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»Darf man so sagen – oder schreiben?«
Beiträge zum Thema
»Getrennt oder zusammen?
Intuitive GZS ohne Wörterbuch«
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Ruth Salber-Buchmüller
Mülheim-Ruhr
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Dieser Beitrag wurde am 08.06.2011 um 09.19 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7832
Welt.de 8.6.11
"EHEC klammert sich mit Macht im Darm fest und sondert Blut zersetzende Substanzen und berüchtigte Giftstoffe aus"
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Ruth Salber-Buchmüller
Mülheim-Ruhr
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Dieser Beitrag wurde am 06.06.2011 um 14.10 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7828
"Hoch stapeln statt höhere Mathematik" 06. Juni 2011, 09:59 Uhr
FAZ-net heute
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Ruth Salber-Buchmüller
Mülheim-Ruhr
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Dieser Beitrag wurde am 17.05.2011 um 09.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7785
Spiegel online 17.5.11
Wolfgang L. glaubt, auf der Love Parade in Duisburg einen Menschen tot getrampelt zu haben.
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Ruth Salber-Buchmüller
Mülheim-Ruhr
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Dieser Beitrag wurde am 09.05.2011 um 11.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7751
WAZ 9.5.11 unter " RATGEBER AUTO"
Überschrift: "Drei Gänge und vier zuwenig"
Heißt es auch "zuschön"?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 30.01.2011 um 20.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7423
Es geht also mit der Durchkoppelung auch bei Bild.de. So Langes läßt sich dann doch gleich von Anfang an richtig lesen: "Während seines 36-Stunden-Porno-Party-Marathon schenkte Charlie Sheen (45) Porno-Starlet Kacey Jordan (22) mal eben 30 000 Dollar." (bild.de heute. Der Artikel selbst ist das aber dann nicht richtig wert. Er geht auch bei Bild eigentlich nur unter Unterhaltung.)
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Ruth Salber-Buchmüller
Mülheim-Ruhr
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Dieser Beitrag wurde am 10.11.2010 um 16.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7111
"Ärztemangel Rösler will Landärzte besser stellen"
Focus-online 10.11.10
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Ruth Salber-Buchmüller
Mülheim-Ruhr
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Dieser Beitrag wurde am 04.11.2010 um 13.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7086
"Islamisten drohen Deutschland mit Anschlägen – falls der Sauerland-Bomber Schneider nicht frei kommt. Doch der hat eine andere Lebensplanung"
WELT online heute
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Dieser Beitrag wurde am 25.10.2010 um 19.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7055
Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 21.10.2010 um 23.35 Uhr
Am interessantesten scheint mir die Frage, warum die (allerdings immer noch überwiegende) Tendenz zur Zusammenschreibung bei mehlig anscheinend deutlich geringer ist als bei fest.
Das zweisilbige mehlig seint mir nicht so viel "länger und komplexer" zu sein als fest. Mehlig ist ja nicht einmal eine Zusammensetzung, wie etwa mausetot, sondern eine einfache Ableitung. Wenn man schon mit dem dreifach zusammengesetzten und viersilbigen auseinander zusammenschreibt, bräuchte man doch bei mehlig keinerlei Skrupel haben.
Könnte es sein, daß in der berüchtigten Regel zu -ig, -isch, -lich vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit steckt? Irgend etwas müssen sich die Reformer doch dabei gedacht haben, oder? Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 21.10.2010 um 01.54 Uhr
Übrigens sind die Zusammenschreibungen festkochend und mehligkochend amtlich, wenn auch vorreformiert. Jedenfalls steht es so in der Verordnung über gesetzliche Handelsklassen für Speisekartoffeln: danach gibt es die drei Handelsklassen festkochend, vorwiegend festkochend und mehligkochend.
Das sagt natürlich nichts aus über die Schreibgewohnheiten der Bauern, die ihre Waren auf dem Markt feilhalten. Allerdings sind heutige Schreibgewohnheiten nach der Verunsicherung durch die RSR, besonders bei der GZS, nicht mehr sehr aussagekräftig. Haben die Bauern auch vor zwanzig Jahren so geschrieben?
Für die Zusammenschreibung spricht auch die Möglichkeit der Steigerung festkochender. Man mag ja festerkochend oder fester kochend vorziehen, ich wüßte aber nicht, was sonst grundsätzlich gegen festkochender einzuwenden wäre.
Google-Suchen sind in der Tat sehr problematisch. Ich habe die fraglichen Schreibweisen – jeweils in Anführungszeichen eingeschlossen – in die Googlesuche eingegeben, und komme zu entgegengesetzten Ergebnissen. Danach überwiegt die Zusammenschreibung bei fest mit 10:1, bei mehlig mit 4:1. Zudem fragt Google bei der Suche nach fest kochend "Meinten Sie: festkochend".
Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2010 um 10.28 Uhr
Ich würde es ja auch zusammenschreiben und finde die dazu angestellten Überlegungen vernünftig. Aber wenn wir nur Zusammenschreibung zulassen, ist mit einem Schlag die Hälfte der Schilder auf unserem Wochenmarkt orthographisch falsch, und daran würde sich auch niemals etwas ändern, oder glaubt jemand, die Bauern würden im Duden nachschlagen oder ähnliche Überlegungen anstellen wie wir hier? Was wäre also gewonnen? Diejenigen, die es angeht, schreiben eben mal so, mal so, und es ist immer unmißverständlich, weil es, wie Herr Markner schon gesagt hat, ein "fest kochen" im Sinne von "mit starker Flamme kochen" (wie "fest zupacken") praktisch nicht gibt.
Wir kommen immer wieder auf dieselben Punkte zurück. Ich habe gleich nach dem Vorlegen meines eigenen Wörterbuchs immer wieder mit Freunden darüber diskutieren müssen, wieviel an wünschenswerten Einzelschreibweisen tatsächlich in das Wörterbuch aufgenommen werden soll. Meistens ging es wie auch jetzt wieder um GZS und damit um meinen Rundbogen, der für manche sonst durchaus wohlwollenden Mitstreiter das Tor zur Beliebigkeit aufzureißen schien. Ist es denn wirklich so schwer nachzuvollziehen, daß sich solche Einzelheiten zu Tausenden häufen? Dadurch wird die deutsche Orthographie tatsächlich unbeherrschbar – ohne den geringsten Gewinn für Leser –, und dann kann es nicht anders heißen als: "Den Duden braucht jeder." Wollen wir diesen Zustand wirklich wiederherstellen? (Die Diskussion wurde u. a. unter www.rechtschreibung.com [damals www.rechtschreibreform.com] geführt.)
Noch einmal: Unsere Bauer verkauft Kartoffeln "fest kochend" und "mehlig kochend", und weder ich selbst noch irgendein anderer Kunde dürfte an diesen handgeschriebenen Schildern je Anstoß genommen haben; vor der Reform wären die meisten von uns gar nicht drauf gekommen, daß hier ein Problem steckt. Man möge auch bedenken, daß die zunehmende Komplexität des Erstgliedes nichts an der Logik der Resultativzusätze ändern kann, daß man aber trotzdem "totschlagen" und "mausetot schlagen" schreiben soll. Welche klugen Überlegungen sollen das rechtferitgen?
Kommentar von A, verfaßt am 19.10.2010 um 20.20 Uhr
So auch der Vor-Reformduden (20. Aufl.): féstkochend; -e Kartoffeln.
Beitrag von Kratzbaum, eingetragen am 19.10.2010 um 20.00 Uhr
Demnächst sowieso egal
Ich habe nun mal bei verschiedenen Quellen nach der Handelsklassenverordnung für Kartoffeln inkl. Kochtypen Ausschau gehalten. "Festkochend" und "vorwiegend festkochend" werden wohl durchweg so geschrieben. Dies deckt sich mit meinem Eindruck aus Ladengeschäften. Bei "mehlig kochend/mehligkochend" ist die Schreibung schwankend. Insofern stimmt wohl Prof. Icklers Vermutung hinsichtlich des Kriteriums Wortlänge.
Am 01.07.2011 soll aber nun die Verordnung außer Kraft gesetzt werden, und was danach kommen wird, ist noch unklar. Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 19.10.2010 um 19.42 Uhr
Natürlich sollte man nicht alles regeln wollen. Man kann sich aber wohl fragen, welche Schreibung sinnvoll ist. M.E. sprechen alle hier in diesem Forum ausgiebig diskutierten Kriterien für die Zusammenschreibung festkochend und mehligkochend:
1. Es handelt sich um dauerhafte, kategorisierende Eigenschaften von Kartoffeln. Eine festkochende Kartoffel ist nicht eine Kartoffel, die gerade (umgangssprachlich) "fest am Kochen" ist, sondern eine Kartoffel mit der kategorialen Eigenschaft, auch nach dem Garkochen fest zu bleiben. Ich erinnere an die Unterscheidung zwischen der "Reis essenden Familie vor dem Fernseher" und den "reisessenden Völkern".
