einem kleinen Rechtschreibtest der Osterhofener Zeitung beteiligt haben. Ganz spontan mussten die Vertreter aus Schule, Politik und Wirtschaft vier Fragen beantworten - und lösten die Aufgabe mit Bravour. Die beiden Schülersprecherinnen Kerstin Kirschner und Isabella Rettenberger von der Realschule Damenstift zögerten nur kurz bei der Antwort auf die erste Frage, dann einigten sie sich darauf, dass überschwänglich mit »ä« geschrieben werden muss. Wie man »dass« und »fleißig« schreibt - auch das ist keine Frage für die beiden 16-Jährigen. Bei der vierten Frage allerdings gehen die Meinungen auseinander: Kerstin tippt auf »essentiell«, Isabella auf »essenziell« - und beide haben recht: »Essentiell« ist die alte Form des Worts, die aber neben der Schreibweise mit »z« immer noch gültig ist. Nicht gut finden die beiden Mädchen die Rechtschreibreform: »Vor allem viele Ältere haben schon Probleme damit, wie man was schreibt«, meint Kerstin. Den beiden Mädchen allerdings bereitet die Reform keine Schwierigkeiten: »Wir haben es ja gelernt«, sind sie sich einig.
http://www.pnp.de/lokales/news.php?id=49187
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 24.04.2008 um 16.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3237
In ihrer Presseschau vom 21. April 2008 geht auch die "Berliner Literaturkritik" auf die FAZ-Besprechung ein:
»Über eine hilfreiche Fibel zum besseren Verständnis der neuen Regeln der Rechtschreibung berichtet die „FAZ“. Nach der Rechtschreibreform sei die Rechtschreibung weiterhin voller Unstimmigkeiten, aber der Autor Karl-Heinz Göttert – Rhetorikspezialist an der Universität Köln – wolle nicht klagen, schreibt die „FAZ“. „Denkbar unterhaltsam“ gelinge es ihm, die Hintergründe der Regeln zu erläutern. Er verteidigt und kritisiert, wo er es für angemessen hält. Der „kurvige Weg des jüngsten orthographischen Projekts“ werde so nachvollziehbar.«
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 22.04.2008 um 21.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3225
Besten Dank, Herr Bärlein, für den Hinweis auf die frühere Besprechung. So gab es jetzt für mich als zwar schon älteres, aber noch junges Forumsmitglied wenigstens einen Anlaß, das Archiv und die Suchfunktionen kennenzulernen und zu nutzen. Hätte ich das vorher gewußt, hätte ich mir meinen Kommentar sparen können. Nichts für ungut.
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Urs Bärlein
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Dieser Beitrag wurde am 22.04.2008 um 20.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3224
Götterts Bedauern gilt nicht der Schriftkultur, die durch die Reform Schaden genommen hat, sondern der Reform, die "vermasselt" wurde. Nur so nimmt seine scheinbare Inkonsistenz einen Sinn an, einerseits das Ergebnis für mißraten zu halten und andererseits es für den schlimmstmöglichen Fall zu erklären, wenn sich die Leute nicht (jedenfalls zumindest für die nächsten 20 Jahre) daran halten.
Bemerkenswert ist, daß er sich für letzteres die Begründung spart. Deren denkbare Prämissen: "Die Rechtschreibung kommt vom Staat" bzw. "Rechtschreibung ist dazu da, daß alle gleich schreiben", sind zwar weitverbreitete Grundannahmen des (deutschen) Schreibvolks, aber gleichzeitig zu absurd, als daß man sie einem so gelehrten Mann unterstellen darf.
Das Festhalten an einem unhaltbaren Zustand hat nur dann Sinn, wenn sein Andauern Voraussetzung für etwas anderes ist. Dieses andere kann in Götterts Fall nicht die Rückkehr zu einer aus dem Usus herausgebildeten Orthographie sein. Denn dann müßte er nicht nur die Subsistenz herkömmlicher Schreibungen bejahen, sondern darüberhinaus auch die Aufhebung der Übergangsfrist fordern.
Aufschlußreich ist immerhin die von Göttert genannte Frist. 20 Jahre dürften ziemlich genau der Zeithorizont sein, der Radikalreformern (mit denen der Autor gewiß nur mental verbandelt ist) für ihren nächsten Versuch vorschwebt.
(Die wohlwollende Besprechung in der FAZ vom Montag sollte man mit Nachsicht nehmen. Der Rezensent hatte offensichtlich geglaubt, mit Göttert auf die Reform schießen zu können. Das ist zwar ein Irrtum, aber auch ein erfreuliches Signal.)
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Urs Bärlein
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Dieser Beitrag wurde am 22.04.2008 um 19.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3223
Eine ausfühliche Besprechung von Herrn Ickler gibt es bereits, und zwar in dem Strang "Zubrot" (800) vom 6. 3. 2007 als Kommentareintrag 10749 vom 23. 11. 2007 (nebst weiteren Kommentaren zu Göttert).
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 21.04.2008 um 16.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3217
Das Büchlein von Göttert habe ich gelesen. Die Besprechung in der FAZ ebenfalls. Ich will hier aber keine ausführliche Besprechung anbieten (vielleicht macht dies ja Herr Prof. Ickler), sondern nur einige Dinge kommentieren, die mir besonders aufgefallen sind. Der Autor ist zwar der Meinung, daß die RSR eine Katastrophe an sich darstellt (»Ja, sie haben sie vermasselt.«). Die von ihm ausgewählten Beispiele belegen auch die vielen Unstimmigkeiten und die großen Mängel der Reform und dürften bei dem Leser nur zu noch mehr Verwirrung führen. Dennoch gibt er in einem Ausblick folgende Empfehlungen:
(1) Keine neue Reform: »So schlecht das Ergebnis ist oder sein mag: Wie müssen damit nun leben – mindestens die nächsten zwanzig Jahre.« Was danach sein soll, dazu äußert sich der Autor nicht. (2) Befolgung der Reform: »Wir sollten die Reform auch wider besseres Wissen befolgen... Denn dies muss betont werden: Noch schlimmer als eine verunglückte Reform wäre ein Zustand der Verweigerung oder auch nur Ratlosigkeit mit der Folge eines permanten Durcheinanders von Altem, Neuem und ganz Neuem.«
Jetzt werden die Kritiker und Verweigerer, wie schon zuvor, erneut verantwortlich gemacht für das entstandene Chaos.
