Kommentare zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?« |
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Kommentar von R. M., verfaßt am 07.02.2005 um 16.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#245
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Als Schimpfwörter waren die Bezeichnungen "Jude" und "Zigeuner" immer schon allenfalls in Anwendung auf Nichtjuden und Nichtzigeuner tauglich. Einen Zigeuner "Du Zigeuner!" anzuherrschen ist rhetorisch nicht sehr wirkungsvoll.
Die Lappen, gegen die in Deutschland noch nie jemand etwas gehabt hat, möchten nicht mehr Lappen genannt werden, sondern Samen. Das klingt nun allerdings auch nicht besonders gut.
Wie steht es eigentlich mit "Badenser"? Weiß jemand, warum das "als diskriminierend empfunden" wird? Und warnt der Duden davor?
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 07.02.2005 um 22.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#248
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Die Bezeichnung »Badenser« empfinden die Badenser komischerweise als beleidigend, aber das liegt ausschließlich daran, daß die Schwaben sie so bezeichnen. Würden die Schwaben sie als »Badener« bezeichnen, womit man jetzt der von ihnen beanspruchten Ehrerbietung Tribut zollen soll, würden sie sich darüber aufregen und auf die doch erlesener klingende Bezeichnung »Badenser« Wert legen (klingt doch so bedeutsam wie Waldenser, Hallenser oder gar Zisterzienser usw.). Sie revanchieren sich mit Sprüchen wie »Über Baden lacht die Sonne, über Schwaben die ganze Welt«. Als Württemberg, Baden und die preußische Enklave Hohenzollern zum sogenannten »Südweststaat« zusammengefaßt werden sollte, gab es eine Volksabstimmung, bei der die Württemberger für die Einvernahme des armen und ein wenig geringgeschätzten Nachbarn mit dem Slogan warben: »Baden verboten«. So grausam kann Diskriminierung sein.
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Kommentar von Fritz Koch, verfaßt am 08.02.2005 um 11.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#252
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Laut Michael Meier-Brügger, Indogermanische Sprachwissenschaft (Berlin 2000), ist für 'Indusgebiet' 'Sindhu' die Originalform, das die Griechen von den Persern als 'Hindu' kennenlernten und aus dem die ionischen Griechen 'Indu' machten.
Entsprechend ist 'Sinti' die indische Originalform von 'Hindi' und davon 'Inder' und der Originalname für die im Mittelgriechischen (Byzantinischen) als 'atsinganoi', älter 'athinganoi' (Unberührbare, von altgriechisch 'thingano' (berühren)) bezeichneten Einwanderer, deren Herkunft anscheinend unklar war, so daß sie im Neugriechischen auch als 'gyphtoi' (Ägypter) bezeichnet werden.
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Kommentar von C. Franken, verfaßt am 15.02.2005 um 20.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#302
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Es ist mir und jüdischen Freunden, die ich dazu befragte, unergründbar, was Herrn Jäckel dazu bewegt, sich als Nicht-Rom so vehement und unziemlich (»wenn er nicht endlich nachgibt...«) zu einer Frage von solcher Bedeutung zu äußern, wie es die Benennung der in Deutschland und in Europa lebenden Roma (die älteste Eigenbezeichnung in diesem Kontext, in politischen Angelegenheiten mittlerweile die üblichste supranational verwendete Bezeichnung), mithin 12 Millionen Menschen, die überdies in Europa über Jahrhunderte und bis heute aus rassistischem Impetus verfolgt und ermordet worden sind.
Auf der Grundlage spärlicher und doch wenigsagender Information, zwischen Aufschriften auf alten Grabsteinen und einem drei Jahre jungen Verein, der eine »autochtone Volksgruppe« als Zigeuner vertritt und sich dennoch erstaunlicherweise/unerklärlicherweise/paradoxerweise Sinti Allianz nennt, kommt Jäckel zu einer bedenklichen Befürwortung einer Fremdbezeichnung gegenüber Eigenbezeichnungen eines Volkes. Unter anderem beruht Jäckels Befürwortung des Begriffs »Zigeuner« einigermaßen bevormundend (wer will, darf auch...) auch auf einer Ableitung von Wortbestandteilen (eigentlich nur einzelnen Buchstaben in offensichtlich beliebiger Folge) aus einer griechischen Fehlbezeichnung für die Roma, die lediglich auf die Verwechslung der damaligen Einwanderer mit einer griechischen Sekte schließen läßt und zudem an die aus NS-Klassifikationen bekannten Pariah-Theorien gemahnt. (Übrigens Herr Koch, Klein-Ägypten lag nicht in Ägypten.)
Herr Markner und Herr Lachenmann, es geht hier, so meine ich Ihnen sagen zu müssen, nicht um die launige Rivalität, mit der Sie den Badenser ansprechen oder um den rhetorischen Wirkungsgrad ihrer Anrede von Sinti und Roma. Das Volk der Sinti und Roma spricht zwei Sprachen (das Romanes stellt die älteste noch gesprochene Sprache der Welt dar, obschon ein grammatischer Anteil durch das Griechische beeinflusst ist, das Sintitikes ist eine Tochtersprache des Romanes mit germanischem Anteil) und demzufolge verfügt das Volk der Sinti und Roma über diese aus bereits seit Jahrhunderten existierenden Eigenbezeichnungen gepaarte Bezeichnung. Das »und« dazwischen, Herr Jäckel, stammt genauso wenig von Nazis wie diese Eigenbezeichnungen. Pardon!
Nehmen Sie Ernst an, meine Herren, denn ihrer Vorfahren gedenkt das Mahnmal eindeutig nicht.
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 15.02.2005 um 20.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#303
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Nehmen Sie Ernst an, meine Herren, denn Ihrer Vorfahren gedenkt das Mahnmal eindeutig nicht.
Schade, Herr Franken, daß Sie sich diesen Schlußsatz unter Ihrem bis dorthin wirklich beherzigenswerten Beitrag nicht verkniffen haben. Mit dem Kommentar, der mir dazu auf der Zunge liegt, bringe ich das fertig.
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Kommentar von C. Franken, verfaßt am 15.02.2005 um 21.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#304
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Sehr geehrter Herr Lachenmann,
wieso ist das nicht auch "beherzigenswert"? Wer sich im Zusammenhang mit diesen tragischen, schrecklichen und gerade für Deutsche mehr als beschämenden Dingen (Ermordung, Verschweigen und bis heute in vielen Fällen Nicht-Entschädigung der Opfer), den humorigen Ton nicht verkneifen kann, der braucht sich auch ob der Kommentare, die mich betreffen, nicht so feinbeinig zu geben.
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Kommentar von Karl-Heinz Isleif, verfaßt am 15.02.2005 um 21.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#307
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Es gibt bekanntlich Wörter, die einfach belastet sind.
Etymologische oder analytische Begründungen und Analogien können 'beweisen', was sie wollen: Das Wort 'Zigeuner' wurde und wird abwertend gebraucht; das kann man nicht bestreiten, wenn man Deutsch kann. Mindestens in diesem Punkt irrt Herr Jäckel.
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 15.02.2005 um 21.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#308
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Sehr geehrter Herr Franken,
weder Herr Markner noch ich haben uns
im Zusammenhang mit diesen tragischen, schrecklichen und gerade für Deutsche mehr als beschämenden Dingen (Ermordung, Verschweigen und bis heute in vielen Fällen Nicht-Entschädigung der Opfer), in humorigem Ton geäußert.
Der Begriff »Zigeuner« (so wie der »Neger«) hat für mich persönlich nie etwas Diskriminierendes gehabt (da schon eher der »Badenser«, und da ging es, wie bei solchen nachbarlichen Rangeleien üblich, über gutmütige Frozzelei nie hinaus). Und das gilt natürlich auch für viele andere Menschen, vermutlich die meisten. Je nach Zusammenhang verbindet sich damit im Gegenteil ein sicherlich ebenso unzutreffendes Vorurteil von für uns Schwerblüter unerreichbarer Romantik und Freiheit. Erst durch diese unsäglichen Diskussionen bekommen diese Begriffe ihre diskriminierende Belastung.
Wenn man es mit dem Kampf gegen die Diskriminierung ernst meint, sollte man nicht die Begriffe in dieser Weise negativ aufladen, sondern das Diskriminieren sein lassen. Das aber fällt offensichtlich allen Seiten schwer.
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Kommentar von C. Franken, verfaßt am 15.02.2005 um 22.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#311
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Sehr geehrter Herr Lachenmann,
es geht hier nicht um einen "Begriff" und gar nicht darum, wie diskriminierend Sie persönlich den Begriff finden, sondern um die Verwendung einer Fremdbezeichnung für ein Volk, dessen Eigenbezeichnung bekannt ist. Die Eigenbezeichnung, die das Volk, mit dem wir zu tun haben, für sich offiziell wählt, sollten wir respektieren und uns, besonders wenn es um ein Mahnmal gegenüber einem Volk geht, eines Kommentars enthalten. Es ist auch ein bedenkliches Verfahren, eine kleinere Gruppe innerhalb dieses Volkes, die "unsere" Fremdbezeichnung teilweise akzeptiert, nun zu Gewährsleuten dafür zu machen, daß diese Fremdbezeichnung üblich und statthaft sei.
Wir sprechen Südafrikaner nicht als Neger an und wir nennen Inuit, gleichgültig aus welchem Land sie kommen und welchem Stamm sie angehören, nicht einfach Eskimos, obwohl der Bezeichnung Eskimo sicher nichts Diskriminierendes anhaftet, solange man mit Menschen nicht über ihre Speisekarte spricht.
Dass Jäckel mit seinen Einlassungen überhaupt eine Diskussion hervorrufen kann, ist mir als die deutsche Sprache sprechendem Menschen peinlich. Ich gehe einmal davon aus, daß alle Mitglieder der Forschungsgruppe Deutsche Sprache aus ihrer Argumentationsintegrität heraus dafür Verständnis haben.
Cornelia
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Kommentar von R. M., verfaßt am 15.02.2005 um 22.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#312
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Es geht nicht um einen vermeintlich sprachlogischen Unterschied zwischen Eigen- und Fremdbezeichnung. Es geht nur um das Hochspielen nationaler Empfindlichkeiten durch Funktionäre, deren Legitimation zumindest zweifelhaft ist.
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Kommentar von C. Franken, verfaßt am 15.02.2005 um 23.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#313
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Ganz recht, Herr Markner, es geht nicht um einen vermeintlich sprachlogischen Unterschied zwischen Eigen- und Fremdbezeichnung. Davon hat hier auch niemand gesprochen, weder vermeintlich noch nicht vermeintlich. Wollen Sie in diesem Punkt Konsistenz vorspiegeln?
Ja richtig, es geht "nur" darum, etwas hochzuspielen oder zu -spülen und damit gleichzeitig etwas herunterzuspielen.
Heruntergespielt werden in Folge des Artikels von Ihnen implizit auch die Anliegen des Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, der sich bereits seit zwei Jahrzehnten für eine finanzielle Entschädigung der Opfer einsetzt. Ist dieser in ihren Augen etwa ein "Funktionär, dessen Legitimation zumindest zweifelhaft ist"?
Zweite Frage: Wem unterstellen Sie welche nationale Empfindlichkeit? Und wem unterstellen Sie, diese hochzuspielen? Jäckel?
Was Sie hier hochspielen, ist doch eher, dass man der Sache nicht so recht trauen kann. Und da diese Haltung auch im Jäckelschen Artikel avisiert war, kam die Diskussion über Bezeichnungen des Volkes gelegen und die Bezeichnung "Zigeuner" mußte unbedingt wieder her. Das ganze ist eine sogenannte Schein- oder Schlußstrichdebatte. Sie machen das alle ganz gut, aber wie wir sehen, ist es mit ihrer Argumentationsintegrität doch nicht so weit her. Das ist schade.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 16.02.2005 um 00.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#314
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Da es sich, wie ich belehrt werde, ohnehin um eine Schlußstrichdebatte handelt, kann sie denn auch hiermit (jedenfalls was mich betrifft) beendet werden.
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Kommentar von Peter Lüber, verfaßt am 18.02.2005 um 07.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#331
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Wer seinen Namen ändert, wird vergessen.
Wenn der Name der Zigeuner einen schlechten Beigeschmack hat, dann stammt dieser Beigeschmack aus dem Munde verachtender Menschen, nicht aus dem Munde verachteter Menschen. Der Name der Zigeuner ist verankert im Bewußtsein aller deutschsprechenden Menschen, seit Jahrhunderten schon; er steht geschrieben in Handschriften und ist gedruckt zu lesen in Büchern. Die Zigeuner können stolz auf ihre Lebensweise sein, stolz auf ihre Kultur, die sie, trotzt aller Herabwürdigung durch Neider und Verfolger, bis auf den heutigen Tag bewahrt haben. Der Massenmord an den Zigeunern muß als das bezeichnet werden, was er war.
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 18.02.2005 um 11.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#338
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Daß Peter Lüber in Bezug auf die Bücher ganz recht hat, zeigt sich hier:
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/publikat/kronauer_zig_art.htm
Dies sind die Auszüge aus den Büchern, auf die sich Peter Lüber bezieht.
Oder aus der FAZ vom Dezember:
http://www.kath-zigeunerseelsorge.de/LD_Internet/Ausgaben2005/bis10/02/13.PDF
(s. Eintrag Markner)
Etwas anders als die Diskutanten hier sehen es die Roma:
http://rinchibarno.free.fr/rretc.htm
Sind die eigentlich verrückt, dass die da mitreden wollen?
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 18.02.2005 um 11.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#339
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Zu ihrer Information füge ich noch einen Link zu einem Artikel über Hermann Arnold bei, an den Sie sich ja rhetorisch anlehnen.
Wetten, dass Sie, nachdem gestern abend ein Posting verschwunden ist, dass diesbezüglich eine freundliche Frage an Sie richtete, jetzt gleich auf den Knopf drücken und den ganzen Thread löschen?
Das Seltsame ist nur, dass Sie dann noch keinen einzigen Sinto oder Roma danach gefragt haben werden, wie er genannt werden will.
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 18.02.2005 um 11.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#340
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http://www.lpb.bwue.de/publikat/sinti/sinti12.htm
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Kommentar von Gunnar Lippstedt, verfaßt am 18.02.2005 um 11.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#341
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Rose verwies diese Woche in einem Interview mit der Stuttgart darauf, daß "unter anderem mit Unterschriften von 1500 Holocaust-Überlebenden unserer Minderheit und mit Unterschriften von 210 Prominenten, darunter auch Altkanzler Helmut Schmidt, Paul Spiegel und Simon Wiesenthal" den Wunsch, das Herzog-Zitat und die Benennung Sinti und Roma auf dem Mahnmal zu sehen dokumentiert sei.
Ich möchte einmal die Frage stellen: wie viele der Opfer, die bis zu neun Jahre im KZ verbracht haben, glauben Sie, leben denn heute noch? Wie lange, glauben Sie, ist es uns noch gegeben, diesen Menschen den Wunsch zu erfüllen, sie wenigstens mit dem Namen zu nennen, mit dem sie genannt werden wollen?
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Kommentar von Peter Lüber, verfaßt am 18.02.2005 um 18.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#343
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Nach Karl-Heinz Isleifs Meinung gibt es „bekanntlich“ Wörter, „die einfach belastet sind“. Dem stimme ich zu – frage jedoch: belastet von wem oder von was? Ich vermute, von den heute noch vorherrschenden Vorurteilen jener, die sie, ihren Vorurteilen gemäß, gebrauchen. Es könnte also ein Vorsatz sein, diese bekannten Wörter von Vorurteilen zu befreien, anstatt sie aus dem Gedächtnis zu streichen.
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 18.02.2005 um 18.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#345
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Herr Grubbe hat seine Wette verloren. Weshalb sollte denn diese Diskussion gelöscht werden? Wer meint, auf dieser Internetseite auf der Suche nach Bösewichten fündig zu werden, die Hinterbliebenen des Holocaust, gleichgültig welcher Zugehörigkeit, den Respekt verweigern und ihren Anspruch auf angemessene Symbole ihrer Trauer und ihres Gedenkens in Abrede stellen, wird leer ausgehen. Solche Foren gibt es andernorts zur Genüge.
Kein vernünftiger Mensch, schon gar nicht, wenn er davon gar nicht unmittelbar betroffen ist, wird ernsthaft kritisieren, wenn bei dem Mahnmal, von dem hier die Rede ist, namentlich der ermordeten »Sinti und Roma« gedacht wird. Es ist aber festgestellt worden, daß dieser Begriff nicht alle Zigeunergruppen einschließt, die Holocaust-Opfer geworden sind. Das müssen die Betroffenen unter sich ausmachen. Schade ist es halt, beobachten zu müssen, daß, wie es scheint, es auch in diesem Fall solche Differenzierungs- oder gar Ausgrenzungsprobleme gibt und ausgerechnet die Betroffenen das Wort »Zigeuner« mit einer diskriminierenden Bedeutung befrachten, die es für Nicht-Zigeuner in der Regel nicht hat. Es wird ein schönes Wort beschädigt, das große Tradition und großen Zauber hat bzw. hatte.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 19.02.2005 um 01.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#353
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Herr Grubbe, ich pflege mich nicht an andere Leute »rhetorisch anzulehnen«, auch nicht an einen Hermann Arnold, dessen Name mir nichts sagt und dessen Arbeiten ich nicht kenne. Übrigens stammt die Formulierung der Nachricht nicht von mir, wie Sie anzunehmen scheinen. Die Stelle aus der lübischen Handschrift, »unde nomeden sik de secanen«, zeigt nochmals, daß eine Unterscheidung zwischen Eigen- und Fremdbezeichnung kaum sinnvoll ist.
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 19.02.2005 um 19.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#358
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Sie schreiben:
Es geht nur um das Hochspielen nationaler Empfindlichkeiten durch Funktionäre, deren Legitimation zumindest zweifelhaft ist.
Hermann Arnold drückt es fast genauso aus. Identität von 4 Wörtern.
Lesen Sies in dem Link zur FAZ nach.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 19.02.2005 um 20.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#360
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Ich hatte diesen Leserbrief weder gelesen noch mich an ihm in irgendeiner Weise orientiert, bin aber mit seinem letzten Absatz vollkommen einverstanden.
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 20.02.2005 um 15.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#366
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In einem Text, der den Porrajmos an den Sinti und Roma (als vorsätzlich) leugnet, stößt das Wort "Wahrheit" als mitgeführtes, eigenbezügliches Etikett sauer auf.
Arnold schreibt:
"Die Untaten des NS-Regimes lassen sich nicht ,,bewältigen" mit gutgemeinter Unwahrhaftigkeit, an der die Unbelehrbaren sich gläubig aufrichten, sondem nur durch entlarvende Wahrheit."
Was ist gutgemeinte Unwahrhaftigkeit?
Wer sind die Unbelehrbaren?
Was ist die entlarvende Wahrheit?
Herr Markner, wenn Sie mit diesem Satz vollkommen einverstanden sind, würde ich Sie bitten, mir zu erklären, wovon der Rassenhygieniker Arnold hier Ihrer Meinung nach spricht.
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 20.02.2005 um 16.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#368
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Um zu erläutern, warum ich diese Frage überhaupt stelle, füge ich Ihnen diesen Link bei
http://mitglied.lycos.de/falke33/trujal/GeschichtederSinti/rassenforschung.html
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 20.02.2005 um 17.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#369
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Sehr geehrter Herr Grubbe,
Ihr Engagement in allen Ehren. Ich habe die von Ihnen angegebenen Links aufgerufen, die Dokumente mit Interesse und Anteilnahme gelesen und kann Ihr Engagement durchaus verstehen.
Weshalb Sie aber auf unserer Seite mit dieser inquisitorischen Energie auf Biegen und Brechen einen Leugner oder Verharmloser der Naziverbrechen an Zigeunern ausfindig machen wollen, ist nach allem, was hier zu diesem Thema geschrieben wurde, nicht verständlich. Und es ist völlig aussichtslos, das habe ich Ihnen schon einmal gesagt, jedenfalls was die für die Redaktion Verantwortlichen und die uns bekannten Diskutanten betrifft.
Als Mitverantwortlicher für die Inhalte dieser Seite wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie auf weitere solche Versuche, die letztlich doch auch auf nichts anderes als auf Diskriminierung in umgekehrter Richtung hinauslaufen, verzichten würden.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.02.2005 um 17.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#370
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So ist es. Es wird auch Herrn Grubbe nicht entgangen sein, daß ich mich ausdrücklich nur mit dem betreffenden Absatz des Leserbriefs einverstanden erklärt habe. Über die voraufgehenden Absätze oder über den Autor, seine Biographie oder seine Intentionen habe ich mit Bedacht nichts gesagt. Denn es gehört nicht hierher; dies ist ein linguistisches Forum. Hier stand eigentlich nur zur Debatte, ob den Zigeunern damit gedient ist, wenn sie sich als Kollektiv umbenennen, oder ob überhaupt uns als Sprechern des Deutschen damit gedient ist. Meine Antwort ist: nein, und um zu dieser Antwort zu gelangen, bedarf es nicht der Hilfestellung durch einen Herrn Arnold.
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 20.02.2005 um 18.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#371
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Wenn Sie unter von Ihnen angegebenen Daten (die Meinung Eberhard Jäckels, eines Nicht-Roms, und Joszef Rashais, eines Roms ohne öffentliches Mandat der Sinti und Roma) hier eine seriöse Diskussion über Benennungen führen wollen, dann dürften Sie erlauben, dass Sie jemand aufklärt, was das noch involviert.
Ob Sie dabei den Umfang Ihrer Kenntnisse offenlegen oder einem Satz Hermann Arnolds zustimmen wollen, ist unerheblich.
Ich dachte, dass Sie mit Ihrer Threaderöffnung eine Frage diskutieren wollen (oder nicht?) und Meinungen dazu erwarten, ob der Begriff "Zigeuner" politisch diskriminiert.
Es sind darauf mehrere Antworten seitens der Sinti und Roma gefunden worden. Entscheidend ist jedoch, dass diese und vor allem die Opfer sich mehrheitlich geäußert haben.
Um Ihre Forschungsgruppe geht es dabei überhaupt nicht. Schon eher geht es aber um das, was Sie mit solchen sicher ganz arglosen Threads aufwerfen.
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 20.02.2005 um 18.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#372
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@Herrn Markner
Noch einmal in der Zusammenschau:
1) die "Zigeuner" benennen sich nicht um - dieses Volk nannte sich schon immer Roma, so ist das in der Geschichte und Sprache dieses aus Indien stammenden Volkes überliefert
2) da sie sich nicht umbenennen, kann man nicht darüber diskutieren, ob ihnen "damit" gedient ist
Ok?
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.02.2005 um 18.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#374
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Auch Minderheiten können recht haben. Auch »Nicht-Roma« und Personen ohne »öffentliche Mandate« können gute Argumente haben, so im Falle Eberhard Jäckels. Was Herr Grubbe zuletzt schreibt, überzeugt mich nicht; als »Zusammenschau« ist es dürftig.
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Kommentar von dpa, verfaßt am 28.02.2005 um 14.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#401
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»Keine Einigung zur Inschrift am Denkmal für Sinti und Roma
Berlin (dpa) - Der Streit über das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma in Berlin geht weiter. Ein Gespräch zwischen dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, Bundesratspräsident Matthias Platzeck (SPD) und Kultur- Staatsministerin Christina Weiss (parteilos) über die Denkmal-Inschrift blieb ergebnislos.
Bei dem Treffen im Kanzleramt in Berlin wies Rose den Kompromissvorschlag einer Initiative der kulturpolitischen Sprecher aller Fraktionen im Bundestag zurück. Demnach soll mit der Inschrift des Denkmals im Berliner Tiergarten an jene Menschen erinnert werden, «die von den Nationalsozialisten in ihrem menschenverachtenden Rassenwahn als Zigeuner in Deutschland und Europa verfolgt und ermordet wurden».
Der Begriff «Zigeuner» sei eine Beleidigung und Diffamierung für die Sinti und Roma, betonte Rose. Für den Zentralrat komme nur ein Zitat des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog in Frage. Dieser hatte 1997 erklärt, der Völkermord an den Sinti und Roma sei von den Nationalsozialisten mit dem gleichen Vernichtungswillen wie der Holocaust betrieben worden.
Zuvor hatte Rose im DeutschlandRadio Berlin mit einem Boykott der Einweihung gedroht. Sollte der Bau ohne Einigung begonnen werden, müsse sich Weiss überlegen, wer das Denkmal mit ihr einweihen wolle. «Die Überlebenden des Holocaust ganz bestimmt nicht», sagte Rose.
Weiss und Platzeck forderten Rose zum Einlenken auf. Mit der Inschrift sollten alle Sinti und Roma einverstanden sein. Die in Köln ansässige Sinti Allianz sprach sich gegen das Herzog-Zitat und für den Begriff «Zigeuner» in der Inschrift aus.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde der Platz für die Inschrift zunächst frei blieben, sagte Weiss. Statt dessen werde ein Text am Mahnmal den Streit dokumentieren. Dies sei aber die schlechteste aller Varianten, betonte Platzeck. Der Bau des Denkmals in der Nähe des Bundestages nach einem Entwurf des israelischen Künstlers Dani Karavan soll noch in diesem Jahr beginnen. Der Bund stellt dafür zwei Millionen Euro zur Verfügung.«
( Deutsche Presseagentur vom 28. Februar 2005, 14.07 Uhr )
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Kommentar von Jörg Metes, verfaßt am 06.03.2005 um 12.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#428
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Ist der Verlauf der Debatte um die Bezeichnung Zigeuner irgendwo dokumentiert? Gibt es eine Chronologie der Debatte? Wo kann man sie nachlesen? Gibt es auch in England, Frankreich oder Spanien Debatten um gipsy, tzigane oder gitano? Wo kann man über sie etwas nachlesen?
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Kommentar von R. M., verfaßt am 06.03.2005 um 20.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#430
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Auch im Niederländischen heißt es "zigeuner". Und natürlich ranken sich hier um das Wort die gleichen Legenden. "Veel Sinti en Roma beschouwen de term ‘zigeuner’ als een scheldwoord. Het woord zou afstammen van de Duitse samentrekking van ziehen (rondtrekken) en gauner (dief), zo is onder meer te lezen in Samen, het magazine voor woonwagenbewoners, Sinti en Roma. De term is hard op weg om de nigger-status te bemachtigen: een exclusief door de eigen groep te bezigen geuzennaam. De uit Hongaarse Roma bestaande rapgroep Fekete Vonat die vorig jaar Nederland aandeed, liet zich aankondigen onder de noemer ‘zigeunerrap’. En ook Kokalo Mirando noemt zijn orkest trots ‘zigeunerorkest’. Lalla Weiss: ‘Aan de benaming "zigeuner" kleven zoveel bloed en tranen dat je de term niet zomaar van tafel kunt vegen. Maar als ik mensen hoor praten over "een weekendje zigeuneren in Friesland" (rondtrekken met een huifkar) gaan mijn haren recht overeind staan.’" http://www.groene.nl/2000/9/jb_sinti.html .
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Kommentar von Hans Grubbe, verfaßt am 07.03.2005 um 00.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#436
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Hallo Herr Metes,
ein Artikel von Uwe Kalbe beschreibt die Situation sehr gut. Hier mein Link für Sie.
http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=68527&IDC=2
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Kommentar von Focus Magazin, verfaßt am 16.09.2005 um 00.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#1750
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»Schweige-Pflicht
Rheinland-pfälzische Ermittler dürfen straffällige Sinti und Roma nicht mehr als solche bezeichnen
So etwas gebe es in Europa nirgends sonst, jubelte Jacques Delfeld. Der vor wenigen Wochen geschlossene Vertrag mit Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), so befand der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Sinti und Roma, sei eine „historische Leistung“. In der Vereinbarung bekennt sich die Mainzer Landesregierung zu ihrer „besonderen Verantwortung“ gegenüber der Volksgruppe, die von den Nationalsozialisten brutal verfolgt wurde. In Zukunft, so heißt es in dem Papier, sollen die ehemals Zigeuner Geheißenen nicht länger ausgegrenzt, sondern gefördert werden.
Gegen einen Passus regt sich bei der Polizei heftiger Widerstand: Sie darf Beschuldigte nicht mehr als Sinti und Roma bezeichnen. „Das hat fatale Folgen“, weiß ein ranghoher Mainzer Beamter, der lieber anonym bleiben möchte. Das „Verschweigen der Volkszugehörigkeit“ mache gezielte Fahndung quasi unmöglich. Denn bei den Worten „Sinti“ oder „Roma“ habe man nun einmal ein konkreteres Bild vor Augen als bei der Beschreibung „1,70 Meter groß, dunkle Haare, dunkle Augen“. Was die Standesvertreter besonders ärgert: „Wer Sinti und Roma nennt oder anders kenntlich macht, ist eines Dienstvergehens schuldig“, wettert der rheinland-pfälzische Chef der Gewerkschaft der Polizei, Ernst Scharbach.
Auch im benachbarten Hessen sind die Beamten eigentlich zur Diskretion verpflichtet. Eigentlich. Aus der Not heraus haben sie eine (erlaubte) Wortneuschöpfung kreiert: Sinti und Roma heißen hier jetzt „MeM“, „Mobile ethnische Minderheit“. [. . .]
Thomas Staisch/Thomas Zorn«
( Focus Magazin Nr. 37 / 12. September 2005 )
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Kommentar von Dr. Kraunsnick, verfaßt am 03.12.2007 um 19.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#6245
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Die derzeitige Diskussion um die Denkmalsinschrift empfinde ich als unwürdig und beschämend.
Ein Mahnmal muss die Opfer ehren und darf sie nicht beleidigen. Ist es denn nicht weltweit ein selbstverständliches Gebot des Anstands und der Höflichkeit, Menschen und Volksgruppen mit ihrem richtigen, dem eigenen Namen anzusprechen? Kann man wirklich – zumal für einen Gedenkstein – eine Fremdbezeichnung fordern, die lexikalisch und juristisch leider nach wie vor als Schimpfwort und Diskriminierung gebräuchlich ist?
Während meiner Gespräche mit Zeitzeugen und Überlebenden des Völkermords in ganz Deutschland habe ich stets wahrgenommen, dass die unter dem rassistisch terminierten NS-Begriff „Zigeuner“ verfolgten, gequälten, gedemütigten und ihrer Verwandtschaft beraubten Menschen sich von dieser Bezeichnung verletzt und beleidigt fühlen, und dass sie endlich so genannt werden wollen, wie sie wirklich heißen. Seit dem Jäckel-Artikel erhalte ich Anrufe von mittlerweile hochbetagten Überlebenden mit der bangen Frage, ob es – zumal nach den Neonazi-Auftritten in Sachsen – jetzt wieder losgehe? Viele ältere Menschen sind niedergeschlagen, enttäuscht und entsetzt.
Auch Historiker sollten fähig sein, hinzuzulernen und sich nicht auf die Sprache der Mörder versteifen. Es hilft den Überlebenden wenig, wenn Herr Jäckel persönlich es nicht abwertend
verstehen will – die Vorgänger und Nachfolger der Nazis meinten und meinen es so. Und die Volksetymologie ist leider mächtiger, gewalttätiger, mörderischer als alle noch so korrekten akademischen Herleitungen. Wäre in den USA ein Gedenkstein mit der Inschrift für den „als Nigger“ ermordeten Martin Luther King diskutierbar? Gedachte im vergangenen Jahr die Bundesrepublik Deutschland in Namibia der von den Kolonialtruppen niedergemetzelten Hereros etwa „als Neger“? Es mag mühsam sein, umzulernen und rassistischen und kolonialistischen Sprachgebrauch zu meiden. Die Betroffenen allerdings haben ein Menschen-Recht darauf.
