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»Rechtschreibung und -reform«
Beiträge zum Thema
»Heyse als Variante
Nachdenken über einen alternativen Kompromiß«
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Manfred Riemer
Mannheim
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Dieser Beitrag wurde am 03.03.2009 um 23.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4662
Stimmt, lieber Herr Westrich, ich hab es auch gerade im Tagebuch unter "CDU muß" eingetragen. Tut mir leid, ich habe Ihren Eintrag hier erst danach gesehen.
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 03.03.2009 um 22.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4660
Ich habe meinen Augen nicht getraut. Heute abend in den ARD Tagesthemen als Untertitel zu einem Kommentar: "Prozeßbeobachterin".
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Klaus Achenbach
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 03.03.2009 um 05.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4655
Ich sage ja nichts gegen Kehlmann. Allerdings ist die Großschreibung der Anredefürwörter in direkter oder indirekter Rede nicht üblich – ob in reformierter oder in unreformierter Rechtschreibung. Deshalb ist der klarstellende Klammerhinweis bei Wikipedia durchaus gerechtfertigt, jedenfalls nicht "neurotisch". Ist die Großschreibung vielleicht bewußt altertümelnd, weil das möglicherweise zur Zeit Gaußens und Humboldts so üblich war, oder ist Kehlmann (oder sein Korrektor) vielleicht mit der Verteidigung der herkömmlichen Rechtschreibung übers Ziel hinausgeschossen?
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 02.03.2009 um 11.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4654
Gerade erst zum Kehlmann-Fan geworden, muß ich diesen jungen Star-Autor hier ein bißchen verteidigen. Bei der "Vermessung der Welt" gibt es "Zitate" ausschließlich in indirekter Rede - aus dem gleichen Grund, aus dem Zitate hier in Anführungszeichen steht. Kehlmann stellt Wilhelm von Humboldt, der an dieser Stelle zitiert wird (der aber in dem ganzen Buch nicht einmal namentlich genannt ist) sehr kritisch dar; dazu paßt der bemühte Stil dieser im übrigen inhaltlich völlig abwegigen Äußerung.
Ich erlaube mir einfach mal, eine andere Stelle aus dem Buch zu zitieren - von fast ganz am Anfang:
"Seine Mutter hatte sich bei niemand anderem als Goethe erkundigt, wie sie ihre Söhne ausbilden solle. Ein Brüderpaar, antwortete dieser, in welchem sich so recht die Vielfalt menschlicher Bestrebungen ausdrücke, wo also die reichsten Möglichkeiten zu Tat und Genuß auf das vorbildlichste Wirklichkeit geworden, das sei in der Tat ein Schauspiel, angetan, den Sinn mit Hoffnung und den Geist mit mancherlei Überlegung zu füllen. Diesen Satz verstand keiner."
Das kann so nicht jeder.
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Klaus Achenbach
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 01.03.2009 um 00.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4651
Leider ist nicht zu erkennen, ob es sich bei dem Zitat aus Kehlmanns Buch um direkte Rede oder um einen Briefauszug handelt. Bei direkter Rede wäre die Klammeranmerkung ja durchaus gerechtfertigt. Im übrigen halte ich diesen Satz nicht für ein stilistisches Meisterwerk. Das "zu werden" im zweiten Satz ergänzt schlecht das fehlende "werden" im ersten.
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Karin Pfeiffer-Stolz
Düren
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Dieser Beitrag wurde am 27.02.2009 um 17.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4649
Wolfgang Scheuermann zum unwillkürlichen Gebrauch des ß durch "Reformschreiber": das habe auch ich beobachtet!
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David Konietzko
Bad Homburg vor der Höhe
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Dieser Beitrag wurde am 27.02.2009 um 14.10 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4647
Das großgeschriebene Du in Briefen ist ja seit 2006 gnädigerweise wieder ›erlaubt‹.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 27.02.2009 um 13.34 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#4646
„Weil es Dich gab, mußte ich Lehrer eines Staates, weil ich existierte, hattest Du der Erforscher eines Weltteils zu werden, alles andere wäre nicht angemessen gewesen.“ (Großschreibung im Original.)
Das ist ein wörtliches Zitat der Wikipedia aus Kehlmanns Die Vermessung der Welt
Wenn man so neurotisch ist, darauf hinzuweisen, daß man doch über das Verbot des "Du" informiert sei, dann läßt das vermuten, das "mußte" sei übersehen worden. So habe ich mich bei einem unlängst gedruckten Artikel, in den mir ein paar Großschreibungen hineinkorrigiert worden waren, gar nicht mehr gerührt, weil alle meine Eszetts erhalten geblieben waren. Das herkömmliche Eszett ist auch heute noch so "natürlich", daß es vielen Reformschreibern in ihre Texte unwillentlich hineingerät - deshalb sollten die Anhänger der Rechtschreibung sich bemühen, daß solche guten Beispiele möglichst oft zu sehen sind.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 16.12.2006 um 17.51 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#1204
Welcher Linke liest Brecht?
Natürlich keiner. Ein ächter (nach Augst) Linker ignoriert ihn seit eh, den Brecht, den rechten, als Rechten. Er hat den Link(elnd)en zu viel ins Stammbuch geschrieben, und sie kauen noch heute daran bzw. an seinen Texten. So auch am Dreigroschenroman und dem dort Niedergelegten zum Planen: "... gehn tun sie beide nicht, denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlecht genug, doch sein höhres Streben ist ein schöner Zug". Brecht greift manchmal zu rau(h)en und zuweilen gar ro(h)en Worten. Das war schon den mit Pol Pot in Paris antichambrierenden Existenzialisten seinerzeit zu heftig und zu deftig.
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
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Dieser Beitrag wurde am 16.12.2006 um 16.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#1203
Wann tauchte zwischen 1946 und 1986 der Gedanke auf, die Heyse-Schreibweise einzuführen, und wann wurde der allgemeine Ruf danach so unüberhörbar, daß sich die Kultusminister veranlaßt sehen mußten, damit dem bestehenden „Mißstand“ abzuhelfen?
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 14.08.2006 um 14.06 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#862
Nochmal Bertolt Aus: Der Anstatt-daß-Song (1928)
»Anstatt daß, anstatt daß Sie zu Hause bleiben und im warmen Bett Brauchen sie Spaß, brauchen sie Spaß Grad als ob man für sie eine Extrawurst gebraten hätt.«
Kann sich jemand im Ernst vorstellen, daß Bert Brecht heutigentags statt daß, daß - Spaß, Spaß dass, dass - Spaß, Spaß geschrieben hätte?
(Oder im Titel: Anstatt-dass-Song?)
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 11.08.2006 um 08.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#844
Bertolter Poet Aus Baals Lied (1917/18)
... Mund und Biß und Schoß und Nase: sauber - denn ich liebe das. ...
Aus Ratschläge einer älteren Fohse an eine jüngere (1928)
Wenn ich dir sag, wie man als Fohse liebt So hör mir zu mit Fleiß und ohn Verdruß Weil dir die Jugend einige Zeit noch gibt Doch wisse, daß du desto jünger bleibst Je weniger mechanisch du es treibst.
...
Hätte Brecht in Kenntnis der verirrten Rechtschreibreform unserer Tage auf die Idee kommen können, "Biss und Schoß" und "mit Fleiß und ohn Verdruss" zu schreiben?
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Alexander Glück
Hollabrunn
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Dieser Beitrag wurde am 10.08.2006 um 10.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#842
Zu den Ausführungen von Herrn Wagner:
Nach der traditionellen Regelung schreibt man ß immer dann, wenn ss nicht getrennt werden kann oder darf.
Mit dieser einen Regel ist die gesamte ss/ß-Schreibung abgehakt.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 09.08.2006 um 12.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#841
Neuer Spagat – revisited Das Buch ist gegliedert in Standbein und Spielbein, das im vorigen Beitrag zitierte steht im Standbein, das untenstehend wiedergegebene im Spielbein.
Das Buch ist offenbar nicht lektoriert worden, gerade nicht bezüglich Heyse. Während Gernhardt ja grundsätzlich bei der klassischen Orthographie bleiben wollte, sind ihm - vor allen im Spielbein - etliche doppelte s hineingerutscht, die hätten ein Eszett sein wollen. Daß das öfter im Spielbein vorkommt, ist ja vielleicht ganz stimmig, da hier eher "Gebrauchslyrik" von geringerem literarischen Anspruch zu finden ist, z.B. wie folgt:
WALDERKENNTNIS
Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm. Wenn ich es nicht umfahre, dann fahre ich es um.