Unumwunden plädiert Göttert für eine generelle Kleinschreibung (»Die Groß- und Kleinschreibung ... hätte trotz der erwiesenen Vorteile beim schnellen Lesen schlicht abgeschafft werden sollen.«) und bei der Besprechung der ss/ß-Schreibung wird Heyse nicht erwähnt, auch nicht die mißglückte Einführung dieser Schreibung und deren Wiederabschaffung in Österreich im vergangenen Jahrhundert. Zumindest kommt er zu dem Schluß, »dass keine andere Regelung der Refom das Schriftbild so stark beeinflusst hat wie diese.«, aber auch: »Wenn man die Lesefähigkeit in den Vordergrund stellt, ist der Preis der Neuregelung relativ hoch.« Den folgenden Satz kann ich jedoch nicht nachvollziehen: »Dem steht die größere Klarheit der Regelung gegenüber.« Er meint damit: Nach kurzem Vokal ss, nach langem Vokal ß. Aber daß diese Regel so klar gar nicht ist, wenn man die unterschiedliche Aussprache mancher Wörter im Norden und im Süden Deutschlands betrachtet, brauche ich hier nicht näher zu erläutern. Da war doch die bisherige Regel viel eindeutiger und für das Lesen weitaus hilfreicher.
Wer sich das Büchlein zu kaufen gedenkt, der sei davor gewarnt, daß er sich an vielen Stellen erneut über die Rechtschreibreform bzw. über den Autor ärgern wird. Wer bei der bewährten Rechtschreibung bleibt, der kann getrost darauf verzichten und erspart seinem Organismus einige Adrenalinschübe.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 21.04.2008 um 11.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3213
Etwas zur RSR in der FAZ! Karl-Heinz Göttert hat ein Reclam-Heftchen verfaßt (»Es gibt keinen Kuß mehr«), mit dem er den Versuch unternehmen will, von der Rechtschreibung zu »retten, was zu retten ist«.
Dieses 7,90 € teure Heftchen ist heute im Feuilleton der FAZ besprochen.
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 20.04.2008 um 20.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3209
Trotz intensiver Suche im Netz konnte ich außer den Pressemeldungen keine weiteren Details zu dieser Studie finden. Die Berliner Zeitung merkt noch an, daß laut der Studie junge Deutsche zwischen 14 und 29 Jahren die einzige Altersgruppe sind, in der eine Mehrheit (55 Prozent) angibt, sie sei mit der Rechtschreibreform vertraut. Daß diese Altersgruppe wirklich mit der "Reform" und ihren Regeln vertraut ist, mag ich nicht glauben. Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, daß sich viele Junge überhaupt nicht um eine korrekte Schreibung bemühen. Es scheint geradezu "cool" zu sein, x-beliebig zu schreiben. Ich bin beruflich viel in Foren unterwegs, in denen diese Altergruppe einen hohen Anteil hat. Es gibt kaum eine Nachricht, die fehlerfrei ist. Verwechslungen von s, ss und ß sind an der Tagesordnung. Kommas fallen ganz weg. Bei der Getrennt- und Zusammenschreibung herrscht ein Chaos. In der Zeitung, deren Link ich genannt hatte (Südwest-Presse), finde ich täglich viele Beispiele für die falsche Anwendung selbst der RSR. So viele Fehler habe ich vor der RSR hierin nicht festgestellt. Ihr Chefredakteur hat das Thema schon lange abgehakt. Ich bin gespannt, ob die Meldung morgen auch in der gedruckten Ausgabe kommt und ob es danach hierzu Leserbriefe gibt. Ich werde aber Ihre Fragen, Herr Ludwig, gerne als Anregung aufgreifen, um mich in dieser Weise gegenüber dieser Zeitung zu äußern.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 20.04.2008 um 16.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3208
Hier ist mit Leserbriefen an die Papierausgaben der Zeitungen, die diese Meldung bringen, einzuhaken mit den Fragen, A. warum denn die Leute Schwierigkeiten hätten und B. ob sie (die Leute [We, the People]) dächten, a. daß das ganze Durcheinander einfach durch ein Auslassen der Reform hätte vermieden werden sollen, und b. daß sie wegen der Reform glücklicher geworden sind, den Kultusministern also dankbar für deren Arbeit in dieser Sache sind, also die Kosten dieser politikinspirierten Reform für sinnvoll ausgegebenes Geld halten. Anfragen könnte man auch, ob diese Zeitung, da sie ja diese dpa-Meldung gebracht hat, nicht selbst eine "repräsentative Studie" mit diesen wirklich relevanten Fragen in Auftrag geben möchte. So etwas könne doch die Wißbegier der Leser steigern und also der Zeitung nutzen. Denn warum sonst hätte sie die dpa-Meldung abgedruckt, wenn sie annehme, sie wäre für Leser nicht interessant. (Ich hoffe, mir wird diese "*BamS*-Studie" hier irgendwie im genauen Wortlaut zugänglich.)
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 20.04.2008 um 11.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#3207
Gestern abend las ich ich zufällig im Teletext folgende Meldung, die heute auch im Netz zu finden ist: Hamburg. Die Mehrzahl der Deutschen hat nach wie vor Probleme mit der neuen Rechtschreibung. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie im Auftrag der «Bild am Sonntag». Demnach haben sich 62 Prozent aller Befragten noch nicht an die seit August 2006 geltende Rechtschreibung gewöhnt. Der Anteil in Westdeutschland liegt dabei höher als in Ostdeutschland. 67 Prozent der befragten Männer gestanden Probleme mit der Reform ein, dagegen nur 57 Prozent der Frauen.
Warum werden wir hier wieder für dumm verkauft? Warum steht hier nicht "die für Schulen und – sofern angeordnet – für Behörden geltende Rechtschreibung"? Daß so viele Menschen mit der RSR Probleme haben, ist ja nicht verwunderlich, wenn quasi jede Zeitung die "Regeln" der RSR anders oder falsch anwendet (oder anwändet?), von einer Einsicht in die Notwendigkeit ihrer Einführung mal ganz abgesehen. Was wir aber wohl als Resultat aus der Umfrage (leider) nicht erwarten können, ist eine Einsicht der "Reformer" oder der Politiker, die die RSR den Schulen aufoktroyiert haben.
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Michael Schuchardt
Oberursel
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Dieser Beitrag wurde am 29.10.2007 um 14.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#2437
Frau Hilliger erklärt in der FR noch einmal die Reformregeln, insbesondere die Drei-Konsonanten-Regel (siehe hier).
Es klingt wie ein Bedauern über die Inkonsequenz, daß man nicht auch dennnoch eingeführt hat.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 11.01.2007 um 13.51 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#1312
Das MDR-Fernsehen bringt nächste Woche in der Sendung hier ab vier eine mehrteilige Reihe über die Rechtschreibreform, unter anderem mit meiner Beteiligung.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 15.10.2006 um 14.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#1012
Da man jetzt stopp schreiben darf oder gar muß und von entsprechenden Verkehrszeichen permanent irritiert wird, kann man sich als Schreibteilhaber am Deutschen ja wohl ausbitten, daß analog auch Flopp; floppen etc. geschrieben werden darf (oder muß). Denn schließlich sollte der Klassenname Flop, unter dem diese "Reform" einzuordnen ist, auch aus dem Reformhaus (Duden) sein.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 25.09.2006 um 16.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#965
Aus dem Pforzheimer Kurier (BNN):
Stopp dem Popp
Der „Tipp“ ist ziemlich hip, im Gegensatz zum Tip, obwohl er in England, seiner Heimat, immer noch unangefochten mit einem einfachen „p“ auskommt. Der „Flop“ dagegen ist und bleibt auch in Deutschland top, im Unterschied zum „Bopp“, welcher der weiterhin Bob fahrenden Sprachgemeinschaft bislang erspart geblieben ist, obwohl seine Einführung zeitweise durchaus beabsichtigt war. Doch die Kultusminister sagten damals „Stopp“ zum Bopp. Wieder anders verhält es sich mit dem „Step“, der schreibt sich neuerdings wie „Nepp“ oder „Depp“, auch wenn es nicht um das Schneiderhandwerk, sondern einen Tanzstil geht.