Es beleidigt nicht nur die Opfer, es beschämt uns alle, wenn im Land der Täter ein Historiker und eine Staatsministerin den Angehörigen arrogant und ignorant vorschreiben wollen, unter welchem Namen ihre Toten auf einem Denkmal genannt sein sollen. Eigenartig auch, wenn von beiden eine bei den Opferverbänden wenig bekannte, keineswegs repräsentative Kölner „Sinti-Allianz“ als Nothelfer herbeizitiert werden muss, um einen unwürdigen Streit zu entfachen.
Soviel zum Schlagwort „Zigeuner“. Der Begriff Roma meint übrigens nicht nur die deutschen und die osteuropäischen Rom, sondern europa- und weltweit (z.B. in der EU und UNO) alle Menschen dieser Volksgruppe, die in der Regel – selbst von einem deutschen Professor - nicht mit einer altvorderen Fremdbezeichnung etikettiert und herabgewürdigt sein will.
Dr. Michail Krausnick
"Wenn Sie sagen, dass Sie ein Historiker sind, so imponiert mir das überhaupt nicht. Erst will ich wissen, was für einer Sie sind. Es gibt gute Historiker und schlechte Historiker, so wie es gute und schlechte Bäcker, und wie es gute und schlechte Scherenschleifer gibt."
Eine Überlebende des Holocaust zu einem anderen deutschen Historiker im Berliner Reichstag
"Wenn Sie meinen, daß Sie mich einfach Zigeuner nennen dürfen, weil Sie es nicht so meinen, wie es gemeint ist, dann darf ich Sie ja auch NAZI nennen, und behaupten, daß ich es nicht so meine, wie es gemeint ist."
Der Auschwitzüberlebende Josef Reinhardt zu einem süddeutschen Politiker
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Kommentar von R. M., verfaßt am 03.12.2007 um 23.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#6246
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Aus Italien werden zur Zeit in größerer Zahl Zigeuner deportiert, die man – der Berichterstattung des Corriere della Sera nach zu schließen – ganz vorschriftsmäßig als „Rom“ bezeichnet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2010 um 06.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8063
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Über den bedeutenden Sprachforscher Franz Miklosich berichtet die Wikipedia:
„Er verfasste aber auch umfangreiche Studien über Mundarten und Wanderungen der 'Zigeuner', und in einem zwölfbändigen Werk stellte er dann umfassend Kultur und Sprachen der Sinti und Roma dar.“
(Miklosich hat nicht über Sinti und Roma geschrieben. Alle 12 Bände haben „Zigeuner“ im Titel, aber Wiki weiß es besser.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2010 um 08.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8280
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Selbst linksliberale Medien wie die große Tageszeitung La Repubblica verwenden ungeniert die Wörter „Zigeuner“ und „Nomaden“ – ohne Anführungszeichen. (FR 16.9.2010)
Tatsächlich sieht man an den gegenwärtigen Ereignissen, daß die politisch korrekte Umbenennung nichts an den tatsächlichen Einstellungen ändert.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 17.09.2010 um 12.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8281
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Bei den "Badischen Neuesten Nachrichten" (Karlsruhe) ist es (oder war es jedenfalls lange Zeit) den Redakteuren verboten, andere Menschen als "Pfälzer" zu bezeichnen, insbesondere im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen. An der Meinung der Nordbadener über den Fahrstil ihrer westlichen Nachbarn hat das auch nichts geändert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2010 um 10.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8296
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In der "Süddeutschen" stand kürzlich ein ganzseitiger Artikel über rumänische Zigeuner, die immer wieder nach Frankreich einreisen. Sie wurden politisch korrekt als "Roma" bezeichnet, aber der Verfasser konnte nicht umhin zu vermerken, daß die Leute selbst sich "Zigeuner" nennen. Das ist natürlich peinlich. Und welche Sprache sprechen sie untereinander? "Die Sprache der Roma"! Nun, auch die hat einen politisch korrekten Namen, aber herkömmlicherweise ist sie unter dem Namen "Zigeunersprache" erforscht und dargestellt worden. Sollte man die Eiertänze nicht allmählich wieder einstellen?
(Übrigens gehört Mignons Eiertanz zu den berückendsten Stücken deutscher Prosa; muß man ab und zu mal lesen, um wieder Freude am Deutschen zu haben ...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2010 um 10.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8351
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Nach dem Vorstoß der rumänischen Regierung wird nun wieder heftig über die Bezeichnung "Zigeuner" gestritten. Es ist hoffnungslos. Manche Zigeuner wehren sich mit Recht dagegen, die Bezeichnung "Zigeuner" als Schimpfwort zu brandmarken. Aber das hindert andere nicht, das Wort auf dieselbe Stufe zu stellen wie "Nigger" (weshalb nun auch Obama zu Hilfe gerufen werden soll!).
Klaus Brill in der Süddeutschen Zeitung weiß im Grunde Bescheid, tut aber trotzdem so, als sei die künstliche Ersetzung des herkömmlichen Wortes in den meisten europäischen Staaten bereits allgemein üblich. In derselben Zeitung hat immer wieder gestanden, daß das nicht der Fall ist.
Die Absurdität wird auch durch folgenden Artikel illustriert:
Sinti-Allianz: Ächtung des Begriffs Zigeuner darf es nicht geben
Die Sprachwissenschaft muß hier wohl die Waffen strecken, die Sache hat ihre Eigendynamik. Die Namen werden sich ändern, sei es noch so mißlich und auch objektiv falsch begründet. Aber die Zigeuner werden nichts davon haben. Da kann man nur sagen: Viel Spaß mit "Roma und Sinti"!
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 20.12.2010 um 20.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8423
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Django Reinhardt und Schnuckenack Reinhardt, letzterer hier aus meiner Gegend, sind bekannte Größen der (Jazz-) Zigeunermusik. Wikipedia tut sich bezüglich der den beiden gewidmeten Seiten ersichtlich schwer, das Wort Zigeuner zu umschiffen und bezeichnet bezüglich des Jahres 1938 "Zigeuner" als damalige Terminologie. Die Musiker sind Sinti! Das hieße, wer heute Zigeuner sagt, bewegt sich sprachlich inkorrekt. An der Kategorisierung "Zigeunermusik" kommt Wiki allderdings, wahrscheinlich mit Bauchschmerzen, nicht vorbei.
Ich werde also demnächst im Restaurant ein Sintoschnitzel bestellen und im Supermarkt eine Sintosauce kaufen.
Übrigens zu empfehlen für Liebhaber: Django Reinhardt & Stéphane Grappelli (The Gold Collection).
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 07.01.2011 um 19.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8440
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Mark Twain und die Nigger
In den USA ist eine heiße Diskussion entstanden über eine politisch korrekte Neuauflage von Mark Twains "The Adventures Of Tom Sawyer And Huckleberry Finn".
"That´s Not Twain" schreibt die NYT:
www.nytimes.com/2011/01/06/opinion/06thu4.html
Das Blatt schließt: There is no way to “clean up” Twain without doing irreparable harm to the truth of his work.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 07.01.2011 um 21.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8441
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"Das Blatt schließt: There is no way to “clean up” Twain without doing irreparable harm to the truth of his work." — Ja, aber da machen einige Leute sehr viel Geld mit! Und man muß das Eisen schmieden, solange es heiß ist, sagen sich ja auch die Rechtschreibreformbefürworter bei uns. Sage also keiner: Typisch amerikanisch!
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 08.01.2011 um 22.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8442
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Siehe dazu auch das Sprachblog des "Economist": www.economist.com/blogs/johnson/2011/01/sanitising_huckleberry_finn
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Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 09.01.2011 um 18.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8443
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Wie die Befürworter solcher Eingriffe es sehen, hat Anatol Stefanowitsch in seinem Bremer Sprachblog einmal am Beispiel von Pippi Langstrumpf dargestellt: http://preview.tinyurl.com/qmu65b. Einmal mehr geht es um das Wort 'Neger'. Und einmal mehr wird außer acht gelassen, daß es ausgerechnet in Martin Luther Kings berühmter 'I have a dream'-Rede nicht weniger als zwölfmal vorkommt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2011 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8444
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Der Antisemitismusforscher Werner Bergmann hat für die Bundeszentrale für politische Bildung einen Artikel verfaßt, der uns alle in den Orkus schleudert: www.bpb.de/publikationen/KWCN32,0,Rassistische_Vorurteile.html.
Zu seinen Erkenntnissen gehört natürllich auch:
"Ein herabsetzendes Bild des Schwarzen findet sich in Bezeichnungen wie 'Negerkuss' oder 'Mohrenkopf' für Kuchen."
Und ich habe – wenigstens als Kind – immer gedacht, Negerküsse und Mohrenköpfe seien was Gutes!
Struwwelpeter, Kinderlieder – alles hoffnungslos verseucht! Unbefleckt gehen nur die Rassismusforscher selber aus der Spurensuche hervor.
In der ausgedehnten Literatur wird ein kurioses Problem diskutiert: der unter Zuwanderern aus Osteuropa und und islamischen Ländern besonders verbreitete und sehr deutlich artikulierte Antisemitismus. Kann man davon reden, ohne nun wieder die Leute mit Migrationshintergrund zu diskirminieren? Bergmanns Befunde spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle. Zum Glück nicht mein Problem.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2011 um 10.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8445
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An anderer Stelle habe ich schon mal ausführlicher dargestellt, wohin die Politische Korrektheit führt, und jetzt schreiben amerikanische Autoren zum Fall Mark Twain ganz ähnlich Kritisches: Man entsorge mit den Wörtern zugleich die Geschichte. Mein Beispiel war Lutz Röhrich, der Redensarten mit judenkritischem Zungenschlag aus seiner Dokumentation strich, weil er den heutigen Antisemitismus nicht munitionieren wollte. So entsteht eine Geschichte, in der es den Antisemitismus nicht gab. "Slave" statt "nigger" ist albern, weil etwas Wesentliches aus der Geschichte der Sklaverei verlorengeht, ganz abgesehen von der Kastrierung der Erzählung selbst.
Und noch etwas, was ich auch zu Röhrich schon gesagt habe: Wir alle sind gefährdet, nicht wahr, nur Röhrich nicht, der verkraftet das alles. Stefanowitsch hat sicher als Junge Onkel Toms Hütte, Huckleberry Finn und Pippi Langstrumpf genossen und ist kein Rassist geworden. Ich jedenfalls bin durch die ganze wüste Kinderliteratur, die ich verschlungen habe, kein Rassist geworden (was natürlich nur gilt, bis Bergmann oder Schwarz-Friesel mich näher untersuchen ...). Unsere Töchter haben das alles gelesen oder vorgelesen bekommen und sind kein bißchen rassistisch geworden.
Aus den Zeitungen sind die Kannibalenwitze (wulstlippige Schwarze mit Knochen im Schopf kochen Missionar in gewaltigem Kessel) ebenso verschwunden wie die Teppichwitze. Eigentlich schade. Hat denn irgend jemand diese Klischees mit wirklichen Menschen in Verbindung gebracht?
Noch etwas, nicht sehr angenehm zu hören, aber wahr: An einer Schule sind auch ein paar schwarze Schüler. Von einem weiß ich, daß die Klassenkameraden ihn liebevoll "Nigger" nennen, er sich selbst übrigens auch, dabei spricht er schönstes Fränkisch und ist hier geboren und so integriert wie nur möglich. Natürlich wird deshalb niemand von uns einen schwarzen Mitmenschen einfach "Nigger" nennen. Man muß eben immer genauer hinsehen und auf jeden Fall: niedriger hängen!
Der wirkliche Rassismus ist ganz woanders zu finden. Ich hatte neulich Anlaß, mich mit jemandem auseinanderzusetzen, der in einer afrikapolitischen Diskussion den Führungsanspruch des (apartheidlichen) Südafrika verteidigt hatte und sich dazu auf einen gewissen Wahrhold Drascher berief. Dessen Buch „Schuld der Weißen?“ ist aber, wie ich mich erinnerte, nur die aufgehübschte Neufassung seines Werks „Die Vorherrschaft der Weißen Rasse“ von 1936, und das enthält genau das, was der Titel ankündigt. Ich bin dann auf ein ausgedehntes Netz einschlägiger Autoren und Schriften gestoßen. Wie läppisch dagegen der Streit um Pippi Langstrumpf!
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Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 10.01.2011 um 12.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8446
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Die Philologen haben die Litteratur nur verschieden interpretiert, es kömmt aber darauf an, sie zu ändern.
Anatol Stefanowitsch, widewidewitt, macht sich die Literatur der Welt, wie sie ihm gefällt.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 10.01.2011 um 16.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8448
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Ich erinnere mich, in einem Linguistikkurs hier (Herold Allen, U. of Minnesota) gelernt zu haben, daß es in den USA ein Dialektgebiet gibt, wo "Negro" ganz natürlich die einzige Ausprache "nigger" hat und also nicht die geringste Herablassung bekundet. Vor 50 Jahren war derartiges noch Teil der akademischen Berichterstattung.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.01.2011 um 16.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8449
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Ich glaube, für Europäer löst das Wort "Nigger" in Erzählungen von Mark Twain und anderen seriösen Schrifstellern eher Mitleid aus wegen fehlender Bürgerrechte und unverschuldeter mangelnder Bildung und dadurch bedingtem Aberglauben. Für "weiße" US-Amerikaner mag das anders sein. Ein Kollege erzählte früher immer, daß "Neger" in den USA Wohnviertel ruinieren könnten. Ich glaube, das ist Vergangenheit.
Wirkliche Probleme mit "Zigeunern" haben einige osteuropäisache Staaten, die für die Vertreibung der Deutschen mit der Besetzung deren verlassener wertvoller Bürgerhäuser durch "Zigeuner"-Großfamilien "bestraft" wurden, sodaß sehr viele Baudenkmäler nicht restauriert werden können.
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Kommentar von verschoben, verfaßt am 10.01.2011 um 23.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8450
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 09.01.2011 um 10.41 Uhr
Die Diskussion um das n-word in den USA erinnert mich an den Bann der zwei ersten Strophen des "Lied der Deutschen". In der Unterstufe des Gymnasiums lernten wir in den 50er Jahren den vollen Text des Deutschlandlieds und mußten ihn auch deklamieren. Das wurde benotet. Unsere Lehrer, etliche davon zurückgekehrte Landser mit Amputationen von Gliedern, waren so klug uns Schülern zu erklären, daß "Deutschland über alles" keine imperialistische oder militaristische Aussage sei, sondern ein Bekenntnis zu Deutschland als Heimatland, das mir über alles geht. Selbstverständlich wurde auch die Entstehung von Text und Melodie behandelt, ebenso der Bezug auf den geographischen (Sprach-)Raum. Wer heute die beiden Strophen singt, bietet sich den Hütern der political correctness als willkommenes Fressen an.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.01.2011 um 15.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8451
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Das amerikanische Wort "nigger" kommt von spanisch "negro" mit kurzem "e".
Das deutsche Wort "Neger" kommt von französisch "nègre" mit langem "e".
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 11.01.2011 um 15.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8452
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Mein Brockhaus 1974 leitet N´eger von span.-lat. ´der Schwarze´ab.
Nase, Hand, Gesicht und Ohren
Sind so schwarz als wie die Mohren,
Und des Haares letzter Schopf
Ist verbrannt bis auf den Kopf.
Wilhelm Busch: Max und Moritz, Vierter Streich.
Es wird schwierig, den Reim umzuschreiben. Wie könnte man ´Mohr´ austauschen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2011 um 18.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8453
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In meinem Regal stehen Texte aus den siebziger Jahren, von völlig unverdächtigen Kollegen wie Wolfgang Klein oder Gerd Kegel verfaßt, in denen das Wort "Neger" als selbstverständliche Bezeichnung gebraucht wird, manchmal in Berichten über die bekannten sprachsoziologischen Arbeiten von William Labov über das Englisch der Schwarzen in New York usw.
Wir haben früher das Wort "Neger" auch völlig unbefangen gebraucht. Daß es die Bezeichnung "Nigger" gibt, wußten wir aus unseren Büchern, z. B. eben Huckleberry Finn, aber wir haben es nicht benutzt, hatten auch keinen Anlaß dazu. Und damit komme ich zu einem interessanten Punkt: Handelt es sich hier vielleicht um ein importiertes Problem und um einen importierten Antirassismus samt PC?
Dagegen spricht nun wieder die Heranziehung ganz entlegener Bezeichnungen wie "Eskimo", die ebenfalls vom Eifer der Korrekten ereilt werden. Es ist, als ob sie überall lauerten, um irgendeinen Verstoß gegen das Gutsein zu ahnden. Irgendwann wird es richtig irre, z. B. beim "Mohren" oder bei dem verallgemeinerten Verdacht gegen das Adjektiv "schwarz". Das Endstadium ist erreicht bei der bürokratisch gereinigten Gremienprosa, die hin und her gewendet worden ist, bis sie nur noch Tautologisches oder gar nichts mehr enthält.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.01.2011 um 18.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8454
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"Im Märzen der Landwirt die Rößlein einspannt."
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 11.01.2011 um 20.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8455
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@Germanistis
Google fragt: Meinten Sie Bauer?
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 11.01.2011 um 21.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8456
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Aus dem Jahr 1983 stammt das wohlbekannte und vielgerühmte zweibändige Kompendium "Opern auf Schallplatten" (Düsseldorf: Econ), das der österreichische Musikkritiker Karl Löbl (*1930) zusammen mit Robert Werba verfaßt hat.
In Band 1 liest man auf Seite 58 zu Karajans Aufnahme von Georges Bizets Oper "Carmen" aus dem Jahr 1962: "Eine echte Karajan-Aufnahme: Luxuriös im Klang, spannende Regie im Orchester und Chor, Sänger zu Höchstleistungen angespornt. Das Timbre der [Leontyne] Price ist für die Carmen um Nuancen zu negroid, [...]"
Und in Band 2 geht es auf Seite 157 um Leinsdorfs Aufnahme von Verdis "Un ballo in maschera (Ein Maskenball)" von 1966: "Hautfarbe und Konfession sind für vokale Leistungen unmaßgeblich. Trotzdem muß erwähnt werden, daß hier alle Frauenrollen mit Negerinnen besetzt sind. Das ergibt eine reizvolle Klangfarben-Einheit, spürbare Emotionen, Ausdrucksintensität. [...]"
Ist das nun rassistisch? Mal ganz abgesehen davon, daß ich gar nicht weiß, wie man im ersten Zitat das "negroid" ersetzen sollte. Denn in der Beschreibung der Klangfarbe hat das Adjektiv "schwarz" eine ganz andere Bedeutung. So hatte beispielsweise der deutsche Baß Gottlob Frick eine sogenannte schwarze Baßstimme, obwohl er weißer Hautfarbe war.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 13.01.2011 um 16.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8457
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Carmen ist Zigeunerin, also sollte ihre Stimme überhaupt nicht »negroid« sein (was auch immer das in diesem Zusammenhang heißen soll).
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 13.01.2011 um 18.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8458
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Lieber Herr Markner,
tatsächlich ist ja Carmen nur das französische Klischee einer Zigeunerin. (Der Komponist war Franzose, die Librettisten ebenfalls und der Dichter der Vorlage war Korse.) Aber dennoch haben die Hörer seit bald 136 Jahren eine Vorstellung davon, wie eine Zigeunerin zu klingen hat. Unter den Sängerinnen der Titelrolle waren bekanntlich auch einige Spanierinnen, was die Musikkritiker dann auch immer besonders hervorgehoben haben. Womöglich läßt uns das Wissen um die Herkunft eines Sängers in bestimmten Rollen etwas mithören, was schwer nachweisbar ist. So mag es Löbl hier mit der Price gegangen sein.
Ich bin mit seinem Adjektiv "negroid" nun keineswegs glücklich – und weiß auch nicht recht, was das in diesem Zusammenhang heißen mag. Zeigen wollte ich jedoch lediglich, daß man es nicht so einfach durch ein vermeintlich unverfängliches Adjektiv austauschen kann.
(Löbl hätte schlicht und einfach schreiben sollen, daß das Timbre der Price sich für die Carmen nicht eignet. Sie war eh nur sehr selten im französischen Fach zu finden.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2011 um 18.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8459
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"If I could find a white man who had the negro sound and the negro feel, I could make a billion dollars", soll der Musikproduzent Sam Phillips immer wieder gesagt haben, nachdem er zahlreichen Schwarzen wie B. B. King usw. zu einiger Bekanntheit verholfen hatte. Wie jeder weiß, entdeckte er (bzw. seine Mitarbeiterin) Elvis.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 14.01.2011 um 01.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8463
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Lieber Herr Höher,
war Prosper Mérimée ein Korse?
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 14.01.2011 um 13.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8464
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Nein, Herr Achenbach. Sie haben recht, mich darauf hinzuweisen. Ich hatte, als ich das schrieb, zwei Fenster nebeneinander und entsprechend an zwei Texten herumgebastelt. Das ist beiden Texten nicht gut bekommen. Der Korse Tino Rossi ist nun mit dem Pariser Merimée verschmolzen und auch im Text davor findet sich ein Tippfehler. (Der ist inzwischen korrigiert. – Red.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2011 um 16.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8466
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Gleich nach dem Krieg hätte man am ehesten Bedenken haben können wegen Zigeuner. Das war aber noch auf viele Jahre hinaus keineswegs so. In einer ganz frühen SPIEGEL-Geschichte findet man Zigeuner und Neger friedlich nebeneinander (nämlich Django Reinhardt und die amerikanischen Jazz-Musiker): www.spiegel.de/spiegel/print/d-38936664.html
Nichts davon ist abwertend. Wie es so viel später zu einer solchen Überempfindlichkeit (und Unterwürfigkeit gegenüber Interessenverbänden) kommen konnte, ist wirklich erforschenswert.
In "Onkel Toms Hütte" kommen auch Nigger vor (aus dem Munde der Sklavenhalter). Bisher sind mir keine expurgierten deutschen Ausgaben bekannt, wie auch von Mark Twains Werken nicht.
Noch was Inkorrektes: Kümmeltürke! Völlig unzureichend der Dudeneintrag "(veraltet Schimpfwort; abwertend für Türke, Türkischstämmiger"). Bitte unter Wiki oder gleich bei Röhrich nachschlagen! Die Herkunft ist sehr überraschend. Das Wort ist gleichzeitig witzig, weil es die türkische Vokalharmonie nachzubilden scheint.
Selbst wenn man die korrekte Etymologie beiseiteläßt, ist vom Wortlaut nicht recht einzusehen, was daran abwertend sein soll. Aber ich weiß schon: der Ton macht die Musik, Türke allein kann man auch so aussprechen, daß es verächtlich klingt. Karl Bühler erzählt, wie Studenten eine Marktfrau zum Weinen brachten, indem sie ihr Sie Alpha, Sie Beta usw. an den Kopf warfen. Man sollte natürlich überhaupt niemanden mit gruppenbezogenen Schimpfwörtern kränken.
Bekannt ist auch, wie gern manche Völker Witze über sich selbst machen, die Juden, die Iren usw. Mitlachen ist erlaubt, aber man hüte sich, nun ebenfalls Witze über sie zu machen, nicht einmal so gutmütige wie diesen über die Schweizer – pardon, ich kann ihn doch nicht erzählen.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 16.01.2011 um 23.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8468
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"Knoblauchfresser" und Staublappen für das Kopftuch waren Ausdrücke, die in einer kleinen Fernsehreihe aus einem Berliner Kietz fielen. Das dürfte kaum mehr als zehn Jahre her sein. Ein etwas derber Berliner hatte einen türkischen Freund, mit dem er lustigen Umgang pflegte. Na ja, die Sendung ist wohl gestorben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2011 um 15.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8474
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Gerade habe ich die Lektüre von Darwins "Voyage of the Beagle" beendet. Darwin spricht stets respektvoll von den Eingeborenen der bereisten Länder. Zwischendurch schreibt er scheinbar unbewegt Sätze wie die folgenden, die an Thukydides erinnern:
St. Fe is a quiet little town, and is kept clean and in good order. The governor, Lopez, was a common soldier at the time of the revolution; but has now been seventeen years in power. This stability of government is owing to his tyrannical habits; for tyranny seems as yet better adapted to these countries than republicanism. The governor's favourite occupation is hunting Indians: a short time since he slaughtered forty-eight, and sold the children at the rate of three or four pounds apiece.
Kein Kommentar, nichts! Aber vielleicht hat er damit mehr für die Indios getan als alle politisch korrekten Sprachschützer zusammen.
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Kommentar von Regelmäßiger Leser, verfaßt am 18.01.2011 um 17.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8476
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Auf welt.de kann man etwas über einen weiteren Versuch zur Einführung Orwellschen Neusprechs lesen:
Gruene-Oeztuerk-fordert-Abschaffung-der-Integration.html
Nett ist in diesem Zusammenhang die Formulierung der Welt-Redaktion "kurdisch-stämmig". Gibt es analog dazu auch "deutsch-gewichtig" oder "italienisch-grazil"?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2011 um 17.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8477
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Deswegen schlug Öztürk vor, den Terminus "Integration“ durch Begriffe wie Vielfalt, gesellschaftliche Teilhabe, Pluralität oder Demokratie zu ersetzen.
Das kann man machen. Statt kurdisch könnte man auch chinesisch oder romantisch usw. sagen. Dann wüßte nur niemand mehr, was gemeint ist, aber das wäre ja manchmal auch nicht schlecht, gerade in der Politik.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2011 um 19.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8478
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Die Bemerkung zum Kümmeltürken brachte mich auf die Idee, im Netz nach Pappchinese zu suchen. Ich weiß nicht, ob das Wort jetzt auch im Westen bekannt ist. In der DDR wurde es relativ oft als abwertender Ausdruck für eine Person benutzt. Chinesen gab es ja in der DDR so gut wie keine. Sehr überrascht hat mich aber die gefundene Erklärung, daß damit ursprünglich ein auf einer DDR-Briefmarke dargestellter NVA-Soldat gemeint war. Es klingt glaubhaft, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß das viele damalige Ostdeutsche wußten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2011 um 16.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8483
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Auf einer mir nicht näher bekannten Website
http://forum.stirpes.net/geschichte-kunst-kultur/10231-duden-politisch-korrekt.html
wird mein Aufsatz "Duden - politisch korrekt" vollständig wiedergegeben, mit korrekter Quellenangabe:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577
Aber das bei mir besprochene Wort Nigger ist jeweils durch sechs Sternchen ersetzt. Wenn das konsequent weitergetrieben wird, kann man bald nicht mehr erkennen, wovon die Texte überhaupt handeln.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2011 um 16.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8484
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Die taz hat einen jungen Rom interviewt, der u. a. folgendes sagt:
"Die größte Beleidigung, die man einem Rom machen kann, ist immer noch, ihn "Du Zigeuner" zu nennen. Deswegen finde ich es schwierig, dieses Wort überhaupt in den Mund zu nehmen. Wenn ich das Wort nicht vermeiden kann, dann verwende ich Ausdrücke wie "als Zigeuner bezeichneten"."
Wie wir gesehen haben, gibt es Zigeuner, die durchaus nicht dieser Meinung sind. Der junge Mann weiß es wohl nicht besser als so, wie er es in der Schule gelernt hat. Dafür spricht auch die von ihm bevorzugte Umschreibung, die ja geradewegs aus der deutschen Vermeidungsstrategie stammt.
Auch Interessenvertreter der Zigeuner haben schon oft daran erinnert, daß weder Sinti noch Roma umfassend genug sind. So war denn auch die Mitteilung, daß mit Herrn Weisz "der erste Sinto" im Bundestag gesprochen hat, ziemlich mißverständlich. (Das ist wie mit Merkel als achter Bundeskanzlerin ...)
Ausländer soll laut Duden ja auch abwertend sein, das greift auch schon um sich, aber eine Ersatzbenennung ist noch nicht gefunden. Es bleibt festzuhalten, daß nur die gelegentlich anzutreffende Ausländerfeindlichkeit dem Wort Ausländer diesen abwertenden Charakter anhängt. Ein sehr bedauerlicher Mechanismus, dem man nur entgegenwirken könnte, indem man sich nicht beirren läßt und sowohl den Ausländern als auch den Zigeunern in anständiger Weise gegenübertritt. Die Irren sterben nicht aus, aber deswegen müssen wir doch nicht alle verrückt spielen.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 02.02.2011 um 11.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8489
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"Nachkommen der Römer" gegen Roma
Eine Kampagne in Rumänien fordert, die Roma nur noch Zigeuner zu nennen, weil sonst die Italiener dächten, alle Rumänen seien Roma und demnach kriminell. Reale und virtuelle Stammtische zeigen sich begeistert
28.3.2009 taz Ausland
132 Zeilen, WILLIAM TOTOK S. 10
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2011 um 10.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8494
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Wiki meint unter "indigene Völker", daß indigen bzw. autochthon als "eingeboren zu übersetzen wäre". Wieso wäre? So ist es immer übersetzt worden und war üblich, bis die Korrekten auf die Idee kamen, es als rassistisch zu brandmarken. Seither quält man sich damit ab, indigen so zu definieren, daß es nicht unbedingt die Ureinwohner bezeichnet, sondern nur die relativ frühen Eroberer usw.
Darwin hat, wie gesagt, durchaus ein Herz für die "Wilden" (savages) und insbesondere für die Negersklaven, gegen die sich besonders die Portugiesen unmenschlich verhalten.
Ein deutscher Sprachwissenschaftler meint in einem Beitrag über Sprachkritik:
„Der zweite Strang unserer Geschichte beginnt selbstverständlich auch bei den alten Griechen. Diesmal mit ihrem Sprachdünkel. In der Abwertung der sogenannten Barbaren haben wir sehr früh die Beurteilung einer ganzen Sprache vom Standpunkt der eigenen aus. Dies setzt voraus ein Bewußtsein von der eigenen Sprache, das sich nur in der Abgrenzung zu anderen bildet auf Grund von sozialen, historischen und sprachlichen Gegebenheiten.“
Das scheint mir in den Texten keine Grundlage zu haben. Wie fast alle Völker nennen die Griechen die unverständlich redenden Nichtgriechen mit einem entsprechenden Wort, aber nicht aus Dünkel. Homer verachtet die Nichtgriechen keineswegs, Aischylos auch nicht. Herodot würdigt sie ebenfalls, interessiert sich sogar sehr für ihre Kultur. Die Perserkriege machen die Perser zu Barbaren, "Fremden", schlechthin, aber das hat nichts mit Sprachdünkel zu tun. Perikles ist stolz auf Athen, aber nicht wegen der Sprache, sondern wegen der Organisation des Gemeinwesens und wegen dessen ethischer Grundlage (Böckenförde!). Die griechisch-römische Welt kam sich später nicht zu Unrecht besonders zivilisiert vor. Usw. Ich habe insgesamt aus der Lektüre griechischer Texte wenig Sprachstolz in Erinnerung.
Immerhin eine interessante Frage, wann der Sprachdünkel nun wirklich aufkam.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 07.02.2011 um 16.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8495
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Sprachdünkel gegenüber fremden Sprachen ist ziemlich dumm. Man könnte sich schnell klar machen, daß sich die Fremden ebenso gut über alles mögliche verständigen können wie das eigene Volk, nur eben anders.
Neulich ließ ich mich selber bei einem handfesten Sprachdünkel erwischen, nämlich gegenüber unseren entfernteren Vorfahren. Ich erzählte meinen Eltern, daß mir die mittelhochdeutschen Texte, wenn sie mir ausschnittweise begegnen, derart merkwürdig vorkämen, daß ich immer das Gefühl hätte: "Die konnten damals noch nicht richtig Deutsch." Mein Vater, ein Germanist, protestierte sofort und begann aus dem Gedächtnis begeistert Verse aus dem Mittelalter zu rezitieren, während meine Mutter sich vor Lachen schüttelte (über mich, nicht über das damalige Deutsch).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2011 um 17.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8496
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In unserer Muttersprache erleben wir ja ständig die feinsten Abstufungen, Anspielungen, ironischen Distanzierungen usw. Wenn ich am Nebentisch zwei Chinesinnen höre, wie sie einander lebhaft und leider sehr schnell die neuesten Ereignisse mitteilen, wovon ich nur ab und zu ein paar bekannte Wörter mitkriege, wundert es mich jedesmal, daß die beiden sich ja wohl tatsächlich ebenso nuanciert ausdrücken wie wir auf deutsch. Ich weiß es, aber ich kann es mir trotzdem nicht richtig vorstellen. Gewiß kennen Sie das auch.