2. Ein starker Hinweis auf Zusammenschreibung ist auch die Möglichkeit des prädikativen Gebrauchs: Diese Kartoffeln sind festkochend, jene mehligkochend.
Übrigens führt der Duden in der Fassung von 2006 nur festkochend auf. Mehligkochend ist ebensowenig aufgeführt wie mehlig kochend. Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 19.10.2010 um 18.00 Uhr
"Herzlich Willkommen" und "er ist Schuld" sind auch ziemlich weit verbreitet. Kluge Überlegungen führen dagegen zur Adjektivkleinschreibung. Wo soll hier die Grenze gezogen werden?
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Dieser Beitrag wurde am 25.10.2010 um 19.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#7054
Kommentar von R. M., verfaßt am 19.10.2010 um 17.03 Uhr
Fest kochen im Sinne von mit starker Flamme kochen gibt es nicht. Manche Verben wie glauben oder draufhauen lassen sich so verstärken, aber beileibe nicht alle. Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2010 um 15.48 Uhr
Es kommt ja nicht darauf an, was der eine oder andere aufgrund einer noch so klugen Überlegung für richtig hält, sondern auch den Schreibbrauch. Die klugen Überlegungen sind nämlich nicht dieselben, die vielleicht ein anderer anstellen würde. Deshalb wäre jede Festlegung einer einzigen Schreibweise in solchen Fällen eine weitere Erschwerung, und davon würde es bald Tausende geben.
Wenn wir die beiden Möglichkeiten auch nur beim gewiß problematischen Google eingeben, erhalten wir genau die zu erwartenden Ergebnisse: fest kochend : festkochend = 1 : 1. Bei mehlig kochend ist zu erwarten, daß Getrenntschreibung häufiger ist (weil der erste Teil länger und komplexer ist), und genau so verhält es sich auch.
Übrigens halte ich ein Mißverständnis bei Getrenntschreibung für unmöglich. Wer natürlich gar nicht weiß, um was es sich handelt, versteht es weder so noch so. Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 19.10.2010 um 14.38 Uhr
Festkochende Kartoffeln sind eine bestimmte Sorte, deren Garen ich nicht durch "festes" Kochen ("große Flamme") oder – ich sag’ mal "kleines Feuer" – beeinflussen kann. Physikalisch kann ich den Siedepunkt nicht überschreiten. Bei " festem" Kochen müßte ich allenfalls das übergekochte Wasser ergänzen. Im Garzustand sind sie bei großem oder kleinem Feuer gleich, eben noch "fest", im Gegensatz zu den mehligen. Aus einer mehligen Kartoffel kann ich nicht durch meine Kochkünste eine feste machen. Aus diesem Grund halte ich die Schreibung "fest kochende" Kartoffel für nicht richtig. Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 19.10.2010 um 14.16 Uhr
Vielen Dank, Prof. Ickler. Ich meinte die Getrenntschreibung. Meines Erachtens versteht man unter festkochend eben die Eigenschaft, durchs Kochen weitgehend formstabil zu bleiben, unter fest kochend jedoch eine Prozedur, deren Gegenteil sowas wie schwach kochend oder köchelnd wäre. Bei mehlig kochend gibt es das Problem nicht, da kein wörtliches Gegenteil möglich ist und daher beide Schreibweisen unmißverständlich sind. Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 19.10.2010 um 12.35 Uhr
Festkochende Kartoffeln. Ich würde den Eintrag in keinem Wörterbuch vermissen.
Fest kochende Kartoffeln? Ich kann fest (zu-)schlagen, aber ein Brett tu’ ich festnageln, eine Ladung festzurren, ein Boot festmachen.
Joachim Gauck schreibt in GEO 10/10 vom Café in der Hufelandstraße, er habe dem selbst gebackenen Marmorkuchen nicht widerstehen können. Ich nehme nicht an, daß er den Kuchen aus seiner Tasche zog und verspeiste. Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2010 um 09.20 Uhr
Ist das eine Sachfrage, oder gilt sie der Getrenntschreibung? Leider habe ich den Eintrag in meinem Wörterbuch vergessen. Ich würde vorschlagen: fakultative Zusammenschreibung, wie auch beim Gegenteil: mehlig kochend. Festkochende Kartoffeln braucht man z. B. für Kartoffelsalat und Fritten, mehligkochende für Kartoffelbrei und als Pellkartoffeln. Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 18.10.2010 um 21.14 Uhr
In Kochrezepten liest man in der Zutatenliste gelegentlich "fest kochende" Erdäpfel, etwa hier: http://burgenland.orf.at/magazin/imland/mahlzeit/stories/475629/ Was ist gemeint?
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande
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Dieser Beitrag wurde am 26.07.2010 um 22.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6652
hierherzukommen ist jedenfalls dudenkonform.
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Robert Roth
Gau-Algesheim
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Dieser Beitrag wurde am 26.07.2010 um 20.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6651
"dort hinzugehen" ( wie z.B. zur Loveparade) käme mir niemals in den Sinn, so wie auch : von hier (von diesem Ort) wegzugehen. Habe ich die Wahl, hierhin oder dorthin zu gehen, würde ich das eben so schreiben. Es kommt darauf an, was ich ausdrücken will. Das verlangt natürlich Sprachgefühl. Dann gibt es auch: dorthin (zu Fuß) zu gehen, ist mir viel zu weit, ich nehme das Fahrrad! Ich denke, das kann man kaum in eine Regel pressen.
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Klaus Achenbach
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 26.07.2010 um 20.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6650
Getrenntschreibung total
in der FAZ vom 26.07.:
"... weil die Polizei auch in der Innenstadt davor warnte, dort hin zu gehen."
Leider sind solche krasse Getrenntschreibungen in der FAZ immer haeufiger zu finden.
Aber wie sollte man am besten schreiben: dorthin zu gehen oder dort hinzugehen oder gar (wohl nicht dudenkonform) dorthinzugehen?
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Manfred Riemer
Mannheim
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Dieser Beitrag wurde am 24.02.2010 um 10.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6089
Lieber Herr Achenbach, danke, es war aber nicht meine Frage, sondern die von "Partizipbrot" (126#6079). Sicher gibt es mehrere Gründe, ich hatte nur den einen genannt, so "daß jeder es versteht". Mit Beamtendeutsch hatte ich nicht eine komplizierte Satzstruktur, sondern eine unnötige Häufung von Substantiven gemeint, wie hier der erfolgende Eintritt des Ereignisses anstatt das eintretende Ereignis (noch besser: ereignet sich).
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Klaus Achenbach
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 24.02.2010 um 08.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6086
Noch zu der pollensammelnden Biene:
Es trifft nicht zu (falls es so gemeint war), daß nur die Getrenntschreibung Pollen sammelnde Biene "dem vorreformatorischen Usus" entspräche. Vielmehr handelt es sich um einen Fall, wo nach dem alten Duden je nach Aussageabsicht Getrennt- und Zusammenschreibung möglich war. Dudenbeispiele dafür waren laubtragende/Laub tragende Bäume oder leichtverdauliche/leicht verdauliche Speisen. Im Gegensatz zu den Amtlichen Regeln von 2006, wo diese Schreibungen bloße willkürliche Schreibvarianten sind, verband der alte Duden durchaus einen Bedeutungsunterschied mit den verschieden Schreibungen.
Im vorliegenden Fall geht es darum, ob beabsichtigt ist, mit dem Photo eine Biene, wie sie gerade Pollen sammelt, zu zeigen, oder ob die Absicht ist, irgendeine Biene zu zeigen, und diese dargestellte Biene zufälligerweise gerade Pollen sammelt. Im ersten Fall wäre Zusammenschreibung, im zweiten Fall Getrenntschreibung "richtig". Ich meine, der Beispielssatz "das Foto zeigt eine pollensammelnde Biene ...." legt eher die erste Bedeutung nahe. Sonst würde man vielleicht sagen: "Das Foto zeigt eine Biene. Man sieht sie, wie sie gerade Pollen sammelt."
Die Einschränkung der Zusammenschreibung auf eine "kategorisierende" Bedeutung (etwa wie in fleischfressende Pflanze) erscheint mir zu eng. Der alte Duden hat in seinen verschiedenen Inkarnationen den Unterschied zwischen den Schreibungen verschieden, aber nie sehr klar, zu begründen versucht. Am schwächsten war die Darstellung in den Regeln von 1991 mit der völlig nichtssagenden Formulierung "... werden zusammengeschrieben, wenn sie als Einheit empfunden werden". Der Problemfälle-Duden von 1985 unterscheidet dagegen "charakterisierende" und "klassenbildende" ("kategorisierende") Bedeutung. Leider sind auch diese Begriffe nicht sehr klar.