Da soll sich einer noch auskennen. Probleme jedenfalls hatten vermutlich die PR-Manager einer öffentlichen Vergnügungsveranstaltung zum 40. Geburtstag des Wartbergbads. Sie werben seit einigen Tagen für eine „Popp-Party“, mit der sie dem Ereignis einen angemessenen Rahmen geben wollen. Nein, hinter der Party steht nicht jener bekannte Unternehmer aus der Pforzheimer Halbwelt, der vor einigen Jahren schon einmal mit einer Plakataktion („Pop mal wieder“, oder so ähnlich) sich und sein Gewerbe in ein günstiges Licht zu setzen versuchte.
Vielmehr, das lässt sich aus den weiteren Angaben auf dem Plakat schließen, handelt es sich bei der Party wahrscheinlich um ein wenn schon nicht grundsolides, dann doch zumindest jugendfreies Ereignis. Immerhin soll auch ein „DJ“ auftreten. Und wozu braucht man den, wenn man nicht einfach Musik spielen will? Bis zur endgültigen Klärung geben wir den Veranstaltern einen Tipp: Stopp dem Popp! Sonst wird's ein Flop: Nur der Pop ist top. Lukas Platte
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Alexander Glück
Hollabrunn
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Dieser Beitrag wurde am 10.08.2006 um 12.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#843
Auf den Sack Aus dem Schriftwechsel eines freien Journalisten mit einem Chefredakteur:
Lieber Herr xxx,
ich kann es noch so eben tolerieren, wenn Sie sich aus "Staatsraison" einer "Hausorthographie" unterwerfen müssen. Es wäre mir aber ein Herzensanliegen, wenn Sie in Mails an mich bitte die Erwachsenenorthographie verwenden könnten.
Danke und herzliche Grüße
yyy
Lieber Herr yyy, warum verstehe ich das jetzt überhaupt nicht?
Lieber Herr xxx,
wir haben die vierte inkohärente Fassung einer dämlichen und unerwünschten Rechtschreibverballhornung, mit der uns ein kulturloser Klüngel zum Narren hält. Davor schrieb unsere Kulturnation viele hundert Jahre lang "potentiell", genau wie "essentiell", die meisten tun dies auch weiterhin, und es gibt keinen guten Grund (außer für VVA-Mitarbeiter vielleicht dem Shareholder-Value von Random House), dies zu ändern.
Viele Grüße
yyy
Im ersten Satz stimme ich Ihnen zu. Meine Konsequenz daraus ist meine ganz persönliche Rechtschreibung, mit der ich mich nach keinen von wem auch immer vorgegebenen Regeln und Wünsche mehr halte. Die folgt meiner ganz persönlichen Logik, und der ist potenziell eben schlüssiger.
Mit herzlichen Grüßen
xxx
Ah.
Darf ich das -- ohne Namensnennung -- auf www.sprachforschung.org veröffentlichen?
Viele Grüße
yyy
Lieber Herr yyy,
das dürfen Sie meinethalben auch mit Namensnennung veröffentlichen. Aber natürlich nur mit dem Zusatz, dass das jemand sagt, der die deutsche Sprache ziemlich gut gelernt hat und sie seit Jahrzehnten professionell verwendet - und dem das ganze Thema mittlerweile (sorry, muss aber sein) ganz entschieden auf den Sack geht.
Mit herzlichen Grüßen Ihr Gerd Wehling (Buchhändler heute)
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2006 um 13.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#829
Regressive Sehnsucht
Schulkonformität: Wir schreiben wie die Schüler. Wir wären am liebsten selbst noch Schüler.
Rechtschreibreform als Symptom einer zunehmend infantilisierten Gesellschaft uns damit auch dem hypertrophen Sozialsystem zuzuordnen.
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Bernhard Eversberg
Braunschweig
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2006 um 12.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#828
Schulkonformität! ... scheint jetzt, von Springer ausgehend, zum Schlagwort und zur Mahnung an Abweichler zu werden. Empfehlen wir Döpfner ein schickes Motto für den Kopf von Welt und Bild: Non vitae sed scholae scribimus!
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 02.03.2006 um 15.24 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#544
Das People-Magazin Die Zeit läßt Jakob Augstein Frank Schirrmacher portraitieren. Ein Auszug: »Deswegen wurde in der Öffentlichkeit die Verbindung der mächtigen Medienmänner misstrauisch beäugt, Stefan Aust vom Spiegel, Mathias Döpfner von Springer und Frank Schirrmacher von der FAZ. Mal eine Reihe gemeinsamer Interviews, mal eine DVD-Serie in Kooperation, mal eine gemeinsame Filmpräsentation, mal geteilte Exklusivrechte. Das ist ein sonderbares Trio. Die haben festgestellt, dass sie sich mehr nützen können, wenn sie sich nicht schaden. Dass gemeinsame Macht keine geteilte Macht ist, sondern dreifache. Es gab Zeiten, da das undenkbar war. Aber die Macht wird ja überschätzt. Als die gemeinsame Attacke gegen die Rechtschreibreform geritten wurde, da war allerorten von einem Angriff auf die Demokratie und die Politik und die Neutralität der Presse die Rede, und die Aufregung war groß. Größer, als nötig gewesen wäre. Die Attacke verlief im Sande.«
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
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Dieser Beitrag wurde am 02.03.2006 um 09.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#540
Zu den „viel versprechenden“ Nachrichtenmoderatoren zählt Ulrich Wickert nicht. Aber Anfang Juni 2005 konnte er es sich nicht verkneifen, in den „Tagesthemen“ im Anschluß an die Berichte über die KMK-Konferenz und den Ratschluß des „Rates“ eine persönliche Bemerkung anzufügen:
„Eins verspreche ich Ihnen: Solchen Schwachsinn wie „Schifffahrt“ mit drei „f“ … werde ich nie schreiben, selbst wenn ich dafür eine schlechte Note bekomme.“
Vorgestern (am 28.2.06) soll er ähnliches wiederholt haben.
Und heute die große Enttäuschung: In den Kieler Nachrichten wird sein Roman „Die Wüstenkönigin“ (Hoffmann und Campe) abgedruckt – in neuer Rechtschreibung, wozu er wohl schon vom Verlag gedrängt worden war. Das sollte Anlaß für einen bösen Brief an den Verlag und an die Zeitung sein.
