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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Sowie und Komma«

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Paul Westrich
Kusterdingen

Dieser Beitrag wurde am 17.12.2010 um 14.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7257


Nun will ich mich auch noch einmal zu Wort melden, nachdem ich längere Zeit nicht am PC sein konnte. Ganz herzlichen Dank für die differenzierte Beurteilung und die hilfreichen Kommentare, auch was das Komma betrifft. Der Satz war lediglich begrifflich im Vergleich zum Original etwas verändert, aber ansonsten identisch. Auch über die Vorschläge hinsichtlich des Stils bin ich erfreut und werde sie angemessen berücksichtigen.

Zu Herrn Markner: Es ging tatsächlich um einen noch nicht klar definierten Begriff, den ich erläutern und klarstellen wollte, während das Wort "Wildtiere" natürlich nicht neu ist, wie Sie richtig anmerken. Sinn und Zweck war die Abgrenzung umgangsprachlich ungenauer von fachlich klar definierten Begriffen.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 17.12.2010 um 14.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7256


"Der eingeschobene Nebensatz wird durch Kommata in den Hauptsatz eingeflochten."
Das stimmt, es kommt aber nun darauf an, was der Hauptsatz ist.

Herr Achenbach rechnet In gleicher Weise zum Hauptsatz. Das finde ich durchaus möglich, aber nicht zwingend. "So, wie" Herr Achenbach in diesem Ausdruck mit dem Komma zögert, sehe ich das "in gleicher Weise".

Man schreibt zum Beispiel je nach Zusammenhang auch:
... so, daß ... oder ..., so daß ...
... so, wie ... oder ..., so wie ...

Das Wort so gehört manchmal zum Hauptsatz, manchmal zum Nebensatz. Es kommt auf den konkreten Fall an. Ähnlich sehe ich in gleicher Weise. Im vorliegenden Fall halte ich (abgesehen vom Stil) das Komma vor wie für nicht nötig, da in gleicher Weise wie als zusammengehörig und damit im ganzen als zum Nebensatz gehörig aufgefaßt werden kann.

... in gleicher Weise, wie ... oder ..., in gleicher Weise wie ...
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Marco Mahlmann
Osnabrück

Dieser Beitrag wurde am 17.12.2010 um 13.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7255


Herr Markner hat die stilistisch beste Variante genannt, und die anderen Beiträge vermitteln auch viel Erhellendes, doch wollte Herr Westrich am Ausgangssatz festhalten, stehen m. E. zwei Kommata:
»In gleicher Weise, wie man "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet, kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen.« Der eingeschobene Nebensatz wird durch Kommata in den Hauptsatz eingeflochten.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 17.12.2010 um 11.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7254


Ich würde auch den Stil ändern, vor allem meine ich, daß "in gleicher Weise" vollkommen überflüssig ist. Es stellt eine Verdopplung des "wie" dar. Wenn man es aber schon schreibt, bildet es m. E. eine Einheit mit "wie", und ich würde dazwischen kein Komma setzen.

Das Komma vor "kann" hängt davon ab, ob davor ein Nebensatz oder nur ein Satzteil steht:
Wie beim Unterschied von "Wildpflanzen" und "Nutzpflanzen" kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen.
Wie man "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet, kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen.

Ob man beide Sätze mit "Wie" oder "In gleicher Weise wie" beginnt, ändert m. E. daran nichts.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 17.12.2010 um 08.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7251


Herrn Markners Vorschlag ist natürlich die beste Formulierung für das, was der Autor sagen wollte. Und ich stimme auch mit der Kritik an meinem "Wie man in gleicher Weise "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet, kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen" überein, — hatte ich doch mit dieser Formulierung eigentlich nur aufzeigen wollen, wie wir den gegebenen Satz in etwa "empfinden".