Entscheidend scheint mir zu sein, ob das Attribut das Substantiv genauer bestimmt (definiert) oder nur eine ergänzende Information liefert (substantielles oder akzidentielles Attribut). Man kann das vergleichen mit der Kommasetzung bei Relativsätzen im Englischen und Französischen. Dort wird das Komma nicht gesetzt, wenn es sich um eine "defining clause" handelt. Der Unterschied zwischen einer pollensammelnden Biene und einer Pollen sammelnden Biene entspräche daher dem Unterschied zwischen einer Biene die Pollen sammelt und einer Biene, die Pollen sammelt.
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Klaus Achenbach
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 24.02.2010 um 04.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6085
Es gibt nichts, was man im Internet nicht finden kann, z.B. widererwartend, wiedererwartend, widererwartens, wiedererwartens, widererwartends, wiedererwartends, widerwillend (selbst in Wikipedia), widerwillens usw.
Lohnt es sich, über solche Verballhornungen zu diskutieren?
Ich glaube nicht. Dennoch will ich versuchen, lieber Herr Riemer, Ihre Frage, warum genau widererwartend "falsch" sei, zu beantworten:
1. Es handelt sich um eine Verballhornung von wider Erwarten, die sich wohl aus der Verwechslung der Präposition und der Vorsilbe wider ergibt.
2. Es gibt kein Verb widererwarten.
3. Es gibt das Verb schon deshalb nicht, weil die beiden Vorsilben sich widersprächen. Immerhin denkbar wäre vielleicht ein Verb widerwarten.
4. Sie haben recht, daß die Vorsilbe wider nicht mit anderen Vorsilben auftritt. Überhaupt treten die Vorsilben, die "untrennbare Verben" bilden, nie (oder fast nie) doppelt auf. Eine Ausnahme ist die Vorsilbe miß-, die aber auch sonst eine Ausnahme und ein Zwischending zwischen Vorsilbe und Verbzusatz ist.
5. Das Partizip der Gegenwart hat aktivische Bedeutung. Also kann es keinen widererwartenden Eintritt des Ereignisses geben, da der Eintritt nichts erwarten oder widererwarten kann.
6. Dagegen hat der Ausdruck zu erwartend (auch als Gerundivum bezeichnet) passivische Bedeutung und sollte nicht mit dem Partizip verwechselt werden.
7. Der Ausdruck wider Erwarten ist ein adverbialer Ausdruck. Daher ist die adjektivische Verwendung widererwartendes Ereignis eine doppelte Verballhornung.
8. Die "komplizierte Satzstruktur" der wider Erwarten erfolgende Eintritt des Ereignisses hat nichts mit Beamtendeutsch zu tun, sondern ergibt sich aus diesem adverbialen Charakter.
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Urs Bärlein
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Dieser Beitrag wurde am 23.02.2010 um 14.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6084
Vielleicht rührt widererwartend auch daher, daß der Schreiber glaubt, hinter wider müsse ein Genitiv stehen, ähnlich wie hinter wegen und, vermeintlich, trotz. Da aber wider Erwartens offensichtlich nicht geht, zieht er sich anders aus der Affäre. Daß er von wider überhaupt noch Gebrauch macht, dürfte an den hübsch kurzen Ausdrücken liegen, die zu bilden es erlaubt, statt z.B. obwohl anders erwartet oder entgegen der Erwartung.
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Manfred Riemer
Mannheim
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Dieser Beitrag wurde am 23.02.2010 um 09.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6083
Daß derjenige mit wider Erwarten nichts mehr anfangen kann, liegt m.E. an der damit verbundenen komplizierteren Satzstruktur. Man benötigt ein zusätzliches Partizip oder muß durch Umformulieren das Beamtendeutsch (viele Substantive) entschärfen, oder man muß wider Erwarten nach hinten rücken:
- der wider Erwarten erfolgende Eintritt des Ereignisses - das wider Erwarten eintretende Ereignis - der Eintritt des Ereignisses wider Erwarten
Wer statt dessen das Wort *widererwartend bildet, versucht damit vielleicht, die ihm zu gehoben klingende Ausdrucksweise zu umgehen und eine einfache (um nicht zu sagen: auf Denkfaulheit beruhende) Grammatik zu benutzen.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 23.02.2010 um 01.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6081
wider- ist insgesamt nicht mehr produktiv, manche Bildungen wie widerraten oder widersetzlich sind auch schon obsolet. Wer widererwartend schreibt, zeigt unwillkürlich, daß er mit wider Erwarten nichts (mehr) anfangen kann.
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Manfred Riemer
Mannheim
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Dieser Beitrag wurde am 22.02.2010 um 23.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6080
Aber warum genau ist "widererwartend" falsch?
1.: *der widererwartende Eintritt des Ereignisses 2.: der nicht zu erwartende Eintritt / nichtzuerwartende Eintritt
Wenn 2. geht, warum geht dann nicht auch 1., warum nicht wenigstens analog zu 2.: 2´.: *der widerzuerwartende Eintritt des Ereignisses?
Es gibt vielleicht auch semantische Gründe (wider ist nicht nur Verneinung wie nicht), aber der einfachste Grund ist wohl dieser:
Wider steht nur bei einfachen Verben ohne Präfix oder Verbzusatz. Ich kenne kein einziges Verb mit irgendeinem Zusatz oder einer Vorsilbe, welches man mit wider verbinden kann. Deshalb (wegen er-) geht einem auch widererwarten sowie das daraus gebildete Partizip "bis in die Knochenhaut".
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Dieser Beitrag wurde am 22.02.2010 um 22.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6079
Kommentar von R. M., verfaßt am 22.02.2010 um 17.58 Uhr Wie man an Beispielen wie widererwartend gut sieht, liegt der Verwendung eine Verwechslung mit wider Erwarten zugrunde, was wiederum mit dem Obsoletwerden von wider zu tun hat. – Solche Fragen gehören ins Forum.
Kommentar von Partizipbrot, verfaßt am 22.02.2010 um 17.08 Uhr
Es begegnet jetzt ab und zu der Ausdruck "widererwartend", z. B. "der widererwartende Eintritt des Ereignisses", teilweise auch als "wiedererwartend". Daß dieses Wort grundfalsch ist, spüre ich bis in die Knochenhaut. Aber warum genau ist es falsch? Wer kann es so erklären, daß jeder es versteht?
Unter "wiedererwartend" könnte ich mir nur jemanden vorstellen, der schon wieder etwas erwartet, aber nichts im vom Benutzer gemeinten Sinn.
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 22.02.2010 um 21.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6078
Lieber Herr Markner,
besten Dank für Ihre rasche Antwort und auch den Hinweis auf den Krit. Kommentar von Herrn Ickler, den ich nachgelesen habe. Jetzt ist die Sache für mich klar.
Obwohl ich früher viel sicherer war in solchen Dingen, zeigt die tägliche Lektüre der Tagespresse mit ihrer ständig wechselnden Anwendung der Reformregeln und der vielfachen Übergeneralisierung ebenso wie das Lesen anderer Schriften (Publikationen, Berichte, E-Mails) leider ihre Wirkung. Während ich früher nur selten nachschlagen mußte, nehme ich heute immer öfter meinen alten Duden oder den Ickler zur Hand. Dies ist umso ärgerlicher und trägt zur Verwirrung bei, wenn man persönlich die klassische Rechtschreibung beibehält, aber dies bei Texten, die man für Behörden oder öffentliche Einrichtungen verfaßt, nicht akzeptiert wird. So muß ich derzeit für eine der Öffentlichkeit zugängliche Ausstellung Texte verfassen, bei denen ich auf bestimmte Begriffe aus fachlichen Gründen nicht verzichten kann (z. B. Stengel bzw. Stängel), von der Heyseschen s-Schreibung ganz abgesehen.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 22.02.2010 um 19.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6077
Der Einwand ist berechtigt. Die Getrenntschreibung entspricht hier auch dem vorreformatorischen Usus, vgl. Ickler: Kritischer Kommentar zu § 36:
»Die herkömmliche Begründung lautet vielmehr: Blut saugend wird getrennt geschrieben, wenn es sich um die Beschreibung eines aktuellen Vorgangs handelt: Die Zecke sitzt Blut saugend im Fell des Hundes. Zusammen schreibt man, wenn es sich um eine Klassifikation handelt: Die Zecke ist ein blutsaugendes Tier, sie ernährt sich blutsaugend.«
Natürlich besteht die Gefahr der Haarspalterei – die Entscheidung für oder gegen die Getrenntschreibung wird man bei dem Satz Das Foto zeigt ein benzinsparendes Modell nicht davon abhängig machen wollen, ob der Motor läuft oder nicht.