Ich füge hier ein Interview von Jakob Buhre mit Ulrich Wickert v. 08.08.2000 an, entnommen aus www.planet Ulrich Wickert:
Auch wenn Sie, die folgende Frage betreffend, als Moderator fein raus sind - was halten Sie von der Rechtschreibreform?
Wickert: Ich fand die von Anfang an total bescheuert, weil ich nicht möchte, dass Kultusminister mir vorschreiben, wie ich schreiben soll. Eine Sprache, und dazugehörig ihre Rechtschreibung, entwickelt sich durch ihre Zeit, durch den Gebrauch. Wenn sich jetzt aber ein paar Kulturbeamte hinsetzen und sich etwas ausdenken, dann krieg ich einen großen Horror davor. Soll der Staat doch seine Finger von unserer Sprache lassen und von der Rechtschreibung. Ich schreibe so, wie ich will.
Wie setzt sich also Ihrer Meinung nach eine neue Schreibweise durch?
Wickert: Man hat zum Beispiel das Wort "Tür" früher mit 'Th' geschrieben und irgendwann fiel dieses 'h' eben raus. Da gibt es viele Beispiele, es schleicht sich etwas in die Sprache ein und irgendwann wird es akzeptiert, beispielsweise durch den Duden.
Und denken Sie nicht, dass mit der Rechtschreibreform vor allem für Kinder, die in der Grundschule das Schreiben und Lesen lernen, Vereinfachungen geschaffen wurden?
Wickert: Überhaupt nicht. Ich bin zwar kein Pädagoge und kann das vielleicht nicht beurteilen, aber ich glaube nicht, dass die Rechtschreibreform auch nur irgendetwas positives gebracht hat. Und das sagen auch Leute, die damit mehr zu tun haben als ich.
Wie verhält sich im Moment die ARD-Redaktion zu der Reform?
Wickert: Wir benutzen momentan noch die neue Rechtschreibung, wobei ich scherzhaft irgendwann mal sagen wollte: "Meine Damen und Herren, die heutige Sendung haben wir in der alten Rechtschreibung gesprochen".
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 23.02.2006 um 17.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#527
An die Redaktion des *Wiesbadener Kurier* Re: www.wiesbadener-kurier.de/jule/objekt.php3?artikel_id=2273972 Schreiben nur mit strengen Regeln? Falsch ist, sich an nichts zu halten / Richtig ist, was Sinn ergibt
>>Das "Sie" abschaffen! Die Schweden und Engländer duzen sich schließlich auch.<< [22.02.2006]
Wer soll es abschaffen? Gehen Sie doch "ganz neue Wege", und tun Sie's in Ihrem eigenen Umgang mit den Menschen im deutschen Sprachraum. Niemand hindert Sie doch daran. Oder warten Sie auch hier auf eine Anordnung von oben? Und was das Schwedische angeht: Den König da duzt nur seine Familie. Und das "ni/Ni" (sg.) ist auch sonst gar nicht so tot, wie manche behaupten, die immer nur dem folgen, was politisch in ist und wovon sie denken, daß es für sie selbst das Leben einfacher machte. Wenn sie dann nach Jahren herausfinden, daß sie einer Schindmähre aufgesessen sind und ihre Blütenträume nicht reiften, weil sie eben falsch begattet waren (wie z. B. die "Rechtschreibreform" durch die deutschen Kultusminister), dann bemerken diese Leute (die ja, wie Th. Mann es formuliert, immer "ganz recht in ihren Leutehirnen" haben) nicht mal, daß das "ni/Ni" (sg.) durchaus wieder von Leuten gebraucht wird; und wenn sie einer dann auch noch darauf aufmerksam macht, dann meinen sie, ach, das wäre doch nur bei einigen ganz alten, aus alter Zeit ewig Gestrigen so. Dem ist aber nicht so: Interessanterweise kann man das "ni/Ni" (sg.) nicht nur in Banken hören, sondern seit etwa 15 Jahren auch bei einer beachtlichen Zahl Jugendlichen, die es durchaus für vernünftig halten, daß man nicht jedem gleich an die Brust fällt und andersartige Nähe sucht. Für die sind nämlich die Zeiten der sozialen Unterscheidungen schon lange vorbei, und ihnen kommt das "Ni" — wie uns das "Sie" — durchaus gelegen, vor plumpe Vertraulichkeit etwas Distanz zu schieben und so wohlwollend und mitfühlend zu verhindern, daß der andere/Andere sich gleich im Umgang mit ebenfalls Erwachsenen als Vollidiot offenbart. Wozu ich sage, das spiegelt sehr fein ein unterbewußtes Programm. Ohne daß diesen Jugendlichen jemand etwas vorgeschrieben hätte, tragen sie sehr vernünftig zu zivilisiertem Zusammenleben bei. Denn, wie Sie richtig sagen, "Falsch ist, sich an nichts zu halten / Richtig ist, was Sinn ergibt". Und das englische "you": Ja, Mann, wissen Sie das denn nicht? Die reden da sogar ihre Kinder mit "Sie" an! Naja, fast alle. In Nordamerika gibt es einige Landstriche, die ganz mit Angehörigen bestimmter religiöser Sekten besiedelt sind, und die Leute da sagen zueinander nicht "Sie", sondern immer "du". Aber das ist doch wirklich die Ausnahme! Journalist, lern erst mal dein Handwerk!
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 23.02.2006 um 01.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#525
Engländer duzen einander nicht, sie ihrzen sich.
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Calva
Bochum
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Dieser Beitrag wurde am 22.02.2006 um 15.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#524
http://www.wiesbadener-kurier.de/jule/objekt.php3?artikel_id=2273972
Schreiben nur mit strengen Regeln? Falsch ist, sich an nichts zu halten / Richtig ist, was Sinn ergibt
Vom 22.02.2006 Es ist nicht lebensnotwendig, dass man weiß, ob ein Wort groß- oder kleingeschrieben wird. Auch ist es wichtiger, eine eigene Meinung zu vertreten als einen Einser im Diktat zu haben. Das Land versinkt nicht im Chaos, nur weil viele nicht wissen, wann es "das" oder "dass" heißen muss. Es kann lustig sein, dass ein Jogger bei schmerzenden Fersen/Versen an Training denkt und ich an Xavier Naidoo. Und: Wer keine Fehler macht ist noch lange nicht intelligenter als jemand, der sich mit Rechtschreibung nicht auskennt. Aber: Verbindliche Schreibregeln brauchen wir trotzdem. Nicht, um Lehrer zu beschäftigen, Schüler zu ärgern und Besserwisser mit guten Noten zu belohnen, sondern um vernünftig miteinander umzugehen. Sprache und Schrift sind keine zufällige Kombination von Lauten und Buchstaben, sie halten die Gesellschaft zusammen. Es geht um mehr als sich notdürftig zu verstehen, es geht darum, sich zu verständigen. Darüber, wie wir gedenken, miteinander auszukommen, trotz unterschiedlicher Einstellungen und Interessen. Spielregeln sind wichtig, um unser Zusammenleben zu organisieren - und eine dieser Regeln ist eine einheitliche Schreibung. Wenn jeder sich die Buchstaben so zusammenbasteln würde, wie es ihm selbst logisch erscheint, heißt das ja noch lange nicht, dass andere damit auch etwas anfangen können. Missverständnisse wären an der Tagesordnung und könnten auch gezielt eingesetzt werden, um sich nicht an schriftliche Vereinbarungen halten zu müssen.