Meisterlich ist das aber auch.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2006 um 11.23 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#827
"Ich bin ja noch nicht mal firm in der alten ..."
Gernhardt kokettiert hier mit einer Rechtschreibunsicherheit, die er kaum gehabt haben kann. Spätestens 1997, in seinen Lichte(n) Gedichte(n) hatte er die Stufe einer so vollkommenen Sprachbeherrschung erreicht, daß er Schweres leicht darstellen konnte, ohne daß es dies wurde. Jedes Element der (schwerfälligen) Rechtschreibreform wirkt in diesen vollendeten Sprachkunstwerken als derart störender Fremdkörper, daß er so entstellte Gedichte nicht mehr als die seinen erkennt. Schon, weil wir uns auf diesen Seiten wahrscheinlich zu wenig mit Gedichten befassen, will ich noch eines von Gernhardts letzten Gedichten anfügen, das seine Kunst vollkommen zeigt:
VOM GEWICHT
Trägst den Tod in dir? Trägst schwer. Tod ist nicht irgendwer: Wiegt. Stirbst wie nur je ein Tier? Nimms leicht. Tod wird durch nichts erweicht: Siegt.
(Aus: »Später Spagat«, S. Fischer, Frankfurt, 2006)
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2006 um 10.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#826
Gernhardt zur „Rechtschreibreform“:
"Gedichte nicht von mir" Deutscher Schriftsteller Gernhardt hadert mit Rechtschreibreform - Erhält am Montag den Heine-Preis
Düsseldorf - Der Schriftsteller und Zeichner Robert Gernhardt, der am Montag in Düsseldorf den angesehenen Heine-Preis erhält, hadert heftig mit der Rechtschreibreform. "Wenn meine Gedichte in den Schulbüchern in der neuen Rechtschreibung erscheinen, dann habe ich das Gefühl, das ist nicht von mir", sagte der Satiriker am Sonntag in Düsseldorf. Er finde es "auch nicht in Ordnung, wie das in Gang gesetzt worden ist", meinte Gernhardt, der zu den Stars der Satire-Zeitschriften "Pardon" und "Titanic" gehörte und seit zwei Jahrzehnten auch als Lyriker und Romanautor anerkannt ist.
Die jüngste Rechtschreibreform sei offenbar einer "Reglementierungssucht" entsprungen, sagte der Frankfurter. "Ich bin ja noch nicht mal firm in der alten, geschweige denn in der neuen...", gab Gernhardt zu. Die "Stolpersteinchen" der alten Schreibweise hätten vielleicht manchen guten Beitrag zur "Schreibkompetenz" der Menschen geliefert. (AP/dpa 12.12.04)
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2006 um 07.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#824
»Dass« ist nicht schöner als »daß« Im Programmheft eines Theaters fand sich das schöne Gedicht Robert Gernhardts "ZWEI ERINNERN SICH" - und mittendrin stand ein "dass". Mir ist keine Äußerung Gernhardts zur Rechtschreibreform bekannt - er hat sie wohl einfach souverän übergangen. Jedenfalls war mir sofort klar: Dass hätte Robert Gernhardt nie geschrieben! Schon weil es im Vergleich zu daß häßlich aussieht. Und es bietet keinen Vorteil, der diesen Nachteil aufwöge.
ALS ER GEFRAGT WURDE, WIE EIN GUTES GEDICHT BESCHAFFEN SEIN SOLLTE:
Gut gefühlt Gut gefügt Gut gedacht Gut gemacht
(Aus: »Im Glück und anderswo«, S. Fischer, Frankfurt, 2002)
„Dass“ wäre nicht „gut gemacht“. (Sieht es denn schöner aus als „daß“?) Aber es war schon schlecht gedacht, weil damit das ß seinen größten Nutzen verlieren sollte, die leichte Erkennbarkeit von Wortfugen: Flußsenke ist besser gefügt, gedacht und gemacht als Flusssenke.
Deshalb konnte es sich nie durchsetzen. (Und unser Staat sollte das nicht weiter zu erzwingen versuchen - mit schierer Gewalt gegen die, die sich in keiner Weise zur Wehr setzen können: Er sollte unsere Kinder nicht weiter zwingen, hässlich zu schreiben.)
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 25.04.2006 um 13.03 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#631
Noch etwas zu Herrn Achenbachs Beitrag #627:
1. Wann schreibe ich s und wann ss/ß? 2. Wenn ich ss/ß schreibe, wann schreibe ich ss und wann ß?
Warum sollten sich bei der s-Laut-Schreibung genau diese beiden Fragen stellen? Anhand dieser Fragen wird natürlich deutlich, wo die Reform etwas geändert hat, aber das interessiert letztlich jemanden, der ausschließlich nach dem einen oder dem anderen System schreiben will, ganz und gar nicht. Die Systematik, die jeweils hinter der Gottsched-/Adelungschen und der Heyseschen Regelung steckt, läßt sich in meinen Augen durch folgende Fragen ausdrücken (wobei ich unten „Heyse“ in Anführungszeichen gesetzt habe, weil damit in Wirklichkeit die reformierte Regelung gemeint ist, die ja letztlich nicht ganz der Heyseschen entspricht; siehe dazu hier):
(A) Gottsched/Adelung: 1. Wann schreibe ich ss und wann s/ß? 2. Wenn ich s/ß schreibe, wann schreibe ich s und wann ß?
(B) „Heyse“: 1. Wann schreibe ich ß und wann s/ss? 2. Wenn ich s/ss schreibe, wann schreibe ich s und wann ss?
Ich halte diese Zuordnung der möglichen Aufteilung der verschiedenen s-Schreibungsschritte zu den beiden Regelungen keineswegs für zwingend; beispielsweise müßte nach der Logik, mit der Prof. Gallmann die reformierte s-Schreibung erklärt, Typ (A) gerade der Heyseschen Regelung entsprechen (vgl. hier: ein Buchstabe, wo man nur einen erwartet, und zwei, wo man zwei erwartet – wie auch bei allen anderen Konsonanten). Jedoch halte ich diese Zuordnung für sinnvoll, denn ich habe sie nach folgendem einheitlichen Kriterium gewählt: Welcher der drei Schreibungsfälle (s/ss/ß) hebt sich deutlich von den anderen ab, etwa dadurch, daß man ihn in der jeweiligen Regelung gewissermaßen ohne weitere Umstände und mit relativ hoher Sicherheit identifizieren kann?
Bei Gottsched/Adelung (Typ A) nimmt ss diese Sonderstellung ein: Es wird dort und nur dort ss geschrieben, wo sich ein Silbengelenk befindet (wo also vor und nach dem s-Laut Vokale vorhanden sind und der s-Laut ambisyllabisch realisiert ist). Diese Zuordnung ist umkehrbar eindeutig: Ein mit ss geschriebenes Wort wird mit ambisyllabischem s gesprochen und umgekehrt. Dagegen ist hier eine unmittelbare Unterscheidung zwischen s und ß, die an nur ein einziges Kriterium gebunden ist, nicht allgemein möglich, sondern nur am Anfangsrand einer Silbe (stimmhaft/stimmlos). Wegen der Auslautverhärtung und des Wechsels mit ss ist die s/ß-Unterscheidung „schwieriger“ bzw. „aufwendiger“. Andererseits ergibt sich durch den deutlichen Unterschied im Aussehen zwischen „s“ und „ß“ eine erhebliche Erleichterung, sich Wortbilder richtig einzuprägen. Dies trägt zu einer effektiven Minderung der „Schwierigkeiten“ bei.
Bei „Heyse“ (Typ B) ist dagegen ß herausgehoben: »Für das scharfe (stimmlose) [s] nach langem Vokal oder Diphthong schreibt man ß, wenn im Wortstamm kein weiterer Konsonant folgt.« (§ 25 des amtlichen Regelwerks). Die s/ss-Unterscheidung folgt dagegen den Regeln, die auch für andere Konsonanten gelten (samt den entsprechenden Ausnahmen, §§ 4 und 5 des amtlichen Regelwerks).