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Paul Westrich
Kusterdingen
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Dieser Beitrag wurde am 22.02.2010 um 18.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#6076
Ich hoffe, daß meine Frage zu dieser Rubrik paßt.
Ich hatte jüngst eine heftige Diskussion über die Getrennt- bzw. Zusammenschreibung einer Verbindung aus Substantiv und Partizip 1, die, wenn ich richtig informiert bin, nach der RSR sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben werden kann. Der konkrete Fall: Ein Foto auf einem Poster zeigt eine Biene, die gerade dabei ist, auf einer Blüte Pollen zu sammeln. Ich hatte in der Legende geschrieben: "Das Foto zeigt eine pollensammelnde Biene ....". Man hielt mir entgegen, daß hier getrennt geschrieben werden müsse, da man ja das Tier bei der Arbeit sieht und es sich nicht um ein diese Insekten allgemein charakterisierendes Partizip handelt. Also: "Das Foto zeigt eine Pollen sammelnde Biene." So wie man auf der einen Seite von grasfressenden Säugetieren sprechen würde, auf der anderen Seite aber ein Foto eines Tieres, das gerade Gras frißt, beschrieben werden könnte mit "Hier sehen Sie ein Gras fressendes Pferd".
Unabhängig von den "neuen" Regeln der RSR: Was ist in dem von mir beschriebenen Fall besseres Deutsch? Und hat man vor der RSR in solchen Fällen stets zusammengeschrieben, so wie ich es gefühlsmäßig gemacht habe?
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Dieser Beitrag wurde am 20.10.2008 um 16.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#4089
Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.10.2008 um 11.30 Uhr
Nach meiner Auffassung sind "Homonyme" ursprünglich ganz unterschiedliche Wörter, die im Zuge der Sprachentwicklung in Schreibweise und Aussprache zusammengefallen sind (besonders zahlreich in der englischen Sprache), und "Polyseme" Wörter aus dem gleichem Urprungswort, die sich zu unterschiedlichen Bedeutungen auseinanderentwickelt haben (besonders zahlreich in der altgriechischen Sprache). Ich halte es für wichtig, diese beiden Begriffe auseinanderzuhalten. Aus meiner Kenntnis vieler indoeuropäischer Sprachen glaube ich, daß die deutsche Sprache im Vergleich zu anderen viel weniger Urprungswörter besitzt und deswegen sich aus diesen sehr oft mehrere unterschiedliche Bedeutungen entwickelt haben Kommentar von Kelkin, verfaßt am 20.10.2008 um 09.34 Uhr
Seit Einführung der Studiengebühren sind viele Studenten abgebrannt. Vielleicht gibt es deswegen so viele 'frisch gebackene' Studenten. Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz zu diesem Eintrag, verfaßt am 20.10.2008 um 07.10 Uhr
Wenn Fahrzeuge „zusammen stoßen“
Mein laienhafter Versuch einer Erklärung: Das Wort „zusammen“ (Ist das eine Partikel?) trägt auch die Bedeutung von „gemeinsam“, „zu zweit“. Die potentiell unterschiedlichen Bedeutungen ein und desselben Wortes (Homonyme?) sind wohl die Hauptsache für die diesbezügliche Unterscheidungsschreibung (zusammen oder getrennt). Die zitierte Meldung hat durch die Getrenntschreibung eine ungewollte Aussagekraft.
Wenn in Drewitz eine Straßenbahn und ein Auto zusammen stoßen, dann bedeutet dies, sie stoßen gemeinsam etwas. Sie haben zu zweit gestoßen (wen oder was auch immer). In diesem Fall kann nur die Zusammenschreibung für Eindeutigkeit sorgen. Die Meldung wirkt erheiternd. Wenn ich dergleichen lese, regt sich in meinem Kopf regelmäßig der Spaßmacher zu Wort. »Gestern Morgen haben sich in Drewitz eine Straßenbahn und ein Opel zusammen gestoßen.«
Aus der Tatsache, daß manche kleinen Wörter ein breites Bedeutungsspektrum besitzen, folgt die Erklärung, weshalb starre Regeln für die Zusammen- und Getrenntschreibung nicht aufgestellt werden können. Wo immer ein Wort (wohl, selbst ...) ein reiches „Homonymleben“ besitzt bzw. als Floskel dienen kann, ist starres Getrenntschreiben à la 1996 irreführend, mit teilweise lächerlichen Ergebnissen.
etwas ist wohlbekannt = wohl als Steigerungsform, sehr bekannt es ist ihm wohl bekannt = wohl als anderes Wort für wahrscheinlich selbstgestrickte Socken sind warm = in Eigenfertigung hergestellt selbst gestrickte Socken = selbst als anderer Begriff für sogar
An Weihnachten können wir wahrscheinlich überall lesen, daß selbst (sogar) Gebackenes gut schmecken kann!
Mitleser dieses Formus werden aufgrund ihrer sprachwissenschaftlichen Kenntnisse präziser formulieren und plastischere Beispiele beibringen können, als mir dies möglich ist.
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Dieser Beitrag wurde am 03.07.2008 um 22.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#3567
Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 03.07.2008 um 20.06 Uhr
Zum Satz: "Hatten zum Beispiel die Reformer das alte Wort wohlbekannt vernichtet, indem sie es in seine Teile wohl und bekannt auflösten, so anerkennt der Rat die Zusammensetzung wieder, aber nur als Variante: Der wohl bekannte Schriftsteller soll dasselbe sein wie der wohlbekannte Schriftsteller. Das ist falsch."
Ich muß gestehen, daß mir dieser Zusammenhang noch immer nicht ganz klar ist. Ich stelle meine Frage nur deshalb hier ein, weil meine Wörter- und Grammatikbücher hier nicht klar Stellung beziehen. Wie ist es mit dem Satz: "Der Schriftsteller ist wohl_bekannt", wenn der wohlbekannte, also der sehr bekannte Schriftsteller gemeint ist? Nach meiner bisherigen persönlichen Auslegung tritt hier auch herkömmlich Getrenntschreibung ein, denn ich betone ja "wohl bekannt"; erst attributiv wird es in der Betonung der "wohlbekannte" Schriftsteller. Ich finde die Beispiele in meinen Büchern deshalb ungeeignet, weil sie alle nur den attributiven Gebrauch aufführen, nicht aber den prädikativen.
Ich bitte ggf. um Korrektur. Es kann ja gut sein, daß ich falsch liege, sogar, daß ich falsch betone, was mich dann allerdings schon bekümmerte und kränkte.
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Dieser Beitrag wurde am 26.06.2008 um 13.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#3528
Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 26.06.2008 um 11.42 Uhr
Lieber Germanist,
ich unterscheide klar zwischen "zurecht" und "zu Recht", wenn mir auch bekannt ist, daß das ein typischer Fallstrick ist. Ob ich zurechtkomme oder zu Recht komme, sind für mich zwei verschiedene Paar Schuh mit völlig unterschiedlicher Bedeutung, ein Unterschied, der auch in meiner Betonung hörbar wird.
Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.06.2008 um 11.31 Uhr
Es ist weniger wichtig, daß "zurecht" bei Zusammenschreibung Verbzusatz und bei Getrenntschreibung Adverb ist. Wichtiger sind vielmehr die beiden unterschiedlichen Bedeutungen von "zurecht": In "zurecht kommen" bedeutet es "mit Recht", in "zurechtkommen" so etwas wie "hinkommen", z.B. mit dem Geld. Die Ersetzung bedeutungsunterscheidender Schreibweisen durch sogenannte "Schreib-Varianten" ist das Grundübel der Reform, über das sich alle, die sich genau ausdrücken wollen, zurecht aufregen. Ich frage mich immer noch, ob das Absicht war oder Dummheit.
Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 26.06.2008 um 10.39 Uhr
Man möge mir bitte das "fortschrittliche" entweder durch "fortgeschrittene" ersetzen oder es einfach lächelnd ins rechte lesen. Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 26.06.2008 um 10.21 Uhr
Interessant ist in der Nebensache "zurecht kommen", das Herr Ickler aufgespießt hat. Wie kann diese Getrenntschreibung vermittelt werden? Eigentlich kann sie nur auswendig gelernt werden. Nach der Betonungsregel ist der Fall klar: es ist "zurechtkommen", nicht "zurecht kommen". Dabei muß ein Schreiber sich überhaupt keine Gedanken um die Wortarten machen, wie es vielleicht Germanisten möglich ist. Daß die Germanistik unsere Sprache mit einer Fülle von Fachbegriffen beschreiben kann, ehrt sie sehr, aber der durchschnittliche wie auch der fortschrittliche Schreiber wollen an dieser Stelle einfach nur wissen, ob sie getrennt oder zusammenschreiben sollen, und sie haben weder die Zeit noch die Lust dazu, jede Kleinigkeit nachzuschlagen.