Ob die deutsche Rechtschreibung wirklich so kompliziert sein muss, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Rechtschreibung ist was für Angeber, die einfach nur zeigen wollen, dass sie klüger als andere sind. Ein Fortschritt für die Chancengleichheit von Gebildeten und weniger Gebildeten wäre es, sämtliche Regeln aufzugeben und zu schreiben wie man will. Denn wer in seinem Bewerbungsschreiben viele Fehler macht, hat weniger Chancen einen Job zu bekommen. Gäbe es keine Regeln, wären die Chancen in dieser Hinsicht gleich. Hauptsache man versteht, was gemeint ist. Und das lässt mehr Möglichkeiten zu als man denkt: Enclighse Fosrhcer haben beispielsweise herausgefunden, dass man die Bhcsetuabn bis auf den esretn und den ltteezn vrdereehn und immer ncoh das Wort rictihg vrhseteen knan.
Sprache ist flexibel und sollte so auch genutzt werden. Warum nicht beispielsweise "Ph" und "F", "t" und "th" benutzen wie es gephällt? Das irritierende "V" könnte man in diesem Zuge gleich abschaffen - "Fogel" und "Fater" tun`s doch auch. Doch ebenso für die Feingeister findet sich ein Kompromiss: Wer mit seiner Schriftsprache Eindruck schinden will, könnte das "y" in Kombination mit "th" reaktivieren: Meyne Gelyhbthe . . . wäre ein optisch anheimelnder Beginn eines Liebesbriefes. Oder ein weiteres Beispiel: Hochmuth kommt for dem Phall - phonetisch gesehen eine ganz bezaubernde Variante. Groß-, Klein, Getrennt- oder Zusammenschreibung sind Gehirnschmalzverschwendung. Auf Logik kommt es an. Richtig ist, was Sinn ergibt. Sollten Missverständnisse wegen der Vereinfachung entstehen, etwa bei der persönlichen Anrede, muss man neue Wege gehen: Das "Sie" abschaffen! Die Schweden und Engländer duzen sich schließlich auch.
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 08.12.2005 um 18.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#430
Lingua et Opinio, 22. 6. 2004
Die deutsche Rechtschreibung darf uns jetzt leidtun Warum die Reform der Reform alles nur noch schlimmer macht
Von Christiane Reiße
Jetzt ist es amtlich. Unverrückbar wie Schillers Glockenform steht sie da, die Rechtschreibreform. Ab 1. August 2005 sind die neuen Schreibregelungen amtlich. Das hat die Kultusministerkonferenz in Mainz Anfang Juni so beschlossen. Alle Bestrebungen, das Unvermeidliche doch noch aufzuhalten, sind damit gescheitert. Die Mitglieder von zehn deutschen Wissenschafts- und Kunstakademien hatten zuletzt noch versucht, die Kultusminister in einem offenen Brief zur Rücknahme der Reform zu bewegen. Achtzig Deutschlehrer hatten eine Unterschriftenaktion gegen die Reform gestartet – sie klagen über deutlich mehr Rechtschreibfehler ihrer Schüler als vor der Reform.
Die verpatzte Wiedervereinigung In Mainz wurde währenddessen eifrig debattiert und beschlossen. Im gleichen Atemzug wie die Durchsetzung der Reform brachten die Kultusminister auch schon die Reform der Reform auf den Weg. Bestimmte Regelungen der alten Rechtschreibung sind ab jetzt wieder erlaubt. Das betrifft vor allem die Bestimmungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung, da sich die Neuregelungen in diesem Bereich besonders verheerend auswirken. So dürfen wir statt des morphologisch vermurksten Platz sparend jetzt wieder platzsparend schreiben. Doch jeglicher Jubel über die geglückte Wiedervereinigung der Komposita ist fehl am Platz – Eis laufen wird auch weiterhin getrennt geschrieben. Zudem sind bei allen Änderungen neben den neuen alten Regelungen weiterhin die reformierten gültig. Der größeren Freiheit wegen, heißt es. Böse Zungen behaupten allerdings, dass eher ökonomische Zwänge dahinterstehen. Denn würde man die Neuregelungen komplett zurücknehmen, wären an allen Schulen neue Lehrbücher nötig. So aber sorgt man dafür, daß die alten Bücher weiterbenutzt werden können – auch wenn es der Muttersprache nicht gerade dienlich ist.
Ein neues Argument Interessant ist, daß das Argument der größeren Freiheit erst jetzt auftaucht. Wie Peter Eisenberg, Sprachwissenschaftler und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung bemerkt, rechtfertigten die Befürworter die Reform bisher damit, daß mit der neuen Rechtschreibung alles einfacher würde. Diese Prognose hat sich nicht bewahrheitet; die Schüler schneiden seit der Reform keinesfalls besser in Diktaten ab. Dadurch kamen die Reformer in Rechtfertigungszwänge. Ein neues Argument mußte her – das Argument der größeren Freiheit durch mehrere parallel existierende Schreibweisen. Doch statt der Freiheit wird in Wirklichkeit wohl nur die Verunsicherung größer.
Lehrer in Erklärungsnöten Und dabei trifft es vor allem die Schüler. Der erwachsene Deutsche kann schreiben, wie er will. Er wird sich selten eine Rüge einhandeln, wenn er die neuen Schreibregeln nicht beachtet. Im Gegenteil: Er befindet sich in guter Gesellschaft. Viele Schriftsteller weigern sich, die neuen Bestimmungen umzusetzen, und auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt stur nach alter Rechtschreibung. Dem Schüler allerdings bleibt nichts anderes übrig, als seine Schreibweise den gerade gültigen Regeln anzupassen. Aber wie soll ein Achtjähriger bei diesem Wirrwarr von Neu-, Nein-doch-nicht-, Zwei-Schreibweisen-möglich-Regelungen noch durchsehen? Gerade eben hat ihm der Lehrer mühsam beigebracht, Leid tun statt leid tun zu schreiben. Jetzt muß der Pädagoge vor die Klasse treten und sagen: "Kinder, ihr dürft jetzt auch leidtun schreiben. Aber paßt auf, dass ihr nicht versehentlich leid tun schreibt. Das ist nämlich immer noch falsch." Dabei geht natürlich auch viel von seiner Glaubwürdigkeit verloren, denn wie soll er dem Achtjährigen erklären, daß eine Kommission in Mainz das so beschlossen hat? Und wie soll er dem Achtjährigen gegenüber eine Position vertreten, die er mit großer Wahrscheinlichkeit selber gar nicht mitträgt, weil es ihm sein gesunder Menschenverstand verbietet?