Man erkennt dann wieder einmal, welche uneinholbare Routine einem selbst im Laufe der Jahre zugewachsen ist. Das ist phantastisch und macht den Reiz des Sprachenstudiums aus.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.02.2011 um 17.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8497
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Bekannte Beispiele von Sprachdünkel sind der Haß der lateinischen Kirche auf alles Griechische zur Zeit der Großen Kirchenspaltung, die Verachtung der slawischen und baltischen Sprachen von Seiten des Deutschen Ritterordens sowie die staatliche Unterdrückung der alten eingeborenen Sprachen in Frankreich (Okzitanisch, Bretonisch, Deutsch) seit Napoleon bis vor relativ kurzer Zeit, die Unterdrückung des Katalanischen während der Franco-Diktatur und die Unterdrückung der deutschen Sprache in Südtirol unter Mussolini bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg. In Spanien werden Baskisch-Sprecher noch immer als Terroristen verdächtigt.
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Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 27.02.2011 um 21.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8517
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In Schweden wird ein Kinderbuchklassiker nicht mehr gedruckt, weil der Verlag das Wort "Neger" entfernen möchte, aber die Erlaubnis dazu nicht erhält:
http://preview.tinyurl.com/4sr9qaw
http://preview.tinyurl.com/64zaoxm
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2011 um 09.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8595
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Durch die Presse gehen gerade Berichte über Tinker, die aus Irland zugewandert sind und sich in Deutschland nicht besonders beliebt machen. Wiki hat interessanterweise keinen Eintrag unter dem allgemein üblichen Stichwort, sondern behandelt die Gruppe unter deren Eigenbezeichnung Pavee, einem kaum bekannten Wort, das in meinen Wörterbüchern (z. B. Webster's Third) nicht verzeichnet ist.
Meine Frau, die als Kind in Irland aufgewachsen ist, kennt nur tinkers und hat schon oft erzählt, daß man dort auf dem Lande alles dichtmachte, wenn Tinker in der Gegend waren. Sie galten nicht als gefährlich für Leib und Leben, man fürchtete aber, daß sie für den Eigenbedarf allerlei mitgehen ließen.
Auffällig ist das Bemühen, auch in diesem Falle politisch korrekte Bezeichnungen durchzusetzen, obwohl die wenigsten Deutschen den Ausdruck Tinker überhaupt kennen dürften und die Vorbehalte der Seßhaften sich gewiß nicht mit diesem Namen verbinden.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 14.06.2011 um 16.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8636
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In einem Lehrerband zum Geschichtsbuch der Klasse 9 im Gymnasium heißt es, Mitte des 19. Jahrhunderts sei der Begriff "Zigeuner" als polizeiliche Ordnungseinheit wiederbelebt worden. Im Laufe der Zeit hätte sich dann Zigeuner als ethnische Bezeichnung durchgesetzt, die in der Tendenz immer schon, insbesondere aber von den Nazis abwertend gebraucht worden sei.
Wenn dem so ist: Wie hießen Zigeuner denn vor Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland?
Ich habe in den siebziger Jahren das Wort "Zigeuner" völlig wertfrei kennengelernt. Ich lese es ebenso wertfrei in Büchern, die sich z. B. mit dem Holocaust beschäftigen und in den fünfziger, sechziger, siebziger Jahren erschienen sind. Will man jetzt allen Autoren, die Zigeuner ganz selbstverständlich und ohne jede Bewertung Zigeuner genannt haben, bevor die Bezeichnung Sinti und Roma populär wurde, Diskriminierung vorwerfen? Was sollen fünfzehnjährige Schüler denken, denen eingebleut wird, bloß nicht "Zigeuner" zu sagen, wenn sie alte Bücher lesen? Brauchen die ein Interpretationshandbuch für dreißig, vierzig Jahre alte Schriften?
Ach ja: Sind die Jenischen eigentlich auch Zigeuner oder Sinti oder Roma oder einiges oder alles davon?
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 14.06.2011 um 19.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8637
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Lieber Herr Mahlmann,
die Erklärung aus dem Lehrerband greift meiner Meinung nach zu kurz, weil sie sich nur auf die juristische Bezeichnung konzentriert. In diesem Sinne habe ich übrigens Ihre Frage nach der Bezeichnung der Zigeuner verstanden.
Die beiden womöglich berühmtesten Zigeuner-Texte des 19. Jahrhunderts sind vor 1850 erschienen: eine deutsche und eine französische Novelle. Und unmittelbar an Mérimées Novelle schließt sich Murgers kleiner Roman an, gerade weil er in seiner „Bohème“ ganz andere Zigeuner zeigt und den Übersetzern, die Mérimées „bohèmiens“ immer als „Zigeuner“ übersetzt hatten, eine sprachliche Nuß zu knacken gab.
Den Anfang macht Achim von Arnims 1812 erschienene Novelle „Isabella von Ägypten, Kaiser Karl des Fünften erste Jugendliebe“:
Braka, die alte Zigeunerin im zerlumpten roten Mantel, hatte kaum ihr drittes Vaterunser vor dem Fenster abgeschnurrt, wie sie es zum Zeichen verabredet hatte, als Bella schon den lieben vollen dunkelgelockten Kopf mit den glänzenden schwarzen Augen zum Schieber hinaus in den Schein des vollen Mondes streckte, der glühend wie ein halbgelöschtes Eisen aus dem Duft und den Fluten der Schelde eben hervor kam, um in der Luft immer heller wieder aus seinem Innern heraus zu glühen.
www.zeno.org
Danach folgt Prosper Mérimées 1845 geschriebene, aber erst 1847 als Buch erschienene Novelle „Carmen“. Kurioserweise erschien die erste deutsche Übersetzung bereits im Jahre 1846 im sechsten Band („Reisebriefe aus Spanien; Carmen, Novelle; Dramatisches“) der Ausgabe „Prosper Mérimée’s gesammelte Werke“ in der Übersetzung von Heinrich Elsner. Elsner hatte als Vorlage somit den Zeitschriftenerstdruck in der „Revue des deux Mondes“ von 1845. Wie erwartet übersetzt Elsner die „bohèmiens“ stets als „Zigeuner“.
Sortant du collège, je l’avouerais à ma honte, j’avais perdu quelques temps à étudier les sciences occultes et même plusieurs fois j’avais tenté de conjurer l’esprit de ténèbres. Guéri depuis longtemps de la passion de semblables recherches, je n’en conservais pas moins un certain attrait de curiosité pour toutes les superstitions, et me faisais une fête d’apprendre jusqu’où s’était élevé l’art de la magie parmi les Bohémiens.
fr.wikisource.org
Genau wie Mérimées Novelle ist auch Henri Murgers kleiner Roman „Scènes de la vie de bohème“ sofort ins Deutsche übersetzt worden. Und ebenso wie bei Mérimée kann man auch hier nicht mehr sagen, ob der Text ohne die Oper heute noch so bekannt wäre. Zur Übersetzung von Murgers kleinem Roman, der übrigens zuerst 1845—1849 in Fortsetzung in „Le Corsaire Satan“ erschienen war, gebe ich mehrere bibliographische Angaben. Weniger weil der Roman (bzw. die Dramenfassung des Romans von 1849) die Vorlage zu Puccinis Oper von 1896 lieferte, als vielmehr um die Probleme der Übersetzer mit dem Wort „Bohème“ – im Erstdruck übrigens noch „bohême“! – zu zeigen. Die erste deutsche Übersetzung erschien 1851, dem Jahr der ersten französischen Buchausgabe als „Pariser Zigeunerleben: Bilder aus dem französischen Literatur- und Künstlerleben“ (in zwei Teilen, „[d]eutsch bearbeitet“ von Hugo Hartmann, Grimma; Leipzig: Verlags-Comptoir). Die nächste Übersetzung aus dem Jahr 1881 erwies sich als langlebig: „Zigeunerleben: Scenen aus dem pariser [!] Literaten- und Künstlerleben“ (mit einer Biographie Murgers deutsch von Robert Habs, Leipzig: Reclam o. J. [1881]). Erst nach dem Welterfolg der Puccini-Oper wurde auf eine Eindeutschung des Wortes „Bohème“ verzichtet. Die erste mir bekannte Übertragung mit dem französischen Wort ist die von Felix Paul Greve: „Die Boheme: Szenen aus dem Pariser Künstlerleben“ (übertragen von Felix Paul Greve, Leipzig: Insel 1906).
La Bohème dont il s’agit dans ce livre n’est point une race née d’aujourd'hui, elle a existé de tout temps et partout, et peut revendiquer d’illustres origines. Dans l’antiquité grecque, sans remonter plus haut dans cette généalogie, exista un bohème célèbre qui, en vivant au hasard du jour le jour parcourait les campagnes de l’Ionie florissante en mangeant le pain de l’aumône, et s’arrêtait le soir pour suspendre au foyer de l’hospitalité la lyre harmonieuse qui avait chanté les Amours d’Hélène et la Chute de Troie. En descendant l’échelle des âges, la Bohème moderne retrouve des aïeux dans toutes les époques artistiques et littéraires. Au moyen âge elle continue la tradition homérique avec les ménestrels et les improvisateurs, les enfants du gai savoir, tous les vagabonds mélodieux des campagnes de la Touraine; toutes les muses errantes qui, portant sur le dos la besace du nécessiteux et la harpe du trouvère, traversaient, en chantant, les plaines du beau pays, où devait fleurir l’églantine de Clémence Isaure.
www.gutenberg.org
Von Zigeunern als einer „polizeilichen Ordnungseinheit“ merke ich bei Arnim und Mérimée nichts, und Murger gibt dem französischen Wort eine erweiterte Bedeutung, mit der die ersten deutschen Übersetzer noch ihre Probleme hatten. Und doch erwähnt Murger in seiner „Préface“ nicht etwa die Polizei, sondern vielmehr die Boulevard-Dramaturgen, die aus dem Wort „Bohèmiens“ ein Synonym für Diebe und Mörder gemacht haben: „Les bohèmes dont il est question dans ce livre n'ont aucun rapport avec les bohèmes dont les dramaturges du boulevard ont fait les synonymes de filous et d'assassins.“
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 14.06.2011 um 20.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8638
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Noch ein Nachtrag, der hoffentlich nicht zu viele Leser langweilt. Im Krünitz ("Oeconomische Encyclopädie", von 1773 bis 1858 in 242 Bänden erschienen: www.kruenitz1.uni-trier.de) habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, daß "Zigeuner" als polizeilicher Begriff aufgefaßt wurde.
Mit etwas Phantasie könnte man freilich aus August Friedrich Potts grundlegendem Werk "Die Zigeuener in Europa und Asien. Ethnographisch-linguistische Untersuchung vornehmlich ihrer Herkunft und Sprache" (2 Bde., Halle: Heynemann 1844–1845) einen solchen polizeilichen Begriff herauslesen. Pott reiht die Zigeunersprache im zweiten Teil nämlich unter die Gaunersprachen ein.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 15.06.2011 um 10.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8639
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So ganz verkürzt kann ich den Hinweis auf Pott dann doch nicht stehen lassen. Man könnte nun auf die Idee kommen, der Linguist halte in seinem Buch tatsächlich die Zigeunersprache für eine Gaunersprache. Er grenzt im besagten zweiten Teil jedoch vielmehr die Zigeunersprache von den Gaunersprachen ab, da diese für ihn erfundene Jargons sind, jene dagegen eine natürliche Sprache ist. (Der Kursivdruck entspricht Sperrdruck der Originalausgabe.)
Zwar haben wir bereits I, 4 ff. auf die grosse Kluft hingewiesen, welche von den mannichfaltigen Diebesidiomen die Romsprache trennt. Um dies jedoch eindringlicher fühlbar zu machen, je öfter dieser Irrthum auf die Untersuchung über der Zigeuner Herkunft nachtheilig gewirkt, gestatten wir uns eine kurze Charakteristik jener, zu so unsauberen Zwecken ganz eigentlich erfundene künstlichen Jargons, die, ganz abgesehen von ihrem polizeilich-praktischen Interesse, sicherlich nicht jedes anderen ermangelt. (Theil 2, S. 1–2)
www.archive.org
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Kommentar von R. M., verfaßt am 17.06.2011 um 15.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8640
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Eine Wiederbelebung der Bezeichnung Zigeuner im 19. Jahrhundert war weder nötig noch möglich, da das Wort ja nie außer Gebrauch geraten war. Dies ist aufgrund der Tabuisierung erst jetzt zu beobachten.
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Kommentar von Die Welt, 12. Januar 2012, verfaßt am 12.01.2012 um 10.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8865
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"Wir sind Zigeuner, und das Wort ist gut"
Zeugt es wirklich von Aufgeklärtheit, die Formel "Sinti und Roma" zu verwenden? Der Autor Rolf Bauerdick plädiert für einen zu Unrecht entehrten Begriff.
www.welt.de
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2012 um 13.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8866
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Ich bin gerade auf einen Fall von politischer Korrektheit gestoßen, komme aber nicht weiter – kann jemand helfen?
In dem Lied "Without a song" aus dem Musical "Great Day" (Musik von Youmans, Text von Rose und Eliscu) heißt es ursprünglich "A darkie is born", und so hat es u. a. auch Sinatra gesungen. Das wurde dann zu "A man is born" o. ä. abgeändert, so singt es auch Mahalia Jackson.
Aber ich glaube, das verfälscht den Inhalt. Das Lied ist ja als Spiritual angelegt und scheint von der Arbeit der schwarzen Sklaven auf den Farmen der Südstaaten zu handeln. Auch der symbolische "Jordan" wird erwähnt.
Im Internet steht, daß die Verfilmung um 1931 abgebrochen werden mußte, weil Joan Crawford sich außerstande sah, die Hauptrolle zu spielen.
Aber wovon handelt das Ganze? Da es am Broadway durchfiel, erfährt man nichts Genaueres.
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Kommentar von Marco Niemz, verfaßt am 17.01.2012 um 01.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8867
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Frank Sinatra scheint zuerst "A darkie is born" gesungen zu haben und danach "A man is born". So ist es dann von ihm in Youtube zu hören. Auch Tony Bennett (1959) singt "A man is born", während Perry Como in seiner Version von 1951 die Variante "A young one is born" wählte.
Der Originaltext "A darkie is born" ist aber noch von Lawrence Tibbett zu hören, der das Lied "Without a Song" im Film "The Prodigal" von 1931 vorträgt (www.youtube.com).
Hier der Inhalt des Musicals "Great Day: "A white-oriented set on and around a plantation in New Orleans, which utilized a number of blacks in comedy, singing, and atmospheric roles as plantation hands, pickaninnies, etc., including baritone Louis Deppe (as Elijah), the comedy team of Miller & Lyles performing some of their blackface routines, and an energetic chorus called The Jubilee Ensemble, under the direction of Will Marion Cook and Russell Wooding." (Quelle: Bernard L. Peterson Jr., A Century of Musicals in Black and White: An Encyclopedia of Musical Stage Works By, About, or Involving African Americans, Westport, CT, 1993 - Seite 153)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2012 um 07.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8868
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Vielen Dank für diese Hinweise! Zusammenmit einer privaten Mitteilung von Herrn Markner ist mir das eine große Hilfe. Jedenfalls ist es eine Verfälschung des Stückes, wenn man in vermeintlich menschenfreundlicher Weise den Wortlaut so abändert, als habe es die Bezeichnung und (ironische) Selbstbezeichnung der Sklaven und ihrer Nachkommen überhaupt nicht gegeben. Das erinnert tatsächlich an die Tilgung der Zigeuner und manchmal auch Juden aus der deutschen Geschichte. Wen es nicht gegeben hat, dem kann auch kein Unrecht widerfahren sein – das ist die paradoxe Folge.
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Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 17.01.2012 um 14.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8869
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Etwas anders liegt der Fall noch in Südafrika, wo Schwarze sich durchaus selbst als darkies bezeichnen (und Weiße als whities). Zwar halten das nicht alle Schwarzen für statthaft, doch diejenigen, die es nicht für statthaft halten, müssen sich den Gegenvorwurf gefallen lassen, keine 'echten' Schwarzen zu sein: siehe hier.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 17.01.2012 um 16.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8871
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Zu Icklers Befürchtung (#8868): Es gibt ihn schon, den politisch korrigierten *Huck Finn*! Und der Verlag wußte natürlich, was Schulbibliotheken deshalb kaufen müssen!
Überhaupt sollte man nicht alle US-amerikanische Sprachverregelung auf die ganze englischsprechende Welt übertragen! Als im Deutschen die Bezeichnung "Neger" noch erlaubt war, übersetzte einer meiner Studenten dieses Wort mit "African American", und ich mußte ihm sagen, daß der Neger im Originaltext nie in Amerika war, sondern zeit seines Lebens nur in Afrika und er jetzt im deutschen Sprachraum reiste. Ich erinnere mich, daß ich keinen Erfolg mit meiner Lehre hatte; der junge Mann verstand eben nur, daß man nur sagt, was man sagen muß.
Der Text, den meine Studenten vor Jahren noch hatten übersetzen müssen, war übrigens dieser:
Graf Bobby löst ein Problem
Graf Bobby ist Österreicher; Wiener, um genau zu sein. In einem Gasthaus sieht er einen Neger, und er beginnt zu denken, und er denkt und denkt und denkt. "Sie", fragt er ihn schließlich, "sind Sie ein Neger?" – "Ja", antwortet der Neger freundlich, "ich komme aus Afrika." – Da sagt Graf Bobby: "Also deshalb!"
Daß es mir bei meiner Aufgabe für die Studenten mehr darum ging, ihnen etwas über die Österreicher und deren Bild in Deutschland näherzubringen, das konnte ich den meisten Studenten auch nicht klar machen. Ich habe also den Text dann nicht mehr im Unterricht benutzt. Und mir war's damals natürlich sowieso nur darum gegangen, den Studenten etwas über das Bild der Österreicher bei manchen in Deutschland zu vermitteln.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.01.2012 um 09.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8872
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Es gibt in den USA anscheinend massenhaft "Indians" also Inder. "Red Idians" scheint weniger üblich oder sie sind viel wenigere als die Inder.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 18.01.2012 um 16.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8873
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Die, die's noch gibt, sind jetzt alle "Native Americans". Meine Töchter, hier geboren und mit Stolz amerikanische Staatsbürger, sind's offiziell nicht, auch wenn sie und ich noch so überzeugt mit unseren Lateinkenntnissen es eigentlich anders sehen wollen. — Ich bin übrigens "naturalisierter" Staatsbürger hier, — was immer sich hinter diesem Terminus verstecken mag.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 19.01.2012 um 22.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8874
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Graf Bobby ist doch nicht im »Altreich« erfunden worden, um sich über die Wiener lustig zu machen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.01.2012 um 15.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8875
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Die Provinz-Österreicher machen sich über die Wiener und den Wiener (früheren Hof-)Dialekt lustig.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2012 um 16.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8878
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Während unsere korrekten Zeitgenossen gar sehr besorgt sind, daß kein Eskimo beleidigt wird, scheinen die Pygmäen keine solchen Aktivitäten hervorzurufen. Wiki nörgelt zwar ein bißchen herum und führt auch an, daß diese kleinwüchsigen Afrikaner keine ethnische Einheit bilden und keine gemeinsame Eigenbezeichnung haben, aber das war's auch schon. Dabei ist "Fäustling" (wir würden wohl "Däumling" sagen) ja auch nicht gerade schmeichelhaft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2012 um 16.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8881
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"Für den jüdischstämmigen Journalisten Alan Posener steht die Solidarität der Christen mit Israel aber in Frage.“ (Deutschlandradio 3.2.12)
Was heißt eigentlich "jüdischstämmig"? Gehört das nicht in dieselbe Begrifflichkeit wie "Halbjude" usw.? Bin ich christlichstämmig?
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 05.02.2012 um 19.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8882
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"Was heißt eigentlich 'jüdischstämmig'?" — Gute Frage! Aber dieses Adjektiv ist wohl nicht so einfach einfach neben "christlichstämmig" zu setzen. Unterscheidet sich das "katholische Volk" vom "jüdischen Volk" bei den verschiedenen Sprechern wirklich nur nach dem Wortlaut der sonntags in der Kirche oder sabbaths in der Synagoge liturgisch aufgesagten Credosprüche? Wir sind alle eben nicht nur im Grundgesetz beheimatet. Am besten stellte man Icklers Frage wohl dem Deutschlandradio vom 3.2.12. Und dabei lasse man sich gleich mal "jüdisch", "Jude", "Judentum" und "Israel" erklären. Unser Pastor hier sagt manchmal in seinen Predigten "Israelis" statt "Israelites". Sich zu versprechen zu vermeiden ist halt nicht so einfach.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.02.2012 um 12.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8884
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"-stämmig" bedeutet "Abstammung" und ist ein biologisches Merkmal. Es hat mit der Religion nichts zu tun. Man kann zum jüdischen Glauben übertreten, aber ohne Abstammung über die weibliche Linie nicht Jude werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2012 um 14.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8885
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Anders Wiki:
Unter dem „jüdischen Volk“ werden sowohl das historische Volk der Israeliten als auch dem jüdischen Selbstverständnis gemäß alle Juden verstanden, die nach der Tora von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob abstammen. Deren Verheißungsgeschichte hat nach dem ersten Buch Mose[1] alle Völker segnenden, sie einbeziehenden Charakter: Wer von einer jüdischen Mutter geboren ist, gilt im Talmud daher ebenso als Jude wie jemand, der zu diesem Glauben übergetreten ist, unabhängig von seiner Herkunft. Der Begriff des jüdischen Volkes im zweiten Sinne bezeichnet nicht ein ethnisch einheitliches Nationalvolk mit geschlossenem Siedlungsraum, einer gemeinsamen Geschichte, Sprache und Kultur, sondern eines, das zur jüdischen Diaspora zerfiel.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.02.2012 um 18.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8886
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Es gibt zwei Parteien, einerseits die orthodoxen Juden, welche sich ausschließlich an die überlieferten Vorschriften der Thora halten und welche die Religion benutzen, um den übrigen Juden Vorschriften zu machen, und andererseits die liberalen Juden, für welche die mütterliche Abstammung nicht alleingültig ist. Ein derartiger Kulturkampf findet gegenwärtig in Israel statt.
Es gibt in Israel auch ernthafte Wissenschaftler mit der Meinung, daß unter den Römern nur die jüdische Oberschicht in und um Jerusalem vertrieben wurde und die bäuerliche Bevölkerung im Land blieb und heute die alteingeborenen Palästinenser sind im Unterschied zu den eingewanderten Arabern. Bekanntlich wurden in den von Arabern eroberten Ländern die Einwohner nicht ausgerottet und auch nicht zwangsbekehrt, wenn sie eine Zusatzsteuer zahlten.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 10.02.2012 um 15.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8887
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Es könnte sein, daß Posener eine nichtjüdische Mutter hat und/oder nicht jüdischen Glaubens ist. Der Hörfunkautor hätte ihn ehrlicherweise lieber als »zionistischen Journalisten« bezeichnen sollen, denn das wollte er doch wohl vermitteln.
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Kommentar von Prokurist, verfaßt am 11.02.2012 um 17.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8888
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.02.2012 um 18.45 Uhr:
"Bekanntlich wurden in den von Arabern eroberten Ländern die Einwohner nicht ausgerottet und auch nicht zwangsbekehrt, wenn sie eine Zusatzsteuer zahlten."
"Nicht zwangsbekehrt" ... aber nur, wenn sie eine Zusatzsteuer zahlten. Irgendwie doch spitzfindig-zwanghaft...
Im Volksmund nennt man sowas Schutzgeld. Im Jargon von Frau Merkel hieße sowas "alternativlos". In Gutmenschen-Manier "Unwort".
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.02.2012 um 20.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8889
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Im Osmanischen Reich zahlten die Muslime eine "Almosensteuer" und die Andersgläubigen eine "Kopfsteuer", die etwas höher war. Für den osmanischen Staat war aus fiskalischen Gründen eine Massenkonversion nicht wünschenswert. Schlimmer als die Kopfsteuer war für die nichtmuslimische Bevölkerung die "Blutsteuer" genannte unregelmäßig stattfindende Zwangsrekrutierung von Christenknaben zum Janitscharenkorps. Eine Ausnahme bildete Albanien, wo wegen dauernder Aufstände unter Skanderbeg zur Befriedung des Landes die Konversion der Bevölkerung zum Islam betrieben wurde.
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Kommentar von Prokurist 2.0, verfaßt am 12.02.2012 um 14.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8890
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Genial. Der Bürger zweiter Klasse hat es nicht mit Diskriminierung, sondern mit Differenzierung zu tun.
Alles halb so wild.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.02.2012 um 17.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8928
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Im christlich-katholischen Abendland wären zur gleichen Zeit die Nichtchristen froh gewesen, wenn sie mit solchen Auflagen im Land bleiben hätten dürfen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2012 um 17.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8939
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In der FAZ vom 21.2.12 bespricht Wolfgang Günter Lerch eine Geschichte Irans von Michael Axworthy:
„Unser Bild vom antiken Iran wird bis heute von den alten Griechen bestimmt, die mit dem Großreich der Achaimeniden schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Für sie war ‚der Perser‘ ein aggressiver Barbar; von dieser aus damaliger Sicht verständlichen Wahrnehmung, die Aischylus mit seinem Drama festigte, sind wir immer noch nicht ganz frei.“
Man wird Aischylos (der ja in Salamis und vorher bei Marathon mitgekämpft hatte) und seinen Zeitgenossen den Stolz über ihren Sieg gegen den persischen Angreifer nicht verdenken können, aber das Erstaunliche an dem Perser-Drama ist ja gerade, daß daraus keinerlei Abwertung des Gegners spricht. Das Leid der Perser ist ein allgemein-menschliches, es ist ein Jammer auch in den Augen und Ohren des griechischen Theaterpublikums. Überhaupt hießen die Perser zwar im Griechischen „Barbaren“, aber das geht nicht mit einer Geringschätzung einher, wie sie der moderne Chauvinismus pflegt. Die Griechen waren stolz auf ihre demokratische Freiheit, die sie der Unfreiheit der orientalischen Despotie entgegenstellten, aber in den Persern sahen sie ein kulturell gleichrangiges Nachbarvolk. Hätte Xenophon sonst seinen Fürstenspiegel „Kyroupädie“ geschrieben? Es war auch keine Schande, in persischen Diensten zu stehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2012 um 13.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8941
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In den Medien gehen ja manchmal die Wogen hoch, auch wenn das gewöhnliche Volk von den angeblich brennenden Problemen kaum etwas spürt.
Erinnern Sie sich an die amerikanische Propagandakarikatur „Destroy This Mad Brute“ aus dem Ersten Weltkrieg? "This Poster was effective in motivating young men to enlist. It made a lasting impression on the Germans; it was used later by the Nazi propagandists at the beginning of the Second World War."
– und dann wieder von Karlheinz Weißmann in der „Jungen Freiheit“ vom 19.2.12. Als wenn wir Deutschen wahnsinnige Bestien wären! Dabei sind wir doch nur ein bißchen "anders".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2012 um 07.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8983
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In Rosenheim wurde, wie die Zeitungen berichten, kürzlich weiter an der Schraube der politischen Korrektheit gedreht, weil ein Schüler u. a. an dem Ausdruck Naturvolk Anstoß genommen hatte. Es wurde behauptet, indigen sei der angemessene Begriff, aber das ist natürlich, wie auch hier schon vermerkt und in dem erwähnten Wiki-Artikel umsichtig erörtert, nicht richtig.
Bevor man die Zustände auf dieser Erde überhaupt diskutieren kann, werden immer mehr sprachliche Verbotstafeln aufgestellt, so daß es außerordentlich schwer wird, nicht ständig in Fettnäpfchen zutreten, weil natürlich alle Begriffe, da sie verallgemeinern, auch angreifbar sind. Gruppen beliebiger Art kann man dann gar nicht mehr bezeichnen.
Ich möchte, ohne schon wieder auf die Einzelheiten einzugehen, nur noch einmal auf den prächtigen Gewinn hinweisen, den man ohne irgendwelche eigene Anstrengung einstreichen kann, wenn man anderen Leuten anhand ihrer Wortwahl eine üble Gesinnung unterstellt. Heerscharen leben heute davon, ihren Mitmenschen "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" nachzuweisen.
Eine ungewollte Nebenwirkung ist freilich, daß man Benachteiligten auch keine Hilfe mehr zukommen lassen kann, wenn man sie als Gruppe nicht benennen kann. Für einen unreifen Schüler mag es befriedigend sein, den Lehrern einmal klar eine Niederlage nach Punkten zu bereiten. Das Moralisieren ohne eigene Kosten wird den Kindern ja früh beigebracht ("Sensibilisierung"). Die Menschen, die wirklich etwas für die Rechte der Minderheiten – z. B. bedrohter Völker – tun, sind weniger heikel, können es sich auch gar nicht leisten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2012 um 15.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9135
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Zur Bühler-Anekdote noch etwas Aktuelles. Die Presse meldet:
„Wenn Jesus heute leben würde, würde er ihn als Pharisäer bezeichnen und aus der Kirche rausschmeißen." Dieser Satz von Sebastian Frankenberger über Passaus Bischof Wilhelm Schraml auf ZDFkultur hat für jede Menge Wirbel gesorgt und dem ÖDP-Chef innerparteiliche Kritik eingebracht. Gegenüber pawo.de meinte Frankenberger am Freitagvormittag: „Ich wollte Bischof Schraml nicht beleidigen oder verletzen. Falls das so ist, tut es mir leid. An meiner sachlichen Kritik halte ich allerdings fest."
Laut Lokalzeitung ist die öffentliche Empörung über Sebastian Frankenbergers Aussage groß: Zahlreiche ÖDP-Mandatsträger äußerten sich negativ über seine öffentliche Bischofskritik, die er am Wochenende bei „Roche & Böhmermann" vom Stapel gelassen hatte. Die harsche Kritik von seinen ÖDP-Parteikollegen will der Bundesvorsitzende „intern klären".
Er betonte gegenüber pawo.de: „Ich habe diese Aussagen nicht als Bundesvorsitzender der ÖDP gemacht, sondern als kirchlich engagierter Mensch, der den Finger in die Wunde legt. Zudem habe ich nicht den katholischen Glauben kritisiert, sondern einen Funktionsträger." Frankenberger sagt auch: „Ich habe über alle möglichen Kanäle jede Menge an absolut positivem Feedback erhalten!" Kein Wunder: Es ist noch nicht allzu lange her, dass zahlreiche Gläubige in Passau gegen den Bischof demonstrierten.
Den Ausdruck „Pharisäer" versteht Frankenberger nicht als Schimpfwort. Er verweist darauf, dass diese laut Jesus Würdenträger seien, denen die breiten Borten an den Gewändern wichtiger seien als Barmherzigkeit. Der ÖDP-Chef: „Ich wollte Bischof Schraml nicht beleidigen oder verletzen. Es tut mir leid, falls es so ist. Ich halte allerdings an meiner sachlichen Kritik fest."
...
Einen Tag nach seiner TV-Kritik wurde ihm per Brief untersagt, weiterhin als Kommunionhelfer und Lektor in St. Paul tätig zu sein. Diese Funktionen übt Frankenberger übrigens auch in seiner Heimatpfarrei Auerbach aus, wo bislang noch kein „Kirchenbann" über den bekennenden Christen ausgesprochen worden sei. „Ich möchte gerne an Weihnachten ministrieren und mich dort weiterhin engagieren", betont er. „Sollten allerdings auch hier Repressalien folgen, könnte es durchaus sein, dass ich mein kirchliches Engagement Richtung Linz verlagere."