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Dieser Beitrag wurde am 25.06.2008 um 17.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#3522
Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 25.06.2008 um 16.25 Uhr
Noch etwas zur GZS – Getrennt- und Zusammenschreibung, das muß ich hier hoffentlich nicht mehr erklären –: Mir scheint schön länger die Unterscheidung zwischen "auseinandersetzen" und "auseinander setzen" fraglich. Ich kann jemandem etwas auseinandersetzen, wenn ich mit ihm diskutiere, aber Schüler soll ich, wenn sie sich nicht vertragen, "auseinander setzen"? Wenn ich Schafe auseinandertreiben kann, kann ich auch Schüler auseinandersetzen. Vielleicht wäre es wünschenswert, hier eine Unterscheidung zu haben, aber in der deutschen Betonung fände diese Unterscheidung keine Berechtigung und wäre in der Wortwahl der SOK "zu fein gesponnen".
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 27.02.2008 um 13.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2997
Und wie wäre es, wenn es als "Von wegen ...!" gedacht ist, evtl. sogar mit einer gedachten Betonung auf der Ellipse?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 26.02.2008 um 22.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2992
"Also alles schon entschieden? Von wegen." Naja, so kann's Welt.de heute und jedermann sonst halt auch schreiben. Ich würd's aber als ein Wort schreiben. Aber auf mich hört ja niemand. Aber ich höre hier weder die Präposition "von" noch die "wegen" noch irgendwas, was mit gangbaren "Wegen" zu tun hätte.
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David Konietzko
Bad Homburg vor der Höhe
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Dieser Beitrag wurde am 07.02.2008 um 17.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2929
Das Adverb einmal ist im 16. Jahrhundert aus dem adverbialen Akkusativ ein Mal entstanden. Das Substantiv Mal ist hier zum Ableitungssuffix grammatikalisiert. Laut dem Rechtschreibduden von 1991 schreibt man jedoch immer noch ein Mal, wenn beide Bestandteile betont sind. Beispiele:
»Mindestens ein Mal im Jahr sollten die Schränke geleert werden, [...].« (Bundesverband d. dt. Standesbeamten e.V. [Hg.], Hausbuch für die deutsche Familie, Frankfurt a.M.: Verl. f. Standesamtwesen 1956, S. 138) »Um die Funktionen des Konsultativorgans der OECD auszuüben, kommen die Mitglieder der Beratenden Versammlung des Europarats mindestens ein Mal im Jahr mit den Mitgliedern der Parlamente der fünf Staaten zusammen, die der OECD angehören, ohne Mitglieder des Europarats zu sein.« (aus einem Beschluß der Beratenden Versammlung des Europarates, zitiert nach: o.A., Tagung der Beratenden Versammlung [30.04.60], in: Archiv der Gegenwart 30 [1960], S. 8366) »Übrigens, ein Mal würd ich Francine gern zu uns einladen.« (Johnson, Uwe, Jahrestage, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1970, S. 221) »Aber in Deutschland möchte ich nicht noch ein Mal leben.« (ebd., S. 421) »Sie hält de Rosnys Erkundigungen nach meinem Lebenslauf für die reine Anteilnahme, wie sie sich unter Freunden ein Mal schickt.« (ebd., S. 463) Es ist doch wohl gemeint, daß sich die Anteilnahme nun mal schickt, und nicht, daß sie sich nur ein einziges Mal schickt. Ein Druckfehler? »Und dann stellte er sich an die östliche Brüstung und schaute flußaufwärts, um wenigstens ein Mal alles auf sich zuströmen zu sehen; [...].« (Süskind, Patrick, Das Parfum, Zürich: Diogenes 1985, S. 77) »Dieser Zauberlehrling hätte alle Parfumeure Frankreichs mit Rezepten versorgen können, ohne sich zu wiederholen, ohne auch nur ein Mal etwas Minderwertiges oder auch nur Mittelmäßiges hervorzubringen.« (ebd., S. 117) »Er wollte sich ein Mal im Leben entäußern. Er wollte ein Mal im Leben sein wie andre Menschen auch [...]. Er wollte ein Mal, nur ein einziges Mal, in seiner wahren Existenz zur Kenntnis genommen werden [...].« (ebd., S. 306) »Nur ein Mal das Falsche gewählt.« (Elke Schmitter, Die Wende wenden, in: DIE ZEIT 10.09.1998, S. 51)
Ich würde in solchen Fällen die Betonung lieber durch Kursivschrift o.ä. kennzeichnen.
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Dieser Beitrag wurde am 06.02.2008 um 16.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2926
Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 06.02.2008 um 14.58 Uhr
Was ich zum Ausdruck bringen wollte, war, daß solche Proben nicht immer das richtige Ergebnis bringen müssen, wenn sie planlos eingesetzt werden.
Die Grammatik legt die Auseinanderschreibung zwar nahe, aber eben nur wegen der Ergänzung und im Zusammenhang mit ihr. Der Fall liegt ähnlich wie bei der Verbzusammenschreibung, je nachdem ob Distanzstellung vorliegt oder nicht. Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.02.2008 um 14.58 Uhr
Das heißt also, das Substantiv das Mal existiert zwar, es ist aber in seiner Anwendung eingeschränkt: Es kann mit unbestimmtem Artikel (ein, zwei, ...) und ohne Attribut (Zahlwort oder Pronomen) gar nicht benutzt werden, oder? Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.02.2008 um 13.41 Uhr
Ersetzungsprobe zur Diskussion gestellt: Ist "diesmal" oder "dieses Mal" gemeint? Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.02.2008 um 11.13 Uhr
Welche Ergänzungsprobe genau? Ich habe ja auch eine Ergänzung gemacht, die dann etwas Richtiges ergab. Hängt die Zusammenschreibung wirklich nur von der Betonung ab? Ich dachte, es müßte sich irgendwie grammatisch begründen lassen. Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 06.02.2008 um 10.18 Uhr
Es sieht nicht nur grottenfalsch aus. Aber da nach Reformanweisung die Hosen nur noch mit der Kneifzange zugemacht werden dürfen, ergibt die nun fällige Ergänzungsprobe die Falschschreibung. Die richtige Schreibung ergibt sich aus der Intonation als ein Wort oder als mehrere Wörter. Der Satz "Ein Mal ist kein Mal" wird schließlich auch anders gelesen als "Einmal ist keinmal".
Bald beginnen die Märchen so: Es war ein Mal eine einheitliche Rechtschreibung. Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.02.2008 um 09.49 Uhr
Könnte mir im Zusammenhang mit der Groß-Klein-Schreibung vielleicht jemand folgende Frage beantworten?
Ich schreibe natürlich einmal und nicht "Ich gehe ein Mal ins Kino." Aber dann gibt es noch dies: "Ich gehe ein einziges Mal ins Kino."
Während das erste grottenfalsch aussieht, ist das zweite richtig, obwohl nur ein einziges Wort dazukommt. Wie kann man denjenigen, die den ersten Satz mit dem zweiten begründen, erklären, daß die Schreibweise im ersten dennoch falsch ist?
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande
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Dieser Beitrag wurde am 17.12.2007 um 21.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2691
Der Rechtschreibduden (24. Aufl., 2006) empfiehlt Getrenntschreibung, ebenso Wahrigs »Ein Wort – eine Schreibung« (ebenfalls 2006).
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Urs Bärlein
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Dieser Beitrag wurde am 17.12.2007 um 21.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2690
Reformiert ist sowohl "zuhause" als auch "zu Hause" erlaubt, was deshalb eine ausnahmsweise gescheite Neuerung war, weil beides üblich ist, während der alte Duden nur "zu Hause" zuließ. Wie die derzeitige Dudenempfehlung lautet, weiß ich nicht. Die für die meisten Zeitungen maßgebliche Hausorthographie der Nachrichtenagenturen läßt nur "zu Hause" zu.
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Ruth Salber-Buchmüller
Mülheim-Ruhr
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Dieser Beitrag wurde am 17.12.2007 um 18.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2689
Hier sind beide gefragt – die GZS UND die Groß- und Kleinschreibung:
WAZ heute: "Marco ist zuhause"
Meine Frage ist: Gibt es heute nach DUDEN nur noch "zuhause"?