Ich sehe, grob gesprochen, folgende Unterschiede zwischen Typ A und Typ B: Die jeweils 2. Frage scheint bei Typ B leichter zu beantworten zu sein (weil dort die allgemeinen Regeln zur Konsonantenverdopplung greifen), dagegen ist die 1. Frage bei Typ A sicherer beherrschbar, denn bei Typ B greifen in der Antwort auf diese Frage, falls sie zugunsten des Eszett ausgegangen ist, bereits einige unausweichliche Ausnahmeregeln: »Ausnahme: aus [auch heraus, hinaus usw. – J.-M. W.]. Zur Schreibung von [s] in Wörtern mit Auslautverhärtung wie Haus, graziös, Maus, Preis siehe § 23.«
Bemerkenswerterweise scheint aber in der Praxis der Fall des ß nicht so problematisch zu sein wie der der Unterscheidung von s und ss. Darüber werde ich mir aber bei anderer Gelegenheit Gedanken machen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 24.04.2006 um 04.24 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#630
Zu Achenbachs Anregung:
"Als Lösung der Misere wird wohl nur übrigbleiben, dass und daß ganz abzuschaffen..." (Eversberg); "'daß' ist seit 500 Jahren (seit dem 16. Jahrhundert) erprobt und hat sich als erfolgreich erwiesen" (Germanist)
Eversberg und Germanist verweisen beide aufs Englische, ersterer um zu begründen, daß eine Unterscheidung zwischen "das" und "daß" nicht nötig ist, und der letztere findet sie bei uns "erfolgreich", und sie würde im Englischen ja nicht so benötigt.
Ich finde die ganze Rechtschreibreform Unsinn, weil sie a. sachlich nicht richtig angefaßt wurde, sondern Nichtkönner sie hervorwurstelten, b. weil sie materielle Geschäftsinteressen vertritt und nicht der Kultur des Landes dient (auch der Selbsterhaltungstrieb der KultusministerInnen und ihrer Leute gehört hierher) und c. weil sie nicht im geringsten nötig war, aber politische Arbeit vortäuscht. Daß ihre politische Durchsetzung noch dazu die Geistlosigkeit der uns gerade, was die Kultur betrifft, so verworfen verwaltenden Regierung bloßlegte, ist dabei zusätzlich und besonders bedenklich.
Sprachbeobachtung ist jedoch meine Sache; und zur Unterscheidung zwischen "das" und "daß" habe ich mir schon vor Jahren mal auf einer Konferenz der American Association of Teachers of German einige Gedanken gemacht. Schwierig ist bei der Diskussion dieser Frage auch, daß wir nicht in allem eine gemeinsame Terminologie haben und daß bei so manchem unsere gewohnte Terminologie zwar richtig klingt, aber eben nicht den Kern der Sache trifft. (Vgl. hierzu auch #3828 bis #3835).
Klaus Achenbach sagt zur Schreibung des /s/-Phonems (stimmhaftes und stimmloses "s") sehr richtig, es sei "immer klar zwischen zwei Fragen, die sich dem Schreibenden bei der s/ss/ß-Schreibung stellen, zu unterscheiden: 1. Wann schreibe ich s und wann ss/ß? 2. Wenn ich ss/ß schreibe, wann schreibe ich ss und wann ß?"
Zu seiner Nr. 2 lehre ich das so, wie ich es in #3832 angegeben habe, wobei ich mich also gar nicht schäme, die von mir ja in Frage gestellten Adjektive "kurz" und "lang" zur Kennzeichnung bestimmter Vokale zu verwenden bzw. zu implizieren.
Bei Achenbachs Nr. 1 reicht mein Denken auch ziemlich weit ins Problem hinein, aber vielleicht nicht weit genug, und mein großer Grammatik-Duden (1984) hilft mir da auch nicht groß weiter: A. Leicht verständlich ist die Schreibung der Wörter, wo das [s] im "morphophonemischen Wechsel" mit [z], dem stimmhaften /s/-Laut, steht (Haus/Häuser; lesen, liest, las <-> lasen! ["morphophonemischer Wechsel" meint hier dasselbe wie "Verhärtung" im Auslaut und vor "t"]). B. Die Schreibung "z" haben wir nur als Wiedergabe der "Anreibung" eines "t"-Lautes (sitzen, Zahl; Valenz), wo also meist das ursprüngliche germanische /t/ also im Hochdeutschen als Affrikata erscheint (wobei "tz" und "z" zur Verschriftung möglich sind [hier haben wir wieder unser manchmal zweifelhaftes "Silbengelenk"; und ich laß mir auch keins vorschreiben, ich sage nämlich "Plät-ze", aber "pla-zieren"]). Auch der Monograph "x" (Hexe) repräsentiert das stimmlose [s] mit, aber nur nach dem [k]-Laut, jedoch das wiederum nicht ausschließlich (wachsen; Klecks; Keks!). C. *Im Duden 4: Die Grammatik* (1984, S. 74 [#75, Abs. 3] lesen wir: "Gemäß den Regeln über die Bezeichnung der Vokalkürze [...] wird *s* als alleiniger Konsonant nach kurzem Vokal verdoppelt zu *ss*: *Masse, fassen, Wasser, gehässig, Flüsse*. (Bei *Hast, Haspel, Wurst* folgen auf den kurzen Vokal mehrere Konsonanten, daher keine Verdoppelung!)" Das erklärt eine Menge; es erklärt sogar, weshalb ich als Schüler "herrschen" einmal mit nur einem "r" geschrieben habe und weshalb zum Ausruf "Bumm!" das Verb "bumsen" (mit nur einem "m") gehört. Aber es erklärt nicht die Einfach-"s"-Schreibung bei "es", "des Tages", "das" (Artikel, hinweisendes und Relativpronomen), "Rickschas", "Handys", "Verhältnis", "aus" u. ä.; und hier setzte mein Nachdenken zur "s"-Schreibung und dem mangelhaften Duden dazu damals an.
In Abs. 2 sagte der Duden, daß das "stimmlose /s/ [...] als alleiniger Konsonant nach langem Vokal oder Diphthong *ß* geschrieben" wird. Und von daher ist auch die reformerische "Vereinfachung" zu erklären, denn nach dem (1984er) Duden-Verständnis — so Abs. 4 (S. 75) — müßte "dieses Doppel-s [aus Abs. 3] in ein *ß* verwandelt werden", da nämlich, wo die Reformer jetzt "ss" statt "ß" haben wollen. Was die Formulierung einer "Regel" angeht, sieht das nach Vereinfachung aus. Daß diese "Vereinfachung" in Wirklichkeit viel mehr Fehler verursacht, als wir sie bei der überlieferten Schreibung hatten, das haben sie allerdings nicht vorhergesehen.
Zum Teil auch, weil der Duden in seinem Abs. 3 eben nicht auch zu den stimmlosen "s" in "es", "aus", "das", "daß" usw. Stellung bezog. Und auch zur Schreibung "daß" hatte sich mein Grammatik-Duden keine Gedanken gemacht. Diese "Konjunktion" paßt weder in Abs. 2 ("ß" nur nach langen Vokalen, und Diphtonge gelten als "lang"!), noch in Abs. 4; es steht mit keinem "ss" im Wechsel. Und so haben heute die Leute recht, die sagen, daß man dieses "daß" nicht reformiert richtig schreiben könne, wenn man nicht die unterschiedliche Schreibung von "das" und "daß" verstanden hätte. Und daß "lang" sowieso nicht jedem "lang" ist, ist jetzt wohl auch klar. Statt sich jedoch mit der Problematik hier erst einmal wissenschaftlich zu beschäftigen, schreiben die Reformer einfach vor, weil sie denken, die Gesetzmäßigkeiten der Rechtschreibung seien Gesetze wie politische Gesetze, "von oben", und könnten einfach durch Regierungsvorschrift erlassen oder geändert werden.
Zum besseren Verständnis des Problems hier müssen wir jedoch erst einmal einsehen, daß nicht nur "daß" eine "Konjunktion" ist, sondern auch "das", sobald letzteres nämlich auf etwas vorher Genanntes (Relativpronomen) und Impliziertes (Demonstrativpronomen) hinweist. Ich verwende hier den Begriff "Konjunktion" nicht einfach erweitert, sondern weil nur "daß" eine Konjunktion zu nennen nicht weiterhilft und weil ja auch das Relativpronomen einen Nebensatz einleitet, wo die finite Verbform am Ende steht! (Im "Relativpronomen" sind zwei Funktionen enthalten [Subordinierung und weiterer Satzteil im Nebensatz]; und der Relativsatz ist ein Attribut zum Substantiv, auf das er sich zurückbezieht, genauso wie ein "daß-Satz" eben Subjekt, Objekt und sogar Adverbial sein kann [Daß er nicht kommen kann, ist klar / Daß er nicht kommt, weiß ich schon / Ich sag's Ihnen nur, daß Sie hier keinen Fehler machen].)