Die umstrittene TV-Aussage im Wortlaut:
Der Moderator: „Findest du nicht, dass die katholische Kirche ähnlich – die Evangelische übrigens auch – in das Leben von Leuten eingreift und ihnen ähnlich schadet wie – sagen wir mal – der gemeine Raucher, auf einer ganz anderen und perfideren Art und Weise? Die machen ja Leben ganz anders kaputt!"
Frankenberger: „Also, das stimmt, dass die katholische Kirche viele Probleme hat und ich würde es auch immer wieder sagen, dass mein Bischof, wenn Jesus heute leben würde, würde er ihn als Pharisäer bezeichnen und aus der Kirche rausschmeißen, weil diese Gesetzestreue, nicht mehr am Menschen dran zu sein, das ist schrecklich. Die Menschen versuchen, nur an Machtstrukturen festzuhalten und überhaupt nicht mehr zu überlegen: Was heißt es eigentlich, was Jesus uns mit auf dem Weg gegeben hat, immer wieder die Liebe und Gnade Gottes..."
(Frankenberger wird vom Moderator unterbrochen.)
—
Soweit der Bericht. Sebastian Frankenberger ist in Bayern als sehr aktiver und frommer Katholik bekannt. Man darf wohl sagen, daß die Kirche von solchen Leuten lebt. Nun hat sogar der Generalvikar einen scharfen Artikel gegen ihn veröffentlicht. Natürlich gibt es immer ein paar Leute, die sich über deutliche Worte aufregen, aber sehr viele finden es auch erfrischend, daß so etwas überhaupt noch möglich ist. Wie lange noch? Die Hierarchie wird immer empfindlicher. Dazu paßt auch der Drohbrief, den Kirchenaustrittswillige auf jüngsten Bischofsbeschluß vom Ortspfarrer bekommen sollen und der mit Recht weithin kritisiert worden ist. (Übrigens ist mir bekannt, daß solche Briefe auch früher schon verschickt wurden; sie waren so abgefaßt, daß der arme Sünder beinahe annehmen mußte, er bekomme kein ordentliches Begräbnis, sondern werde über die Friedhofsmauer nach draußen gekippt.) In den USA sind Kirchen und Staat strikt getrennt, die Kirchen werben folglich sehr intensiv um ihre Mitglieder, und die USA sind das frömmste Land der Erde. (Es hat sogar für den Katholiken Garry Wills Platz, dessen Bücher – z. B. Head and Heart, aber auch Papal Sin – ich sehr empfehle.)
Woraus ich aber eigentlich hinauswollte: Kleriker als Pharisäer zu bezeichnen (genau in dem Sinn, wie der bibelkundige Frankenberger es erläutert), ist eine sozusagen klassische Kritik und sollte in der ecclesia semper reformanda erlaubt und sogar erwünscht sein. Aber man scheint sich unter dem Begriff Pharisäer heutzutage etwas ganz und gar Unerhörtes vorzustellen, nicht weit vom Gottseibeiuns entfernt. Wachsende Unkenntnis und wachsende Empfindlichkeit für Kritik überhaupt gehen Hand in Hand. Am besten, man sagt gar nichts mehr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2012 um 17.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9162
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Bambergs Erzbischof Ludwig Schick kritisierte die Staatsregierung dagegen scharf. Worte wie "Asylmissbrauch" schürten Fremdenfeindlichkeit. (SZ 19.10.12)
Man wird sich also einen Euphemismus für den Asylmißbrauch ausdenken müssen. Vielleicht Asylberechtigungsirrtum?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.10.2012 um 18.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9163
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Von offizieller Seite wurde immer der Eindruck erweckt, daß es sich bei der neuen Flüchtlingswelle um ganz normale Serben und Mazedonier handele. Nach und nach kommt heraus, daß es in Wirklichkeit Sinti und Roma sind, die in Serbien und Mazedonien rechtlich und wirtschaftlich diskriminiert werden. Von manchen "echten Serben und Mazedoniern" wird ihnen auch nach dem Leben getrachtet und werden sie aus ihren Wohnorten vertrieben. Insofern ist es eine neue Qualität innereuropäischer Asylsuche, die es wieder einmal offiziell nicht geben darf. Abhilfe wäre wohl nur mit einer Stärkung der Minderheitenrechte in diesen neuen und jungen Nationalstaaten zu erreichen, die dabei sind, alle in den westeuropäischen Staaten überwundenen Minderheitenfehler zu wiederholen. Deren Überwindung wäre auch ein Stück europäische Kultur.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.10.2012 um 00.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9164
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Inzwischen ist der teilweise politisch korrekte Begriff »Migrantenpack« aufgekommen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2012 um 04.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9165
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Das Anerkennungsverfahren ist rechtsstaatlich geregelt, deshalb können viele Rechtsanwälte davon leben. Selbst wenn man gelegentliche Fehlentscheidungen einräumt (die in der Praxis noch lange nicht zur Abschiebung führen), ist die Anerkennungsquote verschwindend gering. Das Asylrecht wird also in mindestens 95 % der Fälle ohne hinreichenden Grund in Anspruch genommen. Besonders die Kirchen neigen dazu, die Befolgung der Gesetze als bloße Formalität zu kritisieren und sachfremde Gesichtspunkte geltend zu machen – zum Schaden der wirklich Verfolgten natürlich, die den Unmut der keineswegs blinden Bevölkerung zu spüren bekommen.
Es ist schwer, über diese Tatsachen zu reden, ohne in die falsche Ecke gestellt zu werden. Nun, wir werden sehen, wie sich das entwickelt.
(Der Seeräuberprozeß in Hamburg war in dieser Hinsicht ziemlich interessant. Soweit ich es der Presse entnehmen konnte, gab es am Ende einen Spielverderber, der das Bild vom armen jungen Somalier, der sich in aller Unschuld auf ein Piratenabenteuer einläßt, in einer Weise störte, das den vielen Anwälten gar nicht paßte.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2012 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9166
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Die somalischen Seeräuber waren offenbar von ihren deutschen Anwälten angewiesen worden, eisern zu schweigen, um sich nicht zu verplappern. Nicht einmal ihre persönlichen Daten wollten sie angeben. Nur gegen Ende des Prozesses packte einer aus und stellte die Lügengeschichten der anderen bloß. Sogleich wurde seine Glaubwürdigkeit angezweifelt, aber die Richter ließen sich nicht jeden Bären aufbinden.
Die Anwälte, die das taten, wofür sie bezahlt werden, versuchten immer wieder, das Bild vom edlen Wilden zu wecken, der in seiner Herzenseinfalt mal eben ein Schnellboot besteigt, um mit modernen Waffen einen Frachter zu kapern und mit dem Erlös seine arme Familie zu ernähren. Einer will gar mit Waffengewalt gezwungen worden sein, das Schnellboot zu steuern. Mit gebührender Erschütterung lesen wir, daß einer der Angeklagten zu Beginn darum gebeten habe, nicht gefoltert zu werden. Spätestens zwischen seiner Festnahme und dem Prozeßbeginn dürfte er gelernt haben, daß er in Deutschland nichts zu befürchten hat. Die Notwendigkeit, alles zu dolmetschen, erschwerte die Entlarvung der Lügen, weil gewissermaßen die Glaubwürdigkeit des Dolmetschers sich dazwischenschob. Das einzige, worüber die Verbrecher ehrlich erstaunt gewesen sein dürften, war, wieviel Zeit und Mühe (und Geld: weit mehr, als sie zu erpressen vorhatten) sich der deutsche Staat das Ganze kosten ließ, statt einfach so zu verfahren, wie sie selbst es in vergleichbarem Fall zweifellos getan hätten. Die Haftstrafen schrecken niemanden ab; was zuletzt zum Rückgang der Piratenüberfälle geführt hat, war allein die Tatsache, daß Frachter jetzt bewaffnetes Personal mitführen dürfen. Bedauerlicherweise befinden sich noch immer über hundert Seeleute in der Gewalt somalischer Verbrecherbanden. Kaum eine Zeitung wagt es, die Abscheulichkeit der Verbrechen zu erwähnen; jede weist auf die schlechten Lebensbedingungen in Somalia hin.
Die Süddeutsche Zeitung kommentiert besonders mitfühlend: „Die Verurteilten sind bitterarm und überwiegend ohne Schulbildung; mit der Beute wollten sie sich und ihren Familien das Überleben sichern. Wer würde in ihrer Lage nicht ähnlich handeln? Es ist ignorant, sie hier einzusperren, und es dürfte niemanden in Somalia abschrecken. Das wird nicht besser dadurch, dass die Männer nach der Haft hier bleiben dürfen, weil Deutschland de facto niemanden in ein Bürgerkriegsland abschiebt. Einige sprechen kaum Deutsch, sie fehlen zu Hause als Versorger, ihre Familien werden drangsaliert. Alles nur traurig. Und dafür hat die deutsche Justiz bis zu zehn Millionen Euro aufgewendet.“ (20.10.12)
„Wer würde in ihrer Lage nicht ähnlich handeln?“ Weiß die Journalistin, was sie da sagt? Von der Armut bis zur Beteiligung an einem wohlorganisierten mörderischen Verbrechen ist es denn doch noch ein großer Schritt. Frau Läsker will doch nicht etwa sagen, daß arme Menschen (oder alle Somalier ...) zu allem fähig und druchweg potentielle Mörder sind? Was wäre denn im Falle der Piraten eigentlich die Alternative? Laufenlassen mit einer großzügigen Spende für die Familie und der Bitte, es nicht wieder zu tun?
Wir werden also „unsere“ Somalier nach Verbüßung ihrer Haftstrafen als neue Mitbürger begrüßen können, bald auch die nachziehenden Familienangehörigen. Aber zuerst geht es in die Revision.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2012 um 10.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9167
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Frau Läsker schreibt auch: „Im Gerichtssaal sollten gleichsam Probleme einer entgleisten Globalisierung gelöst werden.“ – Also sind wir am Ende selbst schuld, wenn unsere Frachtschiffe überfallen werden?
Die Presse spricht nun durchweg von „hohen Haftstrafen“ – schwer zu verstehen angesichts des außergewöhnlich kaltblütigen Verbrechens: mit Kalaschnikows und Panzerfäusten auf die bemannte Brücke eines Frachters zu schießen, Granaten für weitere Aktionen an Bord zu hieven usw. – das Ganze in internationalen Gewässern. Der Tod der Seeleute wurde in Kauf genommen. Nur das Eingreifen niederländischer Spezialeinheiten hat Schlimmeres verhindert.
Die Somalier werden von feinsinnigen Journalisten dargestellt, als seien sie Wesen von einem anderen Stern. Die Richter hätten Somalia „nicht verstanden“ (taz) usw. Die Unterstellung, solche Verbrechen seien in Somalia ganz normal und nachvollziehbar, ist abwegig und unverschämt – auch gegenüber jenen Somaliern, die keine solchen Verbrechen planen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.10.2012 um 14.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9170
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Angeregt durch den heutigen SZ-Artikel "Krieger unter Strom" über den Tod der Kultfigur Russell Means und den AIM (American Indian Movement) habe bei Wikipedia gefunden: "Native Americans, americanos nativos" ist der Oberbegriff für alle indigenen Völker Amerikas einschließlich Inuit und Hawaianer, "American Indian" nennt sich die Untermenge der nordamerikanischen wirklichen Indianer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2012 um 18.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9171
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Fast 70 Jahre hat es gedauert, heute nun setzt Deutschland den 500.000 Sinti und Roma, die Hitler ermorden ließ, ein Mahnmal. Doch noch immer ist «Diskriminierung» das Schlagwort, wenn es um ihr Leben in Deutschland und Europa geht. Denn Roma und Sinti werden das Schimpfwort «Zigeuner» nicht los. (news.de 24.1012)
Usw. – Es wäre vergebliche Mühe, diesen Journalisten erklären zu wollen, daß Zigeuner nie ein Schimpfwort war, wenn es auf Zigeuner angewendet wurde. Das Denkmal hätte schon vor 60 Jahren errichtet werden müssen. Dann wäre auch noch nicht der lächerliche Streit um die politisch korrekte Bezeichnung ausgebrochen, der jedes vernünftige Gespräch erstickt.
Mit trauriger Genugtuung sehen wir, daß es den umbenannten Zigeunern nicht besser geht, als es ihnen unter dem herkömmlichen Namen (auf den einige von ihnen auch Wert legen) gehen würde. (Wie ja auch die zahllosen "Mitgliederinnen" usw., keinen Nutzen von der PC haben ...)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 24.10.2012 um 19.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9172
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Angesicht der absurden Inflationierung der Opferzahl in solchen Meldungen verblaßt natürlich jeder Einwand sprachlicher Natur.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 24.10.2012 um 19.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9173
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Zu #9170
Auch wenn es die meisten Deutschen nicht richtig aussprechen, es heißt Hawai|i, demzufolge auch Hawai|ianer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2012 um 05.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9177
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Es ist ein Jammer, daß man über die furchtbare Verfolgung dieser Menschen nicht reden kann, ohne sich über die Irrtümer und Falschdarstellungen der letzten Jahrzehnte zu ärgern.
Schätzungsweise eine halbe Million Sinti und Roma wurden von den Nazis als "Zigeuner" verfolgt und ermordet. (Südwestpresse 25.10.12)
Man könnte meinen, daß die Bezeichnung Zigeuner zu den Maßnahmen der Nazis gehörte. So war es aber nicht. Was die Nazis den Menschen angetan haben, war ungleich schlimmer als eine herabsetzende Benennung.
Romani Rose sagte, das Wort Zigeuner würde auf dem Berliner Mahnmal so wirken wie das Wort Nigger auf einem Denkmal für Martin Luther King. Das ist offensichtlich falsch. Nachdem sich aber in Deutschland die Meinung durchgesetzt hat, Zigeuner sei ein ganz schlimmes Wort, ist es das auch. Da können die Sprachwissenschaftler noch so sehr protestieren (was sie allerdings fast gar nicht tun, man will sich ja auch hier keinen unnötigen Ärger einhandeln).
Wie verwirrend muß es besonders auf junge Menschen wirken, wenn sie feststellen, daß die Zigeuner in anderen Ländern immer so (oder mit einer Entsprechung) genannt werden; daß die Opferzahl wissenschaftlich ohne festen Grund ist usw.? Das Beharren auf dem vermeintlich nützlichen Irrtum kann auf die Dauer nur neuen Schaden anrichten. Es ist die Frage, ob gewisse "Interessenverbände" (auf die Wikipedia unter "Sinti und Roma" sowie "Roma" mit Recht immer wieder hinweist) wirklich das Richtige für die von ihnen Vertretenen tun.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.10.2012 um 12.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9179
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Nur die Deutschen dürfen das Wort "Zigeuner" nicht mehr benutzen, eigentlich ist das eine Diskriminierung: Besonders lustig ist, daß es bei Wikipedia nur noch "Roma-Musik" und "Sinti-Jazz" gibt. In diesem Fall ist es sinnvoller, das englische Wort "gipsy" zu verwenden, "Gipsy-Jazz" ist sowieso bekannter. Darf man die Selbstbezeichnung Django Reinhards als "tzigane" nicht mehr verwenden? Übrigrigens nannten sich die Einwohner von Konstantinopel und Byzanz "Romaioi".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2012 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9195
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Bühlers Anekdote ("Sie Alpha, Sie Beta" ...) steht, wie ich gerade sehe, so ähnlich schon bei Friedrich Polle. "Wie denkt das Volk über die Sprache?" (2. Aufl. 1898) und war schon damals nicht neu. Dort auch noch weitere schöne Beispiele:
"Zu einem Dienstmädchen sagt ihre Herrin: 'Was ist denn dir in die Glieder gefahren?' Das Mädchen bricht in Weinen aus: Glieder hätte sie nicht, das hätte ihr noch niemand vorgeworfen."
"Ein achtjähriges Mädchen kam hocherfreut mit seinem Aufsatzheft zum Vater gelaufen: 'Sieh mal, Vater, was für eine schöne Zensur ich habe!' Die Zensur lautete: Unter aller Würde."
Zu einer anderen Stelle fiel mir ein, was ich vielleicht schon mal berichtet habe: Erlangen ist die Partnerstadt von Rennes. Folglich gibt es hier eine Rennesstraße. Sie wird allgemein und auch in der offiziellen Ansage im Stadtbus (Linie 294) ganz deutsch ausgesprochen. Sonst würde es nämlich niemand verstehen.
Aus ähnlicher Rücksichtnahme sind die Erlanger allmählich dazu übergegangen, Erlangen auf der ersten Silbe zu betonen wie die Ortsfremden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2012 um 08.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9239
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Der Rosenheimer Ethiklehrer (#8983) hatte den (erwachsenen) Schülern folgende Frage vorgelegt:
"Wenn bei Naturvölkern ein Gast die Hausherrin begatten muss, ist das nun a) ein moralisches Gebot und b) müssen wir das absolut verurteilen?"
Natürlich fiel die Presse darüber her ("Blöde Frage" titelte die Süddeutsche Zeitung). Aber das zeugt von Unbildung. Tatsächlich hatte zum Beispiel Herodot die Griechen mit Bräuchen bekannt gemacht, die ihnen die Haare zu Berge stehen lassen mußten. An solche und ähnliche Berichte anknüpfend stellten die sogenannten Sophisten die absolute Gültigkeit der überkommenen Normen in Frage – der Beginn der Aufklärung, eine geistesgeschichtlich ungeheuer folgenreiche Episode. Auch die römischen Philosophen haben dann solche Fragen diskutiert, die nicht blöd, sondern klassisch sind.
Wer sich mit Ethnologie und Religionswissenschaft beschäftigt, wird mit Tatsachen konfrontiert, die dem geschonten Kopf eines Zeitungsschreibers in seiner Münchner Redaktion immer fremd bleiben werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2012 um 09.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9251
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Im Jahresrückblick bringt die Süddeutsche Zeitung noch einmal jenes Wort des Bischofs Schick über "Asylmissbrauch" und dazu ein großes Foto mit zwei zugenähten Mündern iranischer Asylbewerber. Es wurde preisgekrönt als "Pressefoto Unterfranken". Wie so manches preisgekrönte Foto beweist es nur die Abgebrühtheit der Medien, die uns mit allen Mitteln emotionalisieren wollen. Aber wer ist noch erschüttert, wenn er die erpresserische Aktion dahinter ziemlich gut in Erinnerung hat. Das Foto ist auch viel zu künstlich inszeniert, wie jene Kochbuchillustrationen, die keineswegs wirkliches Essen zeigen, sondern Arrangements aus Rasierschaum usw.
Die Zeitung scheint auch keine rechte Lust mehr zu haben, uns dauernd erschüttern zu wollen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2013 um 16.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9255
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Zu den Vorwürfen, gegen die man sich kaum wehren kann, gehört: "X ist zwar kein Antisemit, bedient aber antisemitische Klischees."
(Schwarz-Friesel über Grass, Broder über J. Augstein usw.)
So hat man zwar nichts gesagt, aber trotzdem jemanden fertiggemacht, den man nicht leiden kann.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 21.01.2013 um 16.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9256
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Was einige nur ahnten, wird nun wissenschaftliche Tatsache: Der Zigeuner ist ein gesellschaftliches Konstrukt, genau wie das Geschlecht einer Person. Genauer gesagt "ein gesellschaftliches Konstrukt, dem ein Grundbestand an Wissen, Bildern, Motiven, Handlungsmustern und Legenden zugrunde liegt, durch die ihnen im Reden über sie kollektive Merkmale erst zugeschrieben werden." Dieser so beschriebene Grundbestand, "der sich zu Denk- und Wahrnehmungsfiguren verfestigt, wird zählebig tradiert" und bildet dadurch erst die "Fremdbezeichnung 'Zigeuner'". (Klaus-Michael Bogdal: Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung, Berlin: Suhrkamp 2011, S. 15.)
Bogdal erhält in diesem Jahr für dieses Werk den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Das Buch (übrigens in Schulorthographie gedruckt) des Professors für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld wird uns also noch in den Medien begegnen.
Natürlich muß das Werk eines Literaturwissenschaftlers einen Verständigungspreis erhalten, wenn es sich nicht mit der Untersuchung von literarischen Motiven – wohl aber ständig anhand von literarischen und künstlerischen Werken belegend – begnügt, sondern im Fahrwasser von Elias und Blumenberg (ebd., S. 12) zu einer soziologischen Studie aufgebläht wird.
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 22.01.2013 um 20.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9257
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Wieso gibt es einen Verständigungspreis? Wie verständigt man sich mit Konstrukten? Hält dann ein Konstrukt "Deutscher" oder "deutscher Zigeuner" die Laudatio? – Freuen sich die Zigeuner überhaupt, wenn man sie für eigentlich nicht existent erklärt?
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Kommentar von R. M., verfaßt am 23.01.2013 um 15.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9258
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23. 1. 2013 Gestern einen Chinois bei Netto gekauft, Feindschaft von ca. 1,5 Milliarden Menschen zugezogen. Vorsatz gefaßt, in Zukunft bei Sonderangeboten besser aufzupassen.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 23.01.2013 um 16.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9259
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Das freilich nur, wenn China jetzt plötzlich in der Bretagne liegt. (China ist zwar als Hauptgläubiger der USA bekannt, aber wie sieht das mit französischen Schuldverschreibungen aus?) Andererseits liegt ja Böhmen auch am Meer. Womit wir nun wieder bei Zigeunern wären...
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Kommentar von Wolfgang Bender, verfaßt am 31.01.2013 um 09.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9261
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"Germanist" stellt in seinem Kommentar vom 25.10.12 korrekt fest, daß sich die Einwohner von Byzanz als "Romaioi" bezeichnet haben.
Dies hat allerdings nichts mit "Roma" / Zigeuner zu tun, sondern damit, daß sich die "Byzantiner" bis 1453 – und noch lange danach – als "Römer" bezeichneten, griechisch "Rhomaioi". Auch die Kaiser nannten sich bis zum Ende "Basileus Rhomaio", "Kaiser der Römer".
Dies nur als kleine Richtigstellung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2013 um 13.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9262
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Zigeunersprache – „Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen.“ (Wikipedia)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.01.2013 um 16.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9263
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Im Neugriechischen wird unterschieden: Roomaios, der Römer; Roomaia, die Römerin; Roomios, der Grieche; Roomia, die Griechin.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.02.2013 um 07.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9264
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Das Umgekehrte, weg von der politischen Korrektheit, kommt bei Wikipedia auch vor. Im Artikel zu Joseph II., dem Nachfolger Maria Theresias, stand bis vor kurzem:
Das Allgemeine Krankenhaus war eine Art Lieblingsprojekt des Kaisers, mit dem er sich äußerst detailliert befasste – unter anderem in der Planung des sog. Narrenturms, einer Verwahranstalt für sogenannte „Geisteskranke“.
Daraus hat jemand gemacht: ... einer Verwahranstalt für Geisteskranke.
Vielleicht kommt bald ein anderer und fügt sogenannte und/oder die Anführungszeichen wieder ein?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2013 um 07.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9266
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Die FAZ (19.2.13) kritisiert die politische Korrekheit, die es den Politikern verbiete, die Armutszwanderer aus Rumänien als Roma zu identifizieren. Daß es im Deutschen das Wort Zigeuner gibt, scheint die FAZ gar nicht mehr zu wissen. Um so schonungsloser schildert sie die Schwierigkeiten mit den Roma, auch daß Neonazis da ihr Süppchen kochen. Das zeigt noch einmal die Sinnlosigkeit der sprachlichen Kosmetik.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.02.2013 um 11.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9267
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Die Zigeuner aus Bosnien und Serbien werden dort "cíganin" und "cíganka" genannt; Adjektiv "cíganski" Warum darf man diese Bezeichnung nicht auch hier verwenden?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2013 um 07.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9268
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Heute löckt die Süddeutsche Zeitung ausdrücklich und sehr mutig gegen die politische Korrektheit und spricht von der selbstverschuldeten Rückständigkeit und Zerstrittenheit der südosteuropäischen, hierzulande "nur dem Pfad zur höchsten staatlichen Unterstützung folgenden" Zigeuner. Aber gegen die sprachliche Verlogenheit der Umbenennung traut sie sich nichts: es bleibt bei "Roma". Bei soviel Ergebenheit braucht man sich über die Beliebtheit des "Pfades" nicht zu wundern. Gestern las man schon, das Problem mit den Sinti und Roma bestehe darin, daß diese sich über ihre hiesigen Wohnverhältnisse nicht beklagen.
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Kommentar von FAS, 10.3.2013 , verfaßt am 11.03.2013 um 09.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9277
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»Sie bezeichnen sich als Zigeunerin. Deutsche meiden das Wort, weil sie Angst haben, es sei rassistisch. Darf man also doch Zigeuner sagen?
Ich halte den Begriff nicht für rassistisch. Es ist eine Bezeichnung für jene Menschen, die vor etwa 1000 Jahren Indien verlassen haben. Es wird angenommen, dass das Wort Zigeuner aus dem altgriechischem „Athinganoi“ und dem altpersischen „Ahinkar“ entstanden ist. Athinganoi bedeutet „die Unberührbaren“, Ahinkar bedeutet „Schmied“. Roma und Sinti ist kein sprachliches Äquivalent zum Wort Zigeuner, denn man unterscheidet vier große Zigeuner-Gruppen voneinander – neben den Sinti und Roma gibt es noch die Manush in Frankreich und die Kale in Spanien. Ich plädiere dafür, den Begriff Zigeuner beizubehalten, ihn von Klischees zu befreien und ihn ins Positive zu wenden.«
(aus einem Interview mit der Filmemacherin Lidija Mirkovic: http://www.faz.net/-hox-77j1k)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.03.2013 um 22.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9278
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Nur sprachwissenschaftlich gesehen: Das Wort athinganos finde ich in keinem meiner altgriechischen Wörterbücher; falls es jemand findet, bitte melden! Aber in meinem neugriechischen Wörterbuch finde ich für Zigeuner gyptos, tsinganos, athinganos (griechisch wird ng als gg geschrieben). Laut Wikipedia sind sie erst im 12. Jahrhundert im byzantinischen Reich erschienen. Damals sprach und schrieb man dort mittelgriechisch, aus dem viele Lehnworte in die slawischen Sprachen wanderten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2013 um 06.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9279
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Die FAZ interviewt Preisträger Bogdal zu seinem Buch. Er wiederholt die These, die in seinem Buch so lautet: „Die Idee, eine europäische Geschichte der Ausgrenzung der Romvölker zu schreiben, die in der deutschen Sprache abwertend ‚Zigeuner‘ genannt werden ...“ (9)
Er meint nun sogar, der Ausdruck Antiziganismus müsse durch Ziganismus (als Entsprechung von Antisemitismus!) ersetzt werden, weil die Rede von "Zigeunern" an sich schon diskriminierend sei usw.
Zu solchen Kapriolen kommt es wegen der begrifflichen Verwirrung.
Die Zigeuner wurden verachtet, und sie wurden Zigeuner genannt, aber der Name war kein Ausdruck der Verachtung. Das ist der Kern des durchweg "negativen Kontextes", den Bogdal feststellt. Bogal führt Ausdrücke wie "Zigeunerwirtschaft" an, bemerkt aber nicht, daß man damit schwerlich die Wirtschaft der Zigeuner selbst bezeichnen konnte. Man übertrug die Verachtung der Zigeuner auf Nichtzigeuner. Zigeuner war kein Schimpfwort für Zigeuner. Übrigens bleibt Bogdal selbst aus praktischen Gründen dann meist bei Zigeuner. Das geht also immer noch.
Es ist wieder einmal schade um die guten Absichten und wertvollen Dokumente.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2013 um 06.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9280
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Auch die Überschrift der FAZ Europa erfindet die Zigeuner, um sie zu verachten ist meiner Ansicht nach allzu geistreich verschnörkelt und tut den Betroffenen keinen Gefallen. Wer sind "sie"? Es sind doch keine erfundenen Menschen, die es vor 1000 Jahren aus Nordwestindien nach Europa verschlagen hat, wo sie nun ein mehr oder weniger kümmerliches Leben führen.
Und wie hätten denn unsere Vorfahren, wenn sie schon so politisch korrekt gewesen wären wie wir, die Zigeuner nicht-abwertend benennen sollen? Schon diese Überlegung zeigt, wie verdreht die ganze Konstruktion ist.
Wie sich unsere Journalisten im Gestrüpp der sprachlichen Tabus verfangen, konnte man in den letzten Tagen aus einem traurigen Anlaß beobachten: Daß eine türkische Mutter mit ihren Kindern bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam, stellte manchen vor eine kaum lösbare sprachliche Aufgabe: Die neun Toten haben Migrationshindergrund (sic). (n-tv 10.3.13)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2013 um 10.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9281
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Die von Bogdal gezogene Parallele zu Krauts usw. ist auch falsch. Natürlich möchten wir nicht Krauts oder boches genannt werden, aber in diesen Fällen gibt es ja den normalen Namen und dann eben einen, der nur der Verächtlichmachung dient.
(Als Kinder haben wir sogar gelernt, die amerikanischen Besatzungssoldaten nicht Ami zu nennen. Ich weiß nicht, ob die das wirklich übel aufgenommen hätten, aber das wußten unsere Eltern damals wahrscheinlich auch nicht.)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.03.2013 um 13.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9282
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Die Deutschen sind von der Erfindung der Bezeichnung "Zigeuner" freizusprechen, denn sie ist mit ihnen eingewandert und nur an die deutsche Sprache angepaßt worden. Als sie in Kleinasien erschienen, wurden sie von den Byzantinern unter anderem "Ciganoi" genannt. Als sie in die slawisch besiedelten Länder und nach Ungarn weiterwanderten, wanderte diese Bezeichnung mit ihnen, mit Varianten in den einzelnen slawischen Sprachen. Als sie in den deutschsprachigen Ländern erschienen, wurde daraus "Zigeuner". In Italien heißen sie "Zingari", in Spanien "Gitanos", in Portugal "Ciganos", in Frankreich "Tziganes", nur in England "Gipsies". Wo ist das Problem?
Warum heißen in den slawischen Sprachen nur die Deutschen "Nemci", mit Varianten in den Einzelsprachen, was von "die Stummen" kommt? Sollen wir deswegen beleidigt sein? Als diese Bezeichnung im Frühmittelalter entstand, gab es die Bezeichnung "die Deutschen" noch nicht, später "Siebenbürger Sachsen, Donauschwaben" usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2013 um 05.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9283
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Angela Merkel hat zwar vor vielen Jahren selbst gesagt, sie sei zu einem Viertel Polin, aber das war damals im Zusammenhang durchaus verständlich (Kirchentag 1995, Spiegel-Interview 2000). Jetzt wird es auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung breitgetreten und danach in vielen Medien. Dabei scheint nur der polnische Familienname ihres Großvaters bekannt geworden zu sein, und vielleicht nicht einmal das.
Aber man könnte auch grundsätzlich fragen, was es mit dieser Berechnung von Prozentsätzen überhaupt auf sich hat. Wer weiß, was der polnische Großvater für Vorfahren hatte? Es scheint immer noch die Vorstellung von einer Substanz zu herrschen, des "Blutes" wohl, die sich in die Nachkommenschaft ergießt. So wurde jemand zum Achteljuden usw.
Die WELT titelzeilte sogar:
Merkel wuchs in Barmbek auf
Im Artikel steht dann:
Merkel wurde im Hamburger Stadtteil Barmbek als erstes Kind von Horst und Herlind Kasner 1954 geboren. Einigen Wochen nach der Geburt der Tochter siedelte die Familie in die DDR über, der Vater nahm eine Pfarrstelle in Quitzow an, heute ein Ortsteil von Perleberg in Brandenburg. 1957 siedelte die Familie schließlich nach Templin (früher Bezirk Neubrandenburg, heute Land Brandenburg) um. Dort wuchs Merkel auf.