Da wird in der Regel alles Erdenkliche auseinandergerissen, aber hier ist's andersherum.
Bislang gab es "das Zuhause", was man eben hat oder nicht, und "zu Hause" als Lokalbestimmung.
Für eine Aufklärung wäre ich dankbar.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 05.10.2007 um 19.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2379
Lieber Herr Köster,
das Verb eintreten gefällt mir recht gut, wenn sein Subjekt auf Ereignisse, Geschehen, Vorgänge und dergleichen verweist. Zusammenschreibung tritt nicht (von selbst) ein, sondern man entscheidet sich für sie. Mir mißfällt also nicht das Verb, sondern die Darstellung der Rechtschreibung als Naturereignis, die / das der Schreiber einfach hinzunehmen hat.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 05.10.2007 um 15.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2378
Lieber Herr Schatte,
gefällt Ihnen das Verb eintreten an dieser Stelle nicht? Steht es denn nicht einigermaßen charmant da? Worauf Sie im weiteren Verlauf Ihres Beitrages hinauswollen, ist mir (wieder einmal) unklar. Immerhin umschwebt Ihre Worte die Aura des Enigmatischen und vielleicht Bedeutungsvollen . . . Von der Trappatoni-Rede wissen wir ja auch bis heute nicht, ob sie möglicherweise an den Grundfesten unserer Nation gerüttelt hat. :)
Lieber Gruß Ph.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 01.10.2007 um 13.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2368
Nebulös in übler Tradition, aber:
" [...] Zusammenschreibung eintrete [...]"
läßt Naturereignisse vermuten, wo der unvorbereitete Leser darauf baut, in solch großem Werke Regeln für seine Schreibentscheidungen finden zu können.
Ein Zeichen der Zeit scheint zu sein, daß sich nunmehr alle und jeder – auch beim Schreiben – aus ihrer Verantwortung stehlen können. Die "geregelte" Sprache hilft ihnen dabei. Demnächst kommen die eigenen Texte wahrscheinlich über uns.
Irgendwie erinnert das an gewisse Sitten in einem letztens verblichenen deutschen Mini-Reich, in dem genau dasselbe von Sprachmachern "trainiert" wurde. Das Verantwortungslose an sich scheint fröhlich und roh (bzw. kreativ) Schule zu machen.
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Arno Pielenz
Cottbus
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Dieser Beitrag wurde am 01.10.2007 um 09.19 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2366
Daß Verkehrsminister Tiefensee die Strafgelder für Verkehrssünder drastisch erhöhen will, scheint angesichts der allgemeinen Verlotterung der Fahrsitten nur konsequent: Sind bisher viele Verkehrsteilnehmer betrunken gefahren, wußte nun die Startseite von t-online zu melden: "Frau tot gefahren". Eine echte Geisterfahrerin.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 04.09.2007 um 11.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2275
Ich habe meinen Duden hier im Büro auch gerade nicht zur Hand – hier steht nur die 21. Gruselauflage von 96 herum! –, aber er drückt sich etwas nebulös so aus, daß Zusammenschreibung eintrete, wenn Zusatz und Partizip als »Einheit« empfunden würden. Ganz hilfreich wäre vielleicht auch ein Beispiel gewesen, das die Grenzen der Zusammenschreibung aufzeigt, die für mich bei veilchenblau bemalten eindeutig erreicht sind.
Möglicherweise finden Sie oftzitierten einfach nur deshalb auf den ersten Blick etwas merkwürdig, weil man es so selten liest. Ich sehe hier aber eine direkte Entsprechung zu vielzitierten.
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Karsten Bolz
Hofheim
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Dieser Beitrag wurde am 04.09.2007 um 10.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2274
quergelegt, neueröffnet, vielzitiert usw. sind ja alle in Ordnung, allerdings oftzitiert würde ich schon lieber getrennt schreiben. Eine Regel, daß in Verbindung mit dem 2. Partizip Zusammenschreibung eintreten soll oder gar muß, kenne ich nicht. Stand das so im Duden, 19. Auflage? (Habe gerade weder diesen noch einen anderen zur Hand.)
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 04.09.2007 um 10.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2273
Auch hier bin ich gestern zu neuen Erkenntnissen gelangt, habe ich doch in einer reformierten (!) Zeitung von quergelegten Beats und einer neueröffneten Schule gelesen. Diese Schreibweisen gefallen mir besser als die getrennten Varianten, auch wenn diese wohl ebenfalls denkbar sind, und so werde ich mich an vielzitierten, oftzitierten, blaubemalten (aber: veilchenblau bemalten), ernstgemeinten etc. halten, da hier die Betonung eindeutig auf der ersten Silbe liegt.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 02.09.2007 um 19.19 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2267
Ich komme noch einmal wiederholend auf mein weiter unten stehendes Problem zurück, weil ich mir nach wie vor nicht schlüssig bin, wie ich es nun halten sollte. Die traditionelle 19. Auflage des Dudens schlägt also vor:
– ein blaugestreifter Stoff, aber: der Stoff ist blau gestreift;
– die ernstgemeinte Anfrage, aber: die Anfrage ist ernst gemeint;
– ein vielbesprochener Fall, aber: der Fall wurde viel besprochen.
Warum sollte hier in Verbindung mit dem 2. Partizip Zusammenschreibung eintreten? Gibt es dafür irgendeinen triftigen Grund? Ich meine mich zu erinnern, daß Herr Ickler irgendwo sinngemäß schreibt, eine viel geliebte Hofdame oder ähnliches klinge ungewollt anzüglich, und wenn ich auch verstehe, was Herr Ickler meint, steht diese Äußerung doch etwas im Widerspruch zu seinem Wörterbuch, das bei eine viel_befahrene Straße (der Unterstrich stehe hier für den Icklerschen Bogen) die GZS freistellt. Ich finde diese Dudenregel wenig intuitiv – ist sie möglicherweise einfach etwas überkandidelt?
Deshalb meine Frage in die Runde, ob anderen Schreibern diese Regel überhaupt bekannt ist und ob sie diese auch gewissenhaft einhalten. Würde überhaupt irgendjemand von veilchenblaulackierten Autos schreiben? Herr Schatte hat darauf einmal geantwortet, auch attributiv könne stets getrennt geschrieben werden. Daß diese Freiheit besteht, ist unmittelbar einsichtig, interessant aber wäre, was im Einzelfall bevorzugt und für wünschenswert gehalten wird. Ich möchte deshalb einfach gerne noch ein paar weitere Meinungen dazu einholen, bevor ich hier bewußt vom Duden abrücke.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 24.08.2007 um 17.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2239
Welt.de, 24. Aug. Die Bindestriche sind meist zuverlässig fürs leichte Lesen gesetzt: "WELT ONLINE als Startseite." "WELT-ONLINE-Autorin Sandra Piske hat die schönsten Eilande ausgesucht." Aber dann geht's mit dem System doch durcheinander: "Doch trotz allem kam keine richtige Diskussion zu Stande." "Besorgniserregend ist aber auch, [...]" "Es geht Gottberg weder ums Schamhaare zählen noch ums Brustwarzenabkleben, [...]" (www.welt.de/fernsehen/article1129635/Wann_ist_im_Fernsehen_nackt_zu_nackt.html)
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 24.08.2007 um 14.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2237
Vermutlich hat der Verfasser nur vermag durch kann ersetzt, das zu aber zu streichen vergessen.
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Michael Schuchardt
Oberursel
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Dieser Beitrag wurde am 24.08.2007 um 13.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2236
"Das ... kann ich nicht zu sagen". Dies las ich gestern in einem Bericht. Es erscheint mir als typische Überinterpretation der RSR – oder irre ich mich da?
Der Verfasser war bemüht die RSR anzuwenden. Ob richtig oder falsch, ich sehe daran einmal mehr, was die RSR angerichtet hat.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 18.07.2007 um 19.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2081
Die Beiträge von Herrn Markner, Herrn Köster und Herrn Konietzko lassen es mir geraten erscheinen, noch ein Kriterium hinterdreinzuwerfen, damit keine Irrtümer entstehen.
Wiederholung: univerbierte Präpositionalphrasen wie "zustande" sollten generell mit ihren (wenigen Funktions-)verben zusammengeschrieben werden, um dem Lexikon Einträge von Wörtern zu ersparen, die es nicht gibt. Daher würde ich auch für "infragekommen, abhandenkommen" plädieren. In all diesen Fällen geht es um mehr oder wenig fest univerbierte Präpositionalphrasen.