Und hier also jetzt, was weiterführt: Im Artikel, im Demonstrativpronomen und im Relativpronomen "das" wird mit Hilfe dieses "s" Neutrum Singular Nominativ und Akkusativ angezeigt (deshalb die bewährte "Probe" mit "dieses"). Auch mit "es" wird Neutrum Singular Nominativ und Akkusativ angezeigt. Mit "des/eines/jedes" usw. und der Substantiv-Endung "(e)s" in "des Mannes/Manns / dieses Buches/Buchs" bekommen wir den Genitiv mask. und Neutrum mit. Das "s" in "Autos/Geishas/Känguruhs/Babys" zeigt Plural an. Am Ende von "Verhältnis" haben wir unser stimmloses [s] in einer Endung, die anzeigt, was immer "-nis" in anderen Substantiven mit dieser Endung anzeigt. Bei "Kommunismus" gilt das gleiche. Die Präposition "aus" sagt von sich aus gar nichts; zusammen mit dem Objekt dieser Präposition macht sie aber immer etwas Bestimmtes deutlich, beinhaltet also eine bestimmte Funktion, so ähnlich wie übrigens "-nis" und "[ism]us" am Ende vorher erwähnter Substantive. Dieses stimmlose "s" mit seiner Einfach-'s'-Schreibung ist also immer ein "gebundenes Morphem" oder nicht herauslösbarer Teil eines "gebundenen Morphems" (bedeutungshaltiger Wortteil, der jedoch allein nicht auftreten kann, — im Gegensatz zum "freien Morphem": bedeutungshaltiger Wortteil, der auch allein Bedeutung trägt [im Wörterbuch finden die ausländischen Studenten die freien Morpheme, in der Grammatik studieren sie die gebundenen Morpheme]).
Schade ist bei dieser doch so guten, wenn auch nicht so ganz einfachen Erklärung, daß das "daß" hiermit nicht erklärt werden kann. Da hat Eversberg nämlich völlig recht: Es gibt eigentlich keinen Unterschied zwischen dem gebundenen Morphem "das" (Artikel, Demonstrativpronomen und Relativpronomen [mit "dieses"-Probe]) und dem "daß", der subordinierenden Konjunktion für Subjekt-, Objekt- und andere abhängige Sätze, wo die "dieses"-Probe nicht funktioniert. Englisch "that" zeigt das auch, wenn da auch der Neutrum-Artikel jetzt zu "the" abgeschwächt erscheint. Und dann: Auch "daß" ist natürlich nur ein gebundenes Morphem. Im Unterschied zu den anderen "das" ("Das Kind, das jetzt kommt, — das, nicht das"), wo wir deutlich das Gefühl "Neutrum-Substantiv" mitbekommen, ist das, was die subordinierende Konjunktion "daß" mit sich zieht, ein Satz mit finiter Verbform, dem wir kein grammatisches Geschlecht würden zuweisen können. Das wäre also ein kleiner Unterschied: Ein "das" ist verbunden mit Nomen und Pronomen, und da haben wir "Fälle"; das andere, "daß", leitet einen Satz Wörter ein, wo hauptsächlich eine finite Verbform strukturbestimmend ist und die Frage nach Geschlecht und Fällen gar nicht aufkommt. Aber so pingelig würden wir sowieso nicht sein wollen, zumal wir bei "Was jetzt noch kommt, ist nicht vorauszusehen" auch ohne "dieses"-Probe "was" nur mit einem "s" schreiben, — außer natürlich, man ist durch die Rechtschreibreform und ihre dümmlichen Vereinfachungsregeln unwiderruflich durcheinandergebracht worden.
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Wolfgang Wrase
Unterhaching
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Dieser Beitrag wurde am 23.04.2006 um 05.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#629
Aber Beweise sind schwer zu bringen und können jederzeit mit dem Hinweis auf Übergangsschwierigkeiten heruntergeredet werden.
So sehe ich es auch. Diese ganzen Überlegungen, wie leicht nun Silbenstrukturen oder Vokalquantitäten erfaßt werden können oder nicht – wir können uns nicht einigen, weil es eben keine harten Beweise für das eine oder andere gibt und womöglich nie geben wird. Wann wird das sein, daß die Schreibwirklichkeit im ganzen Land allein von Generationen bestimmt wird, die von nichtreformierter Schreibung unbehelligt geblieben sind? In fünfzig Jahren noch nicht, also in hundert Jahren oder wann? Bis dahin werden sich andere Parameter verschoben haben, etwa der Stellenwert des Lesens, die Sorgfalt bei der Zeitungs- und Buchproduktion und anderes, so daß man wieder nicht sagen können wird, welchen Anteil die Neuregelung an veränderten Fehlerquoten haben wird. Also, was sollen hier weitere private Spekulationen? Professor Ickler ist überzeugt, daß die Neuregelung bei ss/ß fehleranfälliger ist und bleibt; ich halte es für wahrscheinlich, manche glauben das Gegenteil oder haben stärkere Zweifel. Wir werden uns nicht einig werden, und eine letztgültige Klärung wird es nie geben.
Statt dessen muß man das doch einmal einordnen! Man stelle sich vor, eine große Stadt wird von einer staatlichen Instanz, die überhaupt nicht dafür zuständig ist, zu einem Renovierungsprogramm gezwungen, das sich keiner der Bürger gewünscht hat und das deshalb konstant etwa 80 Prozent der Bürger beendet sehen wollen. Jede Familie hat im Lauf der Zeit im Schnitt ein paar hundert Euro dafür aufzubringen, und alle werden mehr oder weniger genötigt, täglich bei den allgemeinen Umbaumaßnahmen ein bißchen mitzuwerkeln. Von der angekündigten Verbesserung des Stadtbildes oder einem allgemeinen Nutzen stellt sich die ersten zehn Jahre nichts heraus, im Gegenteil. Winzigen punktuellen Verbesserungen stehen großflächige Beeinträchtigungen gegenüber. Das Renovierungsprogramm wurde von fast allen Fachleuten von Anfang an für völlig mißlungen erklärt und wird auch permanent überarbeitet, während es schon umgesetzt wird. Die Politiker sagen hauptsächlich: Wir finden das Programm auch nicht so toll, aber wir haben damit angefangen, also müssen wir auch weitermachen, sonst hätten die Bürger kein Vertrauen mehr zu uns. Und ein Programm einfach abzubrechen, das wäre eine Umstellung – das können wir den beteiligten Bürgern nicht zumuten.
Professor Ickler erklärt, daß das ein lupenreiner Schildbürgerstreich ist. Einige Kommentatoren meinen hingegen: "Es wird zwar heftig dagegen protestiert, aber wo ist der wissenschaftliche Beweis, daß sich die Bürger in ein paar Jahrzehnten nach der dann weiter fortgeschrittenen Renovierung nicht doch wohler fühlen könnten als vor dem Beginn der Umbaumaßnahmen? Wir finden es voreilig, jetzt schon zu behaupten, daß das Experiment nichts bringt, nur weil das in den ersten zehn Jahren so aussieht und die meisten dagegen sind." Also ehrlich gesagt, mir drängt sich irgendwann die Reaktion auf: Habt ihr sie noch alle beisammen? Würdet ihr einen solchen Blödsinn, der euch in den eigenen vier Wänden aufgedrängt wird, ebenfalls so in Schutz nehmen: "Seit zehn Jahren überwiegen zwar die Nachteile, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß es in ein paar Jahrzehnten leichte Vorteile gibt"? Wundert euch bloß nicht, wenn eure Bekannten euch dann für verrückt erklären.
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Dieser Beitrag wurde am 21.04.2006 um 19.26 Uhr eingetragen.
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Beitrag geschrieben von Klaus Achenbach am 21.04.2006 um 19:10 Uhr (hier):
Zur weiteren Versachlichung, besser vielleicht Präzisierung, der künftigen Erörterungen möchte ich anregen, immer klar zwischen zwei Fragen, die sich dem Schreibenden bei der s/ss/ß-Schreibung stellen, zu unterscheiden:
1. Wann schreibe ich s und wann ss/ß? 2. Wenn ich ss/ß schreibe, wann schreibe ich ss und wann ß?
In der ersten Frage hat sich mit der RSR fast nichts geändert (Ausnahme: As/Ass). Adelungsche und Heysesche Schreibung unterscheiden sich ausschließlich in der zweiten Frage.
Mir scheint, daß die Vermengung beider Fragen u.a. zu der immer wieder mal zu hörenden Behauptung geführt hat, die Heysesche Schreibung lasse sich nur beherrschen, wenn man schon die Adelungesche beherrsche.
Ich will dabei gar nicht leugnen, daß die Verwirrung bei der ss/ß-Schreibung durch Übergeneralisierung auch zu Problemen in der ersten Frage geführt hat. Bei oberflächlicher Kenntnis der Zusammenhänge wird eben gelegentlich die verführerisch einfache Regel "ss nach kurz, ß nach lang" auch auf die erste Frage angewandt. So war kürzliche bei FAZ.net die Schreibung "weißt" zu finden, wo eigentlich "weist" gemeint war.