Was die in Frage stehenden Kommata angeht, so versuche ich — relativ steif — jeden Nebensatz vom Hauptsatz mit einem Komma zu trennen (vor allem um zu verhindern, daß bei uns englische Verhältnisse einreißen; was im Englischen gut geht, läßt sich nicht aufs Deutsche übertragen [auch hier ein Fehlverständnis der Reformer!]). Und meine steife Kommasetzung hülfe sicher auch Herrn Westrich bei seiner Unsicherheit. Vom bloßen Klang und Unschönheitsphobie lasse ich mich weniger leiten, — aber etwas hin und wieder halt wohl doch (s. oben mein "vor allem um zu verhindern"). Aber Pausen — und seien sie noch so klein — sagen suprasegmental durchaus einiges, — und das wollen wir dann auch schriftlich haben.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 16.12.2010 um 23.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7250


Besser wäre z. B.: Man unterscheidet gemeinhin Nutz- von Wildpflanzen und Nutz- von Wildtieren. Der zitierte Satz läßt annehmen, daß Wildtiere ein erst noch zu etablierender Begriff sei, was nicht der Fall ist.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 16.12.2010 um 22.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7249


Lieber Herr Ludwig,

der paraphrasierte Satz Wie man in gleicher Weise "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet, kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen haut aber stilistisch und logisch nicht richtig hin. Stilistisch hängt das in gleicher Weise zunächst in der Luft. Erst im zweiten Satzteil erkennt man dessen Sinn. Logisch gehört das in gleicher Weise zum zweiten Satzteil, zum Hauptsatz.

Deshalb meine ich, daß in dem Originalsatz das Komma vor wie unverzichtbar ist, denn dadurch gehört in gleicher Weise logisch eindeutig zum Hauptsatz. Allerdings ist auch dieser Satz aus dem gleichen Grunde stilistisch unbefriedigend.

Stilistisch und logisch besser wäre: Wie man "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet, kann man in gleicher Weise auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen.

Dabei fällt aber vielleicht noch mehr auf, wie sehr dieser Vergleich hinkt.

Allerdings würde ich bei So(,) wie man .... auch zögern, ein Komma zu setzen, obwohl auch hier das so eigentlich zum Hauptsatz gehört. Ich empfinde aber das Abtrennen eines einzelnen Worts durch Komma(ta) als unschön. Von der Satzaussprache her scheint mir beides möglich zu sein, je nach dem(,) ob man eine deutliche Pause nach so einfügt oder nicht.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 16.12.2010 um 19.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7246


Bei Vergleichssätzen wird's oft ziemlich schwer.
Aber Herrn Achenbachs Rat (#6980) hilft: "Im übrigen meine ich, daß aus Gründen der Satzaussprache (Melodie, Betonung, Pause) nur ein Komma vor dem wie in Frage kommt. Die Frage ist nur, wie sich das mit den formalen Regeln vereinbaren läßt." Obwohl ursprünglich "wie" nicht zum Nebensatz gehört, empfinden wir das jetzt doch so. (Bei "als ob" hatten wir's in der Sprachgeschichte sowieso schon mal, und da fällt's keinem mehr auf.) Die unterordnende Konjunktion besteht halt aus zwei Teilen. Das ist mir formale Regel genug.
(Ich unterscheide allerdings auch zwischen der Wortart "unterordnende Konjunktion" und der Satzfunktion "unterordnende Konjunktion"! [So kann im Englischen z. B. "0" (= null) unterordnende Konjunktion für einen Objektsatz sein: "I know he is coming tonight." Das gilt aber nicht für den Parallelsatz im Deutschen, denn da haben wir die finite Verbform nicht am Ende: "Ich weiß, er kommt heute abend."])