Rätselhafte Person! Verwischt ihre Spuren!
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.03.2013 um 12.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9284
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Das halbe Ruhrgebiet hat polnische Wurzeln. Schon immer sind Polen nach Deutschland eigewandert. Nur Herr Kubicki möchte es nicht wahrhaben, denn eigentlich heißt er [Kubitzki], wie es sich für slawische Wörter gehört.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 15.03.2013 um 16.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9286
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Herr Bogdal meint es immerhin nicht böse. Politisch ist er ein blindes Huhn, das sein zufällig gefundenes Korn – "Ziganismus" – nicht einmal geschickt aufzupicken weiß. Einerseits hält er "Antiziganismus" zwar für falsch, jedoch für den besseren Kampfbegriff, andererseits möchte er ihn durch "Zigeunerverachtung" ersetzt sehen. Aber diese Bezeichnung ist wegen ihrer Durchschaubarkeit polemisch unbrauchbar. Sie setzt nämlich offenkundig voraus, daß es Zigeuner gibt. Gleichzeitig soll die Diskriminierung schon in der Benennung liegen. Wer einen anderen der "Zigeunerverachtung" bezichtigt, setzt sich selbst außer Gefecht. Daß dies zu vermeiden ist, hat der Eiertanz um das Denkmal gezeigt. (Durch die Erfahrung gewitzigt, spricht das Kulturstaatsministerium auf seiner Homepage nicht nur von als "Zigeuner" Verfolgten statt von als Zigeuner Verfolgten, sondern weist überdies darauf hin, daß es das Wort rein quellensprachlich verstanden wissen will.)
"Ziganismus" hat demgegenüber den unschätzbaren Vorteil, die Verantwortung für die Benennung an denjenigen zu delegieren, dem man Ziganismus vorwirft. Ziganist ist im Zweifelsfall jeder, der überhaupt zwischen Zigeunern und Nichtzigeunern unterscheidet, und mit Gewißheit, wer diese Unterscheidung in unerwünschter Weise trifft. Das ist ähnlich wie mit dem "Sexismus". Sexist ist, wer in unerwünschter Weise eine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern vornimmt; im Grenzfall schon einer, der überhaupt Geschlechtsunterschiede sieht.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 15.03.2013 um 20.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9288
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apropos Mittelgriechisch, Slawisch und Nemci:
In seinem um 950 verfaßten Zeremonienbuch schreibt der Kaiser Konstantinos VII. Porphyrogennetos im Kapitel 48 (es geht um die Titulaturen für den auswärtigen Briefverkehr): "eis ton rêga Sazônias, eis ton rêga Baiourê (estin de autê hê chôra oi legomenoi Nemitzioi), eis ton rêga Gallias, eis ton rêga Germanikeias...". Nemitzioi ist offenbar eine Übernahme aus dem Slawischen. Da der Weg von der deutsch-slawischen Kontaktzone, wo der Begriff ja wohl geprägt wurde, bis zur byzantinischen Hofsprache sicher etliche Jahre, vielleicht einige Jahrzehnte gedauert hat, dürfte der Begriff bereits zu Anfang, jedenfalls in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstanden sein. Das ist umso bemerkenswerter, als in lateinischen Texten die Eigenbezeichnung Theotisci zu dieser Zeit noch durchaus ungebräuchlich war. Erst in den 960er Jahren findet sich in Urkunden häufiger dieser Ausdruck. Einen ersten, noch isolierten Frühbeleg liefert Radbod von Utrecht, der ungefähr im Jahre 903 schreibt: "Dani Sueuique, quos Theotisci lingua sua Northman id est aquilonales homines [notabene: nicht viri!] apellant:"
Die Parallelentwicklung von nemci = "stumm – Ausländer – Angehöriger einer bestimmten Volksgruppe" und deutsch = "Volk – volkszugehörig – Angehöriger einer bestimmten Volksgruppe" ist hochinteressant, wird aber bisher von Sprachwissenschaft und Mediävistik wenig beachtet, die sehr auf den romanisch-lateinischen Zusammenhang fixiert sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2013 um 08.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9289
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Deutsch scheint ja zuerst auch nur auf die Sprache bezogen worden zu sein ('volkssprachlich' im Gegensatz zu Latein), so daß die Parallele noch weiter reicht.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.03.2013 um 12.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9291
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Der slawischen Bezeichnung für "deutsch-" liegt das gemeinslawische Adjektiv für "stumm", nämlich je nach Einzelsprache "nemy, niemy, nem, nijem usw." zugrunde. (Vergleiche der slawischen Sprachen untereinander sind sehr interessant.)
Zur Zeit der Kontaktaufnahme zwischen Slawen und Germanen gab es auf germanischer Seite der "Grenze" keine eingesessenen Stammesbezeichnungen (mehr), im Gegensatz z.B. zu den Alemannen im Westen. Die "deutschen" Bewohner dieser Grenzgebiete nannten sich später nach ihren Herrscherhäusern z.B. "Sachsen", obwohl sie keine waren, denn die "richtigen" Sachsen wohnten im heutigen Nord-Niedersachen. Ähnlich ist es bei den "Franken".
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 19.03.2013 um 17.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9296
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Die Zeit der germanisch-slawischen Kontaktaufnahme dürfte spätestens in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts fallen (die weitere Frühgeschichte der Slawen verliert sich im Dunkel), als das Königreich der Warnen an der Ostsee und die Nordschwaben im Havelland (dem alten Stammland der Schwaben) untergingen und, im Windschatten der Awaren, slawische Siedler in die freigewordenen Räume nachrückten. Die sich herausbildenden slawischen Stämme (Abodriten, Heveller, Ukranen, Wilzen, Sorben, Karantanen, ...) hatten dann drei Jahrhunderte lang (von Nord nach Süd) Dänen, Sachsen, Thüringer, Franken, Baiern und Langobarden als westliche Nachbarn. Sachsen und Abotriten etwa waren durch eine innige Feindschaft verbunden, weshalb die Abotriten auch gute Verbündete des Sachsenschlächters Karl waren, wofür sie als Beuteteil die Landschaft Wagrien in Ostholstein erhielten, womit sie ihre Vorherrschaft auf der Ostsee festigen konnten. (Bandwurmsatz)
An der Wende von 9. zum 10. Jahrhundert aber ändert sich die Szenerie. Im schon unter den Karlsenkeln zerfallenden Frankenreich geht die Ethnolyse der Franken mit der Ethnogenese eines neuen Staatsvolkes im Ostfränkischen Reich Hand in Hand. Vielleicht haben Kaiser Arnulfs Karantanen erstmals die Einwohner Ostfrankens speziell als "Niemcy" (gewissermaßen "Reichs-Ausländer") bezeichnet und anderen Volksgruppen ("Auslands-Ausländern") gegenübergestellt. Offenbar entstand ein Bedarf, dieses neue Stammesgemenge, bei denen die "Franken", d.h. die "Ostfranken" nur noch einer von mehreren Stämmen waren, neu zu bezeichnen.
Auch Kaiser Konstantins Eintrag zeigt die Unsicherheit. Es ist zwar von einem sächsischen und baierischen König die Rede, aber die offizielle Titulatur "rex Francorum (et Langobardorum)" taucht überhaupt nicht auf! (Von staatsrechtlich umstrittenen Titeln wie "patricius Romanorum ac imperator augustus" ganz abgesehen.) Bei den Westfranken, die bald dazu übergingen, sich selbst als "Fränkische" (francois) zu bezeichnen, setzte sich bekanntlich die südfranzösische pars-pro-toto-Bezeichnung "Alemannen" gegen nordfranzösisches "Tiois" u.ä. durch – umgekehrt die finnischen Völker, die nur "Sachsen" kennen. Die Slawen erfanden aber etwas ganz Neues.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2013 um 05.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9300
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Sinti und Roma leben seit Jahrhunderten in Europa. In ihren jeweiligen Heimatländern bilden sie historisch gewachsene Minderheiten, die sich selbst Sinti oder Roma nennen, wobei Sinti die in West- und Mitteleuropa beheimateten Angehörigen der Minderheit, Roma diejenigen ost- und südosteuropäischer Herkunft bezeichnet. Außerhalb des deutschen Sprachraums wird Roma als Name für die gesamte Minderheit verwendet.
Der Begriff "Zigeuner" ist dagegen eine in seinen Ursprüngen bis ins Mittelalter zurückreichende Fremdbezeichnung der Mehrheitsbevölkerung und wird von der Minderheit als diskriminierend abgelehnt. Wird er im Kontext historischer Quellen verwendet, so sind die hinter diesem Begriff stehenden Klischees und Vorurteile stets mit zu bedenken. Etymologisch ist der Begriff nicht eindeutig ableitbar. Er beinhaltet sowohl negative als auch romantisierende Bilder und Stereotypen, die real existierenden Menschen zugeschrieben werden. Daher ist der Begriff zuallererst ein Konstrukt.
In Deutschland sind Sinti und Roma seit 600 Jahren beheimatet. Die etwa 70.000 hier lebenden deutschen Sinti und Roma sind eine nationale Minderheit und Bürgerinnen und Bürger dieses Staates. Neben Deutsch sprechen sie als zweite Muttersprache die Minderheitensprache Romanes.
Im 18. Jahrhundert wurde anhand sprachwissenschaftlicher Untersuchungen die Herkunft der Sinti und Roma aus Indien nachgewiesen, denn das Romanes ist mit der altindischen Hochsprache Sanskrit verwandt. In den jeweiligen Heimatländern der Sinti und Roma entwickelten sich jedoch im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Romanes-Sprachen; so auch bei den deutschen Sinti.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurden Sinti und Roma in fast allen europäischen Ländern urkundlich erwähnt; in Deutschland erstmals 1407 in der Bischofsstadt Hildesheim. Bereits 1446 verlieh der Rat der Stadt Frankfurt einem "Heincz von Mulhusen zyguner" das Bürgerrecht.
(http://www.sintiundroma.de/sinti-roma.html)
Dieser offiziöse Text ist so schief formuliert wie viele aus derselben Quelle oder vom Zentralrat. "Außerhalb des deutschen Sprachraums" gibt es zwar ähnliche Bestrebungen im Sinne der Politischen Korrektheit, aber man kann doch nicht einfach verschweigen, daß die Zigeuner dort normalerweise mit herkömmlichen Ausdrücken bezeichnet werden und sich zum Teil auch bei uns so bezeichnen. Am Ende wird es fast komisch, weil die historische Quelle ja ausdrücklich "zyguner" sagt.
In Leserbriefen (z. B. in der FAZ) ist in den letzten Tagen sachkundig auf die Fehlerhaftigkeit der ganzen Argumentation um die Bezeichnungen hingewiesen worden, der Anlaß war die Besprechung von Bogdals Buch.
Aus derselben Quelle ist dies:
Nach Schätzungen fielen im nationalsozialistisch besetzten Europa 500.000 Sinti und Roma dem Holocaust zum Opfer – einem Verbrechen, das sich jedem historischen Vergleich entzieht und das in seinem Ausmaß unvorstellbar bleibt.
(http://www.sintiundroma.de/sinti-roma/ns-voelkermord.html)
Es wurde schon darauf hingewiesen, daß die Zahl anscheinend keine Grundlage in den Tatsachen hat. Anderswo heißt es:
Von den erfassten rund 40.000 deutschen und österreichischen Sinti und Roma wurden über 25.000 ermordet. Insgesamt fielen geschätzte 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma dem Rassenwahn der Nationalsozialisten und dem an ihnen systematisch geplanten Völkermord zum Opfer.
(http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/sintiroma/index.html)
Aber meistens wird die Zahl 500.000 wiederholt. Nachfragen gelten als unangemessen.
Das grausige Verbrechen der Nazis wird nicht verharmlost, wenn man auf die mögliche Übertreibung der Opferzahl hinweist, im Gegenteil, die Übertreibung öffnet eine Flanke für die Rechtsradikalen und Geschichtsfälscher. Dem Politiker Wolfgang Bosbach scheint die halbe Million noch nicht genug zu sein, er sagte in einem Grußwort:
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Roma aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Gruppenzugehörigkeit verfolgt und über 500.000 von ihnen – Männer, Frauen und Kinder – ermordet. (http://zentralrat.sintiundroma.de/content/downloads/stellungnahmen/1Bosbach.pdf)
Und unvergleichbar ist das Verbrechen auch nicht. Erstens kann man alles vergleichen, und zweitens hat es Völkermorde ähnlichen Ausmaßes immer wieder gegeben. Dabei wird sogar meistens das Verbrechen der Sklaverei in beiden Amerikas ausgespart.
Es ist erschreckend, wie weit all dies sprachlich und sachlich von einer um Wahrheit bemühten Darstellung entfernt ist. Dabei ist die Wahrheit ja schrecklich genug.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2013 um 12.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9310
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Vor vielen Jahren fiel mir ein Poster in die Hände, das für eine Ausgabe der Bhagavadgita warb, von einem gewissen Swami Prabhupada (Hare-Krishna-Bewegung, mancher wird sich noch erinnern, Näheres bei Wikipedia). Im Inneren wurde die Großen dargestellt, die sich positiv über die Gita geäußert hatten, Goethe, Schopenhauer usw. Auf der anderen Seite stand ganz unten in der kleinsten Schrift, die ich je gesehen habe: "Selbst Adolf Hitler studierte die Bhagavad-gita".
Vom Meister selbst gibt es Äußerungen zu Rasse und Kaste, die man tunlichst herunterspielt. Eugenische Reinheitsideen samt krausen Ansichten über Frauen kommen auch in der Gita vor. Was der rechte Rand des Hinduismus heute produziert, ist auch nicht von schlechten Eltern.
Abgesehen davon ist aber die ins Deutsche (und hundert andere Sprachen übersetzte) Ausgabe sehr brauchbar, weil dem Text nicht nur eine Transkription, sondern auch eine Wort-für-Wort-Übersetzung beigegeben ist, die das Nachschlagen im Wörterbuch unnötig macht. Ebenso hat Seine Heiligkeit viele andere Texte bearbeitet, so das ganze Bhagavata-Purana. Die Sprache dieser Texte ist zwar nicht übermäßig schwer, aber man braucht doch ziemlich lange, bis man sie einigermaßen mühelos lesen kann, deshalb sind solche Ausgaben, die einem dank der dahinterstehenden Organisation buchstäblich nachgeworfen werden, sehr willkommen. Den Kommentar muß man ja nicht lesen.
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Kommentar von MG, verfaßt am 02.04.2013 um 00.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9312
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Man kann die Äußerung des Rashai Jozef im Netz noch finden, aber die genannte Domäne ist auf Stromlinie gebracht, von der genannten Person liest man nichts außer der genannten Äußerung (und eine Reihe eindeutiger Kommentare dazu). Wer weiß? Vielleicht hat er sich zu weit vorgewagt im Klima der politischen Korrektheit. Ich könnte mir gut vorstellen, daß man ihn mundtot gemacht hat. Das ist natürlich pure Spekulation. Immerhin: Vorsitzender der Nachfolgeorganisation ist ein anderer, und von Personaldingen ist im Netz nichts zu finden. Der übliche Dank für erfolgreich geleistete Arbeit sieht anders aus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2013 um 05.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9368
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"Der Ausdruck im Hemd bezieht sich auf das (weiße) Schlagobers, das den Schokokuchen umhüllt, wird aber auch der vermeintlichen Nacktheit von Afrikanern zugeschrieben. Deswegen werden seit einiger Zeit Bezeichnungen, die nicht diskriminierend wirken, wie etwa Schokohupf oder Kakaohupf vorgeschlagen." (Wikipedia über "Mohr im Hemd")
Afrikaner sind nackt, deshalb tragen sie Hemden. Genau wie wir.
Unter www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/Mohren-Stereotyp.htm hat jemand eine Bildergalerie zusammengestellt, die Werbung nach Art des Sarottimohren zeigt.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 08.07.2013 um 19.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9442
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So ganz klappt das mit den politisch ach so korrekten – und dabei oft falschen – "Sinti und Roma" zum Glück nicht. Auch nicht in der FAZ, die in Deutschland sonst gerne von "Roma" schreibt, aber den englischen Schauspieler Michael Caine von Johanna Adorján zu seinen Eltern befragen läßt:
Ihr Vater war zur Hälfte Zigeuner.
Ja. Er hatte eine leicht gekrümmte Nase und war sehr dunkel. Ich weiß nicht, warum ich so groß geworden bin. Ich bin 1 Meter 88, mein Vater war 1 Meter 74. Meine Mutter nur 1 Meter 53, sie war eine kleine, dicke Frau.
Ein Grund mag sein, daß das Interview auf englisch geführt wurde.
Zum Interview geht es hier.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2013 um 09.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9446
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„Die Bezeichnungen Zigeuner/Zigeunerin werden vom Zentralrat deutscher Sinti und Roma als diskriminierend abgelehnt. Deshalb sollte die Menschengruppe lieber als Sinti und Roma bezeichnet werden.“ (Rechtschreibduden s. v. Zigeuner)
Wieso "deshalb"? Auch das Wort lieber ist hier interessant. Man hört heraus: „Bloß nicht anecken!“
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Kommentar von R. M., verfaßt am 11.07.2013 um 13.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9447
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»Menschengruppe« ist auch so vage wie irgend möglich.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 12.07.2013 um 10.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9457
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Wie erfreulich, gerade auf Bayern 1 die Gipsy Kings mit "Volare" zu hören!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2013 um 07.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9550
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Wie subtil die Diskriminierung ablaufen kann, zeigt die Analyse von Lehrplänen und Schulbüchern. In Literatur, Geschichte und Sozialkunde werden Werke und Leistungen weißer Deutscher besprochen, heißt es. Schwarze deutsche Geschichte, ihre Vertreter und Werke bleiben unbehandelt. (Tagesspiegel 13.8.13)
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 15.08.2013 um 07.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9551
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Schwarze deutsche Geschichte, ihre Vertreter und Werke bleiben unbehandelt.
Das ist wohl nichts anderes als eine weitere unkritische Übernahme US-amerikanischer Probleme, Fragestellungen und Werturteile.
Im übrigen könnte man sich jeden Unterricht ersparen, wenn man aus Angst, irgendeine "Minderheit" zu vergessen, nur noch letztere zu Wort kommen ließe, denn jeder Mensch gehört einer solchen an. Wie steht es z.B. mit Rothaarigen, Linkshändern, Allergikern, Krebskranken usw.? Und wie steht es, um eines der wichtigsten Themen dieser Website aufzugreifen, mit Menschen, die nicht bereit sind, ihre wissenschaftliche Integrität auf dem Altar der PC oder des schamlosen Opportunismus zu opfern?
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Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 28.08.2013 um 22.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9561
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In der Wikipedia ist ein Streit um das Lemma 'Zigeunerschnitzel' entbrannt. Mitarbeiter, die die Bezeichnung für rassistisch halten, haben versucht, den Artikel in 'Paprika-Schnitzel' umzubenennen (siehe hier). Ausgelöst hat den Streit Anatol Stefanowitsch (kann es sein, daß er sich mehr und mehr radikalisiert?) mit einem Eintrag in sein Sprachlog. Wer – so Stefanowitsch – die Bezeichnung 'Zigeunerschnitzel' verwendet oder ihre Verwendung auch nur verteidigt, ist ein Rassist (siehe hier).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2013 um 05.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9562
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Je mehr sich der sonst so gescheite Stefanowitsch darauf versteift (ich beobachte es seit Jahren), desto unmöglicher wird es für ihn selbst, den Wörtern ihre Unschuld zurückzugeben. Das kann nicht anders sein, wenn man Dinge in den Vordergund der Aufmerksamkeit rückt, die nur im Hintergrund klaglos funktionieren. Hinzu kommt natürlich eine enorme Versuchung, sich selbst als moralisch überlegen zu präsentieren, und das ohne eigene Großtaten, einfach durch Sprachgebrauchskritik. Schade.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 29.08.2013 um 13.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9563
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War er nicht vor einigen Jahren auch schon sehr stolz darauf (natürlich gleich als Mitteilung im Sprachblog), daß er "Pippi Langstrumpf" beim Vorlesen verändert hat? Nun hat er sich also ein Schnitzel vorgenommen, die gleichnamige Soße wird folgen. "Carmen", "Onkel Toms Hütte", "Der Kaufmann von Venedig" und "Der Jude von Malta" könnte er dann auch noch umschreiben.
Man könnte denken, die Welt sei besser geworden, seitdem so viele Kreuzfahrer ins Heilige Land der Politischen Korrektheit aufgebrochen sind. Das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein. Den Wörtern wird nicht nur ihre Unschuld genommen, wie Herr Ickler schrieb. Nein, die Kreuzfahrer entdecken auf ihrem Weg auch täglich neue Mißstände. So ist immerhin sichergestellt, daß ihr Kreuzzug nie enden wird.
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Kommentar von faz.net, 17.03.13, verfaßt am 17.10.2013 um 22.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9632
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»Washington Redskins
Zwischen Tradition und Rassismus
In den Vereinigten Staaten wehren sich Indianer gegen fragwürdige Bezeichnungen von Profiklubs. Im Fall der Washington Redskins haben sie sogar den Präsidenten auf ihrer Seite.«
(weiter hier)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2013 um 08.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9633
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Die Redskin-Diskussion habe ich auch verfolgt und sehe dieselben logischen Verrenkungen am Werk wie bei unseren Negerküssen und Altweibersommern. Wenn die Indianer nicht (mehr) Redskins genannt werden, kann dann diese Bezeichnung für eine gar nicht aus Indianern bestehende Gruppe von Sportlern irgend jemanden beleidigen? Kann die bloße Existenz, d. h. Aktivierung einer Benennung, ohne Rücksicht auf die jeweilige Referenz, eine Beleidigung sein?
Wenn ich jemanden ein Arschloch nenne, ist er beleidigt, das ist klar, aber wer wird beleidigt, wenn ich dieses Wort zum Beispiel hier hinschreibe? Darf man eine Eisspezialität, einen Schlafsack oder ein Paddelboot "Eskimo" nennen? Die Logik der Verbalinjurien muß völlig neu durchdacht werden, schon damit es nicht zu so unterschiedlichen Gerichtsurteilen kommt wie heute.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 18.10.2013 um 10.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9634
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"Die Logik der Verbalinjurien muß völlig neu durchdacht werden, schon damit es nicht zu so unterschiedlichen Gerichtsurteilen kommt wie heute." — Natürlich, muß, müßte. Wird sie aber bei sowas nicht. Auf irgendeiner Sprachenlehrerkonferenzsitzung hier wies ich die Teilnehmerinnen darauf hin, daß die Namen der Sportmannschaften ja eigentlich heraldisch zu verstehen seien und daß die Tigers und Bengals und Lions und Eagles und Falcons, ja selbst die Cardinals in St. Louis, eben nicht so heißen, weil man Miezekätzchen doch gern lieblich streichle und Vögelchen halt irgendwie schon himmlisch sind oder wenigstens im Käfig fröhlich zwitschern und diese Tiere deshalb den Fans lieb sind, sondern daß deren Namen eben ankündige, daß man mit diesen Mannschaften rechnen müßte, — Mann, nicht das geringste Verständnis! Die kannten nur die Maskottchen ihrer Highschool-Mannschaften, die beim Spiel eben herumtanzen und die Zuschauer zu lauterem Schreien anfeuern, und "heraldic" nur von ihrem lokalen *Herald*, dem Wochenblatt, das dann donnerstags auch von Sieg und Niederlage mit viel Namensnennung einzelner Sportler berichtet und allen Beteiligten etwas zum Ausschneiden und Aufheben gibt. Das amerikanische Verständnis dieser Bezeichungen drückt sich gut auch in Deutschland mit den Munich Cowboys und der Cologne Crocodiles aus. Meine Überzeugung, daß die "Fighting Irish" Unserer Lieben Frau (Notre Dame!) doch nicht die sprichwörtlichen immer "drunken Irish" im vollbesetzten Football-Stadion am Samstag unten auf dem Rasen sind, wagte ich in besagter akademischen Sitzung schon gar nicht mehr vorzutragen, und die "Fighting Sioux" der Universität von Norddakota heißen jetzt trotz meiner mehreren Leserbriefe anders.
In dem Zusammenhang ist vielleicht für die Leser hier interessant, daß die "Baltimore Ravens" (Weltmeister voriges Jahr, glaube ich) ihren Namen wegen E. A. Poes Gedicht "The Raven" tragen und daß das Wappen der Washington Redskins durchaus anständig heraldisch aussieht und daß das Rot in Redskins eigentlich auf Kriegsbemalung und nicht auf Hautfarbe zurückgeht, während das Indianerkindl auf der Brust der Cleveland Indians lächerlich halloween-freundlich lächelt und in diesem Zusammenhang m. E. näher unter die Lupe genommen werden müßte, was aber nicht geschieht, denn auf mich hört hier ja keiner und im Akademischen zu sowas sowieso keine, und auch, daß ich die Zeitungsberichte über die Leistungen meiner Töchter aus ihrer Highschool-Zeit eben auch irgendwo in einer Akte habe, wobei die von ihren Schwimmerfolgen zwanzigmal mehr sind als die beim "Academic Decathlon" (das gibt's Gott sei Dank auch), wo bei letzterem beide von Staatsmeisterschaften und eine sogar von einer nationalen Meisterschaft mit Medaille zurückgekommen waren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2013 um 06.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9646
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Über die Affäre mit dem blonden Mädchen, die sich allmählich in Luft aufzulösen scheint, darf jedermann nach Belieben ablästern, nur das Wort "Zigeuner" darf nicht verwendet werden, das wäre die eigentliche Sünde, die nicht vergeben werden kann. Lieber stolpert man sich durch Wörter wie "Roma".
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.10.2013 um 17.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9649
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Ja, "stolpern" trifft es gut. Der MM schreibt heute (S.15):
Erste Ermittlungen im Fall des Paares von Athen haben nach Polizeiangaben ergeben, dass ihnen eine Rom im März für 4000 Euro ein Baby vermittelt habe.
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 28.10.2013 um 21.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9650
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Das griechische Fernsehen hat mit der Geschichte über das Zigeunermädchen Maria abendfüllende Programmstunden verbracht.
Im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch gyftos/gyftoi (gesprochen jiftos/jifti), seltener tsigganos hat das Fernsehen politisch korrekt von Roma gesprochen.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.11.2013 um 17.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9653
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Die politische Korrektheit bringt Wikipedia auch orthographisch in arge Nöte:
"Die Musik des Csárdás ist bis heute vor allem ungarische, rumänische, Sinti und Roma Volksmusik ..."
Etwas später ist dann aber ganz einfach von "Zigeunerkapellen" die Rede.
(de.wikipedia.org/wiki/Cs%C3%A1rd%C3%A1s)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2013 um 11.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9731
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Vor ein paar Tagen hat Alan Posener in der "Welt" die Kritiker der Political Correctness kritisiert, verwöhnte Bengel, die endlich wieder unbefangen "Neger" und "Zigeuner" sagen wollen und "Benimmregeln" für obsolet halten. (Zufällig vertreten sie lauter Ansichten, die Posener nicht vertritt.)
Nun, mit solchen weitausholenden Urteilen trifft man immer eine bestimmte Kohorte. Andere fühlen sich nicht angesprochen. ("Bullshit" würde Posener sagen.) Wenn die Kritik der Kritik schick geworden ist, besteht die Gefahr, daß alsbald die Kritik der Kritik der Kritik schick wird. Usw.
Am Ende könnte man sich zwei Streithanseln vorstellen, von denen der eine "Meta!" sagt, woraufhin der andere ihm ein vernichtendes "Metameta!" entgegenschleudert.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 29.11.2013 um 17.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9732
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Die FAZ versucht es nun mal mit einem Fremdwort, dem "Ziganismus" bzw. "Antiziganismus". Das sieht zunächst sehr schick aus. Aber wenn man über Fremdsprachenkenntnisse verfügt, erkennt man schnell, daß die "Zigeuner", die man ja doch um jeden Preis vermeiden wollte, immer noch da sind.
Vgl. hier.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2013 um 09.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9733
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Gegen Bob Dylan ist eine Klage wegen rassistischer Äußerungen über Kroatien in einem Rolling-Stone-Interview eingereicht worden.
Asked about America's slavery past, Dylan said: "Blacks know that some whites didn't want to give up slavery — that if they had their way, they would still be under the yoke, and they can't pretend they don't know that," reports Shalom Life.
"If you got a slave master or Klan in your blood, blacks can sense that. That stuff lingers to this day. Just like Jews can sense Nazi blood and the Serbs can sense Croatian blood."
Was hat er eigentlich gesagt? Das wird ein Fest für Hermeneuten!
(Im Focus wird Dylan mehrmals als 62jähriger bezeichnet.)
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Der Deutsche Presserat schreitet gleich ein, wenn bei einem Bericht über Straftaten die Herkunft des Täters erwähnt wird. Das führt zu schon wieder vielsagenden Eiertänzen und fördert die Kunst des Zwischen-den-Zeilen-Lesens.
Junger Berliner rammt 16-Jährigem Messer in Rücken (focus.de 1.12.13)
Im ganzen Artikel wird die Nationalität des Täters nicht erwähnt, nur der Name Erdogan Ö. gibt Aufschluß darüber, wieso der „junge Berliner“ überhaupt ein Messer bei sich hatte. Das Opfer bezeichnet der Täter als „russischstämmig“, und das wird ohne weiteres referiert. Aus den Leserzuschriften, die nicht frei von Ressentiments sind, wird deutlich, daß die Leute das Verlogene der Berichterstattung durchschauen. Das ist wohl schon wieder Teil des Spiels.
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Es muß ein erhebendes Gefühl sein, wenn man irgendwo eine Minderheit entdeckt hat, deren Schutz man sich auf die Fahnen schreiben kann. So erklärt sich wohl manches in der Koalitionsvereinbarung. Die wirklich großen Entscheidungen gehen unter, wenn sie gleichrangig neben dem besonderen Einsatz zur Erhaltung der Magnus-Hirschfeld-Stiftung usw. stehen.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 03.12.2013 um 07.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9735
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Zu #9732: Die Diskriminierung liegt im Fall der Zigeuner in der bloßen Behauptung, daß es Zigeuner gibt. "Ziganismus" und "Antiziganismus" bedeuten deshalb dasselbe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2013 um 07.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9742
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Ganz kompliziert und auch ein bißchen lustig wird es beim schwarzen Rapper Kanye West:
West erklärte in einem Radiointerview in New York, Präsident Barack Obama habe nicht so viel Einfluss wie sein Vorgänger George Bush, da er nicht "solche Verbindungen" habe. Er führte weiter aus: "Schwarze haben nicht die gleichen Connections, wie sie Ölbarone haben. Schwarze haben nicht die Connections, wie sie Juden haben."
Es war dieser letzte Satz, der die in den USA bekannte Antidiffamierungsliga (ADL), die darauf achtet, dass Juden nicht diskriminiert werden, auf die Palme brachte. "Mr. West muss endlich lernen, für seine Äußerungen gerade zu stehen und Verantwortung zu übernehmen", sagte Abraham Foxman, der die jüngsten Kommentare von West keineswegs auf die leichte Schulter nimmt.
"Das Statement von Mr. West spielt mit dem Vorurteil, dass Juden allgegenwärtig und mächtig seien und die Regierung kontrollieren würden", so Foxman. Der ADL-Vorsitzende weiter: "Das sind klassische antisemitische Aussagen, und als Prominenter, der vielen ein Vorbild ist, muss Kanye West wissen, dass er so etwas nicht sagen darf."
(stern.de 5.12.13)
Der Rapper könnte einfach sagen: "Sehen Sie!" Oder etwas gelehrter: Quod erat demonstrandum.