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Dieser Beitrag wurde am 21.04.2006 um 15.08 Uhr eingetragen.
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Beitrag geschrieben von Stephan Fleischhauer am 21.04.2006 um 14:52 Uhr (hier):
Auf die Guckomobol-Ergebnisse hatte ich auch einmal hingewiesen. Nur kann man daraus zur Frage der Fehlerträchtigkeit keine Erkenntnisse gewinnen.
Beitrag geschrieben von Wolfgang Scheuermann am 21.04.2006 um 14:25 Uhr
Ich halte die Guckomobil-Untersuchung für einen wichtigen empirischen Befund: Die Autoren, die belegen wollten, die Einführung der Reform habe keine Probleme verursacht, mußten feststellen, daß Berliner Schüler, die nur die reformierten Schreibweisen kennengelernt hatten, häufig an den reformbedingten Tripelkonsonanten hängenblieben.
Diese Meßeinrichtung könnte sinnvoll für weitere empirische Untersuchungen herangezogen werden, um herauszufinden, welche Schreibweisen bei welchen Gruppen zu besonderen Leseschwierigkeiten führen.
Damit ließe sich ein Teil der hier diskutierten Positionen unterstützen oder eben nicht.
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Dieser Beitrag wurde am 21.04.2006 um 12.26 Uhr eingetragen.
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Beitrag geschrieben von Stephan Fleischhauer am 21.04.2006 um 12:03 Uhr (hier):
Lieber Herr Wrase,
einige Streitpunkte haben wir immerhin beigelegt; das ist doch schon ein kleiner Erfolg. Zur Frage der Fehlerträchtigkeit: Sie verallgemeinern Ihre eigenen Erfahrungen. Mag sein, daß viele diese Erfahrungen teilen. Doch nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich da vorerst skeptisch bin. Auf unredigierte Texte stoße ich vor allem in Internetforen. Manche Schreiber mischen alte und neue s-Schreibung bunt durcheinander, aber arge Fehler sehe ich eher bei den auch sonst Schreibschwachen. Ich kann eine Fehlerträchtigkeit der Heyse-Schreibung nicht klar erkennen. Nach Ihren eigenen theoretischen Überlegungen wären Straße und Grüße weniger fehlerträchtig, aber gerade diese Beispiele gelten als besonders anfällig. Ich meine auch, daß Umstellungsprozesse sehr verschieden ablaufen können und man keineswegs voraussehen kann, nach wie vielen Anläufen eine bestimmte Schreibweise automatisiert ist. Daß es langwierige Schwierigkeiten geben kann, dürfte unbestritten sein (Euro, Ablegen von Dialekt usw.). Mache Leute gewöhnen sich an, bei französischen Fremdwörtern Nasale auch nasal zu sprechen (Restaurant). Obwohl es, wenn man es kapiert hat, ein einfaches Prinzip ist, scheint es nicht immer zu gelingen (Engagement mit nasaler Endung, jedoch eingedeutschtem Beginn: "Anga..."). Ich meine, daß es leichter ist, auf Einzelwörter wie aufwändig umzustellen als auf ein anderes Grundprinzip wie bei der s-Schreibung. Auch was die Mehrheitsverhältnisse betrifft, bin ich mir nicht so sicher. Herr Jochems meinte kürzlich, für viele (jüngere) Menschen wirke das ss einfach moderner. Ich könnte mir vorstellen, daß er recht hat. Aber auch hier gibt es empirische Möglichkeiten, zu mehr Gewißheit zu gelangen.
Lieber Herr Ickler,
Sie schrieben: Aber Beweise sind schwer zu bringen und können jederzeit mit dem Hinweis auf Übergangsschwierigkeiten heruntergeredet werden. Deshalb bringt die Diskussion nicht viel. Merken Sie nicht, daß Sie auf diese Weise eine Diskussion blockieren?
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 11.04.2006 um 16.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#608
An anderer Stelle merkte Ursula Morin an: »Ich würde die ss/ß-Regelung möglicherweise auch tolerieren, wenn man bei der Dreikonsonanten-Regelung wiederum daran gedacht hätte, was sich hier in Kombination ergeben wird. Es gibt leider im Deutschen sehr viele zusammengesetzte Wörter, die nun drei "s" erhalten. Wenn die ss/ß- und Dreikonsonantenregel schon vor hundert Jahren oder so bestanden hätten, wären diese Wörter ihrer ausnehmenden Häßlichkeit und Unlesbarkeit wegen womöglich gar nicht entstanden. [...] Als ich die neuen Regeln damals zum ersten Mal zu Gesicht bekam, war mein erster Gedanke: Was mache ich nun mit "Meßsystem", "kurzschlußsicher" usw.?«
Dazu gebe ich zu bedenken, daß bis vor 1941 die Fraktur mit ihrem Lang-s die übliche Schriftart war, in der das Problem der drei gleichen Konsonantenbuchstaben durch das Schluß-s vermieden wurde. (Darauf hatte ich schon mal an dieser Stelle aufmerksam gemacht.) Ohne eine Lang-s-Rund-s-Ligatur sähen Ihre Beispielwörter vor hundert Jahren ja so aus: „Meſsſyſtem“, „kurzſchluſsſicher“. Verwendet man für jene Ligatur das Eszett, hat man „Meßſyſtem“, „kurzſchlußſicher“. Bis auf das Lang-s sind das die vor der Reform üblichen Schreibweisen.
Damit wird deutlich, was die Rechtschreibreform in Wirklichkeit gemacht hat: Sie hat eben gerade nicht die Heysesche Schreibweise eingeführt, sondern sie hat das letzte Refugium des Lang-s, das ja als Teil des Eszetts bis in unsere Tage überdauert hat, beseitigt. Das nach der Reform verbliebene Eszett wird als Einzelbuchstabe angesehen (so Prof. Gallmann vorigen Sommer), es dient nur noch zur Unterscheidung des stimmhaften und stimmlosen Silbenanlauts. Gallmann sinngemäß: „Überall, wo man nur genau einen Buchstaben erwarten würde, steht auch nur einer, und zwei dort, wo man zwei erwartet – und das gilt jetzt für alle Konsonanten.“
Dies ist einleuchtende Logik auf hohem Niveau; ich ahne schon, wie Herr Fleischhauer sich freut, sobald er es liest. Ich gebe aber zu bedenken, daß das nicht zu Ende gedacht ist; folgende „Schönheitsfehler“ versalzen diese Suppe: – Eigennamenschreibungen erscheinen jetzt als Ausnahmen: Litfaßsäule, Schloßplatz (als Straßenname). – Das von Gallmann beschriebene Konzept bricht bei der ausschließlichen Verwendung von Großbuchstaben (so selten das auch geschieht und so wenig angeraten es auch sein mag, so muß dieser Fall trotzdem berücksichtigt werden) zusammen; hierbei soll das Eszett, da es keinen Großbuchstaben davon gibt, durch Doppel-S ersetzt werden. (Ich wage zu behaupten, daß bei reiner Großbuchstabenschreibung in Zukunft häufiger ß satt Doppel-S verwendet werden wird, weil man von den Kleinbuchstaben auf die Vokalkürze geprägt ist und also SPASS, GRÜSSE usw. vermeiden will.) – Auch sonst ist Doppel-s die Ersatzschreibung für ß (was in der Schweiz durchgängig praktiziert wird), was aber innerhalb des beschriebenen Konzeptes vollkommen unerklärlich ist; eher würde man, vergleichbar den (gut begründeten) Umlaut-Ersatzschreibungen ae, oe, ue, einen eigenständigen Digraphen erwarten, etwa sz, und damit hätte man auch das Problem der Großbuchstabenschreibung konsequent und eindeutig gelöst (wie ja in Ausnahmefällen bereits MASZE von MASSE unterschieden wurde).
Fazit: Dieses Konzept verspricht mehr, als es halten kann, es ist nicht zu Ende gedacht. Außerdem bedeutet es, wie Herr Salzburg schon anmerkte, einen unnötigen Traditionsbruch.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 15.03.2006 um 11.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#558
Obwohl ich inzwischen inzwischen einigermaßen Heyse-erfahren sein sollte, ist mir kürzlich folgendes Mißgeschick passiert: Ich wollte etwas zu Leuchtstoffröhren nachlesen und blieb an einem Wort hängen: Messeinrichtungen! Das paßte einfach nicht richtig in den Zusammenhang! (Bis ich - beim dritten Hinschauen erst - bemerkte, daß es weder mit einer Messe noch mit ihrer Einrichtung zu tun hat!)