Gewinner: Die Verlage Um ein wenig Konstanz in die deutsche Rechtschreibung zu bringen, hätte man entweder zur neuen Schreibung stehen oder aber sie komplett zurücknehmen müssen. Der sonst so goldene Mittelweg ist in diesem Fall keine günstige Wahl. So gibt es nur einen Gewinner der Reformreform: Verlage wie Duden und Bertelsmann. Mit jeder Änderung der Rechtschreibung können sie den orthographisch verunsicherten Muttersprachlern und Deutschlernern ein neues Wörterbuch verkaufen. Der Rechtschreibduden vom letzten Jahr ist heute kaum noch das Papier wert, auf dem er gedruckt wurde.
Vielleicht stecken aber auch ganz andere Beweggründe hinter dieser erneuten Reform und man will einem weiteren PISA-Debakel vorbeugen, indem man die deutschen Schüler im Bereich Orthographie gleich von vornherein disqualifiziert – nach dem Motto: "Bei dem Durcheinander in der Rechtschreibung haben unsere Kinder ja gar keine Chance, im internationalen Vergleich mitzuhalten." So könnte man immerhin von den Unzulänglichkeiten des deutschen Schulsystems ablenken.
zurück zum Forum zum Kommentar "Bewegung des Stillstands"
geschrieben nach alter Orthographie – erkennen Sie den Unterschied?
http://www.tu-chemnitz.de/phil/leo/bilder_neu/bart_leid.jpg
Bildunterschrift: Zur Verwirrung der Schüler existieren jetzt zwei Schreibweisen parallel.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 08.12.2005 um 01.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#427
Aus dem Vorwort von:
Oliver Gehrs Der Spiegel-Komplex. Wie Stefan Aust das Blatt für sich wendete Droemer Knaur 2005
»Stefan Aust ist seit zehn Jahren an der Spitze des führenden Nachrichtenmagazins Europas, bei dem er so viel Macht hat wie noch nie jemand vor ihm. [!] [. . .]
Der Spiegel und Stefan Aust haben sich verändert, seit sie zueinanderfanden. Der Spiegel ist erfolgreich, aber er hat weniger Macht. Die Zeitungen machen ihm in seinem Kerngeschäft, der Recherche von Missständen, das Leben schwer. Zunehmend beschreibt der Spiegel, was ist, und nicht, was es bedeutet. Er passt in eine Zeit, wo links fast rechts ist und klare Haltungen selten sind, weil sie schnell unter Ideologieverdacht stehen. Stefan Aust wiederum hat sein Leben lang gegen die Mächtigen angeschrieben, nun ist er selbst an der Stelle, wo er den Verlockungen der Macht erliegt. Es reicht ihm nicht mehr, die vierte Gewalt zu sein, er wäre wohl ganz gern die erste. Die Macht, die die Regeln bestimmt, die Gesetze. "Ein gewichtiger Teil des Journalismus stellt am Beginn des 21. Jahrhunderts eine spätbürgerliche Elite dar, die mit anderen Kadern der Medienunternehmen sowie mit Machtgruppen aus Wirtschaft und Politik eng verflochten ist", schrieb der Medienexperte Lutz Hachmeister bereits 2002 in der taz.
Die Bestätigung erfolgte zwei Jahre später, als der Spiegel ausgerechnet im Verbund mit Springer, den Aust wie wenig andere publizistisch bekämpft hat, die Rechtschreibreform zu kippen versuchte. Eine kleine Clique von Journalisten macht Politik, weiß, was das Volk denkt, und sagt, wie es in Zukunft zu schreiben hat. Dieser Schulterschluss hat viele befremdet, auch im Spiegel selbst.
Die Rechtschreibreform ist nur ein kleines Beispiel für die Veränderungen beim Spiegel.«
Auf den Seiten 296 ff. des Buches ist weiter von der Reform die Rede. Vielleicht hat jemand Zugang dazu.
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 29.10.2005 um 21.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#334
In der Feuilleton-Rundschau vom 13.08.2004 von „Cicero – Magazin für politische Kultur“, die nur noch in Googles internem Speicher einsehbar ist, finden sich bezüglich der F.A.Z.-Ausgabe jenes Tages folgende Anmerkungen:
»In einer Meldung werden Kompromissvorschläge, die nicht stracks in die ehemalige Rechtschreibung führen, als Weg in die Beliebigkeit kritisiert. Der Lyriker Reiner Kunze redet Fraktur mit der Hamburger Kultursenatorin, die frech an der bewährten Rechtschreibung festhalten will ("Armes Hamburg, das eine solche Kultursenatorin hat! Armes Deutschland, das ein solches Hamburg hat!").«
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 27.09.2005 um 15.51 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#290
Mit news.google.de gefunden; Hervorhebung im Fließtext von mir.
oe1.ORF.at - 20. Sept. 2005
Highlights – Die wöchentliche Kolumne
Spadschetti! Ein Kaktus, mehrere Kaktusse!
Seit Beginn dieses Schuljahres ist die Übergangsfrist zu Ende, die die Rechtschreibreform 1998 bekommen hatte. Nun werden Wörter, die bisher von den Lehrern nur angezeichnet aber nicht gewertet wurden, als Fehler gerechnet. Aber noch sind ja vom Rat für deutsche Rechtschreibung weitere Änderungsvorschläge zur Reform zu erwarten, weshalb das Unterrichtsministerium die Lehrer weiterhin um Toleranz bittet.
Dass sich Sprache und ihre Schreibung mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten verändern, dagegen ist nichts einzuwenden, wir würden uns schön beschweren, müssten wir ein gedrechseltes Althochdeutsch sprechen, während sie im Unterschichtfernsehen schon so locker schnoddeln (Hallo, Institut für deutsche Sprache, willst du das Wort bitte anerkennen?). Freilich - es sind ja gar nicht die Institute für Sprache und die Räte für Schreibung, die unsere Sprache verändern, die Sprache verändern wir selbst. Und die Mannheimer Sprach- und Schreibexperten stehen bloß vor veränderten Tatsachen und machen sie zu Regeln.
Blöd nur, dass ausgerechnet diejenigen am stärksten die Sprache verändern, die am wenigsten mit ihr anfangen können. Weil sie den Friseur lang genug falsch geschrieben haben, steht er jetzt als Frisör im Duden. Weil sie die Pizza, wenn sie zwei davon bestellten, immer wieder als Pizzas in die Mehrzahl setzten, präferierte irgendwann auch der Duden diesen Plural, noch vor Pizzen. Weil es hartnäckig ihnen einen Lacher gekostet hat, dürfen sie jetzt ganz offiziell das Verb kosten mit dem Dativ kombinieren. Weil sie jahrelang das "h" an der falschen Stelle in das Wort eingefügt haben, können sie es jetzt ganz weglassen und Spagetti schreiben. Is' wahr! Spadschetti.