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Kommentar von Lausitzer Rundschau, 5. 11. 2013, verfaßt am 17.12.2013 um 15.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9759
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»Niemand kann nur Opfer sein
Gespräch mit der Dokumentarfilmerin Lidija Mirkovic zum Festival-Fokus, der sich den Sinti und Roma widmet
Lidija Mirkovic ist die Tochter einer Roma und eines Serben. Die Dokumentarfilmerin porträtiert Sinti und Roma in unterschiedlichen Lebenssituationen. Arbeiten von Lidija Mirkovic werden auch in dieser Woche beim Cottbuser Festival für den osteuropäischen Film zu sehen sein.
Frau Mirkovic, das Cottbuser Filmfestival widmet die Sektion "Fokus” der Geschichte und dem Alltag von Sinti und Roma in Osteuropa. Auch auf der Berlinale waren "Aus dem Leben eines Schrottsammlers” aus Bosnien-Herzegowina und "Nur der Wind” aus Ungarn sehr erfolgreich. Ist die "Roma-Thematik” gerade angesagt?
Beide Filme gehen die Zigeuner-Thematik sehr sensibel und sehr kenntnisreich an und haben zurecht [sic] Preise auf der Berlinale gewonnen. Ich glaube, daß etablierte Filmemacher sich dieses Themas vermehrt annehmen, weil es seit dem Mauerfall europaweit in den Medien sehr präsent ist.
Nur selten sind diese Filme von Sinti und Roma gedreht.
Ja, ich bedauere, daß es so gut wie gar keine Produktionen vergleichbarer Qualität von Zigeunern selber gibt. Das betrifft auch die Literatur, die Malerei und die Medien. Seit etwa 600 Jahren sind Zigeuner in Europa und genau so lange werden sie in der bildenden Kunst dargestellt, aber eben von Nicht-Zigeunern. Als Zigeuner ist man immer mit einem Bild von sich konfrontiert, daß andere gezeichnet haben.
Sie sprechen von sich stets selbstbewußt als "Zigeunerin".
Ich selbst entstamme der Gruppe der Vlach-Zigeuner, die bis 1865 in Rumänien als Sklaven gehalten worden sind. Also bin ich eine Vlach. Mit dem Begriff Zigeuner bin ich aufgewachsen und habe ein tiefe, positive Bindung zu diesem Wort. Ich identifiziere mich mit dieser Bezeichnung, auch weil sie mich mit anderen Zigeuner-Gruppen auf anderen Kontinenten und in Europa verbindet, etwa mit den Manush in Frankreich oder den Kale in Spanien.
[. . .] (Umstellung duch ClassGerman)
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Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 27.12.2013 um 20.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9768
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Ausgerechnet in Saudi-Arabien hat – man hält es nicht für möglich – ausgerechnet der Name »Mohammed« einen abwertenden Unterton bekommen. Es hat sich, wie die Arab News berichtet (hier), nämlich eingebürgert, ihn als Bezeichnung und Anrede für Fremde (Gastarbeiter) im allgemeinen zu verwenden. Und die Angeredeten empfinden es als diskriminierend:
»Khalid Al-Madani, a flight attendant, told Arab News that he gets annoyed when some passengers call him Mohammad.«
Ich bin wirklich verblüfft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2014 um 09.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9785
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Früher las man überall, daß Amundsen den Wettlauf zum Südpol deshalb gewonnen habe, weil er anders als Scott von den Eskimos gelernt hatte, wie man sich mit Fellkleidung und Hundeschlitten fortbewegt. Daraus sind heute die Inuit geworden, und die FAZ berichtete, daß Amundsen mit einer Inuit sogar ein Kind gezeugt haben soll (13.12.11).
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.01.2014 um 15.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9786
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Wie nennt man eigentlich weibliche Inuit richtig? Inukin? Oder kann man da keine Form auf -in bilden?
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 22.01.2014 um 17.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9787
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Bei "Eskimo" läßt sich auch kaum eine weibliche Form bilden, weshalb der Behelf "Eskimofrau" geläufig ist.
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Kommentar von Friedhelm Klein, verfaßt am 02.02.2014 um 09.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9791
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Darf man überhaupt noch "Zigeunerschnitzel" schreiben?
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Kommentar von Marvin, verfaßt am 03.02.2014 um 10.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9793
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Natürlich nicht.
Man schreibt jetzt "Sinti- und Romaschnitzel".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2014 um 16.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9814
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Zu Sie Alpha! Sie Beta!, fällt mir ein alter Scherz ein, den mir ein lieber Verwandter aus Berlin vermittelt hat: Sie glauben wohl, daß Sie jemanden vor sich haben! - mit viel Nachdruck gesprochen. Auch linguistisch interessant, weil es mit der unbequemen Verschränkung kurzen Prozeß macht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2014 um 10.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9819
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Hat eigentlich noch niemand gegen die Zigeuner-Tonarten Einspruch erhoben? Wikipedia weiß, wo der Ausdruck herkommt:
"Der Begriff leitet sich davon ab, dass diese Tonleitern u. a. in der Musik der Roma und Sinti verwendet werden."
Aus "Roma und Sinti" wird wohl durch eine Reihe von Transformationen, wie sie die generative Wortbildungslehre vorgeführt hat, "Zigeuner".
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.03.2014 um 11.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9829
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Es bleibt schwierig: Pablo de Sarasate "Zigeunerweisen" (Aires gitanos, 1878), korrekte wörtliche Übersetzung, müßten aber wohl umbenannt werden, wären dann aber nicht mehr zu finden und nicht mehr vermarktbar.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2014 um 09.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9879
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Stefanowitsch bemängelt, dass bei sprachgestalterischen Maßnahmen die linguistische Kompetenz häufig zu Wünschen übrig lasse: "Oft äußern sich dazu Leute, die keinerlei Fachkenntnisse haben." Ein Beispiel: Selbst bei der Rechtschreibreform sei die Sprachwissenschaft kaum vertreten gewesen, sondern hauptsächlich AutorInnen und Menschen aus der Journalistik, kritisiert er.
(Standard 23.3.14)
An der Rechtschreibreform waren weder Schriftsteller noch Journalisten beteiligt, nur Sprachwissenschaftler und Sprachdidaktiker.
Die gelegentlichen Stellungnahmen aus anderen Bereichen spielten keine Rolle.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 02.04.2014 um 15.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9880
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Umso schlimmer für die Sprachwissenschaftler und ihre linguistische Kompetenz.
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Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 05.04.2014 um 11.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9890
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Zur Parlamentswahl in Ungarn tritt morgen auch die Magyarorszagi Cigany Part an, die Zigeunerpartei Ungarns. Und ihr Slogan lautet: »Ich bin Zigeuner, ich stimme für die Zigeuner-Partei«.
(http://tinyurl.com/nco88d4)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2014 um 21.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9905
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Und nun der Bericht der deutschen Presse darüber:
Erstmals hat sich beim jüngsten Urnengang in Ungarn mit der Magyarországi Cigány Párt (MCP) eine neue Roma-Partei zur Wahl gestellt. (ND 13.4.14)
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 13.04.2014 um 23.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9906
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Für die taz steht die Zigeunerpartei rechts, und der Name sei "absichtlich politisch inkorrekt". Die Verachtung für das Wort ist offenbar so verinnerlicht, daß sich das Blatt gar nicht vorstellen kann, daß man "Zigeuner" auch nichtprovokativ verwendet.
Aber die Linke wähnt sich ja seit eh und je im Besitz der alleinigen und vollumfänglichen Wahrheit.
vgl.: http://www.taz.de/!129629/
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2014 um 06.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9907
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„Ich bin Zigeuner, ich stimme für die Zigeuner-Partei", lautet der offizielle Slogan der MCP. Die Partei nutzt dabei den ungarischen Ausdruck "Cigány", den Angehörige der Minderheit für sich selbst verwenden. (Krone 1.4.14)
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 14.04.2014 um 17.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9908
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Was hat die (heutige) taz mit irgendwelchen Linken zu tun? Das sind Zentristen, mainstream vom unfeinsten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2014 um 06.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9930
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Jetzt verlangen auch in Nürnberg Sinti und Roma, daß die Stadt auf Entfernung des NPD-Plakats Mehr Geld für die Oma statt für Sinti und Roma hinwirke. Anderswo ist das Verlangen bereits abgewiesen worden, weil der Text von der Meinungsfreiheit gedeckt werde.
Komischerweise bedient sich die NPD – nicht nur um des Reimes willen – der politisch korrekten Bezeichnung und beweist damit, daß man diese mit derselben Verächtlichkeit aussprechen kann wie Zigeuner. Q. e. d.
Mit der gewohnten Schläue hält die Partei sich haarscharf diesseits der Grenze zum Strafbaren, denn wozu sie vage genug aufruft, ist ja an sich noch nichts Schlimmes. Mehr Geld für Radfahrer statt für Autofahrer wäre in Ordnung, da würde ich sogar mitmachen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2014 um 08.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9931
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Victor Hugo war politisch nicht besonders korrekt und müßte sich heute raten lassen, seine Manuskripte doch noch einmal zu überarbeiten:
"Die historische Entwicklung des zeitweise anrüchigen Stadtviertels beobachtend, beschrieb Victor Hugo 1831 in seinem Glöckner von Notre Dame den Marais wenig schmeichelhaft:
Zigeuner, entlaufene Mönche, versumpfte Studenten, Schurken aller Nationen, wie Spanier, Italiener, Deutsche, und alle Religionen, Juden, Christen, Mohammedaner, Götzenanbeter, am Tag bettelnd, nachts als Räuberbanden ausschwärmend…
(Wikipedia „Marais“)
Im Original:
où le bohémien, le moine défroqué, l'écolier perdu, les vauriens de toutes les nations, espagnols, italiens, allemands, de toutes les religions, juifs, chrétiens, mahométans, idolâtres, couverts de plaies fardées, mendiants le jour, se transfiguraient la nuit en brigands
Ganz interessant ist die Begriffsgeschichte von Bohème ebenfalls bei Wikipedia s. v.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.05.2014 um 12.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9932
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Die wirklichen Zigeuner in Frankreich wie z.B. Django Reinhardt nannten sich nicht bohémiens sondern tziganes.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2014 um 16.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9933
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Der geschichtliche Wandel der Selbst- und Fremdbezeichnungen wird in dem genannten deutschen und auch im französischen Wikipedia-Eintrag "Roms" ausführlich nachgezeichnet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2014 um 07.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9936
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Die WamS brachte gestern eine halbe Seite über einen bulgarischen "Roma". Das könnte gehen wie mit Keks und Drops. Die zigeunersprachliche Numerus-Unterscheidung ist gar zu fremd.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2014 um 12.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9937
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"Wir überschätzen unsere eigene Toleranz und unterdrücken unsere Vorurteile, aber unbewusst wirken sie weiter", sagt Andreas Zick, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Uni Bielefeld.
Deutlich wird das unter anderem in Umfrageergebnissen wie diesen: Die Hälfte der Deutschen ist der Meinung, es gebe in der Bundesrepublik zu viele Zuwanderer. (SZ 5.5.14)
Zick gehört zu den Leuten mit der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit", nahezu perfekten Menschen, die zwar konziliant "wir" sagen, wenn sie von der Überschätzung der Toleranz sprechen, aber keineswegs sich selbst meinen.
Die AfD hat einige Zeit ratlos gemacht, man will ja auch nichts Strafbares behaupten. Aber jetzt haben sie das Schlagwort "Rechtspopulismus", das wird der AfD automatisch angehängt (man kann's ergoogeln).
Ich weiß nicht, ob es in Deutschland zu viele Zuwanderer gibt, mir ist nicht einmal ein vernünftiger Maßstab bekannt. Aber warum sollte sich jemand, der diese Frage in einem eigens zwecks Entlarvung entwickelten Fragebogen bejaht, sich gleich als gruppenbezogener Menschenfeind outen? "Unbewußt" sind wir alle Menschenfeinde und daher erlösungsbedürftig. Folglich wird die Bielefelder Kirche mit ihrem Beichtspiegel niemals entbehrlich.
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Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 27.06.2014 um 19.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9958
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In der gestern ausgestrahlten ZDF-Dokumentation Zwischen Anden und Amazonien / Mit Marietta Slomka durch Südamerika, Teil 2 (Buch: Kirsten Hoehne und Jens Nicolai, http://preview.tinyurl.com/oswtcto) wurden Indios durchweg als »Indigene« bezeichnet. Über eine indigene Politikerin hieß es: »Melidas Karriere ist auch deshalb so bemerkenswert, weil in Boliviens Klassengesellschaft die Indigenen Jahrhundertelang als "Indios" diskriminiert wurden.«
Daß die Bezeichnung »Indio« diskriminierend ist, war mir neu, und die Ansichten sind hier offenbar auch geteilt. Der bolivianische Präsident Evo Morales scheint in ihr eher eine Diskriminierung zu sehen, der verstorbene venezuelanische Präsident Hugo Chávez gebrauchte sie wohl eher voller Stolz. (http://preview.tinyurl.com/ny4p6l2)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2014 um 05.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9967
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Polizei erschießt erneut Afro-Amerikaner bei Ferguson (focus.de 19.8.14)
Im Bericht ist von weißen Polizeibeamten die Rede, aber schwarz wird nie erwähnt. Auch wenn der Sprachgebrauch aus den USA selbst übernommen wurde und zur PC gehört – mir kommt er asymmetrisch und diskriminierend vor. Das ständige Betonen der Herkunft suggeriert doch, daß die Schwarzen eigentlich fremd im Lande sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2014 um 08.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9968
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Es gibt sogar ausführliche Berichte über die Rassenkrawalle, in denen die wirkliche oder zugeschriebene Hautfarbe der Beteiligten nicht erwähnt wird, so daß man nur die Hälfte versteht. Am Ende eines Artikels in der FAZ wird ein besonders verdienter Polizist mit den Worten zitiert: "mein schwarzer Sohn..." Das könnte er ja wohl nur sagen, wenn er selbst weiß und mit einer Schwarzen verheiratet wäre. (Was aber anscheinend nicht zutrifft, wie man anderswo lesen kann.)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.08.2014 um 15.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9969
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Recht ulkig unlängst ein Leserkommentar zu einem Bericht von Tobias Piller über das Problem des bandenmäßigen Taschendiebstahls in Rom: Man könne den Artikel nur verstehen, wenn man wisse, wie Rom auf italienisch heiße.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.08.2014 um 20.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9970
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Noch zu Ferguson, und etwas abseits vom Thema: Dieser Ort wird in deutschen Medien allen Ernstes als »Kleinstadt« bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Vorstadt von St. Louis und nicht etwa um ein beschauliches Örtchen irgendwo auf dem Lande.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2014 um 09.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9971
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Auch ein wenig abseits: Bei uns liegt zur Zeit viel Literatur über die Südstaaten und das Rassenproblem auf dem Tisch, weil meine Frau sich dafür und zugleich für Elvis Presley interessiert. Sie war vor zwei Jahren auch in Memphis und hat an der Candle-light vigil in Graceland teilgenommen. Was ihr auffiel und auch aus Fotos hervorgeht: Die Teilnehmer sind praktisch ausnahmslos weiß, das Dienstpersonal ist schwarz. Anfangs hat der junge Elvis auch schwarze Mädchen begeistert, und Schwarze wie Pfarrer Brewster, James Brown, Sammy Davis nannten sich seine Freunde; die schwarze Begleitgruppe der zweiten Phase (Sweet Inspirations) verlor kein böses Wort über ihn. Elvis hätte für seine ersten Platten gern einen schwarzen Pianisten gehabt, aber der Produzent war dagegen.
Später kam es der Radikalisierung der Verhältnisse entsprechend zur "Segregation" auch auf diesem Gebiet, teils mit unschönen Vorwürfen. Das neueste Trauerspiel kommt nicht aus heiterem Himmel.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 21.08.2014 um 09.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9972
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Zu #9970: Der Dreh hierbei ist eben – und wie könnte man das deutschen Lesern schnell klarmachen: Es handelt sich zwar um ein Gebiet, das auf der Autokarte von St. Louis nur mit einer anderen Farbe als St. Louis selbst angezeigt ist, und wenn man da hineinfährt, steht da an der Straße ein Schild mit dem Ortsnamen, und das Pflaster wird vielleicht besser oder schlechter. Aber was den Fall hier angeht: Es ist eine eigene *city* (civitas), keine große, aber eben eine mit völlig eigener und unabhängiger Stadtverwaltung, und die eigene Geschichte und ihre Bewohnergruppen bestimmen den besonderen gesellschaftlichen Charakter und die wirtschaftliche Entwicklung so eines Gebiets, ohne daß die anderen *cities*, die an sie grenzen, da reinreden könnten.
Freiwillige Zusammenarbeit mit anderen *cities*, die geographisch zusammen gehören, gibt es natürlich: Zum Beispiel spielen Freitag abend die Football-Mannschaften der High Schools ihrer manchmal durchaus auch beschaulichen Örtchen irgendwo auf der *metropolitan area* gegeneinander; das haben *independent school districts* zusammen so ausgemacht. Aber schon bei der Durchsetzung der gemeinsamen Drogenregeln kann es da zu großen Unterschieden kommen. Offenbar ist da Englisch nicht immer eine gemeinsame Sprache.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 21.08.2014 um 14.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9973
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Ganz einfach. Falsch, da falsche Assoziationen weckend: »Ferguson, eine Kleinstadt in Missouri.« Richtig: »Ferguson, ein Vorort von St. Louis.« Falsch: »Wedel, eine Kleinstadt in Schleswig-Holstein.« Richtig: »Wedel, ein Vorort von Hamburg.«
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 21.08.2014 um 17.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9974
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Ja, "Vorort" ist eben was anderes als "Vorstadt". Wie einfach manchmal doch etwas ist. Ich meine aber, manchmal kann in den USA so ein unabhängiger Ort sogar ganz von einer anderen Gemeinde (city) eingeschlossen sein. Wichtig ist eben – und es spielt bei Ferguson jetzt eine große Rolle –, daß derartige *city* verwaltungsmäßig völlig unabhängig ist. Deshalb schickt Obama nun auch ein hohes Kabinettsmitglied aus Washington dahin, damit der die Befolgung nationaler Gesetze zu sowas beurteilt und hilft, den Beweisfindungsprozeß so unbeeinflußt wie möglich zu halten. Einseitig groß eingreifen kann er da auch nicht.
Interessant: Aus irgendeiner Jury hierzu soll nun ein Juror ausgeschlossen werden, in dessen Familie vier oder fünf Mitglieder Mord und Totschlag zum Opfer gefallen sind. Der Richter muß jetzt also entscheiden, ob dieser Juror deshalb befangen sein und seine Bürgerpflicht in diesem Fall nicht ausführen könnte. Das alles ist hier in "suburb" mit enthalten.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 21.08.2014 um 21.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9975
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Nun ja, Vorort hat den Nachteil, daß man hier nicht erkennen kann, ob es sich um eine Stadt (wie im Falle von Wedel) handelt oder um eine Gemeinde (wie im Falle von Großhansdorf, um ein beliebiges Beispiel zu nennen). Deshalb spricht man auch von Vorstadt. Die klassischen Vorstädte außerhalb der Stadtmauern sind ja alle längst eingemeindet.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 22.08.2014 um 16.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9976
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In der heutigen taz ist ein Artikel zum Thema Ferguson überschrieben mit
Stehen bleiben verboten
Frage: Was sind Stehen und seit wann sind sie verboten (und warum)?
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 22.08.2014 um 17.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9977
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Re "Vorort": "St. Gallen (dpa [heute]) [...] Zum Motiv der Tat im St. Gallener Vorort Winkeln konnte er zunächst keine Angaben machen." – Wie immer man auf die Vorgänge in Ferguson auf deutsch hinweist, wie klein diese Gemeinde/civitas/city/Stadt auch sein mag: Sie ist "incorporated", also eine Gemeinde/civitas/city/Stadt und verwaltet sich als solche unabhängig und ist dabei nur an die Staatsgesetze und die der Nation gebunden. St. Louis, zu dem es laut Autostadtplan gehört, hat seine eigene Geschichte, und denen da und allen auf dem Autostadtplan da hat mal, vor einem halben Jahrhundert (also vor so langem gar nicht) erregt und erregend der gesetzlich dazu völlig unbefugte Kardinal ganz schön in ihre Geschäfte reingeredet. So 'ne Gemeinde/civitas/city/Stadt ist hier eben auch was sehr Lebendiges, mit allen Vor- und Nachteilen von sowas.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2014 um 05.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9979
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Als Animismus (...) bezeichnet man allgemein schriftlose, in Reinform ausschließlich bei Jäger-Sammler-Kulturen verbreitete Religionen indigener Völker.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Animismus_%28Religion%29)
Es kommt aber doch nicht darauf an, daß sie indigen sind.
Animistisch ist auch die Auffassung vom "Genius" bei den alten Römern.
Das Stichwort "indigen" bei Wikipedia führt uns dann die üblichen ideologischen Eiertänze vor.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 31.08.2014 um 11.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9980
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Hier ist indigen einfach an die Stelle von primitiv gesetzt worden. Solche 1:1-Ersetzungen sind besonders beliebt, weil sie keinerlei geistige Anstrengung erfordern.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2014 um 07.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9994
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Am Sonntag schalte ich das Küchenradio ein und höre leider das Interkulturelle Magazin: Wir Deutsche sind gegenüber Minderheiten weniger tolerant, als wir glauben, haben neue Studien ergeben, natürlich von Andreas Zick usw., immer aus derselben Quelle. Es wird uns täglich um die Ohren gehauen, aber wenn man in der Zeitung nachliest, wie die bestürzenden Erkenntnisse gewonnen wurden, stößt man auf die bekannten Fangfragen:
Viele Deutsche haben nach wie vor Ressentiments gegenüber ethnischen und kulturellen Minderheiten. Mehr als jeder Fünfte äußerte gegenüber Sinti und Roma, Juden, Muslimen und Asylbewerbern starke Vorurteile und Ablehnung, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Umfrage. Danach meinen rund 23 Prozent der Befragten, dass Sinti und Roma zur Kriminalität neigten. 19 Prozent glauben, Juden versuchten aus der Vergangenheit des Dritten Reiches heute Vorteile zu ziehen. 17,5 Prozent gaben an, dass sie sich durch die Zahl der Muslime „wie ein Fremder im eigenen Land“ fühlten.
Die Studie „ZuGleich - Zugehörigkeit und Gleichwertigkeit“ wurde vom Bielefelder Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) durchgeführt und von der Stiftung Mercator gefördert. (Deutsch-Türkisches Journal 11.9.14)
Ganz unerlaubt, weil selbst ein Indiz der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, ist die Frage, auf welchen Tatsachen diese Meinungen eventuell beruhen, also z. B. der Kriminalitätsstatistik oder auch nur Medienberichten, die ja für die meisten Menschen die einzige Quelle sind.
Der „Spiegel“ hat diese Woche einen Beitrag über Einbrüche veröffentlicht, der darauf hinweist, daß Mitglieder von Sinti- und Romabanden in Großstädten wie Köln rund zwei Drittel der Tatverdächtigen stellen. (2013)
Ist das nun wahr oder nicht? Der Umkehrschluß, Zigeuner seien überproportional kriminell, ist natürlich nicht zulässig, aber für die Bevölkerung auch nicht sehr relevant, wenn es um die Sicherung von Wohnungen geht.
Der Islam ist in Ordnung und hat rein gar nichts mit dem Islamismus zu tun? So wird es gelehrt, aber nicht geglaubt. Der Grund ist aber nicht eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2014 um 06.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#9999
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Anscheinend empfinden manche das Wort "Minderheit" als diskriminierend und bemühen sich, "Wenigerheit" durchzusetzen, besonders in Österreich. Der Kampf gegen Diskriminierung wird meiner Ansicht nach eher geschwächt, wenn man statt der Sache so sehr die allgemein übliche Sprache bekämpft und sich mutwillig in eine exzentrische Position manövriert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2014 um 11.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10000
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Der Vorstoß mit "Wenigerheit" ist eigentlich die Umkehrung der politisch korrekten Sitte, die Frauen als Minderheit zu bezeichnen, obwohl sie die Mehrheit sind. Minderheit war ja definiert als "benachteiligt", also "gut". Nun rückt "Wenigerheit" das Zahlenmäßige wieder in den Vordergrund, und Frauen können keine Wenigerheit mehr sein. (Bei den Österreichern geht es allerdings um die Wenigerheit der Zigeuner, für die nicht durch den Sprachgebrauch, sondern durch Beschluß die Gesamtbezeichnung "Roma" eingeführt worden ist.)
Aber gelingen wird das wohl nicht, denn es ist sprachwidrig. Man heiratet seine Frau nicht wegen deren Schönerheit oder ihres Reichertums.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.10.2014 um 14.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10001
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Andererseits ist die Mehrheit auch aus einem Komparativ gebildet.
Ich finde aber, Wenigerheit ist auch zahlenmäßig nicht korrekter als Minderheit, denn es gibt ja nicht nur den Gegensatz mehr/weniger, sondern auch mehren/mindern. Man sagt ja z. B. nicht, der Anteil Zigeuner an irgendetwas habe sich gewenigert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2014 um 15.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10002
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Das Motiv dürfte sein, daß in "minder" die Minderwertigkeit anklingt, zumindest Geringfügigkeit. Insofern klingt "weniger" eher rein numerisch. Auch ist "mehr" zwar systematisch Komparativ, aber die etymologische Herleitung als Komparativ ist synchron nicht zugänglich. Es gibt auch syntaktische Einschränkungen (die mehreren Windmüller...).
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.10.2014 um 12.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10003
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"weniger" ist eine Rechenvorschrift.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2014 um 11.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10005
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Der Name der Pygmäen kommt vom griechischem Wort "pygmaios" = eine Elle hoch, also klein. Tatsächlich sind die Männer im Durchschnitt 140 cm und die Frauen 130 cm hoch. Sie sind nicht von schwarzer Rasse, wie allgemein vermutet wird, sondern bilden eine Rasse für sich selbst, deren Haut hellbraun ist. Es ist auf jeden Fall wichtig, daran zu denken, dass die anthropologische Kategorie der Rassen heute von der Wissenschaft abgelehnt wird und nur noch von denen verwendet wird, die noch rassistische Vorurteile haben. (Gesellschaft für bedrohte Völker)
Es gibt also keine Rassen, aber die Pygmäen bilden eine eigene.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.10.2014 um 11.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10006
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Es ändert nichts an der Sache, aber in meinen Altgriechisch-Wörterbüchern steht zu pygmaios Faust groß, daumenlang, von pygmä Faust. Bei Ellenbogen steht pygoon und bei Elle lang pygousios. Pygmäen sind volkstümlich Däumlinge.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2014 um 12.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10007
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Ja, vgl. hier.
Die Elle heißt "pêchys", und das ist natürlich sehr interessant, weil es lautlich identisch ist mit Sanskrit "bâhus" und deutsch "Bug" und ein gutes Beispiel, um sich das Grassmannsche Dissimilationsgesetz einzuprägen. *phêchys", wie es "eigentlich" lauten müßte, ist demnach unmöglich, entsprechend auch im Indoiranischen.
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Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 17.02.2015 um 11.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10051
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Auf die Frage einer ältlichen Sinti-und-Roma-Frau ...
Filmkritiker Felix Zwinzscher (29) auf welt.de, 12.2.15
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Kommentar von ppc, verfaßt am 17.02.2015 um 15.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10052
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– Auf die Frage einer ältlichen Sinti-und-Roma-Frau ...
So geht das gar nicht, stattdessen schreibt "man" heute:
– Auf die Frage einer ältlichen Sinti-und/oder-Roma-Frau ...
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Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 16.04.2015 um 22.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10068
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»Ich bin Zigeuner. Und ich bin nicht damit einverstanden, dass der Begriff „Zigeuner“ ein mit Klischees und Vorurteilen belastetes Schimpf- und Schmähwort ist. Und gleichzeitig finde ich es schwierig, dass einige meiner Bekannten mich nicht „Zigeuner“ nennen. Mit dem Gebrauch politisch korrekter Begriffe stellt sich nicht unmittelbar Respekt ein. Und die alltägliche Diskriminierung wird nicht dadurch geringer, dass man die Bezeichnungen „Sinti“ und „Roma“ benutzt.« (Tibor Racz: Ich, Zigeuner / taz, 15. 04. 2015)
(http://www.taz.de/Politische-Korrektheit/!158122/)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2015 um 04.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10069
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Von dieser Seite könnte es tatsächlich zu einer Rehabilitierung des Wortes "Zigeuner" kommen. Bisher war es die neutrale Bezeichnung eines weithin unbeliebten Volkes, zugleich - eben deswegen - ein mildes Schimpfwort für Nichtzigeuner, denen man damit die Lebensweise des unbeliebten Volkes zuschrieb. Die im Artikel erwähnten Nazis haben das Wort nicht benutzt, um Zigeuner zu beschimpfen (das wäre ja noch harmlos gewesen), sondern sie haben die Zigeuner unter deren üblicher Bezeichnung vernichten wollen und das auch fast erreicht. Die Unfähigkeit, diese einfachen Unterscheidungen zu beachten, hat zu dem heutigen Sprachkrampf geführt, einschließlich Denkmalstreit.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 17.04.2015 um 19.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10071
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Oft wird auch übersehen, daß die Nationalsozialisten all ihren Handlungen in ihren öffentlichen Verlautbarungen den Anschein der Seriosität geben wollten und deshalb betont nüchtern formuliert haben mit der Tendenz zum Euphemismus und zur Verharmlosung. Es wäre kontraproduktiv gewesen, ein Schimpfwort zu gebrauchen.
Der Kölner Musikant Markus Reinhardt nennt sich auch in aller Überzeugung Zigeuner und hat ein entsprechendes Lied geschrieben: "Wir sind Zigeuner!"
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2015 um 08.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10074
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Die FAZ berichtet über einen Dokumentarfilm über Zigeuner in Rumänien:
„Nie haben die Roma Geld“, klagt ein Mädchen. Es verwendet nicht den offiziellen Begriff, sondern das im Rumänischen umgangssprachlich gebräuchliche Wort: tigan.“ (FAZ 9.5.15)
Das Zigeunermädchen hat also "Zigeuner" gesagt, wird aber von der deutschen Zeitung, die dieses Wort nicht niederzuschreiben wagt, auf politische Korrektheit zurechtgestutzt. Es wird ihm nicht erlaubt, sich als Zigeuner zu bezeichnen. Man kann doch von dem Mädchen nicht erwarten, daß es den "offiziellen Begriff" gebraucht. Die Berichterstattung verfälscht also ganz bewußt den Sachverhalt – und sagt das auch noch ganz offen (immerhin!).
In Rumänien ist entgegen dem allgemeinen Sprachgebrauch der politisch korrekte eingeführt worden. Vgl. dazu http://www.pri.org/stories/2011-12-05/linguistic-respect-people-once-derided-gypsies
„Ich bin mit dem Wort ‚Roma‘ nach Rumänien gefahren, habe es in den Gesprächen anfangs benutzt und bin damit überall auf Unverständnis gestoßen.“ (Herta Müller)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.05.2015 um 22.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10075
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In Rumänien ist entgegen dem allgemeinen Sprachgebrauch der politisch korrekte eingeführt worden. (Prof. Ickler)
Monica Busuioc, a linguist at the Romania Academy, is among those who decided to replace the word Gypsy or Tigan with the word Roma. (angegebener Link)
Kann man das überhaupt? Kann man einen Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch einfach so anordnen? Es kommt halt darauf an. Neben dem, der das kraft seiner Wassersuppe "anordnet", braucht es immer noch die Massen, die das willfährig mitmachen. Da geht es den Rumänen nicht besser als uns Deutschen. Jedes Volk bekommt letztlich das, was es verdient.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2015 um 03.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10076
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Das ist eine Frage der Macht, wie Humpty Dumpty bereits scharfsinnig bemerkte. Diese Lektion haben auch Augst und Genossen gelernt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.05.2015 um 13.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10077
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Nun sollten eigentlich Einzelne in einem demokratischen Land eine solche Macht nicht haben. Aber Einzelne verstehen es wohl, bestimmte Mängel am System für ihre Zwecke zu nutzen. Es sind schon seltsame Zusammenhänge, die trotzdem gegen die Mehrheit solche Änderungen ermöglichen. Letztlich ist eben doch das Volk selbst schuld.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2015 um 15.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10078
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Die Rechtschreibreformer haben ganz offen erklärt, daß sie die Schüler als Geiseln nehmen wollten. Weniger plump, aber noch wirkungsvoller war es, sich auf Leute wie Schmachthagen zu verlassen. Davon gibt es viele, und sie sitzen an den richtigen Stellen.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 12.05.2015 um 18.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10079
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Diese Geschichte aus Rumänien sollte man doch etwas niedriger hängen. Aus der zitierten Webseite geht nur hervor, daß im Wörterbuch der rumänischen Akademie die Bezeichnung Roma eingefügt wurde, die Bezeichnung Tigan aber dort erhalten bleibt. Die Definition von Tigan in übertragener Bedeutung ist ergänzt worden. Was vielleicht sonst noch zu diesen beiden Bezeichnungen im Wörterbuch stehen mag, geht aus der Quelle nicht hervor.