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 19.11.2005 um 22.47 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#385
bewieß, bließ: Das scheinen gerade solche Fälle zu sein, bei denen eines der Lieblingsargumente derjenigen, die die Heysesche s-Schreibung mit dem Stammprinzip in Verbindung bringen (reißen, riss, gerissen wie reiten, ritt, geritten; messen, maß, gemessen wie fallen, fiel, gefallen etc.), scheitert. Denn obwohl sich der Vokal samt Quantität ändert, handelt es sich bei blasen, blies, geblasen usw. um Auslautverhärtung, die s-Schreibung richtet sich nach dem „ursprünglichen“ Stamm. Bei beweisen, bewies, bewiesen kann man immerhin noch anhand des Partizips erkennen, wie man es zu schreiben hat, nicht aber bei blies. Das könnte für dessen wesentlich höhere Fehlerquote (vgl. Google) verantwortlich sein. Fazit: Hier erweist sich die berühmte „Logikfalle“ der reformierten s-Schreibung als äußerst funktionstüchtig.
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Karsten Bolz
Hofheim
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Dieser Beitrag wurde am 22.10.2005 um 15.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#323
Am 11. Oktober 2005 muß der Neuschreib-Konverter bei SPIEGEL-Online einen Husten gehabt haben. Wir lesen dort im Beitrag "REGISSEUR" zu Roman Polanski:
Polanski wurde als Sohn polnischer Eltern 1933 in Paris geboren, war 1939 beim Einmarsch der Deutschen in Krakau und mußte mit seinen Eltern ins Getto, ehe die beiden ins KZ kamen, wo seine Mutter ermordet wurde. Der Zehnjährige überlebte allein, versteckt, als eine Art Wolfsjunge.
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Dieser Beitrag wurde am 18.10.2005 um 16.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#314
Beitrag geschrieben von Pavel Nemec am 18.10.2005 um 15:54 Uhr:
Die "Regel" "ß nur nach langem, ss nur nach kurzem Vokal" scheint schon sehr alt zu sein und hat früher zu regional unterschiedlichen Schreibweisen geführt: In der wunderschönen (ehemals deutschen) protestantischen Holzkirche von 1717 in Kezmarok (Käsemarkt) in der heutigen Ostslowakei (im ehemaligen deutschen Siedlungsgebiet Zips) findet man sehr viele (deutsche) Inschriften und wundert sich über die ungewöhnlich vielen ß und ungewöhnlich seltenen ss, z.B. in "Waßer". Die Wörter sind hochdeutsch, aber entsprechend der dortigen Aussprache der Vokal-Längen geschrieben.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 21.09.2005 um 17.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#278
Weil Heyse ein eigenes Schluß-ſs für den Fraktursatz vorsah (jedoch nicht für den Antiquasatz, der in seinen Überlegungen durchaus auch eine Rolle spielte).
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 21.09.2005 um 17.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#277
An anderer Stelle merkte Alexander Glück an: [...] sowie vor allem die symbolschwere Doppel-s-Schreibung (die übrigens nicht wirklich kongruent zur Heyse'schen s-Schreibung ist).
Warum ist sie das nicht?
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Karin Pfeiffer-Stolz
Düren
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Dieser Beitrag wurde am 12.08.2005 um 08.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#228
Kostproben aus einer Ausschreibung für den 25. internationalen Fuschlseelauf am 21. August 2005:
Aus dem Grußwort des Büchermeisters, Ing. Hartmut Schremser: "Der internationale Fuschlseelauf auf der schönsten Laufstrecke Österreichs. Besassen die Anfänge eher Volkslaufcharakter, ist in den letzten Jahren daraus eine Veranstaltung entstanden, die sportlich jedem internationalen Vergleich standhält."
Programm: Sonntag 8:15 Uhr Nennungsschluß 9:00 Uhr Startschuss für 1. Block des Hauptlaufes 9:12 Uhr Startschuss für Kinderläufe 11:00 Uhr Zielschluß _____________________________
Heute ist Post von der Deutschen Bibliothek dabei, an die jeder Verleger kostenlos und unentgeltlich zwei Pflichtexemplare einer jeden Veröffentlichung abliefern muß. Man erinnert uns daran, daß folgendes Buch noch aussteht:
"Karl der Grosse - ISBN 3-89778-118-2"
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Karin Pfeiffer-Stolz
Düren
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Dieser Beitrag wurde am 04.08.2005 um 20.34 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#226
Immer häufiger bekommen wir Geschäftspost, in der "das" und "dass" verwechselt werden. Es ist mir nicht erinnerlich, vor der Reform ebenfalls solches festgestellt zu haben, zumal die Verwechslung in "Vorreformschriftstücken" wegen der optischen Diskriminierung von "das" / "daß" sofort aufgefallen wäre. Jetzt muß man schon genauer hinschauen. So bekamen wir dieser Tage unsere Anmeldebestätigung zur Teilnahme an der Bildungsmesse didacta 2006 in Hannover. Darin der Satz: "... bitten wir Sie das dafür vorgesehene Online-Bestellformular im Internet unter www.didacta-hannover.de auszufüllen, dass Ihnen ab August zur Verfügung steht." Unterzeichnet "Deutsche Messe AG", Sachbearbeiterinnen.
Dies nur als ein Beispiel für viele, die einem täglich begegnen. In einem Infobrief einer Glaubensgemeinschaft scheint der Schriftführende einen Würfel mit jeweils drei "dass" / "das"-Seiten bemüht zu haben, innerhalb von einzelnen Zeilen wird die Konjunktion mal mit einem, mal mit zwei s geschrieben. Während man im Schreiben einer Sekte zwar Glaubens-, nicht aber Rechtschreibkompetenz erwartet, sollten doch Verleger und Institutionen bzw. Unternehmen, die sich der Kultur verpflichten - wie zum Beispiel die Veranstalter einer Bildungsmesse - die Rechtschreibung in groben Zügen beherrschen und fähig sein, eine Konjunktion von einem Relativpronomen zu unterscheiden. Daß dies für mehr Schreiber schwierig ist, als wir dachten, wird nun nach Einführung des "dass" sichtbar: Da nun die (unbewußt richtige) Schreibentscheidung mit Hilfe des visuellen Gedächtnisses entfällt, weil das/dass zu ähnlich aussehen, kommt es allein auf das grammatische Wissen und das Sprachgefühl des Schreibenden an. Und hier hapert es beträchtlich. Was wird die Folge sein? Ein Nachfassen der Reformer und die Abschaffung der Unterschiedsschreibung zugunsten des universellen "das", wie man es ohnehin geplant hatte? Gott bewahre. Als Verleger können wir bald nichts mehr verdienen, wenn alle paar Jahre unser Lager aufgrund eines Rechtschreibupdates entwertet wird. Es reicht, daß nun alle Bücher den EAN-Strichcode bekommen müssen. Ein Riesenkostenfaktor, wenn man ein Lager hat. Die allgemeine Reformwut vernichtet jede Planungssicherheit.