#7244 "In gleicher Weise wie man "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen": Richtig ist natürlich: "In gleicher Weise kann man ...", und dazu hätten wir dann einen eingeschobenen Nebensatz. Aber wir empfinden den "wie"-Satz gar nicht so als Attribut zu "Weise", sondern als Adverbial zum folgenden Hauptsatz, etwa so: "Wie man in gleicher Weise "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet, kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen." Ginge ich zu weit, wenn ich das Komma vor "wie" wegließe und sagte, die unterordnende Konjunktion (Satzfunktion) besteht hier eben aus noch mehr Wörtern?
Interessant ist für mich, daß ich beim kürzeren "So wie man "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet, kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen" nach "so" ein Komma vielleicht doch zu setzen geneigt wäre. Aber eigentlich hätte ich da ein Komma doch nicht nötig, da ich in der Schreibung ja zwischen "so wie" und "sowie" unterscheide.
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Paul Westrich
Kusterdingen

Dieser Beitrag wurde am 16.12.2010 um 18.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#7244


Gehört im folgenden Beispielsatz vor "kann" nun ein Komma oder nicht? Je öfter ich den Satz lese, desto unsicherer bin ich. Ich bitte um Hilfe.

In gleicher Weise wie man "Wildpflanzen" von "Nutzpflanzen" unterscheidet kann man auch alle wildlebenden Tiere als "Wildtiere" bezeichnen.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 17.10.2010 um 19.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6985


Lieber Herr Achenbach,
"zulässig" war nicht das passende Wort, ich meinte mehr, was seitens (herkömmlicher) Orthographie und Grammatik allgemein anerkannt ist, und das haben Sie ja nun sehr ausführlich dargelegt. Vielen Dank! Was ich daraus lerne: lieber die übliche Schreibweise verstehen (Komma vor wie wenn + Nebensatz), anstatt eine Begründung für etwas suchen, was sowieso niemand verwendet.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 17.10.2010 um 02.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6980


Lieber Herr Riemer,

ob Ihre Auffassung "zulässig" ist oder nicht, weiß ich auch nicht – allein schon deshalb, weil ich nicht weiß, was in diesem Zusammenhang "zulässig" bedeutet und wer darüber entscheiden soll, was "zulässig" sei oder nicht.

Das behandelte Beispiel verkompliziert die Sache etwas wegen der Unterscheidung zwischen Kopula und (normalem) Verb und zwischen Prädikativ und Adverbial.

Deshalb möchte ich folgende Beispiele wählen:

Er schrie wie ein Berserker.

Er schrie wie von der Tarantel gestochen.

Er schrie(,) wie(,) wenn er von der Tarantel gestochen wäre.


Die Adverbiale in allen drei Beispiele sind "wie ...". Das, womit in den Adverbialen verglichen wird, ist ein Berserker, von der Tarantel gestochen und wenn er von der Tarantel gestochen wäre. Im dritten Fall ist aber wenn er von der Tarantel gestochen wäre nach allgemeinem Verständnis ein Nebensatz, der der allgemeinen Regel zufolge durch ein Komma vor dem wenn von dem Rest des Satzes abgetrennt werden müßte. Das ist der Grund, weswegen ich das Komma vor wenn als"logischer" im Sinne von Regelkonsistenz bezeichnet habe. Andererseits halte ich aber die Abtrennung des Vergleichsworts wie vom Vergleichsgegenstand für unschön – aber auch nicht für unschöner als die Abtrennung des Vergleichsworts als vom Komparativ in dem Beispiel zu lachen ist besser, als zu weinen.

In den betrachteten Beispielen ist nun er schrie ein vollständiger Satz. Deshalb könnte man in allen drei Fällen die Adverbiale als Zusätze auffassen und vor dem wie ein Komma setzen. Das würde im dritten Fall allerdings zu dem häßlichen Ergebnis er schrie, wie, wenn er von der Tarantel gestochen wäre führen. Mir scheint, daß das in vielen Fällen der tiefere Grund ist, weswegen man das doppelte Komma vermeidet.