Nur der Wortschatz der gebüldeteren Schüchten bleibt weitgehend unangetastet. Bilden Sie den Plural von Status, Opus, Kaktus! Na ja, die Kakteen sind schon so weit verbreitet, dass sie auch als Kaktusse den Weg in den Duden gefunden haben, wenn auch (noch) mit dem Vermerk "ugs.“ Aber an die Status, und seien es noch so viele, lassen wir niemanden ran! Die verteidigen wir mit Zähnen und Klauen, da macht uns keiner Statuten daraus oder Stati oder Statusseln. Und dass aus Opus im Plural Opera wird, das ist unser kleines, feines Insiderwissen und soll es auch bleiben. Leider drohen hier Angriffe von anderer Seite: Opera heißt auch ein schneller Webbrowser und das Häusl in der Opernpassage.
Text: Michael Schrott
(Bildunterschrift: Der Rat für deutsche Rechtschreibung tritt mindestens zweimal im Jahr zu einer Sitzung zusammen, heißt es. Bei diesem Tempo kann er eigentlich nicht so viel verhauen. Die Sprache schlägt sich ohnehin von selber kurz und klein.)
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Christoph Kukulies
Würselen
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Dieser Beitrag wurde am 29.06.2005 um 09.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#159
Selbst Studenten schreiben "schwängt"
Aachener Linguist Christian Stetter: Auswirkungen der Rechtschreibreform an Hochschulen angekommen. Rat tagt Freitag wieder. Aachen. "Das Sprachgefühl ist kaputtgegangen, die Morphologie bricht zusammen." Die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache werden häufig nicht mehr erkannt: Bei Sprachwissenschaftler Christian Stetter, Dekan der ...
Aachener Zeitung 29.06.2005
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 23.06.2005 um 00.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#153
Stille Allianz Die Zusammenarbeit von Spiegel, Springer und FAZ
Früher waren sie erklärte Gegner - "Spiegel" und Springer. In letzter Zeit verbünden sie sich jedoch immer öfter - gemeinsam mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Sympathien zwischen den Chefredakteuren Stefan Aust, Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher haben sich auch zu einer wirtschaftlich fruchtbaren Zusammenarbeit entwickelt. So präsentierten Bild und "Spiegel" einen Vorabdruck des Schirrmacher-Buches "Das Methusalem-Komplott" und erwarben gemeinsam Rechte für den Vorabdruck der Clinton-Biografie. Zusammen mit der "FAZ" gingen sie gegen die Rechtschreibreform vor. Auch gemeinsame Auftritte vermeiden sie nicht. Zapp über die Aktivitäten des publizistischen Dreiecks "Spiegel", Springer und "FAZ"
Die "Bild"-Zeitung: 12 Millionen Leser täglich. Alle wissen: Keiner kommt vorbei an "Bild" und all den anderen Zeitungen und Zeitschriften des Springer Verlags. Doch der Verlag will offenbar noch mehr - die Mehrheit an den Fernsehkanälen der ProSiebenSat.1 Media AG. Statt wie bisher nur 12 Prozent will er offensichtlich die Aktienmehrheit. Dann könnte zur Regel werden, was auch heute schon ganz gut funktioniert. "Bild" trommelt morgens: "Fischer zu fett" und Sat.1 sendet abends in der Hauptnachrichtensendung zum gleichen Thema: "Mit über 100 Kilo auf den Rippen fällt Wahlkämpfen noch schwerer." Viele andere Beispiele liegen auf der Hand. Auch ehemalige Springer-Chefs sind besorgt. Jürgen Richter, ehemaliger Vorstandschef Axel Springer AG: "Es steht auf dem Spiel, dass möglicherweise die Vielfalt, die die Presselandschaft in der Bundesrepublik über Jahrzehnte ausgezeichnet hat, auf der Strecke bleibt."
Wo sind die kritischen Beobachter?
Umso wichtiger, dass andere Medien sich klarer positionieren, sich abgrenzen und auch andere Meinungen vertreten. Doch viele hüllen sich zum größer werdenden Springer-Imperium in Schweigen. Auch der "Spiegel"-Chefredakteur, Stefan Aust, weist charmant alle Fragen ab. Sein Schweigen zu Springer - nicht alle finden es gut. Michael Jürgs, freier Publizist: "Es muss Gegensätze geben, es muss in einer Demokratie möglich sein, dass die und der andere Meinungen haben und es muss auch Schlachten geben unter den Medien. Das ist ganz normal. " Udo Röbel, ehemaliger Chefredakteur "Bild": "Ich wünsche mir als alter Springer-Mann eigentlich Zeiten zurück wo ´Spiegel´ und ´Bild´ munter aufeinander einhauen und das sehe ich nicht mehr. Das ist für mich eigentlich die größte Gefahr."
So oder so ähnlich denken auch viele Mitarbeiter beim Hamburger "Spiegel". Sie wundern sich über die gemeinsamen Aktionen mit dem Springer Konzern. Sogar der Alt-Kanzler, der bekanntermaßen den "Spiegel" nicht mag, war dabei, als "Bild"-Chef Kai Diekmann und "Spiegel"-Chef Stefan Aust erstmals gemeinsam ein Filmprojekt vorstellten. Die beiden Chefredakteure Seite an Seite in der Klatschspalte von "Bild": Dieses Foto sorgte für Gesprächsstoff. Und immer dabei: Christiane Hoffmann. Die "Bild"-Kolumnistin präsentiert bei Sat.1 auch ihr eigenes Magazin. Produziert wird die Sendung von einer Tochterfirma des "Spiegel"-Verlags. Gemeinsame Aktivitäten auch beim Erwerb der Clinton-Biografie. Gleichzeitig gab es Vorabdrucke in "Bild" und "Spiegel". Und eine gemeinsame Archivnutzung der beiden Häuser - für Kritiker zu viele Gemeinsamkeiten. Hans-Jürgen Jakobs, "Süddeutsche Zeitung": "Man vermeidet schlechte Schlagzeilen übereinander. Es ist ja möglich, dass Zeitungen übereinander schlecht schreiben und auch die handelnden Personen negativ darstellen. Das wäre dann ja ein Karrierenachteil sozusagen. Das kann man also abmildern, indem man eine Art Nicht-Angriffspakt schließt und freundschaftlich miteinander umgeht." Udo Röbel: "Das liegt im Allgemeinen daran, dass wir offensichtlich eine Entwicklung in unserer Mediengesellschaft haben, die nur noch am Mainstream ausgerichtet ist. Und es liegt meines Erachtens auch daran, dass bestimmte handelnde Figuren sich vielleicht auch außerhalb ihrer Blätter sehr nahe stehen."
Gute Kontakte auch privat
Zu diesen Figuren zählen nicht nur Springer-Chef Mathias Döpfner und "Spiegel"-Chef Stefan Aust. Immer häufiger erscheint ein Dritter an ihrer Seite: Frank Schirrmacher. Auffällig, dass der Vorabdruck seines Bestsellers "Das Methusalem-Komplott" gleichzeitig in "Spiegel" und "Bild" zu lesen war, seine Erkenntnisse überaus wohlwollend kommentiert wurden. Frank Schirrmacher und Stefan Aust arbeiten auch ansonsten eng zusammen. Sie führen gemeinsame Interviews mit Zeitzeugen und Historikern. Das Ergebnis: Die 12-teilige Dokumentation "100 Jahre Deutschland" von "FAZ" und "Spiegel". Hans-Jürgen Jakobs: "Es lassen sich in der Kombination natürlich gewisse kommerzielle Aktivitäten dann auch nach vorne bringen und eine solche Dreier-Riege ist natürlich auch für die Politik interessant, weil man sich da einbringen kann, in das politische Tagesgeschäft und die Agenda mit besser bestimmen kann."