Das ist auch nicht von einer einzelnen Person durchgeführt worden. Die fragliche Dame spricht ja ausdrücklich von „we“.
Ferner ist unklar, in welchem Sinne das Akademie-Wörterbuch überhaupt einen „offiziellen“ Charakter hat. Was immer der Duden, über die Rechtschreibung hinaus, zur Bezeichnung Zigeuner zu sagen hat, ist ja auch nicht „offiziell“.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.06.2015 um 18.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10081
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Hierzu auch die gestrige "Redezeit" im WDR5 zum derzeit stattfindenden Kölner Zigeunermusikfestival. ("Laß mich in Ruhe mit Sinti und Roma; ich bin Zigeuner!")
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2015 um 06.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10082
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Der Begriff „Bohème“ stammt ab von der französischen Bezeichnung „bohémien“ (ab dem 15. Jahrhundert) für die aus Böhmen kommenden Roma. Der Charakter der Herkunftsbezeichnung verlor sich im Französischen wie im Deutschen, so dass bohémien wie auch „Zigeuner“ Ausdruck unordentlicher, liederlicher Sitten und nicht mehr ethnischer Zugehörigkeit wurde. (Wikipedia Bohème)
Der Text wirkt leicht schief. Stimmiger wäre es, wenn auch im ersten Satz die Zigeuner als solche benannt wären und dann im zweiten das gemeinsame Schicksal beider Ausdrücke. Auch die Auszeichnung (im Original kursiv vs. Anführungszeichen) hätte parallel gestaltet werden sollen.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Sintiundroma zum Inbegriff des Liederlichen wird. Beliebt ist er schon jetzt nicht.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.06.2015 um 11.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10083
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Der für mich berühmteste Zigeuner, der Jazz-Gitarrist Django Reinhardt, war nach deutschen Wertmaßstäben ein "liederlicher Mensch", weil er nur zum Spielen erschien, wenn er Lust dazu hatte oder Geld brauchte. Aber so sind Genies eben.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.06.2015 um 18.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10084
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Mich belustigt immer wieder der Ursprung des bezeichnenden Adjektivs "liederlich". Er sprudelt nach wie vor lebendig, wie auch #10083 und auch etwas #10081 zeigen; und einige meiner Studenten, die, um mal groß herauszukommen, mehr zu ihrem Gitarrenspiel ihre eigenen Lieder sangen als stattdessen deutsche Vokabeln lernten, zeigten das auch. Na, und warum auch nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2015 um 04.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10085
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Wenn das wichtigste Prinzip der Political correctness die Verwendung der Eigenbezeichnung ist (wie auch Duden 9 unter dem Stichwort behauptet) - wie soll man dann die Griechen nennen? „ca. 7 Mio. Menschen außerhalb Griechenlands und Zyperns bezeichnen sich ebenfalls als Griechen.“ (Wikipedia) Das stimmt ja gar nicht, es ist gewissermaßen schon übersetzt. "Grieche" war immer Fremdbezeichnung.
Die Grünen im Bundestag haben vereinbart, auf das Wort "türken" (fingieren) zu verzichten. Vielleicht sollte man es durch "griechen" ersetzen?
Duden 9 wirft mit Recht die Frage auf, was es für die Eskimos eigentlich bedeute, ob wir in Deutschland sie Inuit oder anders nennen. Es bringt wohl eher uns selber etwas, wenn wir uns PC-mäßig in Reih und Glied stellen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.06.2015 um 12.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10086
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Die "Böhmischen Musikanten" waren nicht nur Zigeuner, sondern Tschechen, die aus Armut als Wandermusikanten durch Deutschland zogen und auf Festen aufspielten. Das hatte eine lange Tradition.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.06.2015 um 16.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10087
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Der Wikipedia-Eintrag zu Bohème ist mehr als schief: er ist falsch.
Zunächst geht es mit „Herkunftsbezeichnung“ und „Ausdruck ethnischer Zugehörigkeit“ wild durcheinander. Insbesondere war Zigeuner im Deutschen nie eine „Herkunftsbezeichnung“, sondern war und ist immer noch ein „Ausdruck ethnischer Zugehörigkeit“. Daß das Wort auch bestimmte Beiklänge hat (wozu „liederliche Sitten“ nach meinem Verständnis nicht gehören) und auch in übertragener Bedeutung gebraucht wird, ändert daran nicht das geringste.
Es trifft zwar zu, daß bohémien im Französischen schon längst keine Herkunftsbezeichnung ist; es ist aber durchaus weiterhin ein „Ausdruck ethnischer Zugehörigkeit“.
Mir scheint, daß der/die Urheber de Textes einem „falschen Freund“ aufgesessen ist/sind. Bohémien bedeutet im Deutschen etwas anderes als im Französischen:
deu. der Bohemien – frz. le bohème
frz. le bohémien – deu. der Zigeuner
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Kommentar von R. M., verfaßt am 06.06.2015 um 18.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10088
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Siehe jedoch hier:
www.cnrtl.fr/definition/boh%C3%A9mien
gitan(e) (bekannt durch die Zigarettenmarke) bezeichnet übrigens Zigeuner spanischer Herkunft.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.06.2015 um 18.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10089
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Die zahlreichen deutschen Familiennamen "Böhme, Böhmer usw." gehen vermutlich auf die Vertreibung der Protestanten aus Böhmen nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 und während der folgenden Rekatholisierung Böhmens zurück. Für Deutschsprechende waren die tschechischen Namen unverständlich ("Böhmische Dörfer").
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2015 um 19.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10090
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Lieber Herr Achenbach, ob "liederliche Sitten" der allerbeste Ausdruck ist, sei dahingestellt, aber wie man im Grimmschen Wörterbuch in Überfülle nachlesen kann, gab es neben der Zigeunerromantik eine weithin herrschende negative Meinung über die Zigeuner. Sie wurden auch mit allen möglichen anderen suspekten Leuten in Verbindung gebracht, und dabei wurde keineswegs immer an die Herkunft gedacht, sondern an das Umherziehen usw. (auch Heimatlosigkeit als Gottes Fluch). - Wieso all dies und auch die übertragene Bedeutung (also verächtliche Bezeichnung für Nichtzigeuner) "nicht das geringste ändern" soll, verstehe ich nicht, denn die Bedeutungsentwicklung und tatsächliche Verwendung über die Jahrhunderte hin ist doch eine objektive Tatsache.
Ich selbst habe als Kind von den Zigeunern nur gewußt, daß sie Igel in Lehm einhüllen und im Lagerfeuer backen; wenn man den harten Lehm abschlägt, bleiben die Stacheln drin stecken und man kann den Igel herauslöffeln.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 07.06.2015 um 18.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10091
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Lieber Prof. Ickler,
es ging doch nur darum, daß in dem zitierten Wikipedia-Text behauptet wird, daß das deutsche Wort Zigeuner nicht mehr „ethnische Zugehörigkeit“, sondern nur noch „unordentliche, liederliche Sitten“ bezeichne. Das ist ganz offenkundig falsch, denn Zigeuner bezeichnet nach wie vor eine ethnische Zugehörigkeit, ebenso wie Sinti und Roma oder das französische Wort bohémien. In Bezug auf die Boheme/bohème mag die Aussage zutreffen. Zu Zigeuner/bohémien ist der Autor aber klar übers Ziel hinausgeschossen.
Ich stimme Ihnen ja vollkommen zu, daß es „eine weithin herrschende negative Meinung über die Zigeuner“ gab und teilweise wohl noch gibt, und zwar noch negativer als im Wikipedia-Beitrag dargestellt (Dieberei, aufdringliche Bettelei usw.). Damit habe ich mich aber gar nicht befaßt und es erst recht nicht abgestritten.
Daß eine solche negative Meinung sich in einer übertragenen Verwendung von Zigeuner niederschlägt, ist ganz natürlich, aber ändert nicht die Grundbedeutung von Zigeuner. Manchmal wird ein besonders ordentlicher und pünktlicher Mensch im Ausland „Deutscher“ genannt, was aber auch „nicht im geringsten“ die Grundbedeutung des Wortes ändert.
Ich meine übrigens, daß die Bezeichnung „verächtlich“ für die übertragene Bedeutung von Zigeuner etwas zu stark ist. Hauptsächlich stellt sie auf eine nomadische Lebensweise ab (Duden: „(umgangssprachlich, meist abwertend) jemand, der ein unstetes Leben führt“). Sie kann auch zärtlich gemeint sein: „Na du kleiner Zigeuner/Stromer“.
Der Ausdruck „liederliche Sitten“ erweckt in mir die Vorstellung von sexueller Freizügigkeit. Das mag teilweise auf die Boheme zutreffen, ist aber nicht etwas, was allgemein den Zigeunern nachgesagt wird. Aber das mag - auch da stimme ich Ihnen vollkommen zu - „dahingestellt“ sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2015 um 04.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10099
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Man darf das N-Wort nicht benutzen. Welches N-Wort? Das darf ich nicht sagen. Das ist die herrschende Logik. Dazu folgende Meldung:
Obama benutzt das "N-Wort"
"Es geht nicht nur darum, dass es unhöflich ist, in der Öffentlichkeit 'Nigger' zu sagen", sagte Obama. Das Problem liege tiefer. Das Erbe von Sklaverei und Diskriminierung werfe einen langen Schatten und sei noch immer Teil der gesellschaftlichen DNA.
Obamas Äußerungen sind ein Tabubruch. Das Wort "Nigger" ist eine abwertende Bezeichnung für Afroamerikaner. US-Medien vermeiden den Ausdruck und sprechen nur vom "N-Wort", selbst Obamas Äußerung wurde im Fernsehen mit einem Piep übertönt. Vermutlich auch deswegen hat sie ihre Wirkung nicht verfehlt: Das Interview ist in aller Munde. Kommentatoren sprechen gar von einem Ausspruch, der die US-Politik verändern könnte. (zeit.de 23.6.15)
Wo früher ein Problem war, ist heute ein Piep. Auch eine Lösung. Aber das Verdrängte kehrt wieder, um so giftiger.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 23.06.2015 um 18.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10100
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Wenn schon in den amerikanischen Medien der eigene Präsident nicht unzensiert sprechen darf, ...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2015 um 05.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10204
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Nach meiner Beobachtung wird das unhandliche Sinti und Roma allmählich zu Roma vereinfacht. Das wird aber nicht die letzte Stufe sein, weil die Numerusbildung Rom/Roma gar zu ungewöhnlich ist.
Die Abneigung gegen die Volksgruppe ist dieselbe geblieben, so daß man ohne weiteres zu Zigeuner zurückkehren könnte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2015 um 12.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10205
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Bin zufällig noch mal auf Anatol Stefanowitsch gestoßen: www.sprachlog.de/2011/08/11/pippi-geh-von-bord
Beide Bücher können (und müssen) bleiben, wie sie sind, aber zumindest „Onkel Toms Hütte“ gehört nicht mehr in die Jugendliteraturabteilungen heutiger Buchhandlungen. Es sollte im Druck bleiben, aber nur noch in wissenschaftlich aufbereiteter Form (mit ausführlichem erklärendem Vorwort und Fußnoten). Auch bei „Huckleberry Finn“ kann ein erklärendes Vor– oder Nachwort nicht schaden, aber da Twain die Probleme des Rassismus und der Sklaverei, sowie der sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit ganz allgemein, direkt im Text sehr viel differenzierter und intelligenter thematisiert als Beecher Stowe das in „Onkel Toms Hütte“ tut, kann man das Buch tatsächlich noch als Jugendbuch behandeln.
(...)
Und wenn man zu der Einsicht gelangt ist, dass nur eine Umdichtung noch helfen kann, sollte man auch noch über eine vierte Möglichkeit nachdenken, mit diskriminierenden Kinderbüchern umzugehen: Verlage könnten aufhören, sie nachzudrucken und sie könnten stattdessen neuen Autor/innen und neuen Geschichten eine Chance geben, bessere Geschichten zu schreiben. Und Konsument/innen könnten aufhören, sie ihren Kindern vorzulesen. Es ist ja nicht so, als ob eine Welt ohne Pippi Langstrumpf unvorstellbar oder eine literarische Dystopie wäre. Pippis fünfzehn Minuten Ruhm dauern jetzt schon sechzig Jahre. Schicken wir sie doch einfach in den wohlverdienten Ruhestand.
Es verschlägt einem die Sprache.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.08.2015 um 13.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10206
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Andiamo a Roma!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2015 um 03.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10209
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Es ist ja nicht so, als ob eine Welt ohne Pippi Langstrumpf unvorstellbar oder eine literarische Dystopie wäre.
Natürlich nicht. Alles ist entbehrlich und könnte fehlen, ohne daß man etwas bemerkte. Seit der großen Bücherverbrennung durch Kaiser Qinshi Huangdi hat es immer wieder Sichtungen der Bestände gegeben. Die zeitgemäße Formel lautet: Der Koran genügt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2015 um 05.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10256
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Anläßlich der Umbenennung des Mount McKinley kann man sich auch noch mal über die Bezeichnung Indianer wundern, die entgegen allen Bedenken beibehalten wird. Der Wikipedia-Eintrag informiert umfassend. Das Problem besteht hauptsächlich darin, daß es keine Selbstbezeichnung der Indianer geben kann, weil sie sich selber gar nicht als Gruppe erfaßt haben.
Was den Berg angeht, so wird nun zeitgemäß auf die Gefühle einer nicht mehr existierenden Religionsgemeinschaft Rücksicht genommen. Besonders Berge (Ayer's Rock usw.) sind ein beliebtes Objekt der unfrommen Fürsorge für fromme Vorfahren.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 31.08.2015 um 19.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10258
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Man liest jetzt gelegentlich unterm Strich von »stärker pigmentierten Menschen«. Eine betont sachliche Bezeichnung, die trotzdem abfällig gebraucht wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2015 um 04.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10260
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Entwicklungsgeschichtlich korrekt müßte man auf unser Ausbleichen Bezug nehmen. In diesem Sinne ergänze ich auch http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=639#10232: Natürlich bin ich in erster Linie ein Bleichgesicht.
Ebenfalls ein Bahuvrihi ist Schlitzauge, aber das hat sich bisher nicht eingebürgert, und die Lidfaltenbesitzer sind inzwischen so allgegenwärtig und auch keineswegs unbeliebt, daß ich für die Zukunft nicht mit einer sprachlichen Auszeichnung rechne.
In diesem Zusammenhang erwähne ich noch einmal die besonders von Konrad Lorenz hübsch dargestellte Neigung, physiognomische Züge pathognomisch zu deuten. Das Kamel erscheint uns demnach als "hochnäsig" usw., und die Epikanthus-Augen sehen wir als listig zusammengekniffen, was sich unzählige Krimis und Abenteuerromane und -filme zunutze machen.
Ich selbst habe über der Nasenwurzel eine natürlich ererbte senkrechte Falte, weshalb meine Zimmerwirtin, mit der ich durchaus auf gutem Fuße stand, mich Studenten einmal fragte, warum ich immer so zornig aussehe und ob ich mit etwas unzufrieden sei.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2015 um 05.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10261
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Die postume Respektierung längst verblichener Religionen hat ihr finsteres Gegenstück in den Zerstörungen, die der Islam über Kulturdenkmäler im Orient bringt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.09.2015 um 12.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10262
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Von ca. 500 bis 1500 n.Chr. (grob gerechnet) war es in Europa genauso. Gefährlich sind weniger die Religionen als die Machtstrukturen dahinter, die die Religion als Herrschaftsmittel benutzen. (War Karl der Große besser?)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 01.09.2015 um 14.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10263
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Der Islam ist eine »Machtstruktur«.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2015 um 05.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10264
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"XY ist eigentlich gut, nur der Mißbrauch ist schlecht."
Andererseits soll man XY an den Früchten erkennen.
(Daher die Kritik an der Rosinenpickerei aus den heiligen Texten...)
Kann man im heutigen Rußland unterscheiden, ob die Politik die Religion benutzt oder umgekehrt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2015 um 16.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10336
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Sido muss als Sinti noch immer mit Vorurteilen kämpfen (Focus 18.11.15)
Mein Leben als Sinti und Roma (prosieben Galileo 11.3.13)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2016 um 18.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10448
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Im Wikipedia-Eintrag zur Oper "Carmen" ist durchweg von Zigeunern und Zigeunerinnen die Rede. Eigentlich dürften wir diese Wörter gar nicht mehr verstehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2016 um 07.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10450
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„Laut RBB geht es um 79 Taschendiebe aus der ostrumänischen Stadt Iasi, die zur Volksgruppe der Roma gehören. (...) Roma sind in dem Bereich aktiv, weil sie in ihren Herkunftsländern wie Rumänien oft kaum eine andere Perspektive als Kriminalität haben.“ (focus.de 23.3.16)
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Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 24.03.2016 um 03.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10451
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Aus einer Reportage über Bettler in Bayern: "Ihre Mutter ist zudem Roma ... Sie weiß von den Vorurteilen besonders gegenüber den Roma, ... weit verbreitet ist das Klischee, Roma seien Zigeuner ..."
(Jetzt mal ehrlich, BR 30.11.15)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2016 um 09.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10454
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Ich bereue es, dieses Video angeschaut zu haben, das werde ich lange nicht vergessen können. Meine Erfahrungen mit den Chinesen habe ich nur aus meinen Urlaubsreisen, wo man sie immer häufiger trifft. Das Video passt leider nur zu gut in mein Bild von den Chinesen. (focus.de 9.8.15)
(Auf dem Video zerlegen Chinesen einen Walhai, dessen Maul und Kiemen sich auch Stunden nach seinem Tod noch reflexartig bewegen. Wenige Leser wiesen auf die biologischen Zusammenhänge hin; andere wünschten, daß die Fischer selbst eines Tages zersägt werden mögen. Die Darbietung des kümmerlichen Videos hat ihren Zweck erreicht.)
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Kommentar von Rüdiger Benninghaus, verfaßt am 18.05.2016 um 18.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10464
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Statt langer Worte der Hinweis auf die folgende Webseite zum Thema:
www.rbenninghaus.de/zigeuner-begriff.htm
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2016 um 08.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10465
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Das ist eine wertvolle Dokumentation, vielen Dank! (Aber das Layout könnte leserfreundlicher sein. Schwarz auf weiß ist einfach besser...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2016 um 05.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10472
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In einem Leserbrief an die FAZ (16.6.16) rechtfertigt Peter Eisenberg gegenüber Wolfgang Krischke den Übergang von indogermanisch zu indoeuropäisch, wenn auch mit Vorbehalt. Aber in den großen Zeiten der Indogermanistik pilgerten Gelehrte aus aller Welt nach Leipzig oder Berlin, ohne an der deutschen Bezeichnung Anstoß zu nehmen. Völkische Töne spielten bei der Bezeichnung keine Rolle.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2016 um 05.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10474
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William Jones hat 1789 die erste englische Übersetzung von Kalidasas „Śakuntalâ“ veröffentlicht: „Sacontalâ or the Fatal Ring“. So schrieb er den Namen statt Sacuntalâ, um den anstößigen Teil cunt zu vermeiden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2016 um 16.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10519
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Die Willkommenskultur der Deutschen läßt nach, wie das Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Andreas Zick) feststellt. (Medien 7.7.16) Wer sonst!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2016 um 15.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10521
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Das segensreiche deutsche Erbe in Namibia ist ja bekannt genug:
Im Juli 1915, mitten im Ersten Weltkrieg, zogen die deutschen Besatzer ab. Viele Siedler blieben jedoch. Sie bilden bis heute eine vor allem aus Bauern und Geschäftsleuten bestehende Minderheit, die zu einem großen Teil an ihren Traditionen festhält. Viele Deutschnamibier essen in ihren Cafés Currywurst und Schwarzwälder Kirschtorte und feiern das Oktoberfest. (http://www.fluter.de/sites/default/files/afrika_34_bis_35.pdf)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 14.07.2016 um 10.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10523
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Einmal abgesehen von den erfundenen Traditionen – die »Besatzer« zogen seinerzeit natürlich nicht einfach ab, sondern sie wurden von den neuen Besatzern interniert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2016 um 07.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10646
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Es ist nicht leicht zu sagen, wann und warum ein Wort als herabsetzend empfunden und zum politisch korrekten Abschuß freigegeben wird. (http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10260)
Schlitzauge! Langnase! Oettinger! Schlitzohr!
Wikipedia ist parteiisch, weil es dem Bahuvrihi "Langnase" einen Eintrag widmet, nicht aber dem ebensolchen "Schlitzauge" (nur "Epikanthus medialis" - aber das schleudern Sie mal einer Mongolenfalte entgegen!).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2017 um 05.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10809
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Ivan Ilić (* 14. August 1978 in Belgrad) ist ein US-amerikanischer Pianist mit jugoslawischem Migrationshintergrund. (Wikipedia)
Das Modewort wirkt albern (und überflüssig).
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 18.04.2017 um 01.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10810
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Deswegen spricht man neudeutsch ja auch immer öfter von irgendwelchen Wurzeln.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2017 um 04.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10835
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Über den Pianisten György Cziffra heißt es bei Wikipedia, sein Vater sei ein Rom gewesen, während die französische Fassung von einer Familie von musiciens tziganes spricht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2018 um 13.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10962
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Während meiner aktiven Zeit hatte ich immer wieder Studentinnen (zufällig alle weiblich), die mich für ihre nationale Sache zu begeistern versuchten, und zwar mit einem Feuer, das mich befremdete und amüsierte. Der Konflikt Griechenlands mit Mazdonien drehte sich irgendwie um die Frage, wem Alexander der Große gehöre. Dazu wurden mir auch Bücher überreicht, heftig im Ton, aber voller Informationen.
Dann Albanien. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich noch nie etwas von Skanderbeg gehört hatte ("Germanist" hat ihn hier mal erwähnt), aber nach Lektüre eines entsprechenden Buches wußte ich alles über ihn und noch einiges mehr.
Über die außerordentliche und verständliche Empfindsamkeit koreanischer Studentinnen habe ich schon gesprochen.
Solche Themen kommen in den platten Anleitungen zur interkulturellen Kommunikation nicht vor.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 09.08.2018 um 09.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10963
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Nachdem FYROM nun in Nordmazedonien umbenannt werden soll, könnte man auch erwägen, Armenien in Nordostarmenien oder Österreich in Südostdeutschland umzutaufen.
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Kommentar von Germanst, verfaßt am 10.08.2018 um 13.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10964
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Merkwürdigerweise wurde "Jugoslawien" nie in "Südslawien" übersetzt. (Jug = Süd)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2018 um 16.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10965
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Nie?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2018 um 03.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10969
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Im Lateinunterricht lernten wir:
„Nach si, nisi, ne und num
fällt der Ali um.“
(Es gibt noch vollständigere Fassungen.)
Politisch korrekt war das nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2019 um 07.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10982
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Es ist gar nicht leicht zu erklären, wie Kümmelhändler und Kameltreiber zu Schimpfwörtern für Orientalen werden konnten.
Das Kamel ist ja ein ehrbares und auch heute noch nützliches Tier. Es gibt sogar Schönheitswettbewerbe, wie gerade erst in Erinnerung gerufen wurde. Daß Kamele keineswegs dumm sind, ist nichts Besonderes, das kennt man von anderen zu Unrecht verachteten Tieren auch. Seine buchstäblich "hochnäsige" Kopfhaltung hat ihm eine physiognomische Fehldeutung eingetragen, wie von Konrad Lorenz dargelegt.
Mit dem Kümmel dürfte hauptsächlich der Kreuzkümmel gemeint sein, der die orientalische Küche beherrscht. Eine liebe Verwandte meinte zwar beim ersten Kennenlernen, es schmecke wie Eselpisse, aber das ist eine Frage der Gewöhnung. Auch der Gemeine Kümmel ist schätzenswert; gesund sind beide Arten.
Weder der Handel mit dem einen noch das Treiben des anderen bieten also Anlaß zum Naserümpfen. Vielleicht kommt die Verachtung daher, daß die Händler bzw. Treiber meistens keine reichen Leute sind, also "Eure Armut kotzt mich an"?
Oder es ist nur eine etwas ausgebaute Form des endgültigen Verdammungsurteils: "Ihr anderen!"
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.01.2019 um 04.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10983
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Was die Gewürze betrifft, so habe ich auch kein Erklärung, zumal man ja hier auch die oftmals abwertenden Bezeichnungen für die Händler dieser Gewürze berücksichtigen muß ("Pfeffersäcke" = Hamburger oder Niederländer).
Bei Bezeichnungen im Zusammenhang mit Tieren scheint die Begründung weniger schwer zu sein: Verhältnismäßig leicht zu domestizierende Vogel- und Säugetierarten wie Gänse, Hühner, Schweine, Wölfe (Hunde), Pferde oder Rinder werden oft (auch metaphorisch) als "dumm" dargestellt, obwohl es sich meistens (zumindest in der Wildform) um vergleichsweise intelligente Arten handelt. Die Domestizierbarkeit ist in der Regel auf das ausgeprägte Sozialverhalten dieser Tiere zurückzuführen, das aber mit dem subtilen des Homo sapiens nicht mithalten kann. Daher haben wir die "dumme Gans", das "alberne Huhn", das "Schwein" (in vielen Variationen), die "dumme Kuh" neben dem "Rindvie(c)h" oder den "Hund" in mancherlei Zusammensetzungen, die allesamt überwiegend pejorativ verwendet werden. Vermutlich gehören hierher auch abwertend gebrauchte Verben wie "schnattern", "krähen", "wiehern", "bellen" oder "grunzen".
Schwer bzw. gar nicht domestizierbare Tierarten wie Katzen oder Bären ohne nennenswerte soziale Bindungen inner- oder außerhalb ihrer Art oder Tierarten, die für den Menschen ohne direkten Nutzen sind, wie z.B. Raben- oder Singvögel, sind eher Gegenstand von Mythen, Märchen oder, im Falle von Katzen, seit einigen Jahren auch Tausenden von Fotos und Videos im Internet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2019 um 11.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10984
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Haustiere sehen wir vielleicht unwillkürlich wie Hausgenossen, beurteilen sie also physiognomisch wie Menschen, und dann sehen sie alle ein bißchen dumm aus, mit ihren - wie wir meinen - unbewegten Mienen, Glubschaugen usw. Es gehört viel Erfahrung und Reife dazu, in der Intelligenz der Kühe und Gänse nicht die Intelligenz der Menschen, sondern eben ihre eigene zu erkennen.
Die Enkelin (1;9) scheint den Familienhund (Französische Bulldogge, nicht schön, aber lieb), der schon vor ihr da war, wie einen großen Bruder zu betrachten, der leider etwas behindert ist. Sie führt Besucher zu ihm, damit er nicht unbeachtet bleibt, zeigt und benennt seine Körperteile und findet es richtig, wenn man ihn streichelt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2019 um 11.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10985
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Ergänzend will ich noch sagen, daß der Hund, der ja so furchterregend aussieht, daß mancher ihn wohl gar nicht in die Nähe von Kindern lassen würde (ganz zu Unrecht, denn diese Rasse ist alles andere als ein Kampfhund), sich von dem Kind alles mögliche gefallen läßt. Sie greift also ordentlich zu, ins Gesicht und an die Ohren, aber er jault nicht auf, sondern geht schlimmstenfalls ein bißchen beiseite. Das beobachten wir ja auch am Umgang gerade der wehrhaftesten Tiere mit ihren eigenen Jungen: kleine Tiger oder Wölfe können sich fast alles erlauben. Es muß das Tolpatschige sein, was die Eltern so milde stimmt. Hinzu kommt die Domestikation; in den Tigerkäfig sollte man sein Baby vielleicht doch nicht setzen, auch wenn das Experiment ganz lehrreich wäre.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.01.2019 um 02.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10986
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Es hilft vielleicht, Haustiere und Nutztiere zu unterscheiden, obwohl diese Unterscheidung in landwirtschaftlichen Betrieben, zumal den mittelständischen, weniger bedeutsam ist. Es hält sich aber niemand eine Kuh, ein Pferd oder eine Gans in den eigenen vier Wänden. Der Aspekt der Anwendung der eigenen sozialen Ansprüche auf Tiere bleibt davon selbstverständlich unberührt.
Zum "Kameltreiber", für den es in der hiesigen Tradition durchaus ein Äquivalent gibt: nämlich den Schweinehirt(en), d.h. eine Person, die sich um anderer Leute Vieh kümmert und dafür einen bescheidenen Lohn erhält. Schweinehirten waren in der Regel am unteren Ende der sozialen Skala angesiedelt. Noch weiter unten standen die Gänsehirten, eine Funktion, die oft von Kindern oder unverheirateten jungen Frauen ausgefüllt wurde. Auch "Kameltreiber", wenn es sie denn noch gibt, dürften keine Besitzer der Tiere sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2019 um 05.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10987
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Stimmt, auch wenn die Kamele nicht wie unser Nutzvieh gehütet werden, schon gar nicht getrieben, sondern geführt, sozusagen im Dienste der Spedition (habe ich selbst gesehen, einschließlich Rastplatz, "Karawanserei").
Die niedrige äußerliche Stellung des "göttlichen Schweinehirten" Eumaios im Dienste des Odysseus ist erzähltechnisch vorausgesetzt. Odysseus kehrt beim niedrigsten Mann ein, wird freundlich aufgenommen usw.
Schweine sind schmutzig und stinken; selber kommt´s ihnen natürlich nicht so vor..
.
Nachtrag: Der "göttliche Schweinehirt" ist meine Übersetzung, bei Voß ist er natürlich wegen des Hexameters ein "Sauhirt".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2019 um 16.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10989
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An einer Schule in Sachsen gibt es Ärger, weil mit einem Schulbuch unterrichtet wurde, das Menschenrassen anführt und bebildert.
Heute wieder mal in der Bibliothek gewesen und alle Menschenrassen wiedererkannt, wie sie im Buch abgebildet sind. Das ist eben die Vielfalt, die ja auch unsere Universität offiziell preist und anzieht. Sie studieren Elektrotechnik, Theologie usw. und verstehen sich prächtig.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2019 um 05.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10990
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In den - oft übersetzten - Datenschutzrichtlinien von Unternehmen ist ständig auch von "Rasse" (race) die Rede; und in der Tat könnte man, wie oft bemerkt, nichts schützen, wo nichts ist.
Auch ist es widersinnig, die "Vielfalt" (diversity) der Menschen bis in die feinsten Verästelungen herauszupräparieren, aber ausgerechnet diejenigen Merkmale, die jedem als erstes auffallen, für nichtexistent zu erklären.
Es sollte sich nachgerade von selbst verstehen, daß daraus keine Werturteile folgen; das wäre Rassismus.