Im übrigen meine ich, daß aus Gründen der Satzaussprache (Melodie, Betonung, Pause) nur ein Komma vor dem wie in Frage kommt. Die Frage ist nur, wie sich das mit den formalen Regeln vereinbaren läßt.
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Marco Mahlmann
Osnabrück

Dieser Beitrag wurde am 16.10.2010 um 19.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6977


Semantisch mag zutreffen, was Sie sagen, Herr Riemer, nicht aber grammatisch. "sein" kann ohne weiteres ein Vollverb sein: die Kirche plakatierte jahrelang: Gott ist!
Mir leuchtet auch nicht ein, warum "Ich sage." kein vollständiger Satz sein soll. Daß das Verb "sagen" zwingend ein Objekt erfordert, ist eine Frage der Bewertung; es kommt nur das semantische Argument in Frage, daß ohne das Objekt nicht klar wird, was gesagt wird. Grammatisch ist aber die Bedeutung ohne Belang.

Gänzlich umgekehrt sehe ich Ihr anderes Beispiel. "ein Elefant auf das Auto fällt" ist zwar ein vollständiger Satz, weil Subjekt und Prädikat vorhanden sind, aber ein Nebensatz ist für mich so definiert, daß er 1. eine Einleitung hat (wenn, daß, der/ die/ das, als etc.) und 2. das Prädikat am Ende steht. Somit halte ich statt dessen "wenn eine Elefant auf das Auto fällt" für einen Nebensatz. "wenn" ist eine konditionale Konjunktion, die einen Nebensatz einleitet und folglich zu ihm gehört; "fällt" ist das am Ende stehende Prädikat.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 16.10.2010 um 18.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6975


Subjekt und Prädikat sind für einen vollständigen Satz zwar notwendig, aber nicht immer ausreichend. Herr Achenbach schreibt also zutreffend, daß "Er sagte" kein vollständiger Satz ist. Man kann im Deutschen nicht einfach "sagen", man kann nur "etwas sagen". Das Verb "sagen" erfordert zwingend ein Objekt.
"Das ist" hat noch nicht einmal ein vollständiges Prädikat. Das Verb "ist" ist ein Verbindungsglied (Kopula), welches das Subjekt mit einem hier fehlenden Prädikativ verbindet. Erst Kopula und Prädikativ zusammen bilden ein vollständiges Prädikat.

Nun glaube ich allerdings, daß man nicht einfach sagen kann, sowohl "Das ist" als auch "Das ist wie" seien unvollständig, also ist es egal, ob das Komma nach "ist" oder nach "wie" steht. Üblicherweise können Prädikativ, Objekt oder Subjekt durch einen Nebensatz ersetzt werden, der dann mit Komma abgetrennt wird. Nach "wie" steht aber keiner dieser Fälle, sondern das Wort "wie" gehört hier selbst bereits zum Prädikativ. Deshalb scheidet die Möglichkeit, nach "wie" ein Komma zu setzen, m.E. aus. Ein Komma steht zwischen Nebensatz und Hauptsatz, aber nicht zwischen Nebensatz und "wie".

Ich halte "ein Elefant auf das Auto fällt" für einen Nebensatz, jedoch "wenn ein Elefant auf das Auto fällt" ist für mich kein Nebensatz, sondern ein Adverbial (mit einem untergeordneten Nebensatz). Da ein Komma nur vor "wie + Nebensatz" stehen soll, aber nicht vor "wie + Adverbial", würde ich dort (vor "wie") auch kein Komma setzen.

Lieber Herr Achenbach, Ihre Ausführungen waren für mich sehr lehrreich, aber es gibt ja manchmal mehrere Möglichkeiten, und ob nun diese meine Auffassung, wie ich sie hier noch mal beschrieben habe, auch zulässig ist, weiß ich leider immer noch nicht.
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Marco Mahlmann
Osnabrück

Dieser Beitrag wurde am 16.10.2010 um 17.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6973