Anders liegen die Dinge im Falle von Komposita jeder (Wort-)art. Diese sollten der Lesbarkeit halber und wegen ihrer völlig anderen syntaktischen Struktur nicht mit einer infiniten Verbform zusammengeschrieben werden. Aus didaktischen Gründen seien entsprechende Beispiele weggelassen, weil einmal erblickte Fehler sich bekanntlich am besten einprägen.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 14.07.2007 um 01.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2072
Zum Kontext der Geheimregel: In den Duden-Regeln wurde lediglich problematisiert, ob man zu Stande oder zustande schreiben solle, nicht aber, ob man zustande kommen oder zustandekommen schreiben solle. Die Präferenz für die Zusammenschreibung in diesen Fällen (nur ausnahmsweise, etwa bei aufgrund und auf Grund, ließ der Duden beide Schreibungen gelten; andererseits ließ er z. B. infrage gar nicht gelten) haben die Reformer in § 39 prompt aufgehoben. Diesen hat der Rat bekanntlich nicht angerührt. So ist es bei der obligatorischen Getrenntschreibung zustande kommen oder zu Stande kommen geblieben, während man andererseits die obligatorische Zusammenschreibung abhandenkommen neu eingeführt hat. Es wird eben alles immer einfacher.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 13.07.2007 um 22.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2071
David Konietzko: »Die Getrennt- und Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen läßt sich leider nicht lückenlos durch Regeln erfassen.«
So ist es. Ich nehme Herrn Ickler beim Wort und erlaube mir die Freiheit, hin und wieder sogar noch die von ihm abgesteckten Grenzen der Freiheit zu übertreten. Wenn das Ende des Dudenmonopols wenigstens in dieser Hinsicht etwas Konstruktives mit sich gebracht hätte, bestünde nicht nur Grund zum Wehklagen und zum Jammern, sondern auch zum Frohsinn.
Mir klingt Herrn Jochems' Satz im Ohr nach: »Die deutsche Schreibkultur wird die Jahre der Verwerfungen unbeschadet überstehen.« So gerne ich Herrn Jochems glauben würde: er selbst weist niemals einen konkreten Pfad, der Anlaß zur Hoffnung gäbe. Ich habe die große Befürchtung, einige wenige werden die traditionelle Orthographie nach bestem Wissen und Gewissen weiterpflegen und sich so immer weiter isolieren, während, frei nach Kohl, die Hunde bellen und die Karawane weiterzieht. Wie ergeht es einem Kamel in solch einer Karawane? Sein Gesichtsfeld ist doch völlig vom Hinterteil des vor ihm herziehenden Kamels ausgefüllt.
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David Konietzko
Bad Homburg vor der Höhe
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Dieser Beitrag wurde am 13.07.2007 um 22.14 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2070
Der alte Duden befolgte folgende Geheimregel, die im Regelteil nicht erwähnt wurde: Zusätze, die durch Zusammenrückung von Präposition und Substantiv entstanden sind, schreibt man vom Verb getrennt: beiseite legen, instand setzen, zugrunde liegen, zustande bringen usw. Für die attributiv gebrauchten Gerundiva war stets auch Zusammenschreibung zugelassen, manchmal auch für die Partizipien: das instandzusetzende Gerät, der zugrundeliegende Gedanke (neben das instand zu setzende Gerät, der zugrunde liegende Gedanke).
Im Icklerschen Wörterbuch sind in solchen Fällen meistens, aber nicht immer beide Schreibweisen angegeben. Getrennt- und Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen läßt sich leider nicht lückenlos durch Regeln erfassen.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 13.07.2007 um 21.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2069
Lieber Herr Konietzko, Herr Ickler führt in seinem Wörterbuch zutage fördern nur getrennt auf, bei Verbindungen mit zustande stellt er hingegen immerhin die Zusammenschreibung frei. (Ich weiß nicht genau, wie Herr Ickler persönlich schreibt, würde bei ihm aber immer noch ein zustande kommen vermuten.) In Ihre Dialektik möchte ich Ihnen nicht hineinreden, aber ich habe Herrn Schatte nicht so verstanden, daß es zustande kommen nicht geben könne. Er bevorzugt es eben nur nicht. Menschen wie ich, die gerne und aus Überzeugung zugutehalten schreiben, dürften bislang noch eine Minderheit darstellen. Deshalb habe ich aber nichts gegen die Schreibweise zugute halten – sie hat nur den Nachteil, daß sie allein durch ständiges Nachschlagen im Wörterbuch lernbar ist.
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David Konietzko
Bad Homburg vor der Höhe
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Dieser Beitrag wurde am 13.07.2007 um 21.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2068
Noch heute soll man z.B. zustande kommen schreiben, obwohl weder das deutsche Lexikon noch ein Wörterbuch des Deutschen ein Wort zustande hat (es gibt nur das Syntagma zu Stande). In aller Konsequenz müßte man also zustandekommen, zustandebringen schreiben (dürfen). So schreibe ich seit langem und werde auch von hartleibigen Redakteuren immer seltener "korrigiert".
Lieber Herr Schatte, Sie haben scheinbar einleuchtend begründet, warum Schreibungen wie zustande kommen eigentlich nicht vorkommen dürften. Daß sie es aber dennoch hinreichend oft tun, könnte auf Unangemessenheit der zugrundeliegenden linguistischen Theorie hinweisen. Der Wurm sitzt wohl in der Auffassung von Verbzusatzkonstruktionen als Zusammensetzungen.
Herr Ickler hat mehrmals, z. B. in seinem Wörterbuch (§§ 8–10) und in seinem „Kritischen Kommentar“, folgende Auffassung vertreten:
Eine „trennbare Zusammensetzung“ ist so unmöglich wie ein hölzernes Eisen. Da man die Bestandteile von „Zusammensetzungen“ wie aufstehen, heimgehen vertauschen (sie steht auf, er geht heim) und obendrein beliebig viele Wörter dazwischenschieben kann (sie steht frühmorgens immer widerwillig auf), handelt es sich in Wahrheit um Wortgruppen. In einigen Fällen ist Zusammenschreibung fest geworden, in den meisten schwankt der Usus.
Dies scheint mir sehr plausibel, und die Schreibung zustande kommen wäre rehabilitiert.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 13.07.2007 um 20.47 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2067
Vielen Dank, Herr Schatte. Damit wird mir einiges klarer, und ich sehe mich in meiner Hoffnung bestärkt, hier auf dem richtigen Dampfer zu sein. Es will mir einfach nicht einleuchten, warum es hervortreten, aber zutage treten heißen solle. Sowohl hervor als auch zutage sind betont und drücken eine Richtung aus – warum sollte ich nicht dem Weg der geringsten Gedankenanstrengung folgen und das andere wie das eine behandeln und gleichermaßen zusammenschreiben?
Insbesondere freut es mich zu hören, daß der Unterschied zwischen attributivem und prädikativem Gebrauch, den ich nunmehr verstanden zu haben hoffe, keinen Einfluß auf die Getrennt- und Zusammenschreibung haben muß. Diese Dudenregel behagt mir nicht, aus welchen Gründen auch immer, wohl weil ich sie kontraintuitiv finde und weil sie im Attributiven Unterscheidungsmöglichkeiten vom Tisch wischt; ich werde künftig den Duden diesbezüglich kritischer lesen.
Ich schätze Herrn Icklers Wörterbuch sehr, doch gerade in Fragen der GZS bietet es für meinen Geschmack zu viele Freiheiten. Gut, von Herrn Ickler habe ich gelernt, daß vieles, was im Duden fest vorgeschrieben ist, nicht reglementierbar ist, und für diese Erkenntnis bin ich ihm dankbar. Ich sympathisiere ja durchaus mit dem Ansatz, alles etwas weniger preußisch zu sehen. In Fragen des Alltags aber, wenn ich einfach konkret wissen möchte, wie es jetzt im Satz weitergehen sollte, läßt mich sein Wörterverzeichnis hin und wieder ratlos zurück.
Offen bleibt allerdings die Frage, ob ich dann konsequenterweise neben kaputtschlagen auch krankenhausreifschlagen schreiben sollte. Mir mißfällt diese Schreibweise, ganz eindeutig. Doch wo wäre die Grenze zu ziehen? Besteht hier möglicherweise eine Ähnlichkeit zu allzufern und allzu banal sowie zu soviel und so vieles, auch wenn es sich da um gänzlich andere Wortarten dreht?
PS. Wenn ich hier pauschal vom »Duden« spreche, meine ich den vorreformatorischen Duden, der mir in seiner 19. Auflage von 1986 vorliegt.