Karin Pfeiffer-Stolz
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 21.07.2005 um 16.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#192
Noch einmal ein bißchen anders (und hoffentlich auch präziser):
DIE SACHE MIT DEM ESZETT Das Eszett tauchte zu Beginn des Spätmittelalters in Europa auf und wurde im Deutschen zunächst uneinheitlich gebraucht. Das war auch noch zu Schillers Zeiten so. Der moderne Gebrauch geht auf den 1806 in Dresden gestorbenen Sprachforscher Johann Christoph Adelung zurück. Danach ist im Ergebnis ein Eszett immer dann zu schreiben, wenn ein sonst dort stehendes ss nicht aufgetrennt werden kann, es steht - mit anderen Worten - für zwei untrennbar miteinander verbackene s. (Floß, flie-ßen, Troß, aber has-sen). (Daraus ergibt sich auch zwanglos, daß man heute ß durch ss ersetzt, wenn man z.B. an einer Schreibmaschine schreibt, die kein ß hat - oder bei Großbuchstaben.) Der größte Vorteil des so genutzten Eszett ist, daß es Wortfugen eindeutig erkennbar macht (Gußeisen, Flußsenke, Meßergebnis). Aufgrund seiner offenkundigen Vorteile hat sich dieser Gebrauch des Eszett relativ rasch im deutschen Sprachraum durchgesetzt. 1829 kam auch mal eine alternative Idee auf, das Eszett je nach Aussprachelänge des vorstehenden Vokals zu setzen oder nicht, konnte sich aber nicht durchsetzen und wäre wahrscheinlich für immer vergessen, wenn diese Idee 1879, in Österreich, nicht doch einmal offiziell eingeführt worden wäre. Sie ist dort an der Praxis gescheitert, aber die Rechtschreibreform von 1996 hat sie dennoch noch einmal zu reanimieren versucht. Warum? Es ist gar nicht einfach, diese Frage zu beantworten. Möglicherweise brauchten die Reformer ein Erkennungszeichen, an dem man gleich sehen könnte: Aha, ein reformierter Text! (So gehe ich in der Tat häufig vor, wenn ich in einer Buchhandlung ein Buch in die Hand nehme: Ich suche nach Wörtern wie "Schlossstraße", und, wenn ich sie finde, ist es leider ziemlich oft auch sonst ein schlechtes Buch.) Vielleicht hielten sie diese Idee aber auch tatsächlich für gut. Man weiß es nicht. Jedenfalls gibt es, ich will mal sagen, "erbitterte Freunde" dieser Schreibweise, die partout nicht einsehen wollen, daß sie weit mehr Nachteile hat als Vorzüge. Ein offenkundiger Nachteil ist, daß sie zu weit mehr Fehlern führt. Das gilt für Schüleraufsätze wie für Zeitungsartikel, für Einblendungen im Fernsehen wie für Werbebroschüren: noch nie sah man so viele Fehler in bezug auf das Eszett. Wieso ist das so? Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Hauptursache darin liegt, daß das Eszett dort gestrichen wird, wo es besonders sinnvoll ist: an allen Wortfugen nach kurzem Vokal! "Messergebnis" - da kann man einen Moment an Messer denken, "Schussserie" könnte spontan so ähnlich wie Schussel ausgesprochen werden, nur mit einer Betonung auf der letzten Silbe. Wenn ich Schussserie schreibe, muß ich beim Schreiben die s mitzählen (und dabei vertut man sich auch schon einmal) "Schußserie" dagegen ist einfach zu schreiben und einfach zu erkennen. Wenn das Eszett ausgerechnet dort entfällt, wo es wirklich sinnvoll ist und eine besonders nützliche Funktion hat, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Menschen es auch dort entfallen lassen, wo es weit weniger wichtig ist: Schiessen ist kaum schwerer zu lesen als schießen, und dann "lass ich das da eben auch"! Die Vokallängen unterscheiden sich auch je nach Dialekt (deshalb steht jetzt auch im Duden, daß die Bayern ihre "Mass" so schreiben dürften) und Gewohnheit: Viele sprechen "heiß" und "Hass" mit genau gleicher Länge (sie können sich selbst testen, indem Sie die beiden Wörter einmal in schneller Folge wiederholen), und auch "Fussball" - wie man es jetzt häufig sieht - wird tatsächlich oft mit zwei kurzen Silben gesprochen. Und schließlich führt die "Neu"-Regelung zu Fehlschreibungen wie "Verständniss" (wieso falsch? wird doch kurz gesprochen!), die früher nie aufgetaucht sind, weil jeder wußte, daß es am Schluß eines Wortes nur zwei Alternativen gab: s oder ß (aber NIE ss!) Viele, die ihre Modernität unter Beweis stellen wollen (und ihre Flexibilität und Lernbereitschaft) indem sie "die" Rechtschreibreform zu befolgen versuchen und deshalb immer "dass" schreiben, schaffen es dann doch nicht: Regelmäßig (oder zumindest ziemlich oft) findet sich bei ihren Texten dann doch ein "bewußt" oder "vermißt" - es geht eben offenbar doch "leichter von der Hand".
Die "Heyse-Regel" (so nach dem Erfinder des Jahres 1829) ist eine unintuitive und fehlerträchtige Kopfgeburt und sollte baldigst wieder in der Mottenkiste verschwinden.
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 13.04.2005 um 15.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#64
Mit der gleichen Intention wie der Beitrag von Frau Pfeiffer-Stolz geschrieben - nutzbar vielleicht für Leserbriefe:
Missgeburt gehört auf den Missthaufen Der von der Kultusministerkonferenz eingesetzte "Rat für deutsche Recht-schreibung" setzt erste Zeichen der Hoffnung: Nach dem derzeitigen Stand der Diskussion sollen viele Getrenntschreibungen wieder entfallen (z.B. soll "kennenlernen" wieder an die Stelle von "kennen lernen" treten, da man beim "schwimmen lernen" zwar zu schwimmen lernt, aber "kennen lernen" nicht zu kennen.) Damit würde ein wichtiges Manko der Rechtschreibreform beseitigt. Generell scheint im Rat die Haltung des früheren Kommisssionsmitglieds Augst Beachtung zu finden, Theorien, die nicht zu den üblichen Schreibweisen führten, seien falsch. Auch das gibt zu hoffen. Eines wird der Rat wahrscheinlich aber nicht anpacken: Die "neue" ss/ß-Schreibung (die in Wirklichkeit aus dem Jahre 1829 stammt). Wenn sich dies bestätigen sollte, wäre es in besonderem Maße bedauerlich. Die angeblich neue ss/ß-Regel ist nämlich nicht nur kaum zu begründen - sie führt auch zu vielen Fehlern (zumal sie das quantitativ bedeutendste Element der Rechtschreibreform darstellt). "Fussball" - u. dergl. - (es finden sich aber auch "Fusball" oder "Fusssball") ist besonders häufig. Tatsächlich wird Fußball von vielen (auch von Sportreportern im Fernsehen) mit kurzem Vokal gesprochen, aber das dürfte nicht der einzige Grund für diesen Fehler sein. Geschrieben wird doch in erster Linie um des Lesens willen, und da ist "Fussball" nicht wirklich nachteilig - es ist im Gegenteil nicht schwieriger zu erkennen als "Fußball". An dieser Stelle, an der das ß aus der Perspektive des Lesenden also eher verzichtbar ist, soll es in der Schreibweise von 1829/1996 aber erhalten bleiben. Dagegen soll die Schreibweise "Kongresssaal" an die Stelle von "Kongreßsaal" treten, das ß also an einer Stelle entfallen, an der es die Erkennbarkeit erleichtert bzw. die Lesbarkeit erhöht. Das ist widersinnig und widerspricht dem sich in Jahrhunderten immer klarer ausgebildeten Sprachgebrauch. Immer mehr hat das Zeichen ß die Funktion übernommen, da für zwei s zu stehen, wo diese nicht getrennt werden können: Er haßte sie bis zum Schluß! Has-sen war ihm Genuß! Genie-ßen bis zum Verdruß! Der besondere Vorteil dieser Schreibweisen: Leichte Erkennbarkeit von Wortfugen: Schußserie statt Schussserie! Und: Unabhängigkeit der Schreibung von Aussprache-Eigenheiten: Haß wird wie heiß geschrieben, einerlei, wie kurz heiß auch immer gesprochen werden mag. Und auch die Bayern könnten wieder ihre Maß mit Spaß genießen - statt gemäß einer Sonderregel im neuen Duden mit Spaß eine Mass zu trinken (obwohl sie Spaß und Mass gleichermaßen kurz aus-sprechen). Kurz gesagt: Die ss/ß-Regel von 1829/1996 ist eine Mißgeburt (keine Missgeburt). Sie gehört auf den Missthaufen (wird doch kurz gesprochen!), ob der Rat dieses Problem nun anpackt oder nicht.
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Thomas Paulwitz
Erlangen
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Dieser Beitrag wurde am 12.04.2005 um 15.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#58
„Strittig“ ist nur das, was die Kultusminister als „strittig“ zulassen. Für die Minister ist die Doppel-s-Regelung nicht strittig. Auch wenn wir noch so viel dafür streiten. Daß die Heysesche s-Schreibung nicht als strittig angesehen wird, daran hat auch die Kompromißlerei der Akademie ihren Anteil.
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Klaus Malorny
Wetter
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Dieser Beitrag wurde am 12.04.2005 um 15.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#56
Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,
ich bin voll und ganz auf Ihrer Linie. Es würde mich daher außerordentlich freuen, wenn sich Prof. Ickler im "Rat für deutsche Rechtschreibung" dieses Themas annehmen würde und erreichen könnte, daß die Frage der ss/ß-Schreibung ebenfalls als "strittig" betrachtet wird. Da die vordergründigen Argumente (Schülerverwirrung, Kostenfrage) durch die anderen Änderungen zu bröckeln beginnen, wäre ein kritischer Vergleich zwischen der bisherigen Schreibweise und den "Erfolgen" der Heyseschen Schreibweise seit ihrer Einführung durchaus erfolgversprechend. Den Schweizern würde ich dabei übrigens empfehlen, sich aus der Diskussion herauszuhalten, außer, sie führen das ß wieder ein (was sie hätten machen müssen, wäre es wirklich je um eine einheitliche Rechtschreibung gegangen, wie vorgegeben wurde).