"Das ist." ist gewiß ein vollständiger Satz. Im Deutschen sind zu einem vollständigen Satz Subjekt und Prädikat notwendig; beides ist hier vorhanden.
Daß ein (Neben-)Satz ein Satzteil eines anderen Satzes bildet, ändert weder etwas daran, daß er ein vollständiger (richtiger) Satz ist, noch spricht es dagegen, ihn mit einem Komma abzuteilen. Und auch der Satz, dessen Teil der Nebensatz bildet, ist dadurch nicht zwingend unvollständig.
Der einzige solche Fall ist der Subjektsatz; hier bildet ein Nebensatz das Subjekt des Hauptsatzes, der dadurch alleingestellt unvollständig wäre. Ein Beispiel: Wer bremst, verliert.
Bei Objektsätzen bleiben immer Subjekt und Prädikat des Hauptsatzes erhalten und damit auch die grammatische Vollständigkeit, z. B.: Er liebte, was er sah.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 15.10.2010 um 15.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6970


Lieber Herr Riemer,

das Komma vor wie wenn ist in den reformierten Regeln ausdrücklich geregelt (§ 74 E1(1)). Als Beispiel wird angeführt: Sie rannte, wie wenn es um ihr Leben ginge.

Das Komma vor wie wenn wurde auch in der herkömmlichen Schreibweise gesetzt, jedoch habe ich eine ausdrückliche Regel zu wie wenn in den alten Dudenregeln nicht finden können. Allerdings wird im Zweifelsfälle-Duden von 1985 das wie wenn als analog zu als ob und als wenn behandelt, so daß sich die Kommasetzung wohl implizit ergibt.

Ich halte die Kommasetzung Das ist wie, wenn ein Elefant auf das Auto fällt übrigens nicht für abwegig (auch wenn sie völlig unüblich ist), sondern sogar für "logischer" als das Komma vor dem wie.

Das problematische an dem Komma in diesem Fall liegt m.E. darin, daß es sich eben nicht um zwei "komplette Sätze" handelt. Das ist und das ist wie sind keine kompletten Sätze. Im Englischen oder Französischen würde man in vergleichbaren Fällen keinesfalls ein Komma setzen.

Ein anderes Beispiel: Er sagte, er sei krank. Hier ist der Nebensatz er sei krank das Objekt des Satzes. Das Komma trennt hier das notwendige Objekt vom Rest des Satzes ab und hinterläßt damit den unvollständigen Rumpfsatz Er sagte. Das empfinde ich als unschön. Im Deutschen gilt aber nun einmal das eherne Gesetz, daß "Nebensätze" durch Kommata abgetrennt werden – auch mit der unschönen Konsequenz, daß im Satz eng Zusammengehöriges auseinandergerissen wird. Als noch unschöner empfinde ich übrigens das nach herkömmlicher wie nach (in der Fassung von 2006) reformierter Regel erzwungene Komma in: Zu lachen ist besser, als zu weinen.

Im Englischen wie im Französischen gilt dagegen die Regel, daß derartige "notwendige" Nebensätze nicht durch Kommata abgetrennt werden – nach meinem Empfinden eine an sich logisch befriedigendere Regel als die deutsche. Damit will ich aber nicht sagen, daß es für die deutsche Kommaregel nicht gute Gründe geben mag, die in der besonderen Struktur des Deutschen begründet wären.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 15.10.2010 um 11.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6968


Danke für Ihre Meinung, Herr Mahlmann.
Zwei komplette Sätze (Haupt- und Nebensatz, HS und NS) sind es aber nur, wenn man "wie wenn" als eine einzige Konjunktion auffaßt:

Das ist, wie wenn ein Elefant auf das Auto fällt.

Aber geht das? Ansonsten wäre der NS durch das "wenn" gekapselt, er steht nicht mehr direkt neben dem HS, sondern eine Stufe tiefer:

Das ist wie [wenn (ein Elefant auf das Auto fällt)].

Dieses "wenn"+NS bildet dann nur ein Satzglied, keinen NS, der NS ist untergeordnet, und der ganze Satz hat die gleiche Form wie:

Das ist wie am Sonntag.
Da setzt man auch kein Komma.

