Dieser Beitrag wurde am 05.12.2008 um 12.04 Uhr eingetragen. Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=217#4317
Als Vater zweier Gymnasiasten bin ich auf eine Merkwürdigkeit gestoßen, die als Mitursache für die wachsende Unsicherheit im Umgang mit den deutschen Tempora anzusehen sein dürfte. Offenbar wird an unseren Schulen gelehrt, es gebe im Deutschen das Imperfekt nicht mehr. Das heiße jetzt Präteritum. Die Änderung der Bezeichnung wäre noch nicht so schlimm; es handelt sich ja um eines. Bedenklich ist die Begründung der Pädagogen.
Sie lautet ungefähr: "'Imperfekt' heißt 'unvollendet'. Das Imperfekt ist eine lateinische Zeitform, die eine unvollendete Vergangenheit darstellt. Das deutsche Präteritum wurde früher auch Imperfekt genannt, aber das war falsch, denn wenn wir das Präteritum im Schriftdeutschen als Erzähltempus benutzen, beschreiben wir damit in der Vergangenheit liegende Geschehnisse, die zum Sprechzeitpunkt abgeschlossen sind."
Das finde ich mehr als befremdlich. Schließlich ist die Abgeschlossenheit zum Sprechzeitpunkt kein Kriterium, anhand dessen man Perfekt und Präteritum Imperfekt unterscheiden könnte. Vergangenes hat nun einmal die markante Eigenschaft, vergangen zu sein. Nichtsdestoweniger ist das Präteritum Imperfekt das einzige deutsche Tempus, das im Fluß befindliche, in der Vergangenheit währende Vorgänge beschreiben kann. Ich frage mich deshalb, wieso das Gegenteil behauptet und gelehrt wird.
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