Wie man diese Agenda besser bestimmen kann, zeigten die drei in ihrem gemeinsamen Kampf gegen die Rechtschreibreform. Sie starteten eine Kampagne. Hans-Jürgen Jakobs: "Man kann sagen: ´Rechtschreibreform, das ist ein kulturelles Anliegen´, aber wer sagt denn, dass es dabei bleibt. Es könnte ja im nächsten Schritt um konkrete, handfeste Interessen der Häuser gehen, die man mit gemeinsamen Druck befördern könnte." Vor diesem gemeinsamen Druck warnen immer häufiger jetzt auch Politiker - nicht nur in Berlin.
Zu viel Macht, zu viel Einfluss, doch die Chefs vom Springer-Verlag, dem "Spiegel" und der "FAZ" sehen sich zu unrecht am Pranger. Aber nur Frank Schirrmacher äußert sich öffentlich - ironisch - aber deutlich: "Genau, also Herr Döpfner, Herr Aust und ich haben beschlossen, die Bundesregierung zu stürzen, das können Sie so sagen, ja! Also, das ist so absurd, was Sie hier fragen, dass ich gar nicht weiß, was ich antworten soll. Das ist lächerlich!"
Viele Politiker und auch Medienleute empfinden diese stille Allianz überhaupt nicht als lächerlich. Zumal die, die sich da verbinden, zu den Besten gehören. Michael Jürgs: "Der ´Spiegel´ ist immer noch das Maß aller Dinge im Magazinjournalismus, da gibt es nichts anderes. Die ´FAZ´ ist spannender als vieles andere, was gedruckt ist und Döpfners Leistung, Springer Verlag, muss man sagen: A la bonne heure, er hat den alten Kirch ausgetrickst - nicht schlecht. Jetzt sagen Sie mir, wer auf der anderen Seite steht!"
Nicht viele.
(Quelle)
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 17.06.2005 um 01.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#138
Frage der Berliner Zeitung (17. 6. 2005):
Ihrem Amt fehlt Kompetenz. Über die Künstlersozialversicherung, die Bedrohung der kulturellen Vielfalt, die Goethe-Institute, die Medienfonds und das Urheberrecht verhandeln die Minister Schmidt, Clement, Fischer, Eichel und Zypries. Die Rechtschreibreform wurde von den Ländern ruiniert. Sind das nicht alles Themen der Kulturministerin?
Antwort Christina Weiss:
Wir sind ein Querschnittsressort, es stimmt, die Federführung liegt häufig in anderen Häusern. Aber wir sorgen mit der Prüfung der "Kulturverträglichkeit" bei allen Gesetzen dafür, dass die Interessen der Kultur gewahrt werden. So gelang es uns, die Kultur aus dem Koch-Steinbrück-Programm zum Abbau von Subventionen herauszulösen. Das hätte zwölfprozentige Einsparquoten zusätzlich bedeutet. Es stand die Frage, ob Kultur-Investitionen zu den Subventionen zählen wie die Steinkohle. Hier sehe ich allerdings eine Gefahr für kommende Regierungskonstellationen.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 27.05.2005 um 10.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#114
Und Knipphals ist ein hochgebild'ter Mann ... "Dirk Knipphals, geboren 1963, hat Germanistik und Philosophie in Kiel und Hamburg studiert. 1994 Kulturredakteur der "taz hamburg". 1996 bis 1999 beim "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt", zuletzt als Ressortleiter Kultur und Gesellschaft. Ab 1999 Literaturredakteur der "tageszeitung". Dirk Knipphals lebt in Berlin." So findet sich das irgendwo in den Weiten des Netzes. Ich habe D.K. angschrieben - mit dem Tenor: "Sie sind doch ein kenntnisreicher Mann und verstehen zu formulieren - warum haben Sie hier mit Ihren Fähigkeiten so gegeizt?" An sich ist es unfaßbar, wie hier jemand ein reines Traumgebilde zur Grundlage einer Argumentation macht: Die Rechtschreibreform als Ausweis der gewachsenen Liberalität des Landes! Eine Verhöhnung.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 27.05.2005 um 10.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#112
Man muß diese Vorwürfe ernstnehmen, auch wenn es schwerfällt. Knipphals hat keine Ahnung, worum es in der Sache geht, wie sich ja schon daran zeigt, daß er nicht einmal begriffen hat, warum in der schriftlichen Kommunikation ein starkes Vereindeutigungsbedürfnis besteht. Aber gerade bei solchen Autoren und gerade in einer Zeitung wie der taz kommen die herrschenden Vorurteile immer am besten zur Geltung.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 27.05.2005 um 09.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=30#111
In einem Beitrag der heutigen taz: Hirsche dürfen wieder röhren äußert sich ein Herr Dirk Knipphals zur Rechtschreibreform:
Die Rechtschreibreform Jetzt zur Rechtschreibreform, und da, muss ich sagen, gibt es am meisten geistig-moralischen Wendealarm. Das Seltsame an den Reformgegnern war ja nicht, dass sie sich für das alte Regelwerk eingesetzt haben - die alte Kommasetzung hatte, einmal gelernt, viele Schönheiten. Das Seltsame war das seltsame Menschenbild, das hier an allen Ecken und Enden hervortrat. Menschen, die keine klaren Regeln zu befolgen hätten, seien verunsichert, so wurde argumentiert. Auch hatten die Reformgegner etwas von Grund auf Unfreies und Diskursfeindliches. Als ob der Sinn wirklich durch die einzelnen Wörter ein für alle Mal festgelegt würde und nicht durch den Kontext! Und als ob es nicht auch die Möglichkeit der Nachfrage und des Gesprächs gäbe! Nun waren die Reformgegner aber nicht allein auf konservativer Seite zu finden! Bei dem Hickhack um die Rechtschreibreform wurde deutlich, dass es in unserer Gesellschaft immer noch Kreise gibt, die dem Einzelnen im Grunde gar nichts zutrauen außer Regeln befolgen. ... Kann gut sein, dass sich solche antiliberalen Geister von einem Regierungswechsel animiert fühlen werden, gesellschaftlich noch ein bisschen mehr als jetzt schon mitzuspielen. Die Sache hat aber auch eine hübsche Ironie. Mit Befehlsempfängern konnte man vielleicht noch einen Staat führen, wie Helmut Kohl ihn sich vorstellte. In einem modernen Wirtschaftssystem, wie Merkel, Stoiber und Westerwelle es sich vorstellen, kann man mit solchen Mitarbeitern nichts mehr anfangen. ...
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