Klaus Malorny
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Karin Pfeiffer-Stolz
Düren
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Dieser Beitrag wurde am 12.04.2005 um 11.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=16#55
Heyse als Variante
Schon kurz nach der erzwungenen Einführung des Schildbürgerstreiches „Rechtschreibreform“ in Schulen und Ämtern äußerte Theodor Ickler die Befürchtung, von dem ganzen Spuk werde womöglich nur das ss übrigbleiben. In manchen Kreisen wird die Beibehaltung der Heyseschen s-Schreibung als möglicher Kompromiß gehandelt, mit dem die Situation zu befrieden wäre. Äußerungen wie diese dienen der Sache nicht. Obgleich die reformierte s-Schreibung nicht störend in das Sprachgefüge eingreift (wie es die GZS oder die Groß- und Kleinschreibung tut), so hat doch ihre Anwendung eine Reihe gravierender Nachteile. Die aktuellen Ereignisse nehme ich zum Anlaß, um die negativen Auswirkungen der Heyseschen s-Schreibung hier noch einmal in Erinnerung zu rufen.
1. Die Lesbarkeit wird allgemein erschwert. – Die Markierung der Silbenfuge durch ß entfällt (bisschen / bißchen). – Es entstehen recht häufig Wortbilder mit Dreifachkonsonant „sss“ (Missstand / Mißstand) – Die optische Differenzierung ss / s ist im Vergleich zu ß / s gering. Beim Schreiben führt das häufig zu Verwechslungen, was bei der Unterscheidung von das / dass besonders deutliche Nachteile erzeugt. Rechtschreiben lernt man jedoch durch Lesen. (Der Buchstabe ß hingegen bietet durch seine typographisch aus dem Schriftband herausragende Form ein optisch gut einprägsames und daher lesefreundliches Bild. Besonders hilfreich ist dies bei der Unterscheidung von das /daß).
2. Heyse ist fehlerträchtig. Besonders für schwache Rechtschreiber und Neulerner ist die reformierte s-Schreibung gar nicht beherrschbar. Die Regel „Schreibe ss nach kurzem Vokal“ ist eine Umlernerregel und funktioniert nur, wenn man weiß, wo früher ß geschrieben wurde. Sie taugt nicht für einen Neulerner. Dieser tappt in die „Logikfalle“ (Claudia Ludwig) und schreibt „Missthaufen“, „Zeugniss“. Es gibt keine kurze und praxisfreundliche Neulernerregel für Heyse. Wer das nicht glaubt, soll sich einmal in ein Schulkind hineinversetzen, das sich mit den gängigen reformierten Regeln herumschlagen muß. In jedem Fall muß der Schüler lange Listen von Ausnahmen zur Regel hinzulernen. Da auch das Aussprachekriterium (ss nach kurzem Vokal) wegen individueller und regionaler Unterschiede in der Praxis untauglich ist, kann man sich auf das intuitive Schreiben nicht verlassen und muß immer wieder nachschlagen. Zur Fehlerträchtigkeit der Heyseschen s-Schreibung gibt es eine wissenschaftliche Untersuchung. Der Leipziger Professor Harald Marx hat die Rechtschreibleistungen von Grundschülern im Hinblick auf die Doppel-s-Schreibung im Jahr 1996, also vor der Reform, und nach der Reform (1998, 2001, 2003 und 2004) untersucht. Marx stellte fest, daß die Schüler mit den Reformregeln mehr Fehler machen. Man kann ohne weiteres auch selbst feststellen, daß die Fehlerhäufigkeit bei der s-Schreibung in Texten aller Art kontinuierlich zunimmt. Die reformierte s-Schreibung wurde von den Reformern vor allem aus pädagogischen und „sozialen“ Gründen empfohlen. Die Erprobung in der Praxis zeigt, daß Heyse weder pädagogisch sinnvoll ist noch das Attribut „sozial“ verdient – im Gegenteil.
3. Schweiz, Heyse, Adelung Die reformierte s-Schreibung ist das Aushängeschild der Reform, die nach den Worten ihrer Betreiber in erster Linie eine „Vereinheitlichung der Orthographie“ im deutschsprachigen Raum herstellen sollte. Im Ergebnis aber hat sie für eine bislang noch nie dagewesene Uneinheitlichkeit auch der s-Schreibung geführt. Neben der Schweizer Variante, die ganz ohne ß auskommt, bildet die Reformschreibung nach Heyse nunmehr ein drittes Schreibsystem neben der bislang üblichen und millionenfach praktizierten und bewährten s-Schreibung nach Adelung (bißchen, Kuß, daß).
4. Bibliotheken und Schriftstücke veralten Die Heysesche s-Schreibung führt zu einer künstlichen Veraltung und damit Entwertung des vorhandenen Schriftguts, das millionenfach in privaten und öffentlichen Bibliotheken aufbewahrt wird – eine ökonomische und ideelle Wertevernichtung, deren Größenordnung kaum hoch genug eingeschätzt werden kann.
(Exkurs: Die Heysesche s-Schreibung schadet der Sprache doch – und zwar in der Betonung von Eigennamen, die nach wie vor mit ß geschrieben werden (Litfaß, Voß). Künftige Leser werden dazu neigen, diese Eigennamen mit langem Vokal auszusprechen. Insofern greift Heyse auch in die Sprache ein, wenn auch marginal.)
Aktuelle Rettungsversuche Seit geraumer wird versucht, die Reformschreibung zu retten, indem man Variantenschreibungen zuläßt. Auf diese Weise steht nun „alt“ neben „neu“. Und jetzt stellt sich die Frage: Könnte dies nicht auch für die s-Schreibung diskutiert werden? Mit Blick auf die gravierenden Nachteile (deren nur die markantesten hier angeführt sind) sollten wir es nicht zulassen, daß die bisherige, die bewährte s-Schreibung nach Adelung, zu irgend einem Zeitpunkt als „veraltet“ und „ungültig“ erklärt wird. Bei aller Toleranz, die uns täglich von unseren politischen und sozialhüterisch tätigen Oberhirten in jeglicher Hinsicht abgefordert wird – weltanschaulich, politisch, moralisch, ökonomisch – weshalb sollte sich diese nicht auch auf die s-Schreibung ausdehnen lassen? Mögen doch Schulen und Ämter künftig frei wählen, welches System sie bevorzugen! Schüler, Lehrer, Beamte – sie sollen sich individuell entscheiden können – Heyse und Adelung sind beide nach dem Prinzip der Logik problemlos gegeneinander austauschbar. Pädagogisch ergibt sich daraus kein unlösbares Problem. Sprechen die Politiker und Funktionäre nicht immer von der „autonomen“ Schule, den „autonomen“ Lehrern und „selbständigen“ Schülern? Also setzen wir diese Worte doch gleich in die Tat um! Gewähren wir die Freiheit der Wahl! Die Schweizer leben seit Jahrzehnten mit zwei verschiedenen Schreibsystemen, sollte dies in Deutschland nicht auch möglich sein? Das Zugeständnis, Heyse und Adelung als gleichberechtigt gelten zu lassen, hätte den Vorteil, auch zur Kostendämpfung beizutragen: Es müßte dann in der Tat kaum ein Buch als „veraltet“ bezeichnet werden, denn die übrigen Tollheiten einer Rechtschreibreform, die keine war, fallen prozentual gering aus und können allmählich „ausgeschlichen“ werden. Am besten und schülerfreundlichsten wäre es natürlich, Heyse sukzessive durch Adelung zu ersetzen. Aber wenn es denn schon ein Kompromiß sein muß – dann obiger. (Man darf davon überzeugt sein, daß die Sprachgemeinschaft das überlegene System adoptieren würde ...) Abschließend möchte ich mich als Prophet versuchen: Sollte die Heysesche s-Schreibung im schlimmsten Falle als einzige richtige doch noch amtlich vorgeschrieben werden, wird sich das Chaos der Fehlschreibungen auch in den anderen, bitter beklagten Bereichen munter fortsetzen und vertiefen: Getrenntschreibung, Großschreibung, groteske Silbentrennungen, fehlende Kommata, all das wird blühen und wuchern wie die Natur im Frühjahr. Um das zu stoppen, benötigt es ein deutlich sichtbares Signal. Und das kann nur von der öffentlichen Rehabilitierung der bewährten s-Schreibung nach Adelung ausgehen.
Karin Pfeiffer-Stolz April 2005
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