Ich hätte auch mit Neger leben können, wie wir es in aller Unschuld bis etwa vor 30 Jahren getan haben, aber meinetwegen ... Zigeuner werde ich aber weiterhin sagen; dagegen haben ja auch viele derselben nichts einzuwenden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2019 um 08.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10991
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Das sächsische Schulbuch ist auch Anlaß eines SPIEGEL-Artikels, in dem eine Frau Ataman uns wegen fortbestehender kolonialistischer Gesinnung die Leviten liest. Ich fühle mich schuldig, weil ich anders als sie nicht Schwarze Menschen (groß) schreibe und nie People of Color sage.
Es gibt auch einen Hinweis auf den Februar als Monat der Black History. Da steht wieder eine antirassistische Breitsalve bevor. Ob es der Sache dient?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2019 um 09.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11001
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Atheisten („Die Säkularen“) dürfen weiterhin keinen Arbeitskreis in der SPD bilden. (Wirtschaftsteil [!] der FAZ 19.3.19) Der Vorstand unterbindet das ziemlich rabiat. Angesichts der Religionszugehörigkeit in der Bevölkerung ist es erstaunlich, daß die sterbende Partei glaubt, sich auch das noch leisten zu können. Arbeitskreise der Christen, Juden und Muslime gibt es dagegen. Interessant ist die Sprache des FAZ-Berichts: Christen, Muslime und jüdische Genossen (...) Arbeitskreise von Christen, Muslimen und Sozialdemokraten jüdischen Glaubens. - Man sieht, wie das Wort Jude vermieden wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2019 um 06.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11002
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Sophie Freud (Im Schatten der Familie Freud. Berlin 2006:46), die in beiden Welten gelebt hat, bemerkt eine Parallele: In Wien und anderswo beschäftigten jüdische Haushalte auch der Mittelschicht christliche (katholische) Dienstmädchen, Kindermädchen, Köchinnen ähnlich wie die weißen Südstaatler in den USA ihr schwarzes Personal. Die jüdischen Kinder schlossen sich oft enger an die katholischen Kindermädchen an als an ihre eigenen, manchmal ziemlich unnahbaren Eltern, ähnlich wie in Amerika an die schwarzen Nannies.
(Solche Verhältnisse waren ja auch der Hintergrund der Affäre Edgardo Mortara.)
Im antiken Griechenland war der Paidagogos, der sicher großen Einfluß auf die ihm anvertrauten Kinder hatte, gewöhnlich ein Sklave. In Indien sind die niederkastigen Ayahs der Oberschichtkinder manchmal Opfer von deren Überlegenheitsdünkel und werden auch sonst wie Sklaven behandelt; es gibt aber auch Ausnahmen, wie seinerzeit in den USA.
Es ist anzunehmen, daß der Rassen- und Kastengeist um so nachdrücklicher eingeschärft wird, je enger man zusammenlebt. Wie stark das den Charakter und die Einstellungen der Erwachsenen prägt, kann man sich denken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2019 um 06.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11009
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Jan Fleischhauer kritisiert in einem sehr maßvoll formulierten Text die Anweisung an die bayerische Polizei, die ethnische Zugehörigkeit von Tatverdächtigen nicht mehr zu nennen. Die bisherigen Vereinbarungen des Presserats billigt er, auch die Tabuisierung von Zigeuner.
Die Anweisung bestätigt nachträglich den Dauerverdacht der Rechten, daß Behörden und Presse systematisch etwas verschweigen, was sich der "Kenner" dann aber doch zusammenreimen kann.
Ob die Öffentlichkeit sich für solche Merkmale interessiert oder nicht, muß man schon ihr selbst überlassen. Es wird aber nun von oben verordnet: Das hat euch nicht zu interessieren!
Die Zigeuner, die ich weiterhin so nenne, haben mich schon immer interessiert, nicht zuletzt wegen ihrer Sprache, die keineswegs eine Sinti-und-Roma-Sprache ist und auch nicht unter diesem Namen erforscht worden ist. Warum sollte ich Vorurteile oder überhaupt irgendwelche Urteile über sie haben? Ich habe auch keine gegenüber Juden und Muslimen, Chinesen und Negern. Letztere sind allerdings ein Grenzfall, weil ich praktisch niemanden mehr kenne, der das N-Wort noch so unbefangen und vorurteilslos gebraucht oder hinnimmt, wie es bis vor etwa 30 Jahren der Fall war. Heute zuckt jeder zusammen, und nur deshalb verwende ich es nicht mehr.
Zurück zum Thema: Die vielgescholtene Lügenpresse macht sich selbst zu einer solchen, und die Polizei wird eine Lügenpolizei. Das ist sehr bedauerlich.
Zum Doppelmord von Iserlohn (einer Eifersuchtstat)zahlreiche Zuschriften an die WELT, meist in diesem Stil (unkorrigiert):
Dieses verschweigen von Fakten sagt doch schon alles aus. Nur gut, daß einige zwischen den Zeilen lesen können. Leider noch viel zu wenige, die daraus auch ihr Fazit ziehen bei der nächsten Wahl. Ich wünsche, der AfD viel Erfolg im Osten.
Das ist eben die Unkultur des Verdachts, nun bestätigt durch um sich greifende Sprachregelungen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2019 um 08.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11033
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Erst im vergangenen Jahr widmete sich das Dresdner Hygiene-Museum dem Thema Rassismus. In der Ausstellung wird Rassismus als "menschenfeindliche Ideologie und alltägliche Praxis, durch die viele Menschen mit Diskriminierung und Gewalt konfrontiert sind" beschrieben. Kuratorin Susanne Wernsing stellte von Anfang an klar: "Es gibt keine Rassen. Rassen sind eine Erfindung des Menschen." Und die habe immer mit Ausgrenzung zu tun. (https://www.mdr.de/nachrichten/politik/regional/sachsen-streit-um-bio-heft-mit-rassistischen-inhalten-100.html)
Leserbriefe dazu:
Bei Pferden wird ganz selbstverständlich zwischen Warm- und Kaltblütern differenziert. Niemand schickt einen schweren Ackergaul auf die Rennbahn, niemand lässt ein zartes Shetland-Pony schwerste Lasten ziehen. Aha: Rassismus! Bei Hunden ist allgemein anerkannter Konsens, dass ein Bullterrier anders ausieht als ein Pekinese und sich auch anders verhält. Rassismus, ekelhaft! Selbst politisch korrekteste Katzenfreund/Innen geben in schwachen Augenblicken zu, dass sich eine Britisch Kurzhaar ganz minimal anders darstellt als etwa ein Perser oder ein Löwe. Igitt, Rassismus! Doch nun die Erlösung: Wir Menschen unterscheiden uns voneinander in keinerlei Hinsicht! Und das weltweit, vom Pol bis zum Äquator! Die evolutionäre Anpassung an die jeweiligen Lebensbedingungen, bei Tieren völlig unbestritten, ist zum Glück spurlos an uns vorübergegangen. Fürwahr ein biologisches Wunder und eine wirklich gute Nachricht. Sehr beeindruckend, wie die exakte Wissenschaft dem Kreationismus überlegen ist!
[Sehr geehrter Nutzer, dass es im Tierreich Rassen gibt, stellt doch niemand in Frage. Es gilt mittlerweile als wissenschaftlich erwiesen, dass die These von unterschiedlichen Menschenrassen überholt ist, da es zwar äußerliche Unterschiede gibt, diese aber zu gering sind, um Menschen aufgrund dessen in homogene Gruppen einzuteilen.
Viele Grüße, Ihre MDR.de-Redaktion]
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Es gibt klar erkennbare äußere Unterschiede bei durchschnittlichen Menschen aus China, Jamaica, Schweden, Monoglei etc. Zur Bezeichung der entsprechenden Gruppen von Menschen war früher das Wort "Rasse" oder "Menschentypos" gebräuchlch. Also nochmal meine Frage: Was ist die korrekte Bezeichnung heute?
Die heutigen Veränderungen von sprachlich eingebürgerten Worten ist in der Mehrzahl der Fälle sinnlos, weil diese Worte nichts an Sachverhalten und den entsprechenden Charakteristika der Menschen ändern.
[Sehr geehrter Nutzer,
die Frage ist, warum man diese Menschen gruppieren und zusammenfassen sollte, und damit eine größere Ähnlichkeit suggeriert, als tatsächlich vorhanden ist.
Viele Grüße, Ihre MDR.de-Redaktion]
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So geht es noch lange weiter. Der MDR weist seine Hörer und Leser zurecht.
In China habe ich gleich bemerkt, daß die Menschen sich äußerlich nicht von mir unterschieden. Selber kam es ihnen nicht so vor, besonders in ländlichen Regionen starrten sie uns an. Aber so sind sie eben, die Chinesen.
(Man bemerke die komische Argumentation: Wieso suggeriert man "eine größere Ähnlichkeit, als tatsächlich vorhanden ist"? Über das Ausmaß der Ähnlichkeit ist doch gar nichts gesagt. Man kann auch paar Promille Verschiedenheit im Genom zur Grundlage einer Gruppierung und Zusammenfassung machen. Das ist anderswo gerade der Stolz der Wissenschaft. In Afrika haben sich die Menschen an die starke Sonneneinstrahlung, an die Verbreitung der Malaria usw. angepaßt. Welche Menschen? Das darf man nicht sagen, es wäre eine Gruppierung und Zusammenfassung.)
Wahrscheinlich glauben die Redakteure selbst nicht, was sie sagen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2019 um 08.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11034
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Der Epicanthus medialis ist ein geringfügiges, wenn auch auffälliges Merkmal vieler Menschen. Ob es sinnvoll ist, die Menschheit danach in zwei Gruppen zu unterteilen, ist ein rein wissenschaftliche Frage. Sollte die Lidfalte mit weiteren Merkmalen einhergehen, könnte man daraus ein Konstrukt machen. Das wäre dann zwar eine "Erfindung", aber nur so wie andere Konstrukte, die deshalb nicht unwirklich werden. Man kann Menschen nicht dauerhaft einreden, sie könnten Artgenossen nicht ansehen, ob sie aus Schwarzafrika, Ostasien, Australien oder Lateinamerika stammen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2020 um 07.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11064
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Auch in einer Rezension der FAZ wird die Neuübersetzung von "Gone with the wind" zwar als große Leistung gewürdigt, aber nicht ohne einen kritischen Blick auf die Modernisierung der Sprache und vor allem die antirassistische Expurgierung. In der Tat steht das einer Übersetzung nicht zu.
Bei einem historischen Roman wird es natürlich kompliziert.
Homer dichtete nicht in der Sprache seiner Zeit, aber auch nicht in der Sprache seiner Helden. Wie gibt man einen solchen Kunstdialekt wieder?
Zu Mitchell: https://www.deutschlandfunkkultur.de/umgang-mit-rassismus-in-neuuebersetzungen-was-tun-mit-dem-n.1270.de.html?dram:article_id=463974
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2020 um 07.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11065
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Wie ich schon zu Lutz Röhrich und seiner Unterdrückung von Judenwitzen gesagt habe, fällt bei all diesen Reinigungsbeflissenen auf, daß sie selbst sich nicht für anfällig halten, wohl aber alle anderen, die denn auch vor unhistorischen Mißverständnissen zu schützen seien. Einige bekennen sich zu einem Kompromiß: "Ich lese das meinen Kindern zwar vor, erkläre ihnen aber, daß man früher eben anderes redete." Das scheint mir vertretbar, aber man wird im Einzelfall entscheiden müssen, ob es überhaupt notwendig ist. Uns hat niemand etwas erklärt, und wir haben keinen Schaden genommen. Aber wir klugen Leute waren ja auch nicht anfällig, s. o.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2020 um 05.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11090
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Wie wollen denn die „Sinti und Roma“ bzw. „Zigeuner“ selbst benannt werden? Dazu soll man laut Stefanowitsch und anderen den Zentralrat der Sinti und Roma befragen. Damit macht man es sich zu leicht und verschließt ie Augen vor dem Problem, inwiefern Funktionäre wirklich im Namen derjenigen sprechen können, deren Interessen sie in anderer Hinsicht vertreten – die aber gerade zu solchen Fragen nie ein Votum abgegeben haben. So hatten ja auch „die“ Eltern von 10 Millionen Schülern keineswegs bekundet, was sie von der Rechtschreibreform hielten (man konnte es sich denken), was aber die Vorsitzende des Bundeselternrates keineswegs davon abhielt, das vermeintliche Votum der deutschen Eltern gegenüber Politikern und Richtern geltend zu machen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2020 um 17.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11110
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Aufgrund des westlichen Einflusses gelten doppelte Lidfalten in vielen ostasiatischen Ländern heutzutage als Schönheitsideal. Europäisches Aussehen wird vielfach bevorzugt, auch soll die doppelte Lidfalte optisch ein größeres Auge erzeugen, der Besitzer soll „freundlicher“ und „wacher“ wirken. Daher werden doppelte Lidfalten oft aufgemalt oder geklebt. Zunehmend werden sie auch durch eine ästhetische Augenoperation verwirklicht. Diese Operation ist heute einer der häufigsten schönheitschirurgischen Eingriffe in Ost- und Südostasien. (Wikipedia Epikanthus, korrigiert)
Praktizierter Rassismus. Man denke auch an die von Schwarzen massenhaft verwendeten Bleichmittel. (Wie die ungeheure Mode- und Kosmetikwerbung praktizierter Antifeminismus ist.)
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.07.2020 um 03.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11111
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Zu dem im allgemeinen sehr interessanten Politik-Podcast "Talking Politics", in dem der Politikwissenschaftsprofessor David Runciman und die Volkswirtschaftsprofessorin Helen Thompson aktuelle und historische Themen mit Gästen diskutieren, war vor kurzem die amerikanische Historikerin Sarah Churchwell eingeladen. Thema der Diskussion war "American Fascism: Then and Now" (https://www.talkingpoliticspodcast.com/blog/2020/252-american-fascism-then-and-now). Frau Churchwell mußte zugeben, daß der Begriff "Faschismus" heutzutage sehr unscharf ist, was sie nicht daran gehindert hat, ihn auf die USA anzuwenden. Dasselbe könnte man über Begriffe wie "Sozialismus" (umfaßt im öffentlichen Diskurs ein Spektrum von der sozialen Marktwirtschaft bis hin zu Stalinismus, Maoismus oder die Roten Khmer), "Liberalismus" (vom Ordoliberalismus deutscher bis hin zum Anarchokapitalismus amerikanischer Prägung während der "Robber Baron"-Ära gegen Ende des 19. Jahrhunderts) sagen.
Eine solche Aufweichung der Begrifflichkeit geschieht meist an den ideologisch extremen Rändern, links wie rechts, und sie hilft, den sachbezogenen Diskurs zugunsten der Rhetorik zurückzudrängen. In der Politik mag das innerhalb gewisser Grenzen legitim sein, aber wenn die Rhetorik Einzug in die Wissenschaft hält, haben wir echte Probleme. Die "Rechtschreibreform" ist nur eines davon.
Mir persönlich graut es vor einer "politisch korrekten" (in welcher Richtung auch immer) Überarbeitung des Jahrhundertwerkes "Geschichtliche Grundbegriffe".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2020 um 11.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11112
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Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10205
Zusammen mit der Mohrenstraße muß natürlich "Onkel Toms Hütte" aus Berlin verschwinden. (An der gleichnamigen Station bin ich oft ausgestiegen, weil meine Schwiegereltern in der Nähe wohnten.)
Harriet Beecher Stowe hat viel für die Sklavenbefreiung getan, aber so klug und vor allem so gut wie wir war sie natürlich nicht, erst recht nicht so aufgeklärt wie unser Robespierre der Sprachtugendhaftigkeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2020 um 06.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11121
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Zum vorigen: Schon brennt es im U-Bahnhof "Onkel Toms Hütte", wenn auch nur in der Ladenstraße. Wir Verschwörungsspezialisten vermuten trotzdem einen Zusammenhang.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2021 um 06.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11124
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Viele hundert Vogelnamen sollen geändert werden, weil sie "rassistisch" sind (Kaffernsegler usw.) Die Schweden sollen schon die Lappenmeise umbenannt haben, was wieder mal die Frage nach Eigenbezeichnungen usw. aufwirft.
Viele Tiernamen tragen auch die Eigennamen von Personen in ihrer zoologischen Bezeichnung, die vor dem Richtstuhl des heutigen Moralpöbels nicht bestehen können. Und bei Vögeln kann es ja nicht bleiben, das gesamte Systema naturae ist zu durchforsten. Die nächste Generation wird auch den Weißbürzelsegler und den Schwarzstorch nicht dulden.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.02.2021 um 08.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11125
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Da ist tatsächlich noch viel zu tun. Mancher Tiername ist gleich doppelt diskriminierend. Prozessionsspinner etwa veralbert eine religiös konnotierte Praxis und beleidigt zudem – sogar im Grundwort (!) – pauschal alle Menschen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2021 um 19.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11126
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Besonders Behinderte. Zur Erinnerung:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1154#14436
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2021 um 08.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11127
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Die USA bekommen zum ersten Mal eine indigene Innenministerin. (tagesschau.de 16.3.21)
Man könnte ebensogut sagen: eine norwegische Innenministerin, denn Frau Haalands Vater war Norweger. Aber dann wäre dem Rassen-Proporz nicht gedient, und Rasse zählt schließlich. Das Wort indianisch wird in allen Berichten vermieden, so daß nur noch die Herkunft entscheidet. Aber auch wieder nicht immer, sondern nur bei Nichtweißen. Es ist schon vertrackt.
Immerhin können wir jetzt die Pocahontas-Affäre der halben Rothaut Elizabeth Warren vergessen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2021 um 15.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11130
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Das Z-Wort geht gar nicht, aber durch einen Aushang werde ich auf ein "Trio Tzigane" hingewiesen, das in Erlangen "Zigenuermusik" spielt. Weitere lokale Gruppen findet man im Internet unter "Zigeunermusik".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2021 um 08.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11132
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Wenn man am Begriff "Antiziganismus" festhält, könnte man die Unaussprechlichen doch einfach "Ziganen" nennen. Das würde auch die sprachlichen Verrenkungen mit "Sinti und Roma" (Wortbildung dazu?) beseitigen.
Ziganenschnitzel, Ziganenmusik. Diese Menschen sind von den Nazis "als Zigeuner" verfolgt worden, nicht "als Ziganen".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2023 um 20.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11150
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Wenn irgendwo Strafbares geschieht oder Randalierer auffallen, mutmaßen manche aus dem rechten Lager, es werde sich wohl wieder um einen Fritz oder Klaus handeln, und in Berlin wollte die CDU (?) auch gerade wieder die Vornamen der wirklichen oder mutmaßlichen Übeltäter erfahren. Es wird schon mancher Ahmed darunter gewesen sein. Man will ja nichts gesagt haben, aber man wird doch noch fragen dürfen.
Statt offen über Probleme mit Migranten, besonders aus gewissen Ländern zu sprechen, schürt man Ressentiments - gerade durch die geheuchelte Schonung.
Früher waren es Namen wie Isaak und Salomon, die stellvertretend herhalten mußten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2023 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11151
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Als Kind muß ich den Film "Der gebrochene Pfeil" (Broken arrow) von 1950 gesehen haben, mächtig beeindruckt wie von all den wenigen Filmen, die ich damals sehen konnte. Als ich jetzt noch einmal hineinsah, konnte ich mich aber nicht erinnern.
Der Film soll als einer der ersten die Indianer positiv dargestellt und dadurch Filmgeschichte geschrieben haben. Debra Paget spielte eine Indianerfrau und mußte sterben, weil die Mischehe mit James Stewart für das amerikanische Publikum sonst unerträglich gewesen wäre. Ein Mischlingskind durfte sie auch nicht haben.
Ein paar Jahre später faßte Petula Clark auf offener Bühne Harry Belafonte an ("The Touch") - ein Skandal.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.01.2023 um 01.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11152
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Neulich in Münster/Westfalen auf der Speisekarte einer Gastwirtschaft gesehen:
Paprikaschnitzel *
Ein paniertes Schnitzel mit Paprikasauce, Bratkartoffeln und Pfannengemüse
* ehemalig Zigeunerschnitzel
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2023 um 16.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11153
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In besserem Deutsch findet man „ehemals Zigeunerschnitzel“ auch sonst gelegentlich.
Das Hansecafé in Wipperfürth bietet - offenbar selbstironisch - an:
„Schnitzel mit Migrationshintergrund (ehemals Zigeunerschnitzel)“
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.01.2023 um 19.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11154
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Man weiß jeweils nicht, ob es Protest oder eine Hilfe für Gäste sein soll. Jedenfalls führt die Nennung des verfemten Wortes das Ganze ad absurdum. Fehlt eigentlich nur noch das »Z*schnitzel«.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 06.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11155
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Nachrichtenagentur entschuldigt sich für Warnung vor Begriff »die Franzosen«
Darf man noch »die Franzosen« sagen? Lieber nicht, meinte die US-Nachrichtenagentur AP zunächst. Nach einigem Spott und einer scherzhaften Intervention der französischen Botschaft rudert sie nun zurück.
Die nicht immer unkomplizierte Geschichte der französisch-amerikanischen Beziehungen ist um eine Anekdote reicher: Die in New York ansässige Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat sich dafür entschuldigt, dass sie vor der Verwendung des Begriffs »die Franzosen« gewarnt hatte. Hintergrund war eine Liste vermeintlich problematischer Ausdrücke, die AP auf Twitter in einem Stylebook veröffentlicht hatte, eine weitverbreitete Stilfibel der Agentur zum korrekten Gebrauch des amerikanischen Englisch.
Man habe den entsprechenden Tweet gelöscht und niemanden verletzten wollen, schrieb AP Stylebook auf Twitter. »Französische Menschen, französische Bürger etc. zu schreiben ist gut«, hieß es weiter. »Aber ›Die‹-Begriffe für jedes Volk können entmenschlichend klingen und einen Monolithen statt diverser Individuen nahelegen.« Deshalb empfehle man auch, verallgemeinernde Bezeichnungen wie »die Armen« oder »die Behinderten« zu vermeiden. Besser seien möglichst spezifische Umschreibungen wie etwa »Menschen mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze«.
Die Warnung vor einer Generalisierung von Franzosen hatte für einigen Spott gesorgt – nicht zuletzt in Frankreich selbst. Die französische Botschaft in den USA hatte auf Twitter vorgegeben, den eigenen Namen in »Botschaft des Franzosentums« (Embassy of Frenchness) umwandeln zu wollen.
Auch in den USA gab es Kritik. Der »New York Times«-Kolumnist Nicholas Kristof schrieb mit Blick auf die AP-Empfehlung: »Ich wünschte, wir Linken könnten weniger Zeit damit verbringen, uns über die Sprache aufzuregen, und mehr Zeit darauf verwenden, tatsächlich Probleme zu lösen.«(SPIEGEL 28.1.23)
Diese Bedenken beziehen sich, wie auch der Kontext zeigt, ursprünglich auf die substantivierten Adjektive. Im Deutschen ist „Franzose“ nicht ganz vergleichbar. Aber das Problem, das schon Anna Wierzbicka scharfsinnig erörtert hat, bleibt: Menschen werden nach einem einzigen Merkmal nicht nur gekennzeichnet, sondern kategorisiert oder definiert. Die Alten sind daher etwas anderes als die alten Menschen. Mit den ungeschickten Begriffen „entmenschlichend“ und „Monolith“ versucht man dies zu erfassen.
Meiner Ansicht nach ist das kein großes Problem.Man sollte sich natürlich sowieso immer fragen, ob Verallgemeinerungen berechtigt sind. Der klassische Fall ist ein anderes Verfahren der Typisierung: der Jude usw. Noch einen Schritt weiter: der Iwan, der Tommy. Das hat man früher oft gehört.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2023 um 17.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11156
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Während "Zigeuner" ganz verpönt ist, scheint zigeunerhaft kaum Anstoß zu erregen. Das von Goethe bis Preußler reichlich belegte Wort wird auch nicht meistens abwertend verwendet, wie der Duden behauptet, sondern im Sinne einer Mischung aus unbürgerlich, exotisch und reizvoll (Aussehen, Musik).
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.04.2023 um 10.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11157
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Weder zigeunerhaft noch zigeunerisch hat der Duden (duden.de) bisher mit dem üblichen Warnhinweis versehen, obwohl er diese Wörter in der Bedeutung »unstet« als abwertend einstuft (wird aber noch kommen, keine Sorge). Im Beipackzettel zu Zigeuner vollführt die Redaktion derweil einen wahren Eiertanz (Hervorhebungen im weiteren von mir):
»Dagegen sind Zusammensetzungen mit Zigeuner als Bestimmungswort vereinzelt noch üblich; so verwendete die Sprachwissenschaft bis in die jüngere Zeit die ausdrücklich nicht diskriminierend gemeinte Bezeichnung Zigeunersprache, um die gesamte Sprachfamilie zu erfassen. Für die gelegentlich kritisierte Bezeichnung Zigeunerschnitzel existiert bisher keine Ausweichform.«
Vor elf Jahren hieß es noch in Dudens Großem Wörterbuch der deutschen Sprache (4. Aufl. 2012):
»Dagegen sind Zusammensetzungen mit Zigeuner als Bestimmungswort noch weitgehend üblich; so verwendet die Sprachwissenschaft die ausdrücklich nicht diskriminierend zu verstehende Bezeichnung Zigeunersprache, um die gesamte Sprachfamilie zu erfassen. Für die gelegentlich kritisierte Bezeichnung Zigeunerschnitzel existiert bisher keine Ausweichform.«
Bei Zigeuner und Zigeunerschnitzel soll die Absicht des Sprechers nach den Vorstellungen der eifrigen Sprachreiniger nichts zur Sache tun, sie sind zu meiden, fertig. Bei Zigeunersprache soll es dagegen ausreichen, daß der Sprecher das Wort nicht diskriminierend meint bzw. verstanden wissen will. Warum gilt das nicht auch wenigstens für Zigeunerschnitzel? Wer will mit dem Gebrauch dieses Wortes schon irgendwen diskriminieren?
Übrigens ist der Warntext auf duden.de schon wieder überholt. Inzwischen gibt es nämlich längst »Ausweichformen« für Zigeunerschnitzel, wie unter diesem Stichwort auch erwähnt wird:
»Für die als diskriminierend kritisierte Bezeichnung Zigeunerschnitzel werden inzwischen verschiedene Ausweichformen verwendet; vergleiche auch den Hinweis beim Stichwort Zigeuner [der aber eben nicht mehr aktuell ist].«
Siehe auch http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11152 und folgende.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2023 um 05.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11158
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In Anleitungen zum "geschlechtergerechten" und sonstwie nichtdikriminierenden Sprachgebrauch werden wir ständig aufgefordert, uns selbst "Ausweichformen" einfallen zu lassen. Das Wort "Ausweichform" allein verursacht mir Übelkeit. Ich möchte sagen, was ich zu sagen habe, und nicht nach Ausweichformen suchen wie ein verängstigter Untertan.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.04.2023 um 07.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11159
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Es ist schon lustig: Früher galt es als Ausdruck demokratischer Freiheit, wenn man die Schnauze aufmachte und sagte, was man dachte. Heute sind es die vor den Mund gehaltene Hand und die ängstliche Suche nach einem alles und jeden zufriedenstellenden Synonym, die den politisch mündigen Bürger ausmachen sollen. (Hilmar Klute im hier schon zitierten SZ-Artikel »Im Minenfeld der Worte«)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2024 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11169
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Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8595
Die Zeitung glossiert aus gegebenem Anlaß die "Kesselflicker" und verweist auch auf die Tinker.
Früher überließ man die Metallarbeiten am Bau gern den Fahrenden, die auf diesem Gebiet Spezialisten waren, oft Zigeuner. Das hängt wohl mit alten Tabus um das Metall zusammen. Es gibt ja Berufe, die jemand ausüben muß, die ihn aber nicht zu einem Ehrenmann machen: Henker, Abdecker usw. Kesselflicker (= Katzelmacher) ist natürlich eine nochmals untergeordnete Form des Metallarbeiters.
Zu den erwähnten Berichten meiner Frau aus ihrer Kindheit auf einer irischen Farm muß ich nachtragen: Alljährlich zogen sowohl Tinker als auch Zigeuner (gypsies) durch die Gegend, beide nicht sehr geschätzt, aber doch mit Unterschieden: Wahrend die einen sich als Scherenschleifer und dgl. anboten, galten die anderen als Bettler und Diebe, die auch kleine Kinder raubten, weshalb die kleinen Mädchen ein paar Tage zu Hause eingesperrt wurden.
Größer war allerdings der Ärger über die Fuchsjagden, die quer über die Wiesen meines künftigen Schwiegervaters gingen und einige Schäden anrichteten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2024 um 04.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11170
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Der Sohn eines Walisers und einer Sambierin ist der erste schwarze Regierungschef Europas.(SZ 21.3.24)
He became the first black First Minister of Wales, as well as the first black leader of any European country. (Wikipedia)
Vaughan Gethings Frau Michelle ist weiß, ihr gemeinsamer Sohn Isaac natürlich schwarz – ein Tropfen Negerblut genügt. Die Medien schreiben es in aller Unschuld fort.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2024 um 20.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11174
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Zum Wort „Zigeuner“ sagt ein aus Sri Lanka stammender deutscher Journalist: „Nicht einmal diese Ungeheuerlichkeit ist in Deutschland verboten, sodass in jeder dritten Schankwirtschaft im Sauerland ein Schnitzel dieses Namens erworben werden kann.“
Erdrückend gutgemeint.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.10.2024 um 01.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#11175
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Diesem Satz gehen folgende Ausführungen voraus:
Entweder wissen die Deutschen tatsächlich nicht, dass ihre Eltern und Großeltern zur "Regelung der Zigeunerfrage" Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau im "Zigeunerlager" zusammengetrieben, ihnen ein "Z" in die Arme (den Kindern wegen der größeren Fläche in die Beine) geritzt, sie in Gaskammern ermordeten und insgesamt 500.000 Menschen aus zutiefst rassistischen Gründen vernichtet haben – oder es ist ihnen egal. Jedenfalls möchten Sie (sic!) nicht darauf verzichten, Sauce und Schnitzel weiterhin mit der Beleidigung "Zigeuner" zu versehen.
Dann folgt dieser Satz:
Die Weinerlichkeit mit der ein erheblicher Teil unserer Bevölkerung auf die Kritik an solchen Geschmacklosigkeiten reagiert, lässt mich an der historischen Bildung und am Anstand meiner Landsleute zweifeln.
(https://www.stern.de/kultur/thomas-gottschalk-und-frage–was-man-tun-oder-sagen-darf-35155672.html)
Allen, die das Wort »Zigeunerschnitzel« benutzen, ist es also um eine Beleidigung zu tun? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Herr Anpalagan das wirklich denkt. Er hält das Wort »Zigeuner«, wo immer es auftaucht, für beleidigend. Andere sind anderer Meinung, darunter viele Zigeuner, die sich selber stolz so nennen (und die ich deshalb hier auch nicht, sozusagen zu ihrem eigenen Schutz, umbenennen werde). Das alles ist zu respektieren, und es ist nicht immer leicht, den zum Teil weit auseinanderklaffenden Wünschen gerecht zu werden. Man sollte aber nicht so tun, als ob das Wort »Zigeuner« eine Erfindung der Nazis wäre (apropos historische Bildung). Hätten sie Menschen nicht in »Zigeunerlagern« zusammengetrieben und ermordet, sondern in »Sinti-und-Roma-Lagern«, dürften wir dann heute nicht mehr »Sinti und Roma« sagen? Und wenn wir es dennoch täten, wären wir entweder ahnungslos oder gleichgültig, in jedem Fall aber grimmig entschlossen, Menschen zu beleidigen? Die Sache ist offensichtlich komplizierter. Und deshalb sollte man sich auch bemühen, genauer hinzuschauen, bevor man sich äußert – zumal wenn man anderen vorhält, ebendies nicht zu tun.
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