Die 21. Auflage steht übrigens auch in meinem Regal. Sie ist höchstens noch von historischem Interesse und wäre eigentlich in einem Wachsfigurenkabinett oder in einer Geisterbahn besser aufgehoben. Wer immer für diese erbärmliche Ausgabe verantwortlich zeichnet und sich heute noch zu Angelegenheiten unserer Rechtschreibung äußert, vielleicht sogar entscheidungs- oder weisungsbefugt wähnt, sollte zunächst einmal öffentlich die Frage beantworten, warum es seinerzeit geboten schien, das schöne deutsche Wort wiedersehen auseinanderzureißen. Ich finde, bereits dieser simple Eintrag offenbart die gesamte fachliche Inkompetenz der Reformbetreiber und zugleich die menschliche Tragödie, die hinter alldem stecken muß.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 13.07.2007 um 20.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2065
Lieber Herr Köster,
die syntaktische Unterscheidung des attributiven (die kaputtgeschlagenen Möbel) und des prädikativen (die Möbel sind kaputtgeschlagen) Gebrauchs eines Adjektivs oder Partizips sollte generell keinen Einfluß darauf haben, wie es zu schreiben ist. In der voranstehenden Schreibung der Beispiele wird im Lexikon das Verb kaputtschlagen angenommen. Und wenn es dieses Verb gibt, dann ist es diesem Verb graphemisch schnurzegal, in welcher syntaktischen Position sein Partizip gerade verwendet wird. Eben die in keiner Weise nachvollziehbare Regel des vorreformatorischen Duden für gewisse Ausnahmen sollte von vornherein als unsinnig ausgeschlossen werden.
Noch heute soll man z.B. zustande kommen schreiben, obwohl weder das deutsche Lexikon noch ein Wörterbuch des Deutschen ein Wort zustande hat (es gibt nur das Syntagma zu Stande). In aller Konsequenz müßte man also zustandekommen, zustandebringen schreiben (dürfen). So schreibe ich seit langem und werde auch von hartleibigen Redakteuren immer seltener "korrigiert".
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 12.07.2007 um 14.26 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2054
Hm. Nun gab es viel Kluges in diesem Strang zu lesen, aber meine Fragen sehe ich leider nicht beantwortet.
Wer kann Orientierung bieten? Heißt es kaputt schlagen oder kaputtschlagen? Und wie steht es um das derart Beschädigte? Ist es hernach das kaputt geschlagene Mobiliar oder in jedem Falle das kaputtgeschlagene Mobiliar? Leider kann ich mit solchen Fachbegriffen wie »attributiv« und »prädikativ«, die hier möglicherweise eine Rolle spielen, nicht sicher jonglieren . . . Für eine klärende Auskunft wäre ich nach wie vor dankbar.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 10.07.2007 um 09.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2047
Lieber Herr Konietzko,
Sie haben meinen Kurztext offenbar gründlich mißverstanden. Die (graphemische) Univerbierung ist nach aller Semiotik ein Anzeichen dafür, daß das Basislement (i.e. "das Verb", genauer: das Partizip oder der Infinitiv) ausgeschlossen ist aus der Menge der Elemente, die als Satzfokus oder Satznebenfokus fungieren können. Von "besonders starker Betonung" (was auch immer das sein mag) war nicht die Rede. Es geht nicht um die Graduierung der Betonbarkeit des integrierten Elements, sondern um die "Unbetonbarkeit" des integrierenden verbalen Bestandteils der Univerbierung. D.h., das integrierte Element muß nicht oppositiv, korrektiv, alternativ, exklusiv etc. pp. verwendet sein. Es geht – noch einmal en nuce – um den Ausschluß des integrierenden Elements ("das Verb") aus der Menge der fokussierbaren Elemente. Wenn Ihnen auch das unklar bleibt, werfe ich bereitwillig das Handtuch.
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David Konietzko
Bad Homburg vor der Höhe
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Dieser Beitrag wurde am 08.07.2007 um 20.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2045
Ich meine Herrn Schattes Beitrag ungefähr verstanden zu haben. Hier meine Übersetzung:
Verbzusätze können (meistens: müssen) mit Verben zusammengeschrieben werden, wenn sie nicht mehr durch besonders starke Betonung (zur Kennzeichnung eines Gegensatzes usw.) hervorgehoben werden können.
Vielleicht ist das so gemeint, daß Verbzusatzkonstruktionen sowieso auf dem Zusatz betont werden, so daß die Betonung nicht zur Hervorhebung dienen kann.
(Prof. Schatte scheint zusammengeschriebene Verbzusatzkonstruktionen als Univerbierungen zu betrachten; Prof. Ickler hat – wie ich finde: triftige – Gegenargumente gebracht.)
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 08.07.2007 um 18.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2043
Verehrter Herr Schatte,
obgleich es mich freut, daß Sie meinen ungeordneten Überlegungen offenbar das eine oder andere Sinnvolle abgewinnen konnten, muß ich Ihnen leider mitteilen, daß mir durch Ihre Ausführungen überhaupt nichts klarer geworden ist. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihren Beitrag noch einmal so zu formulieren, daß auch ein Laie wie ich ihn verstehen kann?
Herzlichst Ihr Ph. K.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 08.07.2007 um 13.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2038
Die von Herrn Köster angepeilte Regel wird klarer, wenn man dazusagt, daß die Zusammenschreibung eine (meist notwendige) Kennzeichnung dessen ist, daß das infinite Prädikatselement keinen Unterscheidungs-, Hervorhebungs-, Oppositionsakzent etc. (mehr) auf sich ziehen kann; wie im Falle von Komposita überhaupt. In linguistischer Rede würde man wahrscheinlich sagen, daß durch die – graphemisch mit Zusammenschreibung angezeigte – Univerbierung das "Verb" fokusunfähig macht. Bitte Fokus nicht verwechseln mit Skopus, wie seit Joachim Jacobs eingeführter fundamentaler Verwirrung leider schon fast üblich.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 08.07.2007 um 09.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=126#2035
Verschiedentlich ist auf diesen Seiten zu hören und auch zu besichtigen, daß einige Teilnehmer hier bewußt von der GZS abrücken, wie sie der Duden bis 96 vorschlug. (Herr Ickler spricht irgendwo klar machen vs. klarmachen an.) Mich würde interessieren, welche Gesetzmäßigkeiten da zugrundegelegt (oder zugrunde gelegt?) werden. Wünschenswert ist in jedem Fall, weitestgehend auf ein Wörterbuch verzichten zu können.
Ich neige eigentlich bei Verben immer dann zur Zusammenschreibung, wenn das Erstglied betont ist und einen Richtungs- oder Resultativzusatz darstellt:
– am Ufer entlanglaufen, a b e r: am Ufer entlang laufen (und nicht fahren);
– beiseitelegen (ganz so wie weglegen);
– zufriedenstellen;
– vonstattengehen;
– kaputtmachen, kaputtschlagen, kaputttreten;
– freimachen (sich od. einen Weg);
– ernstnehmen, übelnehmen;
– totschlagen (tot schlagen sieht für mich merkwürdig aus).
Bei Verbindungen mit machen und schlagen beispielsweise bin ich allerdings nicht konsequent, denn ich würde intuitiv schreiben:
– Das Hin und Her der Rechtschreibreform hat mich mürbe gemacht (nicht mürbegemacht).
– Ein Freund, der den Streit zu schlichten versuchte, wurde krankenhausreif geschlagen (nicht krankenhausreifgeschlagen).
So kommt es also, daß ich in meiner eigenen Schrift nicht immer einen roten Faden zu erkennen vermag, obwohl ich mir große Mühe gebe, sorgfältig zu sein und den Feinheiten der GZS und auch der GKS, die mir weniger Schwierigkeiten bereitet, die gebotene Aufmerksamkeit zu schenken.
Der Duden schlägt bzw. schreibt in seiner 20. Auflage folgende Unterscheidungen vor:
– Der Vorschlag war ernst gemeint, a b e r: der ernstgemeinte Vorschlag.
– Ihr Kleid war rot gefärbt, a b e r: ihr rotgefärbtes Kleid.
Worin besteht eigentlich der Sinn dieser Regel? Ich bin erst auf sie gestoßen, als ich mich genauer mit der Reform auseinandersetzte, um meine anfängliche Skepsis (und spätere Ablehnung) als fundierte Kritik formulieren zu können. Ich bin mir sehr sicher, daß ich früher nie die Zusammenschreibung solcher Partizipien befolgt und dafür in der Schule auch keine Fehler angestrichen bekommen habe. Für eine klärende Auskunft wäre ich sehr dankbar.
Ich gebe zu, nun sind es sehr viele verschiedene Fragen geworden, die ich hier in einem einzigen Beitrag stelle. Doch ich lerne ja immer gern dazu, wenn es darum geht, meine GZS zu verbessern und, was mir sehr wichtig ist, intuitiv zu schreiben und das Wörterbuch dort zu lassen, wo es normalerweise stehen sollte: im Regal.
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