Aber, wie gesagt, ich bin nicht sicher, ob diese Begründung richtig ist oder ob sogar beide Auffassungen möglich sind.
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Marco Mahlmann
Osnabrück

Dieser Beitrag wurde am 14.10.2010 um 12.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6961


Für mich sind das zwei komplette Sätze, die mit einem Komma verbunden werden müssen. Ich hätte es zwischen ist und wie gesetzt.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 14.10.2010 um 00.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6960


Im Mannheimer Morgen auf Seite 29 steht heute (13.10.) der Satz:

Das ist wie, wenn ein Elefant auf das Auto fällt.

(Es geht um Wildunfälle bei zu hoher Geschwindigkeit.)

Das Komma nach wie ist natürlich abwegig, aber ich bin nicht ganz sicher, ob es evtl. vor wie stehen muß. Ich bin aber eher der Ansicht, in diesem Satz darf gar kein Komma stehen. Was ist richtig?
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Paul Westrich
Kusterdingen

Dieser Beitrag wurde am 03.03.2010 um 11.26 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6106


Lieber Herr Riemer,
vielen Dank für Ihren hilfreichen Kommentar. In meinem vorreformatorischen Duden habe ich die entsprechende Regel gefunden. Allerdings fand ich sie in meinem Deform-Duden (vorletzte Auflage) nicht. Im Wahrig ist das Wort "sowie" als gleichbedeutend mit "und" gar nicht aufgeführt. Sie haben richtig erkannt, daß "deswegen" ein gewichtiger Grund ist, aber die nach "sowie" genannten Gründe sind kaum weniger wichtig. Wäre dies der Fall, hätte ich anders formuliert. Ein Grund, den Sachverhalt so zu formulieren, war u.a., daß der Platz für erläuternde Textpassagen auf dem Poster sehr knapp ist und ich deshalb möglichst komprimiert schreiben mußte.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 03.03.2010 um 00.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6105


Lieber Herr Westrich,
falls Sie auch die Meinung eines Laien erfahren möchten, also ganz spontan hätte ich Ihrer Schreibweise (ohne Komma) zugestimmt, habe dann aber doch erstmal sowohl im bewährten als auch im deformierten Duden nachgesehen und denke, daß beide Ihnen ebenfalls recht geben.

Der bewährte Duden spricht von "anreihenden Konjunktionen, die eng zusammengehörige Satzteile verbinden", darunter auch "sowie", vor denen kein Komma steht (R 101).

Kommas vor "sowie" und "sind" könnte man setzen, wenn man das darin Eingeschlossene als "nachgestellten Beisatz" (R 97) oder "nachgestellte genauere Bestimmung" (R 98) interpretiert. Man könnte in Ihrem Satz z.B. davon ausgehen, daß das Wort "Gerade" das folgende "deswegen" als Hauptgrund spezifiziert und daß daher mit dem Einschub "sowie ..." noch Nebenbedingungen genannt werden. Wahrscheinlich sehen das Ihre Korrektoren so, und deshalb haben sie in dem Sinne recht, daß man die Kommas setzen kann, aber nicht, daß man sie setzen muß.

Ich verstehe Ihren Satz eher so, daß die links und rechts von "sowie" genannten Gründe gleichberechtigt sind. Dann dürfen dort keine Kommas gesetzt werden.

Der deformierte Duden formuliert das zwar etwas anders, aber es läuft m.E. im Grunde aufs gleiche hinaus.
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Paul Westrich
Kusterdingen

Dieser Beitrag wurde am 02.03.2010 um 17.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=248#6104


Kürzlich schrieb ich in einem Manuskript für ein Ausstellungsposter: "Gerade deswegen sowie aufgrund ihres Verhaltens und ihrer weiten Verbreitung .... sind Bienen besonders bedeutsame Bestäuber". Nun wurde mir das Manuskript zurückgegeben mit der Anmerkung, vor dem "sowie" und vor dem "sind" müsse ein Komma gesetzt werden. Ich hingegen sehe hier eine Aufzählung von Gründen, denn ich könnte ja auch ein "und" setzen, das ich aber durch "sowie" ersetzt habe, weil ja danach nochmal ein "und" kommt. Wie sehen das die Sprachexperten hier im Forum?
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